Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 369044x gelesen 10231x "Hilfreich" 9175x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 15.05.2022 2022-05-15| Aktualisiert am
16.05.2022
Besucht am 22.07.2021Besuchszeit: Abendessen Rechnungsbetrag: 335 EUR
Der letzte Besuch des kulinarischen Super-Juli 2021 führte mich nach Dresden ins Caroussel, das seit seiner Wiedereröffnung nach der ersten Pandemie-bedingten Schließzeit mit dem Zusatz Nouvelle firmiert. Neu deswegen, weil auch hier Corona als Beschleuniger für eine bereits begonnene Entwicklung wirkte: In diesem Fall der Verzicht darauf, sich als Hotel der Spitzenklasse ein entsprechendes Restaurant zu leisten. Auch im Bülow-Palais hat daher ein neues Konzept Einzug gehalten, das einige Neuerungen mit sich brachte: Zum einen die Trennung vom schwäbischen Küchenchef Benjamin Biedlingmaier, der seit mehreren Jahren den seit Anfang der 90er Jahre durchgehend verliehenen Michelin-Stern verteidigte und damit von klassisch französisch basierten Gerichten, die auf Luxus, etwas Augenzwinkern und ab und an pronocierte Säure setzten. Die fast schon ehrenrührige Ankündigung, zukünftig werde es auf dem Teller weniger Komponenten, aber größere Portionen geben, ist inzwischen von der Homepage verschwunden. Erläutert wird nach wie vor das neue Konzept, dass für die Gäste keine Trennung mehr zwischen Gourmet- und Bistroküche vorsieht. Beides könne nach Gaumenlust kreuz und quer von der Karte bestellt werden. Dabei werden nach wie vor zwei 5-Gang-Menüs (für jeweils stramme 110€) angeboten und derzeit 12 „einfachere“ Positionen zzgl. der obligatorischen Spargelkarte. Oha. Keine leichte Aufgabe für den bisherigen Sous-Chef Sven Vogel.
Räumlich wird der Grüne Salon gar nicht mehr für das à-la-Carte-Geschäft genutzt und der wunderbare Wintergarten offenbar auch nur bei entsprechender Buchungslage - bei meinen insgesamt drei Besuchen war er geschlossen. Im ehemaligen Bistro sitzt man etwas enger, in einem Design, das auf Gold- und Brauntöne und eine (An-)Sammlung von Kunstwerken setzt.
Anderer Stil, nicht meiner, aber natürlich ein Stil. Ich freute mich trotzdem, zumindest am Beginn des Abends noch ein Plätzchen auf der aufgebockten Terrasse zu bekommen und von dort den Verkehr auf der ruhigen, aber nicht langweiligen Königsstraße beobachten zu können.
Es defilierten viele festlich gekleidete junge Menschen vorbei, Jugendweihe vielleicht?
Nicht geändert hatte sich der engagierte Service durch viele schon oder noch gut ausgebildete junge Menschen, die mit Elan, Freundlichkeit und Professionalität ihre Sache gut machen. Nicht immer wird genau zugehört, aber ich bin ja nun auch ein Gast, der sehr genau weiß, was er will. Die Leitung liegt weiterhin bei der ungekünstelten Jana Schellenberg und bei zwei geführten zwei Telefonaten konnten wir schon die Weinauswahl klären. Es wurde - Surprise! Surprise! - ein weißer Burgunder, der bei meiner Ankunft in den Dekanter kam.
Schön, dass das so gut geklappt hat. Während der Wein an die Luft kam, war im Anfang mal wieder das Letzte Wort (10,5€).
Man sitzt draußen auf solidem Gartenmobiliar aus Holz und hochwertigem Kunststoff, aber die Tische sind fein eingedeckt. Zweierlei gut zugekauftes Brot bekämpfte den Heißhunger, begleitet von schlichter Butter, Olivenöl und Salzflocken.
Mein Menü startete sommerlich mit Pulpo, Lardo, Artischocke und Paprika.
Der Oktopus-Tentakel war festfleischig und teilweise auch knusprig, ohne Tadel, aber das geht noch besser. Unglücklich eine lange Scheibe Lardo, von der Idee her wohl surf‘n‘turf, die sich zu einem zähen Streifen geringelt hatte, der kaum zu schneiden war. Einzelne Stücke wären gastfreundlicher gewesen.
Überzeugend dagegen die Gemüse: Artischocke als süffige Créme und kräftiges Ragout. Paprika war gekocht und dann geräuchert, süß-sauer eingelegt und als gelungener Chip vertreten. Abgesehen von der Texturen-Parade war das vor allem geschmacklich stark.
Unauffällig blieb dagegen die grüne Salsa. Über alles gesehen ein solider Auftakt.
Auf den nächsten Gang war ich gespannt: Kirsch-Gazpacho, grüner Spargel und Kapuzinerkresse ist ja kein alltägliches Gericht!
Die kalte Suppe überraschte mit einer säuerlichen Note von Balsamico, gegen leider, leider wenigen Kirschen überhaupt nicht ankamen. Solo „gelutscht“ war der Kirschgeschmack da, aber das ist ja wohl nicht im Sinne des Erfinders. Der Spargel hatte genügend Biss und konnte sich schon eher behaupten, gegen Ende mit einer durchaus angenehmen Bitterkeit. Auch die klare Senfnote des Kräuter-Öl gefiel mir gut. Mit einem exakteren Säure-Süße-Spiel wäre das ein spannender Teller gewesen.
Eigentümlicherweise gab es keinen Fischgang.
Aber Kalbsbries ist natürlich auch immer eine schöne Alternative.
Die leckeren Innereien waren paniert und leicht knusprig gebraten, tadellos und auch die Jus gelungen. Genauso gut die Pfifferlinge, denn nicht nur die Crème hatte einen eindeutigen Pilz-Geschmack, sondern trotz der Größe auch die gebratenen Exemplare. Diesen vielleicht als „zu schlicht“ empfundenen Komponenten, die das oben beschriebene Motto ja durchaus erfolgreich umgesetzt haben, sollte sich Salzzitrone und Thai-Spargel etwas Finesse eingehaucht werden. Nur leider waren von der Zitrone nur sehr wenige, winzige Stückchen in der Soße verarbeitet worden. Was das das Gemüse dem Teller „bringen“ sollte, habe ich leider nicht verstanden. Vielleicht eine Alternative zu den erwartbaren Erbsen? Aber das ist ja immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Auch hier also Licht und Schatten.
Der nächste Gang mit Bresse-Hahn gelang der Küche wieder deutlich besser. Während die Brust noch etwas zu lange gegart war, was die überragende Qualität der Ware weitgehend wettmachen konnte, begeisterte die Roulade vom Keulenfleisch, auch mit einer Füllung aus kräftigem Erbspüree. Die leckeren kleinen Hülsenfrüchte waren auch naturell und mit ihrem Grün vertreten. Letzter geschmacks- und farbstarker Akteur dann Karotte, deren intensiver Saft für mich der Gewinner des Tellers war.
Das passte und war eine schöne Umsetzung eines Drei-Komponenten-Tellers.
Einzig die zusätzliche Yuzu-Majonäse ließ mich rätseln: Ging es um Frische oder um Süffigkeit? Beide Ideen wurden in der Kombi nicht wirklich erfüllt.
Begeisterter war ich vom erfrischenden Apfel-Sorbet, das gegen Dehydrierung vorsorglich mit Wodka aufgegossen wurde (7€).
