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Zeche: 115,80 (zwei Personen)
Allgemein
Seit vielen Jahren verbringen wir im Juni eine Woche auf Norderney und das bedeutet Einkehr in sieben verschiedene Restaurants. Da baut sich im Laufe der Jahre ein ordentlicher Erfahrungsschatz auf und da einige Restaurants immer gesetzt sind, ergeben sich für diese auch „Zeitreihen“, die die Entwicklung aufzeigen. Auch heuer waren es sechs wohlbekannte Restaurants, die wir aufgesucht haben und worüber ich berichten werde. Dazu ein Neuversuch (Al Monumento).
Hier aber ein kurzer Vorspann für Alt- und Neuinselbesucher zur Entwicklung seit unserem Besuch 2023.
Im Vorfeld hatte ich leider schon in Erfahrung bringen müssen, dass frühere Konstanten geschlossen wurden. Von Scheerers wussten wir, dass das Wirtspaar altersbedingt aufhören wollte. Ein zwischenzeitlicher Nachfolger musste erfolglos schon wieder schließen und die Räumlichkeiten werden jetzt von einem Makler angeboten. Auch die Wirtin des Kleinen Fischrestaurants hat ihr Restaurant aufgegeben und es ist ein Café eingezogen. Weitere Gastros mit klassischer Küstenverpflegung bestehen nicht mehr: Störtebeker (hat Nachfolger, der es mit Dauerbuffet versucht), Zweite Heimat (jetzt Pizzeria), Neptun (kein Nachfolger), Scarpetta (geschlossen), City Restaurant (kein Nachfolger), Tide (Nachfolger La Mere, hochpreisig). Neue Gastros bieten ansonsten Pizza und Pasta, was wohl immer geht und beim Gast nicht so zu Buche schlägt. Apropos Preise: Die Inflation ist auch in den Norderneyer Restaurants spürbar, allerdings ist der Abstand zur Bremer Gastronomie als unsere Referenz nicht gewachsen. Für gezapftes Pils (Schankmaß 0,25 l) liegt die Spanne zwischen 3,20 und 3,80 Euro. Wasser 0,75 l kommt auf 6,00 bis 8,20 Euro und 0,2 l Wein steht zwischen 6,50 und 8,20 Euro auf dem Bon, es sei denn, man spricht ihm im Oktopussy zu, da startet man mit 12 Euro (oder 6,50 für 0,1 l)! Die Bepreisung der Speisen liegt auf Bremer Niveau, teils sogar darunter. Mit 100 bis 120 Euro einschl. 10 % Trinkgeld kommt man mit zwei Personen hin. Was wir dafür bekommen haben, steht in den Einzelberichten.
Da Sergio
Da Sergio ist nach wie vor der „In-Italiener“ auf Norderney. Seit 2001 ist der Wirt Sergio Casto so erfolgreich, dass er sein Imperium im Nordwesten mittlerweile um sieben Standorte auf dem Festland erweitern konnte, die meist von Familienmitgliedern geführt werden.
Die Geschichte kann man gut auf der Homepage nachlesen (https://dasergio.net/la-famiglia/); dort finden sich auch löblich die Karten einschl. Getränke mit aktuellen Preisen.
Im Restaurant wurde das Interieur hochwertig erneuert. Es ist von den Räumlichkeiten her vielgestaltig, wie ein virtueller Rundgang auf der Homepage eindrucksvoll belegt.
Etwas altbacken: Man kann nur telefonisch reservieren, was man tunlichst Wochen vor einer geplanten Einkehr tun sollte. Fair wurde mir gesagt, dass wir den Tisch für das Zeitfenster 18 – 20 Uhr bekämen.
Der Tisch bestand aus einer bestimmt 5 cm dicken Echtholzplatte und war für uns zwei sehr geräumig.
Wie erwartet, brummte es um 18 Uhr bereits mächtig und das Publikum gewohnt gemischt. Da es im Da Sergio Bruschetta für 7,90 Euro und Pizza ab 12 Euro gibt, können sich auch Familien für Norderneyer Verhältnisse günstig beköstigen lassen.
Neben der Standardkarte gab es 10 zusätzliche Empfehlungen von Jakobsmuscheln (18,90 Euro) über Seeteufel (29,50 Euro) bis zur geschmorten Ochsenbacke (28,50 Euro).
Wir waren mit dem Vitello Tonnato für 16,50 Euro und frittierten Sardinen für 9,90 Euro vorab gut bedient. Beide Portionen gut bemessen und das VT mit rosa Vitelloscheiben und einer klar definierten Tonnosoße; ein paar Kapern mehr hätten es sein dürfen. Die Sardinen wurden heiß aus der Fritteuse serviert. Die Aiolicreme nur mittelmäßig, aber auf diese Fische gehört eh nur frische Zitrone. Dazu ordentliche Scheiben eines Stangenbrotes.
Dann war klar, dass ich die Chance nutzen musste, bei einem Italiener Osso Buco zu bekommen. Laut Karte geschmort in Merlot und mit Kartoffelpüree für 24,00 Euro serviert. Wunderbar zart gegart die Scheibe von der Kalbshaxe und die kräftige Soße mit dem Püree zum Reinsetzen.
Meine Begleiterin drei Tranchen vom Schweinefilet mit Penne in Gorgonzolasoße für 23,00 Euro. Die Sahnesoße mit dem Käse geschmacklich schön käsig und von der Konsistenz her so, dass sie gut mit den Penne aufgenommen werden konnte. Auch damit kehrte Zufriedenheit mit der Wahl ein. Zwar gibt es Da Sergio keinen Salat zu den Hauptspeisen, aber angesichts des kulinarisch Gebotenen und der Portionsgrößen kann sich mancher Italiener in Bremen eine Scheibe abschneiden.
Für unser Essen und das PLV (Speisen) gebe ich jeweils sehr gute 4,5 Sterne. Auch hervorhebenswert, dass wir von einem älteren Kellner gelassen, freundlich und aufmerksam bedient wurden. Laut Bon „Ivo“, was auf Kroatien als Herkunftsland schließen lässt.
Bei den Getränken langt das Da Sergio etwas kräftiger hin: 0,25 l Köpi stramme 3,90 Euro, 0,75 l SP 8,20 Euro und die georderten Weine (Rotling rosé, Montepulciano) lagen bei 8,30 und 8,90 Euro/0,2 l. Aber auf der sehr umfangreichen Weinkarte mit vielen deutschen Weißweinen, wird man auch schon für 7,00 Euro fündig.
Alles in allem, hat Da Sergio dem Al Dente bei mir den Rang des ersten Italieners abgelaufen und ich kann die Einkehr gerne empfehlen, aber frühzeitig anrufen!