"Regionale Wohlfühlküche"
Geschrieben am 08.12.2019 2019-12-08 | Aktualisiert am 14.05.2020
"Fernköstlicher Abend in der Nürnberger Südstadt"
Geschrieben am 14.09.2019 2019-09-14 | Aktualisiert am 14.09.2019
Wir haben wieder für Sie geöffnet
Liebe Gäste,
seit dem 03.09.2019 sind wir wieder für Sie da.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Ihr Pizzeria Sole Team
Betriebsurlaub
Liebe Gäste,
wir machen Betriebsurlaub vom 05.08.2019 bis 02.09.2019
Wir wünschen Ihnen eine erholsame Zeit!
Ihr Pizzeria Sole Team
Wie auch das Ambiente. Im Wonka beweist man Mut zur Farbe, rot gestrichen und goldfarben gewischt leuchten Wände, Träger und selbst die Decke. Abwechslungsreiche Terrakotta-Fliesen erfreuen das Auge, bevor türkis bezogene, bequeme Sessel vor weiß gedeckten Tischen in dasselbe springen. Fliesen und weitgehend nackte Wände sorgen allerdings für eine schwierige Akustik. Für vertrauliche Geschäftsessen sollte man in den Gesellschaftsraum im Hinterhaus ausweichen.
Sowohl an der Eingangstür, als auch im Inneren des Altbaus, der einen herzallerliebsten Innenhof versteckt, sowie zu den tadellosen Toiletten im Keller sind leider Stufen zu überwinden.
Gern hätte ich erneut einen Clairette geordert, der aber nicht offen ausgeschenkt wurde. Bevor ich traurig werden konnte, offerierte man mir als kluge Alternative einen Schaumwein von der Gamay-Traube mit Restsüße. Also alles, was ein fruchtiger Süßer wie ich gerne trinkt... (Ja, gebt mir;-)). Mit 7€ zudem günstig.
Ganz in Ruhe konnte ich nun aus der vernünftig reduzierten Karte wählen, die erfreulicherweise zum Mitnehmen gedacht war. Naja, vielleicht nicht gedacht, aber was sollte das Lokal mit meinen Kritzeleien darauf schon anfangen, außer zu entsorgen?
Angekündigt wurden
PERLHUHN - MISO - SPARGEL
SEEHECHT - KAPERN - SARDELLEN
KALBSLEBER - ORANGE - MALZ
REH - SELLERIE - WALNÜSSE
BLEU D‘AUVERGNE - BIRNE
5 Gänge schlugen mit 84€ zu Buche. Durch das Menü begleitete mich ein junger Chardonnay aus dem Languedoc, mit harmonischen Vanille- und Holznoten. 48€ war schon nicht mehr ganz so kundenfreundlich, aber auch nicht völlig überzogen.Der 2008 Colheita Port zum Käsegang kostete schließlich 7,5€. Auf die folgende weiße Spätlese (Alary, Cuvée Bénédicte) wurde ich ebenso eingeladen, wie zuvor zum angenehm fruchtigen Vacqueyras der Domaine d’Orea aus Grenache und Syrah, der das Reh begleitete. Es ist halt immer eine Mischkalkulation und für beide, Wirt wie Gast müssen Aufwand und Ertrag angemessen sein. Hier war das der Fall, dafür gerne 4 Sterne.
Die Küche grüßte dreifach und unterschiedlich freundlich:
Ein mit warmer Maiscreme schmackofatzig überzogenes Maisbrot gefiel mit stark duftendem Purple Curry und etwas fruchtigem Hibiskus. Das Mundgefühl aber schnell sehr breiig, etwas Knusper hätte hier gut getan. Gut.
Sehr gut funktionierte glasierter Brokkoli mit einem nicht zu saurem Zitronenkompott und Amaranth, der Röstaromen mitbrachte. Eine überraschende Kombi, die frisch und gemüsig schmeckte, aber auch angenehm füllig. Sehr gut.
Der abschließende Macaron war missraten: Furchtbar trocken und einseitig süß. Vermutlich sollte er zusammen mit dem Limetten-Kürbiskerngelee gegessen werden, bei dem sich der typische Geschmack des Öls erst nach und nach aus der starken Säure entwickelte. Aber wer tut so etwas, wenn er keinen Hinweis vom Service bekommt?
