Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all der negativen Entwicklung dort. Als Südpfälzer kenne ich mich in der dortigen Gastrolandschaft auch ein wenig aus, bin aber immer froh, wenn ich über regionale Tellerränder schauen kann. Die asiatische Küche hat es mir dabei besonders angetan.
Kochen ist für mich eine Freude. Essengehen eine Leidenschaft. Das muss nicht immer auf höchstem Niveau sein. Auch ehrliche Hausmannskost oder kleinere Leckereien aus aller Welt können kulinarisch den Tag erhellen. Bei Restaurant-Kritik habe ich dann auch am "Darüber-Schreiben" gefallen gefunden. Der Wechsel zu GastroGuide eine logische Folge nach all... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 338 Bewertungen 495254x gelesen 10508x "Hilfreich" 10652x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 18.08.2019 2019-08-18| Aktualisiert am
18.08.2019
Besucht am 15.06.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 55 EUR
Am Haardtrand bei Neustadt lässt es sich bekanntlich gut wandern. Wolfsburg, Hambacher Schloss, Kalmit oder Weinbiet sind allesamt beliebte Ausflugsziele, die nicht selten mit einer Einkehr kulinarisch verknüpft werden. Eine dieser klassischen Wanderungen führt von Neustadt-Hambach zum ca. 3 km entfernten Hohe-Loog-Haus, das mit deftigen Pfalztellern, gehaltvollen Hüttensuppen und leckeren Kuchen die hungrigen Hiker erfreut.
Und hätten wir nicht schon in dem Ende 2017 neu eröffneten, panasiatischen Restaurant Commami zwei Plätze reserviert gehabt, der Hohe-Loog-Teller mit Hausmacher Wurst bis zum Abwinken wäre definitiv eine Vesperoption gewesen. So sparten wir uns den Hunger auf, um erstmalig bei der „Reismutter“ („Com“ = Reis + „Mami“ = Mutter), wie die Geschäftsführerin und gebürtige Vietnamesin Thi Thu Hien Ho ihren Mix aus Sushi- und Indochina-Fusion-Restaurant nennt, einzukehren.
Das Commami gehört zusammen mit zwei Restaurants in Kaiserslautern (Mr. Lian Einsiedlerhof und Mr. Lian Schillerplatz) und dem gleichnamigen Ableger in Worms – dort schreibt man sich allerdings ComMami mit großem „M“ in der Mitte – einer vietnamesischen Gastrofamilie, die mit ihrem panasiatischen Konzept Erfolg zu haben scheint. Schon im September 2018 folgte auf das Neustadter Sushi-Lokal die Filiale in der Nibelungenstadt. Das erinnert doch stark an die nach nahezu gleichem Fusionsmuster arbeitende „Koza-Gang“, die sich von Haßloch über Landau bis nach Speyer ausgedehnt hat.
Und da steckt schon das eigentliche Grundproblem dieser NPGW (neuen panasiatischen Gastro-Welle). Kennt man eines dieser Restaurants, kennt man alle. Die mit viel Trockeneisnebel, bunten Saucenspritzern sowie panierten bzw. geflämmten Knuspermänteln kunstvoll arrangierten Rohfischplatten sehen im Grunde überall gleich schick aus. Auch die inflationär verwendeten Asia-Saucen schmecken alle wie aus der gleichen Quetschflasche gedrückt.
Ein derzeit angesagter Foodtrend „for a new generation“, zu dem auch die selbstgemachten Limonaden und Eistees passen. Und einer, der sich ganz nach dem Geschmack seines Publikums richtet. Ob das dann noch authentische Asiaküche ist, kann sich jeder selbst beantworten. Es soll leicht schmecken, hübsch aussehen und am besten noch ohne Fleisch (oder noch besser: vegan) daherkommen. Das suggeriert nicht nur Qualität, sondern lässt das schnelle Essen auch viel gesünder erscheinen. Wellness-Häppchen für den hippen Kulinarnomaden, der gestern noch sein trendiges Dasein im Bio-Burger-Laden um die Ecke fristete.
Genug gelästert. Sonst wird das Ganze hier noch eine Kolumne zum Thema „Zeitgeistküche“. Zurück zum Commami, das sich am Rande der Neustadter Innenstadt, direkt an der viel befahrenen Maximilianstraße (B 38) befindet. Die Parkplatzsituation ist in Neustadt sowieso nicht besonders prickelnd. In der Ecke findet man so gut wie gar nichts. Mein Tipp: den Wagen auf dem etwas weiter westlich gelegenen Parkplatz an der Rittergartenstraße oder in Bahnhofsnähe (inkl. kleinem Spaziergang durch die Fußgängerzone) abstellen. Neustadts Stadtkern ist ja Gott sei Dank recht übersichtlich angelegt.