Statt eines weiteren, dann roten Fleischgangs hatte ich auf das vegetarische Hauptgericht gesetzt:
Gemüse-Mille-feuille, Bohne, Aubergine, Wildkräuter.
Die Schichten bestanden aus Aubergine, Zucchini, Karotte und Kartoffel. Leider nicht sehr fein gearbeitet (müssen ja nicht gleich tausend sein...), kaum gesalzen, weich und sehr kartoffellastig. Mit einem Wort: Langweilig.
Dafür glänzte die Pilzjus ebenso wie die ansehnlichen Toppings: Die gebackenen Auberginenscheiben genau richtig zum Knabbern, die gelben Tomberries mit feiner, frischer Tomatensäure und die Brechbohnen mit Biss und kräftigem Bohnenkraut. Das machte dann wieder Spaß. Die angekündigten Wildkräuter hätten sicher auch noch ätherische und bittere Akzente setzen können. Leider wurden sie von der Küchenmannschaft vergessen. Chef Vogel war im Nachgespräch zerknirscht, dass der Teller unvollständig über den Pass gegangen war, aber die Personalnot sei so dramatisch, dass er zwei Posten abdecken musste.
Wäre mir das vorher bewusst gewesen, hätte ich bestimmt auf meinen spontanen Wunsch nach etwas Käse (12€) verzichtet. So lieferte die Küche nach einer kurzen Wartezeit eine dünne Scheibe Fourme d‘Ambert (der durch Wärme noch gewonnen hätte), nicht nur optisch sehr hübsch begleitet von Aprikosen (getrocknet und als Marmelade), Pistazien, würziger Korianderkresse und vor allem knusprigem Buchweizen - endlich mal Crunch, auch dies war bislang weitgehend Fehlanzeige gewesen. Ein versöhnlicher Abschluss, dem noch ein Pimm‘s Cup für 10,5€ folgte.
Das Caroussel beschreitet neue Wege, aber die ersten Schritte waren doch unsicherer als gedacht. Natürlich hat man in der Dresdner Neustadt das Kochen nicht verlernt, aber ob die vereinfachte Richtung den Gästen gefällt, muss sich noch herausstellen. Der Guide Michelin war jedenfalls nicht überzeugt und entzog den Stern. Schade für das sehr sympathische und engagierte Team.
Der letzte Besuch des kulinarischen Super-Juli 2021 führte mich nach Dresden ins Caroussel, das seit seiner Wiedereröffnung nach der ersten Pandemie-bedingten Schließzeit mit dem Zusatz Nouvelle firmiert. Neu deswegen, weil auch hier Corona als Beschleuniger für eine bereits begonnene Entwicklung wirkte: In diesem Fall der Verzicht darauf, sich als Hotel der Spitzenklasse ein entsprechendes Restaurant zu leisten. Auch im Bülow-Palais hat daher ein neues Konzept Einzug gehalten, das einige Neuerungen mit sich brachte: Zum einen die Trennung vom schwäbischen Küchenchef... mehr lesen
3.5 stars -
"Auf neuen Pfaden..." DerBorgfelderDer letzte Besuch des kulinarischen Super-Juli 2021 führte mich nach Dresden ins Caroussel, das seit seiner Wiedereröffnung nach der ersten Pandemie-bedingten Schließzeit mit dem Zusatz Nouvelle firmiert. Neu deswegen, weil auch hier Corona als Beschleuniger für eine bereits begonnene Entwicklung wirkte: In diesem Fall der Verzicht darauf, sich als Hotel der Spitzenklasse ein entsprechendes Restaurant zu leisten. Auch im Bülow-Palais hat daher ein neues Konzept Einzug gehalten, das einige Neuerungen mit sich brachte: Zum einen die Trennung vom schwäbischen Küchenchef
Geschrieben am 14.05.2022 2022-05-14| Aktualisiert am
14.05.2022
Nach 20 Jahren Sterneküche im weltbekannten Weinberg wird Bernhard Reiser den im April 2023 auslaufenden Pachtvertrag mit dem Weingut am Stein nicht verlängern. Denn „man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“. Die diversen anderen Projekte „vom Reiser“ laufen natürlich weiter.
(Quelle: Homepage)
Schade.
Nach 20 Jahren Sterneküche im weltbekannten Weinberg wird Bernhard Reiser den im April 2023 auslaufenden Pachtvertrag mit dem Weingut am Stein nicht verlängern. Denn „man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“. Die diversen anderen Projekte „vom Reiser“ laufen natürlich weiter.
(Quelle: Homepage)
Schade.
Reisers am Stein · Der Reiser Genussmanufaktur
Reisers am Stein · Der Reiser Genussmanufaktur€-€€€Sternerestaurant0931286901Mittlerer Steinbergweg 5, 97080 Würzburg
stars -
"Das Gourmetrestaurant schließt 2023" DerBorgfelderNach 20 Jahren Sterneküche im weltbekannten Weinberg wird Bernhard Reiser den im April 2023 auslaufenden Pachtvertrag mit dem Weingut am Stein nicht verlängern. Denn „man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“. Die diversen anderen Projekte „vom Reiser“ laufen natürlich weiter.
(Quelle: Homepage)
Schade.
Jedenfalls ist es schon wieder vorbei mit dem angeblichen Eintrittsgeld: https://www.nikos-weinwelten.de/beitrag/restaurant_cedrics_keine_drei_euro_eintrittsgeld/
Cedric's Restaurant
Cedric's Restaurant€-€€€Restaurant, Biergarten0210281120Brachter Straße 85, 40882 Ratingen
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"Doch nur ein Werbe-Gag?" DerBorgfelderJedenfalls ist es schon wieder vorbei mit dem angeblichen Eintrittsgeld: https://www.nikos-weinwelten.de/beitrag/restaurant_cedrics_keine_drei_euro_eintrittsgeld/
Geschrieben am 01.05.2022 2022-05-01| Aktualisiert am
01.05.2022
Besucht am 24.04.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 77 EUR
Sonntagabend in der Hauptstadt. Und das am 24. April. Während ganz Paris mal ausnahmsweise nicht von der Liebe, sondern der entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahl träumt, sitzt tout Berlin beim Italiener und betrinkt sich mit überteuertem Lugana. Ganz Berlin? Mais non! In unscheinbarer Wilmersdorfer Wohngegend befindet sich im Hochparterre diese vom Guide Michelin empfohlene Brasserie, wie sie - Klischee hin oder her - auch jenseits des Grenze nicht anders ausschauen würde. Jedenfalls in meiner durch nur wenige Besuche geprägten Erwartungshaltung. Das Interieur ist leicht schrabbelig, aber hat Charme, die Stimmung ist lebhaft bis laut, wofür auch der Parkettboden sorgt, das Inhaberpaar aber wohl auch die gesamte Crew stammen aus Frankreich oder dessen ehemaligen Kolonien, jedenfalls wird untereinander und auch überwiegend mit den Gästen französisch gesprochen. Wo dem Gast wie mir die Kenntnisse weitgehend fehlen, wird aber freundlich ins Deutsche gewechselt. Ob der Akzent dabei charmant gespielt war, wer weiß? Ich musste jedenfalls dreimal nachfragen, bis ich wusste, was mit Ünschen gemeint war. Dafür bekam ich auf meine Frage, ob der Crèmant von Bouvet sei, die Antwort „Nein, von der Loire“. Yin und Yang. Als um 20.00 Uhr die erste Hochrechnung kam, ging ein Raunen durch den langgezogenen Gastraum, an dem die Tische im Bistro-Stil dicht an dich vor den rostrot gestrichenen Wände stehen. Auf der weinroten Polsterung der Stühle sitzt man hinreichend bequem.
