"A Trip Down Memory Lane – ein Provinz-Grieche nach DEHOGA Standard…"
Geschrieben am 05.06.2017 2017-06-05 | Aktualisiert am 05.06.2017
"Neues Leben im gastronomisch altgedienten Gewölbekeller"
Geschrieben am 14.05.2017 2017-05-14 | Aktualisiert am 17.05.2017
"Kreatives Überraschungsmenü im Gourmetrestaurant"
Geschrieben am 02.05.2017 2017-05-02 | Aktualisiert am 02.05.2017
"Zu Ostern gibt's Brunch...."
Geschrieben am 12.04.2017 2017-04-12
"Immer noch - einfach und gut!"
Geschrieben am 18.03.2017 2017-03-18 | Aktualisiert am 18.03.2017
"Sehr solide bürgerliche Küche"
Geschrieben am 11.02.2017 2017-02-11 | Aktualisiert am 11.02.2017
"Neue Fotos von unserem "Lieblings-Italiener""
Geschrieben am 28.01.2017 2017-01-28 | Aktualisiert am 28.01.2017
"Außergewöhnliche Location mit sehr gutem Essen!"
Geschrieben am 11.12.2016 2016-12-11 | Aktualisiert am 11.12.2016
Es ist Spätsommer 1983, ein lauer, sternenklarer Samstagabend in der Solinger Südstadt.
Der achtjährige Herr Shaneymac ist in Begleitung seines besten Kumpels René und der beiden Elternpaare, gemeinsam trotten wir gut gesättigt von der Krahenhöhe die steile Klingenstraße herunter in Richtung der nahen Domizile.
Die Eltern in guter, leicht weinseliger Stimmung, René und ich sind betrunken von Fanta und Apfelschorle und kulinarisch lag das Großartigste hinter uns, was uns in unserer damaligen Vorstellung passieren konnte: Ein Abend im Olympia!
Zumindest für mich, denn während mein werter Kindergarten-BFF dank einer fantastisch kochenden spanischen Mutter auch von Haus aus früh mit mediterranen Geschmackswelten in Berührung kam, war meine Kindheit dank der Abneigungen meiner Mutter verlässlich befreit von Olivenöl, Knoblauch und Co. – auch wenn sie derlei im Restaurant sehr schätzte und bis heute schätzt, ich habe es nachträglich nie verstanden.
Und so fanden meine ersten Begegnungen mit so manchen Aromen des Mittelmeers in den frühen Achtziger Jahren in den Pizzerien, Spaniern, Balkanesen und Griechen des Bergischen Landes statt, sieht man von den Familienurlauben im Süden ab.
Für ein Kind, das bis zu seinem ersten, unvergessenen Löffel Olivenöl nicht wusste, das es andere Fette als Biskin und Sonnenblumenöl gibt, waren diese Ausflüge in ferne kulinarische Gefilde damals eine himmlische Angelegenheit.
Zumal meine Eltern mir noch heute bei Gelegenheit vorhalten, ich wäre in Sachen Essen schon immer „komisch“ gewesen, denn ich hatte schon im frühen Grundschulalter darauf bestanden, jede der damals raren öffentlich-rechtlichen Kochsendungen zu schauen und Herrn Bocuse begeistert beim Gemüse tournieren zu beobachten.
Aber genug der kulinarischen Familien-Aufstellung, ich möchte nur sagen, dieses Restaurant ist für mich auch ein emotionaler Ort mit Blick auf sensorische Schlüsselmomente der Kindheit, ich war nun sicher 15 Jahre nicht mehr dort gewesen, bis Anfang 20 aber reichen die Besuche sicher in dreistellige Regionen vor.
Zwischenzeitlich ging das Haus durch mehrere Hände, Karte und Interieur blieben stets weitgehend unangetastet, der Bergische reagiert sensibel auf Veränderungen, das weiß auch der smarte Hellene.
Strohwitwer-Dasein, die günstige Lage auf meinem Arbeitsweg und eine hier auf dieser Seite gelesene Gyros-Orgie brachten mich an diesem Mittwochabend in Versuchung, nach all den Jahren noch einmal ins Olympia zu gehen: Wirt von der Insel des Pelops, stell‘ die Fanta kalt!
Kritik
Verkehrsgünstig an der Krahenhöhe gelegen ist es, das Urgestein im Solinger Gyros Universum, seit 40 Jahren werden hier Generationen hungriger Ureinwohner mit Bergen von Grillfleisch glücklich gemacht, geändert hat sich hier trotz diverser Pächterwechsel nicht wirklich viel.