Es war ein warmer Tag im Mai und nach kurzer Anmeldung im Inneren des Lokals (aufgrund der Reservierung), entschlossen wir uns, unter freiem Himmel zu speisen. Das war jedoch im Commami mit eingeschränkter Bequemlichkeit verbunden, da die zwischen Parkbänken und Weinfestgarnituren angesiedelten Sitzgelegenheiten für harte Verhältnisse sorgten. Insofern bestand unsere allererste Order in der Nachfrage nach ein paar Sitzkissen, der man mit zwei Decken – es gab scheinbar keine Kissen mehr – alternativ nachkam.
Nun, auch der Verkehrslärm von der Maximilianstraße und der Blick auf die stümperhaften Graffitis an den etwas in die Jahre gekommenen Mehrfamilienhäusern gegenüber lud nicht unbedingt zum dauerhaften Verweilen ein. Da saß es sich wahrscheinlich im schlicht-modern eingerichteten Gastraum schon deutlich besser. Egal, die Entscheidung zum Draußen-Essen war eh gefallen. Auch die Speisenkarten hatte unsere dauerfreundliche Bedienung aus dem fernen Osten schon vorbeigebracht.
Für den ersten Durst tat es das in (Pan-)Asialäden scheinbar beliebte Aqua Morelli, das man an seiner tiefblauen Flasche schon von weitem erkennt. Vielleicht purer Zufall, aber auch im Landauer Koza wird dieses nicht gerade besonders wohlschmeckende Mineralwasser italienischer Provenienz angeboten. Mit 5,50 Euro für die Flasche ist man dabei. Warum die Asiaten gerne italienisches Sprudelwasser ausschenken, erschließt sich mir zwar nicht, aber vielleicht kennt ja der ein oder andere GG-Fuchs die Zusammenhänge unseres Global-Food-Village. Ergänzend sei noch erwähnt, dass auch eine hausgemachte Limo mit Ingwer, Limette, Pfefferminzblätter und Rohrzucker (0,5 l für 4,90 Euro) von uns geordert wurde. Letztere mussten wir mittels Röhrchen aus dem obligatorischen Einmachglas zuzeln.
Der Speisezettel listet eine umfangreiche Auswahl. Edamame, Hühnerspieße und Sommerrollen – alles alte Bekannte in Sachen Vorspeisen. Ein paar Teigtaschen (Dim Sum), Lachs- bzw. Thunfischtartar sowie zwei Suppen (Kokos- und Fischsuppe) standen außerdem als Appetizer für den ersten Hunger bereit. Für Freunde des grünen Blattes wurden ein paar Asia-Salate mit Sesamdressing angeboten. Tempura-Garnelen und gegrillter Oktopus fanden sich dabei in exotisch klingenden Kombinationen wieder.
Der vietnamesischen Traditionssuppe Pho wurde in drei Varianten gehuldigt. Mit Tofu-, Hühnerfleisch- oder Rindfleischeinlage konnte man die mit Reisbandnudeln, Lauchzwiebeln, Sojasprossen und Koriandergrün veredelte Hühnerbrühe genießen. Wahlweise als Vor- oder Hauptspeisenportion. Auf den nächsten Seiten war die Auswahl an Hauptgerichten nachzulesen. Sowohl beim cremigen Kokos-Curry als auch bei der mit Kokosmilch verfeinerten Mango-Crème konnte die Einlage wie beim Schnellchinesen um die Ecke (Rind, Huhn, Tofu, Ente, Garnelen) selbst gewählt werden.
Gegrillte Roastbeefwürfel wurden als „Lucky Cube“ bezeichnet. Das mit Miso und Tamarindensauce servierte Rinderfilet erhielt den tiefsinnigen Namen „Black Tower“. Na hoffentlich lassen sie es nicht so lange im Ofen, wie der Namen vermuten lässt, war mein erster Gedanke. Plötzlich stand mit der „Paris Ente“ ein geradezu ambitioniert klingendes Gericht auf der an Entdeckungen doch recht armen Speisesammlung. Eine französische Grill-Ente wurde da auf hausgemachtem Maronenpüree mit Grillkürbis und Süßkartoffeln angeboten. Das klang mindestens genauso spannend wie Thunfisch-Tataki in Gewürzkruste oder mariniertes Rindfleisch auf lauwarmen Reisnudeln. Das restliche Angebot verlor sich in unterschiedlichsten Rohfischpreziosen. Diese reichten von einfachen Maki bzw. Nigiri über Inside Outs bis hin zu diversen Special Rolls. Ein reichhaltiges Programm, das uns die Entscheidung nicht gerade leicht machte.
Wir schafften es trotzdem. Vorneweg wagten wir uns an die beiden Suppen. Die „Fisherman’s Soup“ (4,90 Euro) meiner Verlobten hatte Lachs und Butterfisch als Einlage. Meine „Coco Soup“ wählte ich mit Garnelen (5,60 Euro). Beide hatten übrigens Kirschtomaten und Champignons in der Serienausstattung. Als kleines Zugeständnis an unsere Teigtaschenliebe bestellten wir die als „Steamy Pearl“ (4,90 Euro) bezeichneten Dumplings. Jene waren mit Garnelen und Gemüse gefüllt und wurden mit einer speziellen Soja-Sauce serviert.
