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Der Tower 185 – nach strengen Nachhaltigkeitskriterien entworfenen, ist mit einer Höhe von 200 m Deutschlands vierthöchstes Bürogebäude. Fertigstellung war 2011, steht in unmittelbarer Nähe zur Messe. Der Tower an sich hat 51 Stockwerke, das vorgelagerte Sockelgebäude sechs. Darunter eine Tiefgarage. Hauptsächlich Banken und Finanzdienstleister haben sich dort eingemietet. Und eben ein Restaurant. Das Ristorante Tridico. Mein Fräulein verdient sich in diesem Gebäude, wenn auch „nur“ im dritten Stock, unsere Brötchen. Wenn sie nicht gerade mit der Kollegin in der Betriebskantine futtert oder im benachbarten Skyline-Plaza spachtelt, „luncht“ sie auch des Öfteren bei diesem kleinen, feinen Italiener. Mittagstisch gibt es für 12€, zwei Gänge. Sie ist dann meist schon kurz vor zwölf dort, da das Lokal mittags immer voll ist. Viele Banker vertreiben sich hier ihre Mittagszeit.
Dem Anlass unseres diesmaligen Besuchs geht eine fast zweijährige Leidenszeit meiner besseren Hälfte voraus. Steuerberaterkurse sind trocken, intensiv und nervenaufreibend. Auch für mich… Mit zwei ihrer Leidensgenossen sollte an diesem Abend noch mal auf den erfolgreichen Abschluss angestoßen werden. Daneben darf es auch was zu essen sein. Reserviert hatte sie im Voraus für fünf Personen um 20 Uhr. Ich fuhr gemütlich mit der S-Bahn zum Hauptbahnhof Frankfurt um dort in Empfang genommen zu werden. Eine Kollegin vom Fräulein fuhr im selben Zug, wir marschierten dann zu dritt zum Tower. Das dauerte keine zehn Minuten. Fußkranke oder lauffaule können auch mit der U-Bahn bis direkt unter das Gebäude fahren.
Zum Ristorante gehört auch eine Enoteca die schon gut besucht war. Die ließen wir aber links liegen und schlängelten uns durch die Bistrobestuhlung außen vor dem Lokal zur Eingangstür. Die ist wie die komplette Front aus Glas. Drinnen erwartete uns schon der Kellner, grinste und fragte „drrei Persone?“ Nö, reserviert. Für fünf! Schnell schiebt er dann wie ein Ferrari-Mechaniker zwei Tische zusammen. Garderobe legten wir dann selber ab. Nur ein weiteres Pärchen saß im Raum und aß. Platz hätten bestimmt Hundert.
Und hübsch ist es. Die eine Wand aus Bruchsteinen, dezentes Licht. Bequeme Stühle an stabilen Tischen, eingedeckt mit zweierlei Decken, darauf eine feine Stoffserviette, ein Wasserglas und schweres Besteck, eine Kerze (die schon brannte) und ein Schälchen mit grünen und schwarzen (geschwärzten) Oliven. Dazu ein kleiner Teller zum Tunken von Olivenöl vom Gardasee (freu mich, noch drei Wochen… ;-) ) und Aceto Balsamico.
Wir nehmen Platz. Die beiden Damen an der Wand auf einer gepolsterten Bank. Ich auf dem Stuhl vor dem Tisch. Der noch fehlende Kollege mit Anhang sollte erst zwanzig Minuten später kommen. Aber trinken können wir schon mal. Unser Kellner fragte auch gleich was wir möchten. Ich wollte schon die Karte verlangen, woher soll ich denn auch wissen was es gibt, sprach’s die mir schräg gegenüber sitzende Dame. Sichtlich beeindruckt zog der Kellner von Dannen. Zurück kam er mit einem Korb voll Ciabatta und drei Karten. Dann fragte er gleich wieder. „ Möchte sie eine Wein. Rrot odder weiß…?“ Ja was hammse denn? Er zählte auf. Lugana (Gardasee), Chardonnay (Piemont), Pinot Grigio (Alto Adige). Oder rot, Chianti, Montepulciano d’Abruzzo, eine Valpolicella. Wir wählten dann zweimal den Lugana (0,25 / 5,80€), mein Fräulein den Chianti (0,25 / 5,50€). In die Karte hatten wir immer noch nicht geguckt.