Außenansicht
Gegen halb sieben rollte ich auf dem rückwärtigen, ausreichend bemessenen Parkplatz aus und sofort überkamen mich wohlige, unbeschwerte Kindheits-Erinnerungen: Der dominante Baum, den meine Mutter vor 30 Jahren mal beim Rückwärtsausparken als „Verzögerungshilfe“ für den nagelneuen Vorführwagen meines Vaters (selbstredend zu dessen allergrößten Freude…) nutzte, steht immer noch und Kampfspuren neueren Datums beweisen, dass sie hiermit mitnichten alleine war und ist.
rückwärtige Ansicht
Den großen Biergarten gibt es – ich mag mich mit den Jahren täuschen - „erst“ seit ca. 15 Jahren, dieser war aber auch ein Grund für die Wahl des Lokals an diesem leicht schwülen Frühsommertag, es lockte die Aussicht auf ein kühles Feierabendbier unter schattenspendenden Bäumen – und das ohne das Hemd hernach in Natronlauge reinigen zu müssen, um Gerüchte zu vertreiben.
Am Eingang zum Biergarten steht ein kleiner Verschlag, in dem eine Außen-Bar für kurze Wege im Getränke-Nachschub untergebracht ist, eine dort postierte, in Kellnertracht zitierendes Schwaz-Weiß gekleidete junge Dame begrüßte mich freundlich und bot mir freie Tischwahl an.
Zunächst einmal aber suchte ich die Toiletten auf, aus Neugier was sich im Inneren getan haben könnte und aus Gründen des profanen wirklichen Bedarfes.
Ich musste schmunzeln, die Zeit war - sieht man von denkbar vorsichtigen Renovierungen ab - stehen geblieben, vor meinem geistigen Auge saßen René und ich an einem Ecktisch und machten uns über die griechische Klimper-Musik lustig, in dem wir mit den Gabeln Luft-Bouzouki spielten.
Gastraum hinten
Nähme man den Gastraum mit einer Polaroid auf, niemand könnte auf Anhieb sagen, ob das Bild von 1986 oder 2017 stammt, eine wahre Zeitkapsel dieser Laden.
Saal / vorderer Gastraum
Leider kehrte sich dieses eigentlich wohlige Vintage-Gefühl beim Besuch der Toiletten leicht ins Negative, denn die im Kellergeschoss liegenden düsteren Räume versprühen den Charme einer Erziehungsanstalt aus den 60er Jahren.
Zwar hat man sich bemüht, mit etwas Deko im Flur gegenzusteuern und es ist sauber und wohlriechend, aber die Kacheln und die Sanitäranlagen sind dermaßen in die Jahre gekommen, das man unwillkürlich Angst hat irgendetwas anzufassen – totaler Revovierungsstau!
Schnell wieder zurück in den sonnigen Biergarten, ich suchte mir ein ruhiges Eckchen und wenige Sekunden später hatte ich die Karte und einen Ouzo vor der Nase, den ich mit Blick auf den Führerschein mit entschuldigenden Worten zurückgehen ließ, was mit freundlichem Verständnis quittiert wurde.
Biergarten
Ein Bier vom Fass wollte bestellt werden, ich fragte nach einem kleinen Glas, „draußen leider nur großes Bier“ erwiderte Hellas schöne Tochter, ich musste schmunzeln - „Aha, draußen nur Bier-Kännchen!“
Das Bier wurde schnell gebracht, 0,4l Warsteiner zu 2,80€, ich mag es gerne noch etwas kühler und vor allem herber, aber die Bier-Alternativen vom Fass waren allesamt ebenfalls denkbar „unherb“ und das Pils erschien als das kleinste Übel.
Die Karte selbst könnte stereotyper nicht sein, der Prototyp der griechischen Fleischberg-Restauration: keine Tageskarte, dafür Grillteller in 54527349 Varianten, allerlei überbackenes aus dem Ofen, eher einfache Vorspeisen-Klassiker (für Mese Fans sicher kein Pilgerort!), jeglicher Fisch verdächtiger Weise ohne jeglichen Verweis auf Verfügbarkeit und natürlich die unvermeidlichen „internationalen Gerichte“ für die Hardcore-SchniPoSa-Fraktion.
Olympia „Fun Fact“: Selbst die Namen der wenig filigranen Fleischbaukastentellergerichte sind seit über 30 Jahren völlig unverändert, alleine das Wort „Meteora Teller“ jagte für einen weiteren Sekundenbruchteil lebhafte Erinnerungen durch meine alternden Synapsen.
Ich wollte eine kleine Vorspeise, dann Operation Meat-Mountain, dazu etwas Brot und Zaziki.
Zaziki gibt es bei den Vorspeisen, den Teller zu 4,50€, ich fragte an das Bier zurückdenkend wenig optimistisch, ob es hiervon auch eine kleine Portion gäbe und siehe da „Kein Problem, wir machen Ihnen eine halbe Portion!“ – wundervoll, ich bestellte und versuchte den Moment zu genießen.
