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DaueresserGK0712 hat am 07.Dec Geburtstag
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Ende des 19. Jahrhunderts fanden die ersten Viernheimer Arbeit in den Fabriken der umliegenden Ortschaften Mannheim und Weinheim. Das Bauerndorf wandelte sich zur Arbeiterwohngemeinde. Viele pendelnde Fabrikarbeiter und ihre Familien blieben jedoch Nebenerwerbsbauern. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Viernheim einen wirtschaftlichen Aufstieg und ein starkes Anwachsen der Bevölkerungszahl. Seine günstige Verkehrslage förderte seinen Wandel zur mittleren Industriestadt. (www.viernheim.de/Geschichte.)
Erstaunt schauten wir anfangs durch die großen Glasscheiben ins Lokal. "Ziemlich voll", dachten wir, aber unsere Kollegen aus Viernheim hatten reserviert, wir also rein und schon kam uns dieser Duft aus verbranntem Koriander und Fett entgegen. Wir hatten wie gesagt reserviert, aber der Name war unbekannt, wir wurden sogar von der planlosen und hoffnungslos überforderten Bedienung vor den Augen unserer Freunde an einen anderen Tisch platziert (oh jesses)
Nach 10 Minuten bekamen wir die Speisekarten und wählten jeweils die gemischte Vorspeiseplatte (die ist auch in dem Video auf der Homepage zu sehen), 2 Hefe vom Fass (zum erfrischen, es war sehr warm) eine Falsche Dornfelder, Mango Lassi und eine Flasche Wasser.
Das Beste an den Getränken war das Wasser von Gerolsteiner, allerdings ne Plastikflasche. Aus der Flasche Wein wurden 2 Gläser, ich probierte, oh gott, viel zu sauer. Selbst als "Cola-Rot" würde dieser Wein nichts taugen (das gute Cola), das Hefe war viel zu hell und hatte überhaupt kein Hefe Geschmack. Das Mango Lassi in Ordnung.
Dann wurden die 8,50 Vorspeisenplatten serviert. Fisch, Gemüse und so ein minzige, leicht scharfe Pampe in Kichererbsenmehl ausgebacken, dazu gabs eine braune und eine peppige Minze Soße. 8,50 etwas hoch dimensionert, dennoch war das geschmacklich in Ordnung. In der Zwischenzeit kamen Mutter und Tochter an den Nachbartisch, nach 30 Minuten schauten sich die beiden fragend an, wir schauten auch auf die Uhr, gut eine Stunde da, unser Essen wird gleich kommen ...
Verwunderung machte sich breit, als die Gäste am Nachbartisch einen "Gruß aus der Küche" bekommen haben. Fladenbrot mit den 3 typischen indischen Saucen. Bei uns wurde das vergessen... die Gäste schauen uns an und fragen nach, sie hätten ja noch gar nichts bestellt, sie sitzen schon 45 Minuten rum ... Nach knapp 2 Stunden Wartezeit fragte ich den witzigen Mann mit Turban, ob man unsere Esssen vergessen hätte. "Lülülülülülülü lülllülülülü " rief er in die Küche und nach 5 Minuten kam er mit den Warmhalteplatten an unseren Tisch. "Essen kommt gleich, er habe etwas Druck gemacht" -- wir staunten nicht schlecht, haben unsere Sprachkenntnisse erweiteret : " "Lülülülülülülü lülllülülülü "-- auf deutsch: Druck machen !!
Mit druck und Hitze wurden unsere Hauptspeisen allesamt gemacht: mit zu viel Hitze, leider waren 3 Gerichte von 4 viel zu schwarz.
Eine der typischen indischen Spezialitäten - der Tandoor - ist der typische Holzkohle Lehmofen der Inder zum Backen und Grillen. Auf dem Boden des krugförmigen Ofens wird Brennholz entzündet. Die Wände sind mit festgebranntem Lehm ausgekleidet. Fleisch, Fisch und Fladenbrot bekommen dort ihren typischen Geschmack...geschmacklich war das Lamm bei meinem T6 Gericht - Lamm Tikka aus dem Tandori in Ordnung, leicht rose im Innern, aber nach Pfefferminz schmeckte bei mir gar nichts, laut Karte schon. Auch bestellte ich Original scharf, aber meine Soße schmeckte lediglich ein Tick schärfer als das ganz milde Hühnchen Tandori Gericht meiner Freundin (12,50). Mit Mango Sahne, 2 kleine Fleischstückchen in einem kleinen Kupfertopf mit viel Soße. Meine Freundin schemckte das (kleine) Gericht aber sehr gut. Ach ja, 16,50 kostete mein Gericht. 4 Mittelgroße Gulasch Stücke Lammfleisch, ein Löffel Reis, ein kleines Schälchen Soße, kein Gemüse, kein Salat.
Bleibt noch das Aushängeschild jedes Lokales, das teuerste Gericht auf der Karte: Gewählt von unseren Freunden aus Viernheim: Tandori Mix Speciale, einmal mild und einmal scharf für 19,80. Schweinefleisch, Lamm, Fisch und Garnelen bzw eine Garnele, ein Stück Fisch, ein Stück Lamm und ein Stück Schwein, hervorragend gegrillt, leicht schwarz und verbrannt an den Ecken, beide Saucen schmeckten einheitlich ...
Ich bestellte mit großem Hungergefühl die Dessert karte und sah "indische Quarkbällchen mit Pistaziensauce" und fragte den Turban Inder mit extrem Rückenbeharrung (sah man deutlich aus dem zu engen Hemd hervorsprießen) seine Antwort "Lülülülü, nehmen sie Fillii" - also nahm ich Filli für 3 Euro. Eine Art kalte Grießbrei mit fruchtiger Note, kleinen Nüsschen und Pistazien, mit das Beste was ich heute Abend gegessen habe .. so dass ich dann noch auf gut gemeinte aufgerundete 1,5 Sterne komme.
Fazit:
Mit viel Wehmut habe ich an meinen letzten Besuch bei einem Inder in Ludwigshafen gedacht. Dort kommt das Gemüse welches bei den Hauptgerichten Verwendung findet, vom regionalen Bio Bauern aus Neustadt, hier verzichtet man lieber komplett darauf. Auch die prächtigen Farbenspiele bei den Gerichten vermisste ich heute. Dafür hatte ich einen fettig indisch sitzenden Geruch komplett in meinen Klamotten, die sofort eine Nacht auf dem Balkon verbracht und heute morgen in den Wäschesack gewandert sind.