Zeitgleich bestellten wir eine Flasche Wasser. Oh Wunder – San Pelegrino (0,75 / 5,50€) Die Getränke kamen pronto. Schöne große Gläser. Guuut eingeschenkt. Das Wasser wird auch vom zweiten Service-Menschen eingegossen. Diesen sehen wir aber nur beim Servieren der Speisen und Bringen von Getränken. Wortführer ist der freundliche Patron mit dem ständigen Drang uns etwas aufzuschwätzen.
Kaum ist unsere Runde vollständig, steht der Kellner wieder mit zwei weiteren Karten neben uns. Auch die „neuen“ werden gleich mit der Getränkeabfrage überfallen. Zumindest der junge Herr am Tisch tut ihm den Gefallen und bestellt einen Martini (3,80€ / 4cl) Seine Freundin schaut erstmal. Wir studieren die Karte. Ein Karton, Format DIN A 4, mit vier Seiten Gerichte. Vier Suppen uns Salate. Eine Seite Vorspeisen, eine Seite Pizza. Dann zwei Seiten Pasta und je eine Seite Fleisch (Rind, Schwein, Kalb) und Fisch (Schwertfisch, Seeteufel, Seezunge, Lachs und Calamar). Vielleicht sind es doch mehr als vier Seiten. Trotzdem sehr überschaubar. Desserts laut Karte vier, in der Vitrine an der Theke aber eine deutlich größere Auswahl. Ich spielte schon mit dem Gedanken mich im Anschluss mit einem Löffel da rein zu setzen. Sah seehr verführerisch aus :-p…
Der Herr des Hauses wirkte als hätte er es eilig. Während wir über den Karten hingen und ungezwungen quatschten versuchte er uns die Tagesempfehlungen nahe zu bringen. Babycalamari auf Rucola, Lammcarée in Barolo und Schwertfisch vom Grill. Dann verschwand er wieder. Um kurz darauf wieder zu kommen und uns anzubieten, einen Teller mit gemischten Vorspeisen für uns fünf in die Mitte des Tisches zu stellen. Er könnte uns leckere Sachen zusammenstellen. Wir überlegten kurz. Aber es gibt Babycalamari. Da kann Fräulein nicht nein sagen. So bestellte jeder individuell. Die Hauptspeisen gleich mit. Und einen zweites Glas Wein für die Weißweintrinker. Der war schon gut der Lugana San Benedetto von Zenato. Die Flasche hätte dort 22€ gekostet. Vergleichsweise günstig. Mittlerweile hatten wir auch die Oliven verputzt. Wobei die grünen mir besser gefielen. Mariniert in Öl und Knoblauch, waren mir die schwarzen etwas zu bitter. Das gereichte Brot, sehr locker gebacken missbrauchten wir um das feine Olivenöl zu tunken. Andere bevorzugen Rotwein, mir mundete das Öl ausgesprochen gut. Feinfruchtig, duftete nach frisch gemähter Wiese. Hahhh… Italien. Hatte ich schon erwähnt dass ich in drei Wochen in Urlaub fahre…
Dann kamen die Vorspeisen. Optisch schon ein Highlight!