Dies wurde durch die laute Burger Land Straße mit der lebhaften Kreuzung erschwert, wenn während der Rotphase die Motorrad-Touren Fahrer die Motoren hochdrehen, davor ein Kevin in seinem Bauern-Porsche die Anlage austestet und ohnehin Rush-Hour ansteht, ist Kontemplation leider nur ein frommer Wunsch, soviel zur Lage für Auswärtige, am Wochenende und später am Abend natürlich ruhiger.
Und wenn das Motorengetöse mal kurz verstummte, war es an diesem Abend ein Nachbar, der mit seiner elektrischen Heckenschere ständig dafür sorgte, das man glaubte man würde am Küchenfenster sitzen und das Gyros im Akkord runtergeschnitten, passte wenigstens thematisch.
Keine zehn Minuten später ging es los, meine
Baby Kalamares mit Knoblauch vom Grill – 8,50€
wurden serviert, zusammen mit etwas Fladenbrot, dem obligatorischen Krautsalat (siehe obige Polaroid Anmerkung…) und auf meinen Wunsch bereits mit der kleinen Portion Zaziki, die man mit sehr fairen 2€ berechnete.
Das Gericht verströmte appetitliche Noten von einem Hauch Meer, warmen Olivenöl und Knoblauch in einer Dosis, die Vampire bis hinter Wuppertal in Schach gehalten haben dürfte.
Baby Kalamares mit Knoblauch vom Grill
Optisch rustikal aber ansprechend, sechs Tuben mit leichten Grillspuren auf einem Bett von Eisberg-Salat in feinen Streifen, ein wenig Gurke, Tomate und Peperoni, ein hoch willkommenes Zitronen-Achtel, obenauf etwas glatte Petersilie.
Zunächst aber einen Bissen Brot mit Zaziki, Fladenbrot leider nicht kurz auf den Grill gelegt, es hatte wohl schon länger vorgeschnitten gestanden, es war essbar aber schon zu trocken, schade.
Fladenbrot
Das Zaziki war ok, leicht säuerliche Note, etwas salzarm, mehr Wumms hätte mir besser gefallen, gut essbar aber „nothing to write home about“. Ich glaube aufgrund der Feuchtigkeit, die sich aufgrund der Wärme auf dem Joghurt bildete nicht an Convenience, weil Emulgatoren und E-Dingsbumse so etwas in der Regel verhindern, allerdings konnte ich geschmacklich keinen großen Unterschied zu einem guten Fertigprodukt feststellen, sofern wir nicht über billigste Industrieware vom Discounter sprechen.
Zaziki
Der Krautsalat hatte leider eine Fehlnote in Richtung „vergorenes aus einem schlecht belüfteten Kellerraum“, er war nicht verdorben, es war einfach etwas, das der Kohl in sich trug, eine Reklamation hätte wohl kaum Sinn gehabt.
Krautsalat
Die Baby Kalamares waren eine positive Überraschung, sie waren zart, besaßen einen guten Eigengeschmack und in Kombination mit Zitronensaft und dem knoblauch-geschwängerten Öl auf dem Boden des Tellers eine sehr beglückende kleine maritime Vorspeise, wie ich sie liebe.
Ich tunkte noch ein wenig mit Brot auf dem Teller herum, nahm einen kühlen Schluck Bier und fühlte mich trotz Akustik-Terror von Käpt´n Heckenschere und den Subwoofer-Kevins sehr wohl in diesem Moment.
Kaum hatte ich einen kurzen Moment um das Gericht zu rekapitulieren (der Teller stand noch vor mir), bewies der Service wahre Adleraugen, trotz meines Tisches in der hintersten Ecke war man meiner Vertilgung der Vorspeise gewahr und mein dampfender Karnivoren-Traum wurde im Eiltempo zum Tisch befördert – nicht nur Memory Lane, auch „Fast Lane“ schien ein Attribut des Aufenthaltes zu sein.
Asklipios Teller – 13,50€
Asklipios Teller
Da wirklich alle Komponenten noch vorbildlich heiß waren, verströmte der Teller entsprechend appetitanregende Düfte von gegrilltem Fleisch, den sich erwärmenden roten Zwiebeln und frischem Fett der Pommes Frites.
Ich empfand die Anrichtung als lieblos, was aber mit dem zu kleinen Teller zu tun hatte; denn auch wenn mir die Zwiebeln viel zu dick geschnitten waren, war das optische Hauptproblem dieses „alles auf einen Haufen werfen“, was dem sprichwörtlichen „Fleischberg Griechen“ zu seinem Namen verhalf, da hilft auch keine geraspelte Möhre als Tellerfarbfleck.