Ohne Reservierung hatte ich Sonntagabend auf mein Glück gesetzt, tatsächlich war das Pastis weitgehend ausgebucht. Aber im Vorraum zwischen Theke und Servicestation setzte mich die junge Servicekraft an einen ungewöhnlich schönen Vierer-Tisch.
Von dort hatte ich wahlweise den Blick in die Küche oder durch das Fenster auf eine kleine improvisierte Terrasse, für die es diesmal deutlich zu frisch war. Indes: Kein Glück ist von Dauer und so stellte sich nach dem Entrée heraus, dass die Reservierung dreier Stammgäste gar nicht erst eingetragen worden war. Keine Ahnung, was mit mir los war, aber ich machte keinen Aufriss und verzog mich an einen Katzentisch neben der Kasse, von dem ich perfekt den Gästebereich beobachten konnte. Und zudem noch gute Unterhaltung durch das schwäbische Damen-Trio hatte, das sich mit der französischen Nonchalance doch etwas quälte. Natürlich entschuldigte sich der Service für das Versehen und servierte ein Gläschen Crèmant auf’s Haus; später durfte ich auch vom Aligoté probieren.
Schon vor dem Wechsel hatte ich vom reichlich frisch aufgeschnittenen, noch knisternden Baguette geknabbert.
Als Einstimmung für die Fahrt nach Dijon „musste“ es nach dem prickelnden Durstlöscher zu 8€ als Aperitif natürlich ein Kir (6€) sein, in der Original-Version mit Weißwein.
Auf der Vorderseite der eingeschweißten Karte wurden die Speisen offeriert; auf der Rückseite dann die Getränke mit allen französischen Üblichkeiten von Panaché und - natürlich- Pastis bis zum Sauternes, der zur hausgemachten Foie gras de canard empfohlen wurde. Die Weinauswahl für diese Klasse mehr als hinreichend, bis auf wenige Flaschen natürlich aus französischer Lese, aber nicht so günstig, wie ich erwartet hätte. Keine Abweichungen von der im Netz einsehbaren Karte - sehr gut, das spart Zeit bei der Auswahl;). Tagesangebote gab es nicht. Habe ich auch nicht vermisst, denn auf der Karte lockten viele Klassiker aus verschiedenen Regionen Frankreichs.
Zum Start wählte ich allerdings den Apéritif Gourmand mit einem Glas Crémant für 21 Euro, um einen kleinen Überblick zu bekommen.
Die „4 kreativen Grüße aus der Küche“ entpuppten sich als
- Spargel-Topinambur-Suppe, heiß, kaum gebunden und beide Komponenten ausgewogen zu schmecken
- Crevetten-Salat, der hauptsächlich mit einer angenehm pikanten Majonäse punkten konnte. Der Forellenkaviar war etwas zu sparsam verteilt, um salzige Akzente setzen zu können.
- Auberginenmus, das den angekündigten Manchego geschmacklich schuldig blieb und auch sonst fast ungewürzt schien. Dazu luftgetrockneter, vermutlich spanischer Schinken. Durchschnittlich.
- Dagegen gefiel der „Ünschen“-Reis-Salat mit nicht zu trockenem Fleisch, nicht zu weichem Korn und vor allem seiner scharfen Curry-Würze.
Zwei Teile gut, zwei okay, über Kreativität kann man streiten. 3,5 Punkte.
Statt eines Hauptgerichts hatte ich zweimal bei den Entrées zugeschlagen:
Als erstes bekam ich mit ausdrücklicher Warnung des Services eine sehr heiße, hübsch herzförmige Cocotte. Nach dem Lüften des Deckels stieg mir zunächst der würzige Duft der knusprig gebackenen Käsehaube wundervoll in die Nase. Darunter ein Cassoulet von Jakobsmuscheln (18€) in einem mit Sahne verfeinertem Weißwein-Gemüse-Sud mit Miesmuscheln und Krabben.
Alle Zutaten für sich genommen erkennbar und zusammen eine perfekte Zubereitung „à la Dieppoise“. 5 Punkte.
Zum Abschluss gab es burgundische Oeufs en meurette (21€). Zwei wunderbar zähflüssig pochierte Eier (statt eines lt. Karte!) schwammen in einem Ragoût aus Schinken, süß geschmorten Schalotten und festen Champignons. Sehr schön auch die knusprig gebackene Scheibe Speck. Leider überdeckte der zu salzige Schinken den erhofften Rotweingeschmack der Sauce weitgehend. Ansonsten aber ein handwerklich absolut und geschmacklich überwiegend gelungenes Gericht.
4,5 Punkte. Auch der offene Pinot noir, natürlich auch aus dem Burgund, schmeckte gut.
Und das war es leider schon, denn am nächsten Morgen warteten berufliche Herausforderungen. Zu gerne hätte ich hier weiter geschlemmt und getrunken. Fast wäre ich schwach geworden, als das angemachte Rinder-Tartar mit einem Riesen-Teller Pommes allumettes an mir vorbei in Richtung Schwaben verschwand. Hörte ich tatsächlich noch das Knistern vom Frittieren oder träumte ich schon von weiterer blitzsauberer französischer Regional-Küche? Egal, wenn ich mir gerade die Karte sehnsüchtig anschaue, sind weitere Besuche im Pastis sowieso begeisternde Pflicht!
Sonntagabend in der Hauptstadt. Und das am 24. April. Während ganz Paris mal ausnahmsweise nicht von der Liebe, sondern der entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahl träumt, sitzt tout Berlin beim Italiener und betrinkt sich mit überteuertem Lugana. Ganz Berlin? Mais non! In unscheinbarer Wilmersdorfer Wohngegend befindet sich im Hochparterre diese vom Guide Michelin empfohlene Brasserie, wie sie - Klischee hin oder her - auch jenseits des Grenze nicht anders ausschauen würde. Jedenfalls in meiner durch nur wenige Besuche geprägten Erwartungshaltung. Das... mehr lesen
Restaurant Pastis
Restaurant Pastis€-€€€Restaurant, Bistro, Brasserie03081055769Rüdesheimer Str. 9, 14197 Berlin
4.0 stars -
"Vive le Président!" DerBorgfelderSonntagabend in der Hauptstadt. Und das am 24. April. Während ganz Paris mal ausnahmsweise nicht von der Liebe, sondern der entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahl träumt, sitzt tout Berlin beim Italiener und betrinkt sich mit überteuertem Lugana. Ganz Berlin? Mais non! In unscheinbarer Wilmersdorfer Wohngegend befindet sich im Hochparterre diese vom Guide Michelin empfohlene Brasserie, wie sie - Klischee hin oder her - auch jenseits des Grenze nicht anders ausschauen würde. Jedenfalls in meiner durch nur wenige Besuche geprägten Erwartungshaltung. Das
Geschrieben am 18.04.2022 2022-04-18| Aktualisiert am
19.04.2022
Ein Höhepunkt meines kulinarischen Super-Juli 2021 war ohne Zweifel ein Kurzbesuch in Osnabrück. Am späten Nachmittag hin, mit dem letzten Fernzug wieder zurück und dazwischen mit Carsten1972 auf der Terrasse des besternten Kesselhaus‘ gutes Essen, gute Weine und gute Gespräche genossen. Auf dem Rückweg zum Bahnhof rettete mich der beherzte Griff des Grafschafters vor einem Sturz auf die Straße und angesichts des herannahenden Kfz sicher nicht nur vor gebrochenem Herzen.
