"Portugiese im Hamburger Portugiesenviertel mit schmackhafter Küche in dicht gedrängter Atmosphäre"
Geschrieben am 22.09.2017 2017-09-22
Montag: | 13:00 - 19:00 Uhr |
Dienstag: | 13:00 - 19:00 Uhr |
Mittwoch: | 13:00 - 19:00 Uhr |
Donnerstag: | 13:00 - 19:00 Uhr |
Freitag: | 13:00 - 19:00 Uhr |
Samstag: | 13:00 - 19:00 Uhr |
Sonntag: | 13:00 - 19:00 Uhr |
Bei ordentlich hamburger Schietwetter nur bis 18:00 Uhr.
Der diesjährige Hamburgausflug endete wie üblich im „Portugiesenviertel“ hinter den Landungsbrücken. Nach den Besuchen im A Varina, Porto und Nau hatte meine aktuelle Recherche ergeben, dass das Casa del Sabor eine gute Wahl für ein portugiesisches Essen wäre. Laut Homepage wurde das Casa del Sabor 2009 von der Presse wahrgenommen; über dem Eingang heißt es „Seit 2007“.
Ich hatte etliche Wochen zuvor im Restaurant reingeschaut und reserviert, da ich in Hamburg zu tun hatte und es sich deswegen anbot. Man bekommt ein Zweistundenzeitfenster; in meinem Fall von 18:00 bis 20:00 Uhr an einem Samstag. Das war schon ein klarer Hinweis darauf, dass das Casa del Sabor brummt und man die Tische abends zweimal verkaufen kann.
Das bestätigte sich vollends. Wir waren nach unserer Hafenrundfahrt mit Stattreisen Hamburg bereits gegen 17:30 Uhr im Casa del Sabor und man gewährte uns eine kleine Auswahl an Vierertischen, verbunden mit der Ansage, dass die zwei Stunden von nun an zu laufen begännen!
Draußen saßen einige „Nichtreservierte“ an den Tischen längs der Fassade, was angesichts der eher kühlen Wetterlage sicherlich kein großes Vergnügen war. Drinnen schon gut Betrieb, der ab 18:00 Uhr weiter anschwoll und gegen 19:00 Uhr war das eher kleine Casa del Sabor im vorderen Hauptbereich vollends belegt und im hinteren Raum zwischen Küche und Theke weitgehend.
Ich ziehe einmal vor, was ich sonst unter „Ambiente“ zu beschreiben pflege: Die überschaubaren Tische sind im Casa del Sabor sehr eng gestellt. Es stoßen Rückenlehne an Rückenlehne oder Rückenlehne an die schmale Seite des quer stehenden Nachbartisches und ich kann die Kritiken an dieser Enge gut nachvollziehen, die z. B. im Tripadvisor zu lesen sind. An den beiden reihenmäßig zusammengestellten Tischen im hinteren Bereich werden die Plätze getrennt vergeben, so dass man im direkten Kontakt zu seinen fremden Nachbarn links und rechts platziert wird, was man zu tolerieren bereit sein muss.
Wer in klaustrophobischer Enge nicht essen mag, sollte das Casa del Sabor entweder gleich meiden oder aber persönlich vorbeischauen und sich einen Tisch z. B. am Fenster zusagen lassen, der etwas Luft lässt.
Gut besucht waren zu dieser frühen Stunde auch die meisten anderen Portugiesen in dem kleinen Dreieck in der Hamburger Neustadt, die mit den Touristen alle ihr gutes Geschäft machen, die sicherlich meist zufällig irgendwo einkehren. Meine Wahl sah ich von der Küchenleistung her bestätigt. Am Tisch hörte ich aber heraus, dass man eine Einkehr im A Varina, in dem man im Vergleich zum Casa del Sabor geradezu fürstlich sitzt, insgesamt bevorzugt hätten.
Also: Wer aus einer reichen Auswahl gut zubereiteter Vor- und Hauptspeisen der iberischen Küche wählen möchte, die überzeugen und wer beim Essen keine Enge scheut, der wird im Casa del Sabor gut bedient.
Das Preisniveau im Casa del Sabor zeigt, dass die Zeiten, in denen man beim Portugiesen noch sehr wohlfeil speisen konnte, vorbei sind. Es ist aber nicht überzogen und ich gebe für das Preis-Leistungsverhältnis 3,5 Sterne.
Die bescheidene Homepage des Casa del Sabor ist etwas unausgegoren (http://www.casa-del-sabor.de/). Die Speisekarte als Download zeigt mal die Preise, mal lässt sie diese für ganze Rubriken (Fisch, Tapas) aus. Die Getränke werden leider gar nicht gezeigt.