Siepa tiepida con cuori di sedano (8,50€)
Jamjam! Gegrillter Tintenfisch, lauwarm auf Rucola mit einer Zitronen-Olivenöl-Vinaigrette und Kräuteraioli. Dazu ein paar Blätter Lollo Rosso, Gurkenscheiben und halbierte Cocktailtomaten. Und die hatten richtig gutes Aroma. Der Hauptdarsteller war sehr gut gegrillt. Hatte etwas Biss, war aber noch weit genug entfernt vom Autoreifen. Ich hatte richtig Spaß mit meiner Wahl. Mitgegrillt wurden Schnitzen von Zitronen, was dem Gericht die nötige Frische verpassten. Und reichlich war es allemal! Gute 4*
Babycalamari auf Rucolabett und Balsamicocreme (16,50€)
Im Nachhinein muss ich mich fragen warum hier sechzehnfuffzig aufgerufen werden… Wenn ich mir beide Teller betrachte war es ziemlich das gleiche wie meine Vorspeise. Etwas anders angerichtet, mehr Rucola und eben die Balsamicocreme. Aber dafür das Doppelte aufrufen? Zugegeben. Der kleine Kopffüßler war zarter als das, was ich hatte, war auch vor dem Fettbad in Mehl gewälzt worden. Geschmeckt hat es schon etwas besser. Aber auch nicht doppelt so gut. So nur 4*
Unsere drei Begleiter entschieden sich für Vitello Tonato. (11€) Auf dem Teller sah man nur Soße und zwei Kapernäpfel. Das Kalb gut versteckt. Es hat wohl geschmeckt. Alle drei waren sehr zufrieden.
Beim Abräumen fragte der Patron nach der Zufriedenheit. Wir hatten keinen Anlass zu Kritik. Nach einer angemessen Wartezeit servierte man uns die Hauptgänge. Dabei bestellte ich mir einen Barbera del Monferatto (0,25 / 5,10€) Feines Stöffchen. Kirsche, Mandel, Samtig. Es sollte am Abend noch ein weiterer werden ;-)
Tortelloni ai Porcini (13€)
Sechs große Nudeln auf einem quadratischen Teller serviert. Nappiert mit einer leicht würzigen Tomatensoße. Die Füllung schmeckte mehr nach Rucola und Parmesan als nach Steinpilzen. War aber durchaus akzeptabel. Dazu gebratene Steinpilze und gehobelter Parmesan. Alles in allem ein gutes Gericht. 4*
Tagliatelle Toscana (11€)
Sah in dem tiefen Teller erst mal sehr wenig aus. Aber der Teller war sehr tief. Manch einer bräuchte wohl eine Leiter um ganz nach unten zu steigen. Auf dem Bild nur schwer zu erahnen windeten sich in der Tiefe perfekte Tagliatelle um die gebratenen Pilze. Die Nudeln wirklich al dente, wenn nicht selbstgemacht, war es ein sehr gutes Frischeprodukt. Die Pilze erwiesen sich als TK-Produkt. Hatte ja insgeheim auf südafrikanische Importware gehofft, aber gut. War eigentlich zu erwarten. Dafür schmeckten sie wirklich gut. Gar nicht mal so wässrig… Die Soße war noch ein ticken besser als die des anderen Gerichts. Würziger, runder, kräftiger. Schön mit Lorbeer und Rosmarin aufgepeppt und gut Pfeffer drinnen. Dazu meinen heißgeliebten Rucola, Cocktailtomaten und Parmesan. Sehr, sehr lecker! Wären es frische Pilze gewesen, gäbe es volle Punktzahl. So nur gute 4,5*
Eigentlich satt. Der Chef fragte wieder nach unserem Wohlbefinden. Alles Bestens. Die Anderen waren auch sehr zufrieden. Da gab es Farfalle mit Scampi (nein, Garnelen), Schweinefiletmedaillons und von der Empfehlung den Schwertfisch. Den durfte ich auch probieren und war wirklich eine Sünde wert. Selten so guten Schwertfisch probiert! Dazu jeweils Kartoffeln und gemischtes, gegrilltes Gemüse. Alles ohne Grund zum Meckern!
Zwei von uns gingen dann mal vor die Tür um die Lunge zu teeren. Ich gesellte mich dazu um (eigentlich) frische Luft zu schnappen. Draußen auf dem Aufsteller sah ich dann auch erst mal den Preis für Fräuleins Vorspeise. Ob wir es bestellt hätten wenn wir es vorher gewusst hätten. Ich glaube ja. Egal.
Komischerweise waren wir den gesamten Abend mehr oder weniger alleine im Ristorante. Das Pärchen am Anfang verzog sich schnell, gegen halb zehn kam ein Rollifahrer mit zwei Begleitern, die aber auch schon wieder vor uns das Lokal verließen. Das Geschäft wird wohl mittags gemacht.