Eine länglicher Teller, ein wenig nett drapieren und schon sieht dieses Gericht doppelt so ansprechend aus, das Auge isst schließlich immer mit.
Die Pommes Frites waren tadellos, frisches Fett, auf den Punkt, wirklich gut auch wenn mir die mit Kräutersalz nachgewürzten Kartoffelscheiben so mancher Mitbewerber besser gefallen.
Der Djuvec-Reis war eher belanglos, ein wenig Karotte, Zwiebel, Paprika, Tomate, allerdings gut essbar durch guten Biss – weder Babybrei noch Müsli.
Beim Fleisch entschied sich der feingeistige Kritiker für ein finessenreiches Triptychon von Gyros, Souvláki und (wiederum passend zur Akustik…) Suzuki.
Der Spieß wie früher, spätestens 5 Minuten nach Servieren etwas trocken bei leicht gummiartiger Konsistenz, geschmacklich eher puristisch, kein wirklicher Hochgenuss.
Die Bulette geschmacklich gut, Knoblauch, Paprika, Kumin, die üblichen Verdächtigen eben; allerdings von einer Textur, die nahelegt, das Brot nicht gerade in homöopathischen Dosen in die Masse kam, was den Genuss ebenfalls schmälerte.
Das Gyros leider auch enttäuschend, was schade war, da es knusprig und warm auf den Tisch kam und das Fleisch von guter Qualität schien, keine Fettbrocken, Sehnen etc. alles zart und appetitlich trotz auch hier leichtem Hang zur Trockenheit, allerdings war dieses doch sehr dezent gewürzt, um nicht zu sagen: stark unterwürzt und fad.
So stand dann eine gut gewürze, aber sehr brotlastige Frikadelle zwei blassen Begleitern gegenüber, begleitet von zwei Sättigungsbeilagen und einem eher schwachbrüstigen Zaziki.
Bier und der hellenische Knoblauch-Joghurt halfen als Schmiermittel den üppigen Teller gerade so zu 2/3 zu vernichten, mehr schaffte ich nicht, ich war satt und es kostete mitnichten Überwindung, allerdings sieht innerliches Feuerwerk der Begeisterung doch anders aus, das habe ich allerdings auch nicht erwartet.
Und wie so oft nach solchen Gelegenheiten meldete sich eine ermattete innere Stimme mit „Wieso hast du nix kleines genommen du Depp?“ Käpt´n Heckenschere traf derweil wie zur Bestätigung auf einen dicken Ast und fluchte vom Allerfeinsten in 120dB, ein Zeichen, ich verlangte nach der Rechnung.
Die Bezahlung, diesmal in bar, verlief ebenso rasch und freundlich, wie der restliche Service absolviert wurde, einen ordentlichen Bon musste ich zwar einfordern, dies wurde aber ohne Murren erledigt und die Verabschiedung erfolgte mit einem Lächeln, mir einen schönen Abend wünschend.
Fazit
Wer hier hingeht, weiß was ihn erwartet, nimmt teilweise seit 30 Jahren das gleiche Gericht und ist in der Regel selten enttäuscht worden. Ich stelle trotzdem meine Bewertung ohne jeglichen Nostalgie Bonus im Kontext der unzähligen, vergleichbaren Teutonen-Griechen Land auf Land ab an und komme trotz gelungener Vorspeise wegen der aufgeführten Kritikpunkte auf nur 2 Punkte für die Küche.
Der Service war wirklich gut, präsent, schnell, freundlich, auch wenn manche die Blitz-Abfertigung ohne vorherige Nachfrage sicher sehr übel genommen hätten. Ich war froh, denn zwei hungrige Katzen warteten daheim auf die abendliche Raubtierfütterung – 4 Sterne.
Das Ambiente, seufz, für mich als Kindheits-Rückführungsinstrument 4 Sterne, für den normalen Gast sicher auch eher zweckmäßig, Toiletten unterirdisch im Wortsinne – 2 Sterne mit Wohlwollen.
Die Sauberkeit im normalen Bereich, das in die Jahre gekommene Gemäuer lässt als Gesamteindruck nicht mehr als 3 Sterne zu.
Das Preisleistungsverhältnis sehe ich bei 2,5 Sternen, ich habe 27 Euro bezahlt und das Gebotene hat mich nicht wirklich überzeugt, und die reine Menge des Servierten kann wohl auch in dieser Gastronomie kaum das einzige Kalkül sein.
Höchstens nochmal zum Nostalgie Treff - inklusive Gabel-Bouzuki spielen - mit meinem Kindergartenfreund, für akute hellenische Grill-Gelüste gibt es bessere Alternativen in der Gegend.