Geschrieben am 27.11.2016 2016-11-27| Aktualisiert am
27.11.2016
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Basil
Besucht am 19.11.2016Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 250 EUR
Obwohl seit vielen Jahren eine Institution in Hannover und regelmäßig auch trotz der beachtlichen Größe gut besucht, ist das Basil doch immer ein wenig aus meinem Fokus geraten. Erst als Stefan Kobling, der Chef und Sommelier, vor längerer Zeit in Hendrik Thomas Video-Blog "Wein am Limit" zu Gast war, wurde ich hellhörig, denn es kommt nicht allzu oft vor, dass jemand aus Hannover so exponiert seinen Weinsachverstand vor einem breiten Publikum präsentieren kann. Seitdem tauche ich häufig und manchmal nur aus Zeitvertreib in die großartige Weinkarte ein. Doch dazu später mehr.
Heute ergibt es sich also, endlich mal wieder einen Tisch ergattert zu haben und ich bin gewillt, ausgiebig Gebrauch von der Weinkarte zu machen.
So starten wir mit einer halben Flasche Champagner. Eigentlich hätte es ein Blanc de Blanc sein sollen, doch da gerade der Weinkeller umzieht, findet sich die Flasche nicht und Stefan Kobling bringt uns statt dessen eine Flasche Grande Réserve von André Clouet (29,50€), aus Grand Cru Lagen gekeltert. Was für eine großartige Alternative! Cremig, füllig, genau so, wie ich Champagner liebe.
Es werden vier verschiedene Menüs angeboten, alle Gerichte auch à la Carte, aber irgendwie will kein Menü 100% passen, so dass wir bunt mischen. Die Küche kommt damit gut klar und auf der Rechnung finden wir später sehr akkurate Menüpreise.
Als Amuse Bouche wird im Weckglas etwas Cous-Cous-Salat mit Putenfleisch serviert. Etwas zu kalt und hätte durchaus beherzter gewürzt sein können, aber ok.
Das Menü startet auf der gegenüberliegenden Seite mit Wachtelbrust mit mariniertem Wintergemüse und schwarzen Walnüssen. Hier mischt sich eine gut gebratene Wachtel mit schönen, erdigen Gemüsen. Guter Auftakt.
Auf meinem Teller eine Variation vom Rind in Form eines kleinen Schnitzels, eines Wan Tans mit leider relativ homöopathisch bemessenen Fleisches, das dadurch auch etwas undefinierbar bleibt. Hätte durchaus auch Leber sein können, aber ich würde es nicht beschwören. Im Glas dazu Reisnudeln mit einer Art Bolognese.
Unterm Strich eher eine rustikale Version und in sich ein wenig zusammenhanglos, aber durchaus schmackhaft.
Der nächste Gang geht dann eindeutig an mich. Ich bekomme gut gebratene Meeräsche mit getrüffelten Beluga-Linsen. Das Trüffelaroma würde ich hier eher einer guten Trüffelbutter als dem oft sehr synthetisch schmeckendem Öl zuschreiben, aber das ist nur eine Vermutung. Insgesamt ist das stimmig und auch trotz fehlendem echten Trüffel sehr lecker.
Die Jakobsmuscheln auf Soja-Schwarzwurzelpürree mit Ingwer-Cranberries lesen sich gewollter kreativ als sie tatsächlich kommen. Insgesamt überwiegt ein fruchtig-süßer Touch, der mir persönlich ein wenig zu viel des Guten ist.
Zu diesen beiden Gängen trinken wir eine Flasche 2007 Ridge Chardonnay Santa Cruz aus Kalifornien (54,50€), der eine gute Fülle und ein deutlich schmeckbares Holz mitbringt, aber trotz des relativ hohen Alkoholgehalts nicht plump und fett daher kommt, sondern gut ausgewogen. Wir haben im Vorfeld lange über den Wein gesprochen, auf den wir diesen Abend Lust hätten und Stefan Kobling hat mit dieser Empfehlung genau das richtige getroffen.
Was auch für den Rotwein gilt. Hier gelüstet es uns heute nach Südfrankreich und die Karte listet eine große Bandbreite alleine aus dem Roussillon, und hier vor allem aus dem Baiersbronn des südfranzösischen Weinbaus, dem Städtchen Calce auf: ob Domaine de l'Horizon, Matassa, Olivier Pithon oder Domaine Gauby. Alles ist da und in großer Jahrgangstiefe. Wir entscheiden uns für einen 2006 Vieilles Vignes von Gauby (46,50€) und sind sehr glücklich damit.