Von der Küchencrew, Frau Garthoff und ihrer wenig erzogenen Jagdhündin herzlich begrüßt, wurde erst einmal ein gut „abgehangener“ Schaumwein französischer Herkunft entkorkt; dem Anlass angemessen. Der Champagner
Der Blick hier draußen geht in einen Industrie-Hinterhof und Parkplatz, nebenan macht ein Handwerksbetrieb gerade Feierabend; ein eigenwilliges Ambiente, wenn man nicht gerade in Berlin oder New York ist. Andererseits ist der hohe Ziegel-Schornstein, der vom ursprünglichen Zweck des Kesselhauses kündet, ein schöner Hingucker.
Ein Höhepunkt meines kulinarischen Super-Juli 2021 war ohne Zweifel ein Kurzbesuch in Osnabrück. Am späten Nachmittag hin, mit dem letzten Fernzug wieder zurück und dazwischen mit Carsten1972 auf der Terrasse des besternten Kesselhaus‘ gutes Essen, gute Weine und gute Gespräche genossen. Auf dem Rückweg zum Bahnhof rettete mich der beherzte Griff des Grafschafters vor einem Sturz auf die Straße und angesichts des herannahenden Kfz sicher nicht nur vor gebrochenem Herzen.
Von der Küchencrew, Frau Garthoff und ihrer wenig erzogenen Jagdhündin herzlich... mehr lesen
5.0 stars -
"Last night a Carsten saved my life" DerBorgfelderEin Höhepunkt meines kulinarischen Super-Juli 2021 war ohne Zweifel ein Kurzbesuch in Osnabrück. Am späten Nachmittag hin, mit dem letzten Fernzug wieder zurück und dazwischen mit Carsten1972 auf der Terrasse des besternten Kesselhaus‘ gutes Essen, gute Weine und gute Gespräche genossen. Auf dem Rückweg zum Bahnhof rettete mich der beherzte Griff des Grafschafters vor einem Sturz auf die Straße und angesichts des herannahenden Kfz sicher nicht nur vor gebrochenem Herzen.
Von der Küchencrew, Frau Garthoff und ihrer wenig erzogenen Jagdhündin herzlich
Geschrieben am 13.04.2022 2022-04-13| Aktualisiert am
13.04.2022
Besucht am 09.04.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 117 EUR
Das Kränholm hatten wir seit dem letzten Bericht nicht mehr besucht. Schade eigentlich, denn das Gelände und die vielen Kunstwerke in Restaurant und Café sind schon allein einen Ausflug wert (die für Veranstaltungen genutzte Scheune kennen wir leider nicht von innen). Aber die Anreise mit Bahn und Bus schien uns zu umständlich (Stadtkinder halt...) und die mit dem Auto verhindert reichlichen Weingenuss. Da passte ein Besuch in der alkoholfreien Fastenzeit ziemlich gut.
Seit 2014 hat es schon zwei Pächterwechsel gegeben; aber mit dem auf der Homepage sehr sympathisch vorgestellten Ehepaar Ernst scheint jetzt ein Ruhe eingekehrt zu sein. Nach den zwei furchtbaren Jahren unterstützen wir junge Gastronomen besonders gern. Am frühen Samstagabend waren wir pünktlich zur Öffnungszeit erst die zweiten Gäste;-) und wurden nach einer kleinen Wartezeit im Barbereich freundlich begrüßt. Die Garderobe überließen wir gerne unserer Service-Fee (eine besonders in der kalten Jahreszeit angenehme Gastfreundlichkeit, die leider etwas auszusterben scheint), die uns durch den großen, klar gestalteten Raum zum Tisch begleitete. Der Wunsch nach einem Wechsel wegen besserer Lichtverhältnisse konnte problemlos erfüllt werden. Den Service für etwa 40 Gedecke am Abend teilten sich vier junge Menschen, davon ein oder vielleicht auch zwei Fachkräfte. Am Nebentisch war übrigens eine weitere Angestellte mit ihrer Familie als Gast da. Das ist doch schon mal vertrauenserweckend. Der Kontakt war professionell freundlich und leger. Als mir was nicht passte, tätschelte die junge Dame mehrfach beruhigend meine Schulter; kenn ich sonst nur von meiner Friseurin. Foyer Lounge Bar Hauptraum, dahinter die Küche
Was mich an unseren letzten Besuch erinnerte, war die sehr schnelle Frage nach den Aperitifen, während ich noch nicht mal Platz genommen hatte.
Was allerdings dem alkoholfreien Cocktail aus Maracuja-Sirup, Honigmelonen-Eis, Ingwerpulver und Ginger Ale nichts von seiner leckeren Melange von erfrischend fruchtig süß-sauren und pikanten Noten nahm. Meine liebe Frau bestellte noch einen zweiten, ich beschied mich mit in der Folge mit Wasser.
Ein „echtes“ Amuse gab es nicht, dafür drei Sorten Baguette, das etwas krosser aussah, als es am Abend war. Schön der cremige Kresse-Quark dazu.
Auch mit dem Auftaktgang waren wir beide zufrieden.
Meiner Frau schmeckte das gedämpfte Lachsmosaik mit Gurken-Dill-Sud und süßen, knackigen Schalotten sehr. Dazu eine leicht pikante Wasabi-Crème und lustig im Mund zerplatzender Algenkaviar. Ein nicht nur optisch hübscher Teller.
Bei mir ging es in den „Pilzgarten auf Kränholm“:
Champignons waren als Schaum verarbeitet; das überraschte schon mal.
Überaus knusprig und geschmacklich fein die frittierten Enoki. Nicht so nach meiner Mütze dagegen sauer eingelegte Kräuterseitlinge und glasierte Shitake, die sehr salzig geraten waren. Kreativ auf jeden Fall, auch handwerklich gelungen und die verschiedenen Texturen und Temperaturen sorgten für Abwechslung. Andererseits Säure und Salz für mich schon grenzwertig. Aber immer noch Geschmacksache.
Nicht unterschlagen will ich Bärlauch-Sponge, der den Frühlingsboten stark in Szene setzte. Nur feucht werden darf so ein Schwamm nicht, also Obacht beim Anrichten.
Auch beim zweiten Gang schwärmte meine Frau für ihr am Tisch angegossenes, aufgeschäumtes Bärlauchsüppchen, bei dem ich allerdings das angekündigte Kräuter-Gel vermisste. Vielleicht war es untergerührt, was etwas verschenkt gewesen wäre. Erfreulich dagegen ein aufgeschnittenes Wachtelei, das mit noch leicht flüssigem Dotter glänzte.