Auch kein Volltreffer bei den beiden, sicher im Haus gebackenen Brotsorten. Zwar schmeckte insbesondere die Variante mit Tomate, Anis und wohl auch Kümmel versetzt, aber mit schwerer Krume und absolut weicher Kruste.
Da konnte auch die weiche Butter mit karamellisiertem Zucker und Limettenabrieb nicht mehr viel rausreißen. Dann lieber von einem sehr guten Bäcker zukaufen, ist ja keine Schande.
Der erste Gang versöhnte mich sofort mit der Küche:
Klar angerichtet überzeugten die beiden Tranchen Perlhuhnbrust durch Geschmack, Saftigkeit und einer leicht knusprigen, gut gebräunten Haut. Die standfeste Miso-Hollandaise hatte eine deutlich Salzigkeit und schöne Säure, was mir gut gefiel und auch gut passte, denn der Spargel wurde nicht nur bissfest gegart gereicht, sondern auch als säuerlich marinierter Salat. Insgesamt etwas salzig, aber das lag noch im Bereich des persönlichen Empfindens, ebenso wie der Teller, den ich sehr schön finde.
Mit dem zweiten Gang konnte sich die Küche nochmal steigern.
Perfekt gegarter Seehecht (ein Fisch, den ich lange nicht schätzte, aber seit einem Aha-Effekt im Durlacher Ochsen gern bestelle), wurde von einem Schaum von gegrilltem Fenchel, einer Sardellencrème und einer nicht zu festen Majonäse mit frittierten Kapernblüten begleitet. Das war einerseits füllig zum kräftigen Fisch, aber hatte durch die vielen würzig-bittrig Wildkräuter und Blüten auch das unerwartete Aroma einer frischen, feuchten Wiese. Eine lange im Ofen gegarte Tomate steuerte schließlich intensive süßsaure Frucht bei. Sehr, sehr guter Gang.
Mit einer rosa gebratenen, leider etwas sehnigen Kalbsleber ging es in die Fleischgänge.
Gut gefallen hat mir die Orangen-Malz-Sauce, mit der die Leber auch lackiert worden war. Frittierte Zwiebeln sorgten für einen schönen Crunch und das Kartoffelpüree gab zusammen mit der Sauce eine Bindung. Sonst passierte nicht mehr viel auf dem Teller. Vielleicht sind Saubohnen eine regionale Beilage zur Leber. Wohl nur kurz blanchiert taten sie meiner Meinung geschmacklich nichts für das Gericht, zumal die knackige Abteilung schon mit den Zwiebeln abgedeckt war. Auch die Kräuter waren zu wenige und zu schwach um sich gegen Fleisch und die süß-fruchtigen Aromen der Sauce entscheidend in Szene zu setzen. Die vermutliche Idee einer „frischen“ Komponente wurde nicht auf den Teller gebracht. Licht und Schatten.
Das folgende Reh der noch ganz jungen Saison kam einmal als untadeliges, kurz gebratenes Rückenstück - sehr lecker.
Die geschmorten Stücke waren dagegen zu trocken, wobei die kräftig reduzierte Sauce schon weiter half. Sehr gelungen das Trio von Sellerie: Mousseline, fein frittierte Raspel und ein frischer Salat mit kandierten Nüssen. Das war alles stimmig und schmeckte wohlig, ohne langweilig zu sein.
Der Bleu d‘Auvergne kam nicht, wie von mir gehofft, als verarbeiteter Gang.
Aber die Ware des Nürnberger Käseladens war wohl gereift und neben der Zwiebelmarmelade auch von einer schönen Portweinbirne und Nüssen sekundiert. Solider, unaufgeregter Abschluss, da ich nicht nur auf den Dessertgang (Rhabarber - Tonkabohne - Cheesecake) verzichtete, sondern auch auf die kleinen Köstlichkeiten der Patisserie.
Das Team um Christian Wonka konnte zwar nicht mit allen Tellern begeistern. Aber der klare Schwerpunkt auf regionalen und saisonalen Produkte ohne Luxus und Attitüde schafft eine Wohlfühlküche, aus der die starken Saucen herausragen. Lecker, lecker, gerne wieder!