Im Hauptgang findet sich auf der einen Seite eine gut gebratene, sehr weihnachtlich würzige Ente mit Rotwein-Traubenjus.
Ich habe mich für das Duett vom Spanferkel entschieden und bin zufrieden mit einem sehr schönen Rücken mit krosser Schwarte auf gebratenem Kohl und etwas geschmorter Backe mit Chorizo-Kartoffeln. Die Chorizo geht ein wenig unter und überhaupt ist dieser geschmorte Teil wieder etwas sehr rustikal und losgelöst vom guten Rücken, aber in Summe ist dies trotzdem ein guter Teller.
Im Dessert gibt es auf der anderen Seite des Tisches eine dekonstruierte Version eine Christstollens mit einer für meinen Geschmack sehr dominierenden süßen Marshmallowcreme als Topping auf einem ansonsten stimmigen Ensemble aus Stollenbruch und Vanillecreme.
Ich selbst studiere gerade die Speisekarte und weiß eigentlich nicht mehr, welches Dessert es wohl war. Denn keine Beschreibung passt auf das, was ich erinnere. Es war eine schokoladige Panna-Cotta und ein sehr fruchtiges Sorbet. Das war insgesamt ein schöner und relativ leichter Abschluss.
Wie man unschwer erkennt, war das Essen in Summe in Ordnung und bot wenig Grund zur Klage. Die Karte verheißt hier mitunter eine etwas angestrengt wirkende Kreativität, die auf dem Teller dann aber doch sehr gezügelt und harmloser erscheint. Es gibt wenig Ausreißer nach unten und ebenso wenige nach oben. In Gault Millau-Punkten bewertet, könnte man hier durchaus die 13 ziehen.
Das eigentlich Spektakuläre allerdings ist hier ohne Zweifel die Weinkarte, die sehr individuell, mit einem Schwerpunkt auf biodynamisch hergestellten Weinen, zusammengestellt ist und das zu Preisen, wie man sie vermutlich in ganz Deutschland auf keiner Weinkarte findet. Selten wird hier mal Faktor 2 zum aktuellen Einkaufspreis erreicht, wenn überhaupt. Und dabei finden sich nicht nur exotische No-Names, sondern alles was Rang und Namen in allen Ländern hat inklusive spannender Entdeckungen.
Stefan Kobling versteht es, einfühlsam auf die Wünsche seiner Gäste einzugehen, und wenn er erst mal Interesse beim Gegenüber entdeckt hat, ist er eine wandelnde Enzyklopädie, die sein Wissen gerne teilt und sich ausgiebig darüber austauscht. Wir hatten zumindest einen spannenden und unterhaltsamen Abend. Zu dem im übrigen auch der gut aufgelegte Service beitrug, der sich sehr individuell auf den speziellen Ablauf an unserem Tisch an diesem Abend einstellte.
Um die Tiefen der Weinkarte richtig erkunden zu können, die im übrigen jedem dringend zum Online-Studium empfohlen sei, müssen wir demnächst defintiv mit Freunden hingehen. Alleine wird das sonst zur echten Aufgabe.
Obwohl seit vielen Jahren eine Institution in Hannover und regelmäßig auch trotz der beachtlichen Größe gut besucht, ist das Basil doch immer ein wenig aus meinem Fokus geraten. Erst als Stefan Kobling, der Chef und Sommelier, vor längerer Zeit in Hendrik Thomas Video-Blog "Wein am Limit" zu Gast war, wurde ich hellhörig, denn es kommt nicht allzu oft vor, dass jemand aus Hannover so exponiert seinen Weinsachverstand vor einem breiten Publikum präsentieren kann. Seitdem tauche ich häufig und manchmal nur... mehr lesen
4.5 stars -
"Gutes Essen, grandiose Weinkarte!" tischnotizenObwohl seit vielen Jahren eine Institution in Hannover und regelmäßig auch trotz der beachtlichen Größe gut besucht, ist das Basil doch immer ein wenig aus meinem Fokus geraten. Erst als Stefan Kobling, der Chef und Sommelier, vor längerer Zeit in Hendrik Thomas Video-Blog "Wein am Limit" zu Gast war, wurde ich hellhörig, denn es kommt nicht allzu oft vor, dass jemand aus Hannover so exponiert seinen Weinsachverstand vor einem breiten Publikum präsentieren kann. Seitdem tauche ich häufig und manchmal nur
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