Leider hatte ich eine Niete gezogen. Die knallrote Tomaten-Mango-Suppe war so gnadenlos überwürzt, das ich nach drei Anläufen aufgab. Mit jedem Löffel wich die durchaus vorhandene süß-säuerliche Fruchtnote einer massiven Salzigkeit. Die zweite Teil des Gerichts schuf leider so gar keine Abhilfe. Das „Zucchini-Garnelen-Röllchen & Olive“ war handwerklich zwar sauber gearbeitet, aber schon im Ansatz hier fehl am Platze. In kalte, geschmacklose Zuchini war eine Farce gefüllt, die an Leberkäse erinnert hätte, wenn sie farblich nicht schon leicht ins Graue tendiert hätte. Ich ließ den Service vorsorglich mal in der Küche nachfragen, ob es sich womöglich um Fleischbrät handelt. Nein, wäre schon Garnele. Nur: Vom Krustentier war Null Komma Null zu schmecken, in der weitgehend neutralen Masse irritierte lediglich ein leichtes Olivenaroma. Sollte das vielleicht Einlage sein und Ausgleich für die brutale Würze der Suppe sein? Aber warum dann nicht in der Schüssel, zudem mit Kresse und ein paar Salzflocken garniert? Egal: In sich nicht stimmig, keine für mich erkennbare Verbindung zu Tomate und Mango und die Suppe alles, nur kein Genuss.
Als die Frage nach der Zufriedenheit kam, meckerte ich gleichwohl nicht, sondern verwies nur auf meinen ganz anderen Geschmack und bat ersatzweise um eine Portion Bärlauchsuppe. Obwohl sich das Restaurant inzwischen gut gefüllt hatte, schob die Küche schnell einen Teller dazwischen, prima. Wertung siehe oben. Sehr positiv ist zu vermerken, dass keine Berechnung erfolgte! So schafft man trotz Mängeln positive Kundenbindung.
Bei den Hauptspeisen gab es dann auch nur wenig zu monieren.
Meine Frau gefiel ihre mit tomatisiertem Bulgur gefüllte Ochsenherztomate, Büffelmozza und viel frittiertem Ruccola insgesamt gut, nur die zu hart geratenen Knoblauchchips wurden bemängelt.
Mein gegrilltes Steinköhlerfilet schien mir eher gebraten. Es war durch, aber höchst saftig, nur die Haut mal wieder nicht mehr knusprig. Schmackhaft der grüne Spargel, einmal knackig gegrillt, zum anderen als Teil einer Ratatouille. Eine gesprühte Hollandaise konkurrierte mit Bärlauch-Kartoffelpüree um die schmackigste Komponente. Wohlfühlessen und vor allem mit Augenmaß gewürzt, so dass ich alle Produkte erschmecken konnte.
Ein versöhnlicher Abschluss nach einer leider durchwachsenen Leistung. Über die Gründe will ich gar nicht spekulieren. Vielmehr hoffen, dass bei unserem für den Sommer ins Auge gefassten Wiederholungsbesuch etwas mehr Genauigkeit in Komposition und Ausführung herrscht. Die engagierte Crew und das inspirierende Anwesen hätten es verdient.
Das Kränholm hatten wir seit dem letzten Bericht nicht mehr besucht. Schade eigentlich, denn das Gelände und die vielen Kunstwerke in Restaurant und Café sind schon allein einen Ausflug wert (die für Veranstaltungen genutzte Scheune kennen wir leider nicht von innen). Aber die Anreise mit Bahn und Bus schien uns zu umständlich (Stadtkinder halt...) und die mit dem Auto verhindert reichlichen Weingenuss. Da passte ein Besuch in der alkoholfreien Fastenzeit ziemlich gut.
Seit 2014 hat es schon zwei Pächterwechsel gegeben; aber... mehr lesen
Kränholm Café und Restaurant
Kränholm Café und Restaurant€-€€€Restaurant, Cafe, Erlebnisgastronomie0421 69 21 28 10Auf dem Hohen Ufer 35, 28759 Bremen
3.5 stars -
"Gehobene Küche in künstlerischem Ambiente" DerBorgfelderDas Kränholm hatten wir seit dem letzten Bericht nicht mehr besucht. Schade eigentlich, denn das Gelände und die vielen Kunstwerke in Restaurant und Café sind schon allein einen Ausflug wert (die für Veranstaltungen genutzte Scheune kennen wir leider nicht von innen). Aber die Anreise mit Bahn und Bus schien uns zu umständlich (Stadtkinder halt...) und die mit dem Auto verhindert reichlichen Weingenuss. Da passte ein Besuch in der alkoholfreien Fastenzeit ziemlich gut.
Seit 2014 hat es schon zwei Pächterwechsel gegeben; aber
Geschrieben am 07.04.2022 2022-04-07| Aktualisiert am
07.04.2022
Besucht am 28.07.2021Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 83 EUR
Im trügerischen Sommer 2021 nutzte ich wahrlich jede passende Gelegenheit, um mit Freunden oder Kollegen essen und trinken zu gehen. Und wenn es nicht passte, wurde es passend gemacht. In diesem Fall lag Magdeburg passend zwischen Bremen und Berlin und so saßen der Kollege und ich natürlich auf der schönen Terrasse über den Elbgestaden und ließen uns von Rocco Esposito und seinem Team engagierter, gut ausgebildeter junger Damen verwöhnen.
Es gab viel zu bereden, privat und dienstlich, sodass ich meine Chronistenpflicht vernachlässigen musste. Aber ein paar schöne Fotos können doch auch erfreuen!
Indes: Was wird die strenge GG-Community zu solchem Schlendrian nur sagen? Also stürmte ich drei Wochen später erneut ins Culinaria, um Versäumtes nachzuholen. Der Laden brummte, daher war auf der Terrasse zunächst kein Plätzchen frei. Also genoss ich den Rosato-Cocktail noch im ebenfalls recht gut gefüllten Innenraum, aber den Moscato d’Asti zum süßen Abschluss schlürfte ich mit Blick auf den Strom.
Ein Amuse wurde und wird im Culinaria nicht serviert, dafür aber gleich 4(!) Sorten frisches Weißbrot: Schlicht, mit Curry, Mischteig mit Cranberries und schwarz, alle schmackhaft, wenn auch eher weich. Dazu eine mal echt gute, leichte Kräuterquark-Crème mit Schnittlauch, Petersilie und Salbei(!), pikant durch Dijonsenf. Und fantastische grüne und schwarze Biancolilla-Oliven, davon auch ein vorzügliches Öl. An ihren Details sollt Ihr sie erkennen!
Dazu kam ein Viognier ins Glas. Einfach, weil ich Lust drauf hatte. Einer der seltenen Nicht-Italiener auf der Weinkarte.
Schweinebauch (14,5€) kann ich ja nur schwer widerstehen - man is(s)t halt doch mehr Mainstream als man denkt:-).
Schön knusprig allüberall, also wohl nach dem angekündigten Confieren noch frittiert. Dafür allerdings mit zu viel magerem Fleischanteil um die Fettschicht und daher etwas trocken. Gut, dass dazu eine Gorgonzola-Crème klassisch mit Birne matchte. Der Frucht fehlte aber doch etwas Süße. Rocco kündigte für den Spätsommer Vesuvio-Tomaten an. Aber wie sagte schon ein Weiser aus dem Westen: Hic Ohligs, hic salta!
Immerhin, das Ganze begleitet von tollen Balsamico-Linsen, noch mit leichtem Biss und einer elegant-fruchtigen Säure. (Sag Mutti, warum hast du mich früher mit den sauren Linsen so gequält?) Durch das gesunde „Gestrüpp“ musste man sich eben durchkämpfen.
Zu den fruchtigen Noten und weil zu Fett meist Süße passt, gab es einen sommerlichen Merlot-Rosé. Ging mir zu weit in Richtung Frucht-Bowle...
Nach diesem schwereren Gang ist ein leichter Ausgleich bekanntlich wichtig: Bissfeste Zucchiniwürfel!
In diesem Fall begleitet von Safran-Spaghetti Chitarra in Sahnesauce mit nicht zu salziger Fenchel-Salsiccia und reichlich jungem Parmesan (21,5€). Wer das nicht mag...