Service:
Am Tisch bedienten uns zwei Frauen im schwarzen Casa-del-Sabor-Look. Die recht junge Kellnerin war engagiert und freundlich. Als ich als Vorhut den angebotenen Tisch hinter der Theke in Beschlag nahm, fielen ihr die kleinen Kaffeespritzer auf den Brottellern auf und sie wechselte diese aus und wischte die untere Tischdecke von den kleinen Spritzern sauber. Sie behielt ihre angenehme Art bei, auch als sich die Volllast für den Service einstellte. Eine etwas ältere Bedienerin schien mir am Anfang recht reserviert, was auf eine Erkältung mit hörbarer Heiserkeit zurückzuführen sein mag. Meine ständige Begleiterin gab mir aber auf, dass „die Heisere“ im Verlauf auftaute und freundlich agierte. Ich erinnere mich noch daran, dass sie die Gläser für den Brandy lobenswert erwärmte.
Erinnerlich erschien auch ein Mann am Nebentisch, um die Unterschiede zwischen den verschiedenen Tintenfischgerichten zu beschreiben, was er gut verständlich leistete.
Die Orders wurden zügig auf den Tisch gebracht. Die Hauptspeisen etwas nah zu den Vorspeisen, was darauf zurückzuführen sein mag, dass auch die Küche bemüht ist, die strikten Zeitfenster zu beachten.
Für die Bedienung sollen es drei Sterne für die ordentliche Pflicht und ein halbes Sternchen für die Freundlichkeit sein.
Die Getränkepreise sind recht gemischt. Für ein Veltins im unüblichen Schankmaß von 0,25 l werden übergriffige 3,10 € fällig. Da muss man gleich zu 0,4 l für stark rabattierte 3,80 € greifen. Eine Flasche Wasser 0,75 l kommt auf 4,90 €. Beim offenen Wein ist man beim schlichten Landwein mit günstigen 2,90 € für 0,2 l dabei. Der von uns reichlich genossene Vinho Verde kam für 0,5 l auf 8,70 € (0,2 l = 3,50 €). Er war nicht besonders perlend und wurde nur mäßig kalt in einer Karaffe im Kühler ohne Eis serviert.
Essen:
Die Karte des Casa del Sabor ist sehr umfangreich und umfasst auch nicht selbstverständliche Leckereien wie Kaninchen, Stockfisch und eine gute Auswahl an Tapas. Zudem zeigt mein Foto von den Empfehlungen der Woche u. a. Miesmuscheln, Käsevariationen mit Feigengelee, Rotbarsch (in Orangensoße!), Lachs, Schweinefilet (in Pflaumensoße!) und Hähnchenbrustfilet am Spieß.
Erst einmal bekamen wir aus der Küche ein kleines Schälchen mit Aioli und einen Korb mit sieben Scheiben eines 08/15-Stangenweißbrots. Das Aioli war standfest und gut knobig. Für mich im beginnenden oberen Drittel meines Rankings anzusiedeln. Für vier Personen am Tisch blieb für jeden ein guter Teelöffel. Man hätte es von der Tapaskarte aber nachordern können. Brot wurde auf Wunsch nachgebracht.
Die Vorspeisen: Für alle die Pimentos del Padron (4,50 €) und Patatas con Mojo (4,90 €) und individuell Gambas em Alho (13,90 €), Tomatensuppe (4,50 €) und zweimal die Sopa de Peixe (6,50 €).
Die Pimentos und Kartoffeln von der Tapaskarte waren gut gelungen. Von den Pimentos musste man etwas von dem gut flockigen Meersalz abschütteln. Die Mojosoße nur leicht pikant und fruchtig und damit für alle am Tisch genießbar.
Ich hatte dann die Fischsuppe, die ich in die Spitzengruppe meines Fischsuppenrankings einordnen möchte, wobei für mich die Basis und damit der Grundgeschmack entscheidend ist und nicht, ob ich eine Garnele oder ein Stückel Lachs vorfinde. Also eine wunderbar fischige, gelbrote, leicht sämige Suppe mit etwas Einlage aus dem Meer und vom Feld in mittlerer Portionsgröße.
Meine ständige Begleiterin bekam im noch siedenden Öl ihre sechs großen Gambas serviert. Im Öl reichlich dünne Knoblauchscheiben und als das Öl nach Verzehr der Gambas abgekühlt war, behielten wir den öligen Sud gerne auf dem Tisch, denn zum Stippen und Würzen war er zu wertvoll, um „ausgehoben“ zu werden. 13,90 € waren für die Portion ein stolzer Preis angesichts der heutigen Einkaufspreise für asiatische Zuchtgarnelen.