Als wir dann wieder reingingen mussten wir ja an der teuflischen Vitrine vorbei… Eigentlich waren wir ja satt. Ein Grappa wäre was Feines. Okay. Der Kellner fragte natürlich, pries das hausgemachte, frische Tiramisu an. Und Espresso. Wir fragten ihn dann, ob er uns einen gemischten Teller zurechtmachen könnte. Aber nicht zu viel. Für drei dürfte reichen. War natürlich kein Problem. Sichtlich erfreut stürzte er sich in die Vitrine um Leckereien hübsch auf dem Teller anzurichten. Stolz präsentierte er dann sein Ergebnis. Sein Kollege brachte zuvor fünf Teller und Gabeln, ebenso die Espressi. Fräulein gönnte mir einen Grappa di Moscato (laut Karte 6,50€ / 2cl) auf er Rechnung stand dann 3,20€ und es waren mehr als 2 cl. Bestimmt 4 oder mehr. Und der war guuuut…
Die Dessertauswahl: (15€)
Natürlich Tiramisu. Und endlich mal wieder ein Italiener der sich die Mühe macht den Bisquit selbst zu machen und nicht diese Baby-Lutsch-Dinger in Kaffee zu ersaufen. Dafür, dass ich Tiramisu nicht mag war es aber echt gut. Dann Profiteroles! Vier Stück, zweimal mit dunkler, zweimal mit weißer Schokolade. Die hätte ich alleine verdrücken können. So luftig, locker, ja fast leicht waren die zubereitet. Schwer zu sagen ob selbstgemacht. Aber soo lecker. Zwei Stück Pflaumenkuchen. Mürbeteig mit Pflaumen und Zimt-Zucker-Streusel. Verdammt. War auch gut… Was sich der Künstler hätte sparen können war die Schmiererei mit der Schoko- und Vanillesoße aus der Großverbraucherflasche. Dagegen waren die Heidel- und Himbeeren wieder fein. Insgesamt 4*
Jetzt waren wir aber wirklich satt! So gegen kurz nach elf, die drei anderen Gäste rollten gerade wieder raus, meinte unser Kellner mit einem Grinsen, dass sie langsam Schluss machen würden. Wir sagten „okay, Tschüss“ und er musste lachen. Nein, wir orderten dann die Rechnung. Den Betrag von mehr als 220€ teilten wir durch fünf und gaben dem guten Mann ein ordentliches Trinkgeld. Während wir dann das Lokal verließen, saß die Küchencrew an einem Tisch und aß noch leckeren Fisch. Musste wohl weg ;-)
Fazit:
Positiv überrascht. So gut hätte ich es nicht erwartet! Das Essen hat mich überzeugt und daher gebe ich gerne gute 4*
Der Service hat seine Sache wirklich gut gemacht. Gut, es war nicht viel los, er war daher sehr präsent. Aber der Mann liebt seinen Job und das merkt man. Etwas zurückhaltender am Gast und es wäre für mich perfekt. Wir fühlten uns schon ein bisschen gedrängt bei der Bestellung. Gute 4*
Das Ambiente ist stimmig, hier kann man auch mit der Liebsten einen romantischen Abend verbringen – wenn da nicht die Musik wäre. Bei Eintreten schmetterte ein vollbusige R’n’B-Queen sich die Seele aus dem Leib, was ich gar nicht abkann. Dann italienische Schmusesongs und englische Schmachtheinis im Wechsel. Das geht besser. Und leiser. An diesem Abend war es uns aber egal. Wir hatten Spaß und es ging uns gut. Wenn der Laden mittags voll ist stört es wohl auch keinen. 4*
Perfekt, beinahe die Sauberkeit. Die Toiletten geben keinen Grund zur Kritik. Alles ordentlich, modern, warmes Wasser und Papiertücher. Der Gastraum ebenfalls makellos. Einzig die anhänglichen Balsamicoflaschen gehörten mal abgeputzt. 4,5*
PLV finde ich eigentlich anständig. Abgesehen von der einen Tagesempfehlung waren die Preise gerade für Frankfurter Verhältnisse im Rahmen. Mengenmäßig auch okay. Auch hier 4,5*
4- Wir kommen gerne wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")