Weintechnisch ging es zurück an den Stiefel mit einem kräftigen Arneis.
Bevor es Ernst wurde gab es für den Gaumen eine sehr gelungene Erfrischung aus Zitronensorbet und Wodka (5,5). Mit noch mehr Vitaminen durch die „Einlage“.
Inzwischen kam der Patron an den Tisch und zeigte mir mal, dass auch in der Börde nicht nur heimisches Fleckvieh in Pfanne und Grill kommt.
Leider nicht für mich, sondern extra geordert für eine geschlossene Gesellschaft anderntags. Eine kleine Zähre rann über meine Wange...
Ich wollte mich mit dem medium-rare georderten, leider nicht näher spezifizierten Filetsteak (32,5€) trösten. Nur leider, leider stand das exzellent gebräunte Fleisch dann wohl doch zu lange am Pass (ich hörte zweimal die Klingel) und war soweit nachgezogen, dass sogar fast schon medium überschritten war. Ein Jammer! Zurückgeben - wie angeboten - geht bei solchen Lebensmitteln nur, wenn sie ungenießbar wären. Das war hier natürlich mitnichten der Fall, viele Gäste würden ihr Steak vermutlich genau so schätzen. Ich hatte immerhin die Unterstützung einer gut gelungenen Sauce auf der Basis von Kalbsknochen und freute mich über das nicht wirklich sommerliche, aber handwerklich tadellos gegarte Beiwerk von Pastinake, Rote Bete und Spinat. Und gleich noch einmal, als ich sah, dass der Gang (32,5€) komplett von der Rechnung verschwunden war. Das nenne ich Großzügigkeit!
Zum kräftigen Rindfleisch wurde ein Aglianico eingeschenkt.
Zum Abschluss eine italienische Käseplatte (10,9€) mit Taleggio, Gorgonzola und Pecorino mit Pistazien. Optisch beeindruckend schon mal die Begleit-Armada aus Früchten, Feigensenf, Erdbeerchutney, Grissini und geschwärzter Butter. Geschmacklich konnten die Milchprodukten nicht ganz mithalten. Nicht spektakulär, aber auch nicht schlecht. Beim nächsten Mal lieber wieder ein verarbeiteter Käsegang, der im Culinaria fast immer auf Karte steht, wenn auch bei den Vorspeisen.
Das waren zwei schöne, sommerliche Besuche am Elbufer. Beim ersten hat die Küche noch besser performt; ich bilde mal eine Mischnote für den Juli 2021 und hoffe auf eine Wiederholung diesen Sommer.
Im trügerischen Sommer 2021 nutzte ich wahrlich jede passende Gelegenheit, um mit Freunden oder Kollegen essen und trinken zu gehen. Und wenn es nicht passte, wurde es passend gemacht. In diesem Fall lag Magdeburg passend zwischen Bremen und Berlin und so saßen der Kollege und ich natürlich auf der schönen Terrasse über den Elbgestaden und ließen uns von Rocco Esposito und seinem Team engagierter, gut ausgebildeter junger Damen verwöhnen.
Es gab viel zu bereden, privat und dienstlich, sodass ich meine... mehr lesen
Restaurant Das Culinaria
Restaurant Das Culinaria€-€€€Restaurant, Bar, Cafe039155579745Schleinufer 52, 39104 Magdeburg
4.0 stars -
"Sommer über der Elbe" DerBorgfelderIm trügerischen Sommer 2021 nutzte ich wahrlich jede passende Gelegenheit, um mit Freunden oder Kollegen essen und trinken zu gehen. Und wenn es nicht passte, wurde es passend gemacht. In diesem Fall lag Magdeburg passend zwischen Bremen und Berlin und so saßen der Kollege und ich natürlich auf der schönen Terrasse über den Elbgestaden und ließen uns von Rocco Esposito und seinem Team engagierter, gut ausgebildeter junger Damen verwöhnen.
Es gab viel zu bereden, privat und dienstlich, sodass ich meine
Wie erfreulich! Nach über 4 Monaten Umbauarbeiten öffnen Sebastian Hadrys und Jenny Ebeling am 13.4.2022 ihr Landhaus wieder. Und das sogar von Mittwoch bis Samstag abends und mit einem Lunch am Samstag. Es wird weiterhin die bekannte, kreative Landhausküche angeboten. Da heißt es doch: Auf nach Magdeburg!
Wie erfreulich! Nach über 4 Monaten Umbauarbeiten öffnen Sebastian Hadrys und Jenny Ebeling am 13.4.2022 ihr Landhaus wieder. Und das sogar von Mittwoch bis Samstag abends und mit einem Lunch am Samstag. Es wird weiterhin die bekannte, kreative Landhausküche angeboten. Da heißt es doch: Auf nach Magdeburg!
Restaurant Landhaus Hadrys
Restaurant Landhaus Hadrys€-€€€Restaurant, Gasthaus03916626680An der Halberstädter Chaussee 1, 39116 Magdeburg
stars -
"Auferstanden aus Renovierungen!" DerBorgfelderWie erfreulich! Nach über 4 Monaten Umbauarbeiten öffnen Sebastian Hadrys und Jenny Ebeling am 13.4.2022 ihr Landhaus wieder. Und das sogar von Mittwoch bis Samstag abends und mit einem Lunch am Samstag. Es wird weiterhin die bekannte, kreative Landhausküche angeboten. Da heißt es doch: Auf nach Magdeburg!
Geschrieben am 02.04.2022 2022-04-02| Aktualisiert am
02.04.2022
Besucht am 01.04.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 181 EUR
Lange angekündigt, oft verschoben. Aber nun hat Patronin Sylvia Keller die wirtschaftliche Verantwortung für das Canova an Belinda und Marius Ries abgegeben, der auch wieder die gastronomische Leitung übernommen hat. Unterstützt wird er von Robert Thieler, der neben seinen privaten Projekten dem Canova zumindest in Teilzeit erhalten bleibt. Die Serviceleitung verantwortet Tania Buchberger gewohnt sympathisch und engagiert. Einiges wird sich aber doch ändern: Der große Innenraum soll optisch behutsam unterteilt werden, nach Ostern wird an 7 Tagen in der Woche geöffnet sein. Bereits ab 09.00 Uhr kann gefrühstückt werden. Um dem Team die Möglichkeit einer 4-Tage-Woche zu geben, wird unter der Woche früher geschlossen. Eine Besonderheit ist der lange Dienstag, an dem mit der Kunsthalle erst um 21.00 Uhr geschlossen wird: Es wird eine kleine Bistrokarte angeboten mit einfacheren zugänglichen Gerichten von Dry aged beef Burger über Ceviche zu Apfeltarte. Auch mittags ist die Zeit des festen Zwei-Gang-Angebots (Hauptgang mit Tagessuppe oder Dessert) vorbei, das ich sehr geschätzt habe. Zukünftig soll es schneller gehen und mit Angeboten unter 10 Euro auch etwas preiswerter. Abends setzt Marius Ries als Gründungsmitglied des Genussland Bremen-Niedersachsen e.V. noch forcierter auf moderne norddeutsche Küche, mit regionalen Produkten, alten Sorten und Fleisch aus artgerechter Aufzucht.