Eher mäßig fand ich die für mich zu dick in der Konsistenz und zu sahnige Tomatensuppe ohne besonderen Pfiff; will aber erwähnen, dass sie unserer begleitenden Freundin gefiel.
Ich bekam dann das Kaninchen in Knoblauchsoße (14,50 €). Im Tontopf mehrere Nieren- und Bruststücke vom Kanin, fast randvoll bedeckt mit einer leicht angedickten Knoblauchsoße. Diese war durch eine Unzahl gehobelter Knoblauchscheiben zu einem Knoblauchoverkill munitioniert worden! Ich habe die Soße zum zarten Kanin sehr genossen. Für Esser, denen eine Knoblauchzehe pro Tellergericht schon als Exzess erscheint, ist das Gericht nichts. Die zu Kartoffelachteln geschnittenen Pommes waren gut, aber Salzkartoffeln oder Reis wären zum Aufnehmen der Soßenmenge die bessere Wahl gewesen.
Meine ständige Begleiterin hatte das Schweinefilet vom Grill in Pfeffersoße mit Reis, Pommes und Gemüse als Beilagen (15,20 €). Drei Tranchen Schweinefilet schwammen in der weißlichen Soße und waren mit dieser nappiert und mit grünen Pfefferkörnern belegt worden. Die Soße wurde als zu „bechamelartig“ kritisiert, das Fleisch ging gut durch. Für meinen Geschmack hätten es auch ein paar Pfefferkörner mehr sein dürfen. Gegenüber aß unser Freund den Fischteller mit Tintenfisch, Lachs, Wolfsbarsch, Seelachs und einem Scampo (16,50 €). Die eher kleinen Fischteile waren sorgfältig gegrillt worden und ansehnlich und wurden nach meiner Erinnerung mit Appetit, aber ohne Begeisterungssturm gegessen. Als Beilagen hierzu Pommes, Gemüse und eine Salatgarnitur.
An seiner Seite wurde das Rotbarschfilet in Orangensoße von der Wochenkarte gegessen (16,50 €). Der Fisch in Gestalt von zwei ansehnlichen Stücken war paniert und gebraten worden und dann wie das Schweinefilet mit der gelungenen Orangensoße sauciert und nappiert worden. Soße auf Panade wird ja häufig als Sakrileg kritisiert. Ich bin da pragmatisch und lasse mich vom Geschmackserlebnis im Mund leiten und das war hier gut. Zu diesem Gericht gab es drei große halbe Salzkartoffeln und die Standardgemüsebeilage. Für Puristen, die ihren Fisch nur glasig essen mögen, ist das Casa del Sabor keine Adresse, denn hier wird durchgegart.
Nachdem ich meine Fischsuppe und mein Knoblauchkanin schon leicht euphorisch beschrieben habe, müssen für die Küchenleistung auch solide vier Sterne herausspringen.
Ambiente:
Das Casa del Sabor ist in einem Altbau untergebracht. Links und rechts vom Eingang die im Portugiesenviertel übliche, ungeschützte Tischreihe auf dem Trottoir. Man betritt den vorderen Gastraum, der bis zur Theke reicht. Durch die bodentiefen Fenster ist er hell, unterstützt durch die weiße Farbe an den Wänden mit halbhohen Paneelen.
Hinter der Theke der beschriebene zweite Bereich mit Tischen zum Hof hin mit wenig Tageslicht. Von ihm aus der Blick in die offene Küche.
Der helle Steinfußboden, ein halbhohes Band mit bunten Fliesen mit feiner Ornamentik und gemauerte Rundbögen schaffen eine gelungene Atmosphäre, unterstützt durch zierliche Wand- und Deckenleuchten. Man sitzt in diesem Bereich auf den beliebten dunkelbraunen Stühlen mit geschlossener Rückenlehne und dicken Lederpolstern. Zwei Lagen Tischwäsche und eher große Brotteller mit Besteck findet man vor. Das wirkt nicht nobel, aber gediegen. Leider nur simple Salz- und Pfefferstreuer.
Zum Platzangebot auf und zwischen den Tischen habe ich schon alles gesagt. Positiv ist zu bemerken, dass es auf dem Weg zur Toilette eine Garderobe gibt, die man ohne Störung von Gästen erreicht und keine Tische im Weg zur Toilette stehen, die selbst ordentlich war.
Sauberkeit:
Das Casa del Sabor macht insgesamt einen gepflegten Eindruck. Die kleinen Kaffeespritzer auf den Brottellern hätte man natürlich beim Eindecken sehen sollen und auch ein Messer ließen wir tauschen, weil die Spülmaschine deutliche Spuren auf einer Seite nicht beseitigt hatte.