Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Und da ist die Zeit stehengeblieben, unklar ist nur, wann genau – auch meine Großeltern hätten hier noch alles wiedererkannt: Eine typische Ebbelwoiwirtschaft mit dunklen, holzgetäfelten Wänden mit Garderobenhaken dran, braungestrichenen Holzbänken und Tischen mit Resopalcharme, auf einem umlaufenden Bord einige Schankbembel zur Deko. Schick oder stylisch ist anders, aber alles ist sauber, hinter dem Schanktresen ist eine offene Luke zur Küche, und das scheint auch ein bißchen das Motto zu sein: What you see is what you get (ein Video auf der Homepage vermittelt einen treffenden Eindruck). Keine falschen Versprechungen, aber alles solide.
Viel los ist nicht, drei oder vier Tische sind besetzt und wir haben freie Auswahl. Der einzige Tourist ist mein Mann, und der staunt.
Auf jedem Tisch eine Karte mit so ziemlich allen Klassikern der Frankfurter Küche, und die, die da nicht drauf sind, stehen auf Tafeln an der Wand: Natürlich jede Menge Gerichte mit Grie Sooß, Leiterchen, Schäufelchen, Rippchen mit Kraut, Rumpsteak (das teuerste Gericht auf der Karte mit € 15,90), Leber- und Blutwürstchen, Frankfurter Schlachtplatte, aber auch Hausfrauenmatjes und Brathering, die obligaten „4/2 Eiern mit Frankfurter Grüne Soße und Bratkartoffeln“ zu € 8,90 und in der Version mit gekochter Rinderbrust statt den Eiern für € 11,90, Schnitzel, gegrillte Haxe, Schweinskopfsülze, Rindswurst mit Brot (€ 3,90), Schneegestöber, Handkäs mit und ohne Musik und sogar ein Strammer Max hat sich nier noch erhalten – und die Käsespätzle hat vermutlich ein Exilschwabe eingeschleppt. Allein nach der Lektüre der Karte bin ich gefühlt nicht mehr älter als 10.
Was man mir Gott sei Danke nicht ansieht, denn der Ebbelwoi hier wird meines Wissens noch selbst gekeltert und für € 1,80 0,3 l für Erwachsene ausgeschenkt. Es gibt aber auch Coca Cola (sogar light), Fanta und Wasser. Süßgespritzten sollte man hier aber wohl trotzdem besser nicht verlangen...
Da manche Dinge vorhersehbar sind, nehme ich die Bruchrechnungs-Eier, mein Mann die Rinderbrust und jeder einen Gespritzten. Der Wirt ist ebbelwoiwirtuntypisch freundlich. Das ist aber auch wirklich das Einzige, was nicht authentisch ist:
Der Äppler kommt turboschnell und ist klasse. Nach einer Wartezeit, die frische Zubereitung signalisiert, kommt auch das Essen. Kleines Malheur: Bei meinem Mann haben sich Salzkartoffeln auf den Teller verirrt, doch obwohl ihm das egal ist, kommt kurz darauf ein Extrateller mit dem Bratkartoffeln.
Vor mir tut sich ein Teller Frankfurter Frühling auf, die Grüne Soße ist so, wie sie sein soll, die Eier haben einen kleinen dunklen Rand, sind aber gut, die Extrateller-Bratkartoffeln klasse, nicht zu dunkel, nicht zu fettig, sie haben angenehme Röstspuren. Immerhin kriege ich trotz konzentriertem Genuß noch mit, daß die Rinderbrust zart ist.
Hochzufrieden leeren wir jeweils Glas Nummer zwei und sind uns einig, gerne jederzeit wieder.
Schade nur, daß der Weg so weit ist...