Am ersten Tag der neuen Zeitrechnung gab es zunächst einen kleinen Tiefschlag, denn eine große Hochzeitsgesellschaft hatte kurzfristig abgesagt. Aus dieser Not machte das Team eine Tugend und lud zu einem Amuse-Bouche-Menü, bei dem Bekanntes, aber auch Gerichte der nächsten Zeit en miniature serviert wurden, insgesamt 13 kleine Teller in 8 Partien für 69 Euro. Bei einigen war ich wieder zu schnell (oder gierig) für ein Foto. Aber als der Abend ging wurde die Musik lauter und das Licht eh schlechter...
Geflämmter Ziegenkäse auf Rote-Bete-Tatar, Schwarzbrot-Crumble und erneut richtig kräftig schmeckende Wildkräuter (der heimliche Star)
Jodige Schwertmuschel, das meint Marius Ries, wenn er von herausfordernder Küche spricht. Von Sauerrahm cremig eingebunden und mit Broncefenchel ergänzt. Der wenige Felchenkaviar konnte seine Salzigkeit nicht einbringen.
Ähnlicher Aufbau: Fester Fjordlachs mit knackig frischem Chicorée. Schöne Textur mit deutlicher Bitternote, mutig. Sauerrahm dämpft. Der Lachs setzt sich gegen Ende geschmacklich durch. Mehr Saiblingskaviar funktioniert eben besser (Sic!)
Ceviche vom Wolfsbarsch mit schöner Fleischigkeit und einer überraschend milden Säure. Elegant!
Das Signature, schon mehrfach beschrieben: Fester, nicht fettiger Räucheraal, warme Aalbrioche, Sauerrahm, Säure durch Apfelmarmelade, Roséschalotte
Fester Hummerschwanz, eine Weltklasse-Bisque („Cappucino“) von unfassbarer Tiefe und Estragon als perfekte Ergänzung.
Knusprige Krokette gefüllt mit Frikassee vom Kikok-Huhn. Dazu ein scharfes Petersilienpesto.
Absoluter vegetarischer Wohlfühlgang: Kartoffelmousseline, Onsen-Ei, Trüffel mit tollem Duft. Ein Klassiker.
Paniertes Kalbsbries, schöner Knusper, innen zart. Tolle Teile. Auf einem Bett von Selleriemus, das mir etwas zu streng war. Meine Frau war begeistert. Die Morcheljus blieb dagegen eher schwach.
Letzter Fleischgang wunderbares Roastbeef mit einem starken, würzig-süßem Paprika-Relish. Der marinierte Spargel dazu war uns beiden zu salzig und sauer, nicht wirklich stimmig.
Während der Süße Fan in Variationen von Rhabarber und Vanille-Eis mit Zitronenthymian schwelgte, ließ ich mir zum Abschluss eine kleine Käseplatte schmecken. (Ohne Fotos)
Dieser Sonderwunsch war kein Problem, wie überhaupt das zusammengewürfelte Team beständig improvisieren musste.
Bei der von Volker Kötter dirigierten bunten Service-Truppe aus Azubis, Aushilfskräften und Praktikanten fühlten wir uns trotzdem jederzeit als willkommene Gäste.
Ein kulinarischer Abend, der Lust auf das „neue“ Canova gemacht hat!
Lange angekündigt, oft verschoben. Aber nun hat Patronin Sylvia Keller die wirtschaftliche Verantwortung für das Canova an Belinda und Marius Ries abgegeben, der auch wieder die gastronomische Leitung übernommen hat. Unterstützt wird er von Robert Thieler, der neben seinen privaten Projekten dem Canova zumindest in Teilzeit erhalten bleibt. Die Serviceleitung verantwortet Tania Buchberger gewohnt sympathisch und engagiert. Einiges wird sich aber doch ändern: Der große Innenraum soll optisch behutsam unterteilt werden, nach Ostern wird an 7 Tagen in der Woche... mehr lesen
Canova in der Kunsthalle Bremen
Canova in der Kunsthalle Bremen€-€€€Biorestaurant, Cafe, Cafebar, Ausflugsziel, Gourmet04212440708Am Wall 207, 28195 Bremen
4.0 stars -
"Modern times - Marius Ries is back!" DerBorgfelderLange angekündigt, oft verschoben. Aber nun hat Patronin Sylvia Keller die wirtschaftliche Verantwortung für das Canova an Belinda und Marius Ries abgegeben, der auch wieder die gastronomische Leitung übernommen hat. Unterstützt wird er von Robert Thieler, der neben seinen privaten Projekten dem Canova zumindest in Teilzeit erhalten bleibt. Die Serviceleitung verantwortet Tania Buchberger gewohnt sympathisch und engagiert. Einiges wird sich aber doch ändern: Der große Innenraum soll optisch behutsam unterteilt werden, nach Ostern wird an 7 Tagen in der Woche
„Das Zwei-Sterne-Restaurant Goldberg in Fellbach wird geschlossen. Wie es auf der Website des Restaurants heißt, wird der Betrieb noch bis zum 2. Juli 2022 geöffnet haben.
In der Stuttgarter Lokalpresse berichtet werden Küchenchef Philipp Kovacs und Sous Chef Florian Pentzlin das Haus verlassen. Gleichzeitig kündigte Eigentümer Jörg Rauschenberger an, er wolle sein Unternehmen neu aufstellen.
Kovas arbeitet seit dem Jahr 2012 als Küchenchef im Goldberg und erhielt im Guide Michelin 2016 den ersten und 2021 den zweiten Stern.“
(Quelle: restaurant-ranglisten.de)
„Das Zwei-Sterne-Restaurant Goldberg in Fellbach wird geschlossen. Wie es auf der Website des Restaurants heißt, wird der Betrieb noch bis zum 2. Juli 2022 geöffnet haben.
In der Stuttgarter Lokalpresse berichtet werden Küchenchef Philipp Kovacs und Sous Chef Florian Pentzlin das Haus verlassen. Gleichzeitig kündigte Eigentümer Jörg Rauschenberger an, er wolle sein Unternehmen neu aufstellen.
Kovas arbeitet seit dem Jahr 2012 als Küchenchef im Goldberg und erhielt im Guide Michelin 2016 den ersten und 2021 den zweiten Stern.“
(Quelle: restaurant-ranglisten.de)
Goldberg · Restaurant & Winelounge
Goldberg · Restaurant & Winelounge€-€€€Restaurant, Bar, Sternerestaurant071157561666Tainer Str. 7, 70734 Fellbach
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"Zwei-Sterne-Restaurant Goldberg schließt im Sommer" DerBorgfelder„Das Zwei-Sterne-Restaurant Goldberg in Fellbach wird geschlossen. Wie es auf der Website des Restaurants heißt, wird der Betrieb noch bis zum 2. Juli 2022 geöffnet haben.
In der Stuttgarter Lokalpresse berichtet werden Küchenchef Philipp Kovacs und Sous Chef Florian Pentzlin das Haus verlassen. Gleichzeitig kündigte Eigentümer Jörg Rauschenberger an, er wolle sein Unternehmen neu aufstellen.
Kovas arbeitet seit dem Jahr 2012 als Küchenchef im Goldberg und erhielt im Guide Michelin 2016 den ersten und 2021 den zweiten Stern.“
(Quelle: restaurant-ranglisten.de)
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Räumlich wird der Grüne Salon gar nicht mehr für das à-la-Carte-Geschäft genutzt und der wunderbare Wintergarten offenbar auch nur bei entsprechender Buchungslage - bei meinen insgesamt drei Besuchen war er geschlossen. Im ehemaligen Bistro sitzt man etwas enger, in einem Design, das auf Gold- und Brauntöne und eine (An-)Sammlung von Kunstwerken setzt.
Anderer Stil, nicht meiner, aber natürlich ein Stil. Ich freute mich trotzdem, zumindest am Beginn des Abends noch ein Plätzchen auf der aufgebockten Terrasse zu bekommen und von dort den Verkehr auf der ruhigen, aber nicht langweiligen Königsstraße beobachten zu können.
Es defilierten viele festlich gekleidete junge Menschen vorbei, Jugendweihe vielleicht?
Nicht geändert hatte sich der engagierte Service durch viele schon oder noch gut ausgebildete junge Menschen, die mit Elan, Freundlichkeit und Professionalität ihre Sache gut machen. Nicht immer wird genau zugehört, aber ich bin ja nun auch ein Gast, der sehr genau weiß, was er will. Die Leitung liegt weiterhin bei der ungekünstelten Jana Schellenberg und bei zwei geführten zwei Telefonaten konnten wir schon die Weinauswahl klären. Es wurde - Surprise! Surprise! - ein weißer Burgunder, der bei meiner Ankunft in den Dekanter kam.
Schön, dass das so gut geklappt hat. Während der Wein an die Luft kam, war im Anfang mal wieder das Letzte Wort (10,5€).
Man sitzt draußen auf solidem Gartenmobiliar aus Holz und hochwertigem Kunststoff, aber die Tische sind fein eingedeckt. Zweierlei gut zugekauftes Brot bekämpfte den Heißhunger, begleitet von schlichter Butter, Olivenöl und Salzflocken.
Mein Menü startete sommerlich mit Pulpo, Lardo, Artischocke und Paprika.
Der Oktopus-Tentakel war festfleischig und teilweise auch knusprig, ohne Tadel, aber das geht noch besser. Unglücklich eine lange Scheibe Lardo, von der Idee her wohl surf‘n‘turf, die sich zu einem zähen Streifen geringelt hatte, der kaum zu schneiden war. Einzelne Stücke wären gastfreundlicher gewesen.
Überzeugend dagegen die Gemüse: Artischocke als süffige Créme und kräftiges Ragout. Paprika war gekocht und dann geräuchert, süß-sauer eingelegt und als gelungener Chip vertreten. Abgesehen von der Texturen-Parade war das vor allem geschmacklich stark.
Unauffällig blieb dagegen die grüne Salsa. Über alles gesehen ein solider Auftakt.
Auf den nächsten Gang war ich gespannt: Kirsch-Gazpacho, grüner Spargel und Kapuzinerkresse ist ja kein alltägliches Gericht!
Die kalte Suppe überraschte mit einer säuerlichen Note von Balsamico, gegen leider, leider wenigen Kirschen überhaupt nicht ankamen. Solo „gelutscht“ war der Kirschgeschmack da, aber das ist ja wohl nicht im Sinne des Erfinders. Der Spargel hatte genügend Biss und konnte sich schon eher behaupten, gegen Ende mit einer durchaus angenehmen Bitterkeit. Auch die klare Senfnote des Kräuter-Öl gefiel mir gut. Mit einem exakteren Säure-Süße-Spiel wäre das ein spannender Teller gewesen.
Eigentümlicherweise gab es keinen Fischgang.
Aber Kalbsbries ist natürlich auch immer eine schöne Alternative.
Die leckeren Innereien waren paniert und leicht knusprig gebraten, tadellos und auch die Jus gelungen. Genauso gut die Pfifferlinge, denn nicht nur die Crème hatte einen eindeutigen Pilz-Geschmack, sondern trotz der Größe auch die gebratenen Exemplare. Diesen vielleicht als „zu schlicht“ empfundenen Komponenten, die das oben beschriebene Motto ja durchaus erfolgreich umgesetzt haben, sollte sich Salzzitrone und Thai-Spargel etwas Finesse eingehaucht werden. Nur leider waren von der Zitrone nur sehr wenige, winzige Stückchen in der Soße verarbeitet worden. Was das das Gemüse dem Teller „bringen“ sollte, habe ich leider nicht verstanden. Vielleicht eine Alternative zu den erwartbaren Erbsen? Aber das ist ja immer eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Auch hier also Licht und Schatten.
Der nächste Gang mit Bresse-Hahn gelang der Küche wieder deutlich besser. Während die Brust noch etwas zu lange gegart war, was die überragende Qualität der Ware weitgehend wettmachen konnte, begeisterte die Roulade vom Keulenfleisch, auch mit einer Füllung aus kräftigem Erbspüree. Die leckeren kleinen Hülsenfrüchte waren auch naturell und mit ihrem Grün vertreten. Letzter geschmacks- und farbstarker Akteur dann Karotte, deren intensiver Saft für mich der Gewinner des Tellers war.
Das passte und war eine schöne Umsetzung eines Drei-Komponenten-Tellers.
Einzig die zusätzliche Yuzu-Majonäse ließ mich rätseln: Ging es um Frische oder um Süffigkeit? Beide Ideen wurden in der Kombi nicht wirklich erfüllt.
Begeisterter war ich vom erfrischenden Apfel-Sorbet, das gegen Dehydrierung vorsorglich mit Wodka aufgegossen wurde (7€).
Statt eines weiteren, dann roten Fleischgangs hatte ich auf das vegetarische Hauptgericht gesetzt:
Gemüse-Mille-feuille, Bohne, Aubergine, Wildkräuter.
Die Schichten bestanden aus Aubergine, Zucchini, Karotte und Kartoffel. Leider nicht sehr fein gearbeitet (müssen ja nicht gleich tausend sein...), kaum gesalzen, weich und sehr kartoffellastig. Mit einem Wort: Langweilig.
Dafür glänzte die Pilzjus ebenso wie die ansehnlichen Toppings: Die gebackenen Auberginenscheiben genau richtig zum Knabbern, die gelben Tomberries mit feiner, frischer Tomatensäure und die Brechbohnen mit Biss und kräftigem Bohnenkraut. Das machte dann wieder Spaß. Die angekündigten Wildkräuter hätten sicher auch noch ätherische und bittere Akzente setzen können. Leider wurden sie von der Küchenmannschaft vergessen. Chef Vogel war im Nachgespräch zerknirscht, dass der Teller unvollständig über den Pass gegangen war, aber die Personalnot sei so dramatisch, dass er zwei Posten abdecken musste.
Wäre mir das vorher bewusst gewesen, hätte ich bestimmt auf meinen spontanen Wunsch nach etwas Käse (12€) verzichtet. So lieferte die Küche nach einer kurzen Wartezeit eine dünne Scheibe Fourme d‘Ambert (der durch Wärme noch gewonnen hätte), nicht nur optisch sehr hübsch begleitet von Aprikosen (getrocknet und als Marmelade), Pistazien, würziger Korianderkresse und vor allem knusprigem Buchweizen - endlich mal Crunch, auch dies war bislang weitgehend Fehlanzeige gewesen. Ein versöhnlicher Abschluss, dem noch ein Pimm‘s Cup für 10,5€ folgte.
Das Caroussel beschreitet neue Wege, aber die ersten Schritte waren doch unsicherer als gedacht. Natürlich hat man in der Dresdner Neustadt das Kochen nicht verlernt, aber ob die vereinfachte Richtung den Gästen gefällt, muss sich noch herausstellen. Der Guide Michelin war jedenfalls nicht überzeugt und entzog den Stern. Schade für das sehr sympathische und engagierte Team.