Die Hauptgangfrage beantworteten wir mit einer „Crunchy Vegi“-Tempura-Roll (10,50 Euro) und einer als „Seascape“ (18,90 Euro) bezeichneten Komposition aus rohem Fisch und gekochten bzw. frittierten Garnelen, die mit Sushi-Reis, Guacamole und kleingehäckselten Cocktailtomaten serviert wurde.
Die beiden Suppen ließen nicht lange auf sich warten. Sie wurden zeitgleich mit den Dim Sum serviert. Beide waren in zeitgemäße Keramik gefüllt und dufteten vielversprechend. Die Fischeinlage der Fisherman’s Soup machte ihrem Namen alle Ehre. Neben Lachs- und Butterfischfetzen tummelten sich frisches Koriandergrün und Tomatenstücke in der leicht säuerlichen Brühe. Meine Kokossuppe war tadellos abgeschmeckt und bewegte sich im zurückhaltenden Schärfegrad. Aroma dank Currypaste – auf diese einfache Formel war auch hier Verlass.
Die Dumplings lagen neben Rettichschnipseln, Salatblättern und einer Schale mit Soja-Sauce im Bambuskorb. In der leicht süßlichen Sauce schwamm reichlich frischer Koriander. Über die mit Teriyaki-Sauce benetzten Teigtaschen hatte man geröstete Sesamkörner gestreut. Das war alles in allem ein ordentlicher Appetizer. Sicherlich keine frisch geformten „Har-Gow Deluxe“, aber auch keine Enttäuschung in Sachen TK-Krabbenknödel.
Nach dem gelungenen Start ließ man uns etwas Zeit zum Durchschnaufen, ehe die Hauptgänge aufgetragen wurden. Bei der vegetarischen Tempura-Roll hatte man es mit der Saucenverzierung etwas übertrieben. Da wurde drüber gespritzt, was die Quetschflaschen hergaben. Schade, dass man damit dem eigentlichen Protagonisten auf dem Teller jegliche Schau in puncto Geschmack stahl. Aber vielleicht hielt sich der bei der frittierten Veggie-Roll eh in Grenzen.
Mein aufgetürmtes Rohfischgebilde kam wohl auch gerade frisch aus der Teriyaki-Dusche. Hier bildeten Rettichstreifen und Salatschnipsel zusammen mit Wakame und Tomatenklein eine frische Basis, auf der es sich Sushi-Reis und Rohfischkonsorten gemütlich gemacht hatten. Dünn abgesäbelte Tranchen Thunfisch-, Lachs- und Jakobsmuschelsashimi lagen andächtig neben knusprigen, mit Pankomehl panierten Garnelenschwänzen sowie lediglich gekochten Vertretern ihrer Art. Das war genauso ansehnlich wie es gewöhnlich schmeckte. Nämlich in erster Linie nach der inflationär verspritzten süßlichen Sauce auf Sojabasis.
Lachs und Thunfisch hätte ich bei einer Blindprobe geschmacklich kaum unterscheiden können. Die crunchigen Garnelenschwänze profitierten von ihrem Fettgehalt und brachten noch am meisten Schmackes auf den Teller. Ihre gekochten Kollegen verweilten dagegen in gustatorischer Langeweile. Auch das geschmacksneutrale Jakobsmuschelfleisch sorgte eher für Gaumengähnen als für den ach so geliebten Kitzel. Das konnten die eingelegten Ingwerscheiben und die Wasabi-Knetmasse auch nicht ändern. In der Summe war das zwar ein recht ansehnlicher Fischhügel, aber vom Geschmack her eher unspektakulär. Passte aber irgendwie zur „mehr-Schein-als-Sein-Gesinnung“ hiesiger Panasiaten. Vielleicht hätte ich ja doch die französische Grill-Ente, für die es im Commami sogar einen speziellen Ofen gibt, erstehen sollen.
Grundsätzlich ist gegen diese Art der schnelleren Nahrungsaufnahme gar nichts einzuwenden. Schließlich konkurriert man nicht mit kulinarisch unterbelichteten Fast-Food-Läden und ollen Imbissbuden. Dafür sind auch die Preise zu ambitioniert. Aber trotz frischer Zutaten, Glutamatverzicht, Ölreduzierung und verstärktem Kräutereinsatz bewegt man sich bei all diesen asiatischen Fusionsküchen geschmacklich kaum von der Stelle und bleibt damit vor allem eines, nämlich austauschbar.
Dass diese Läden trotzdem so en vogue sind, liegt in erster Linie an ihrem zeitgeistigen Gastrokonzept. Für mich werden sie hingegen mit jedem Besuch immer uninteressanter, da der Reiz des Neuen mittlerweile verblasst ist und bei den Gerichten nicht der Geschmack, sondern eher das Aussehen bzw. die Anrichtung im Vordergrund stehen. Die geschäftstüchtige Idee, die verschiedensten Neigungen der Gäste unter einen Hut zu bringen, bewirkt am Ende einen mittelmäßigen Mischmasch, der zwar gekonnt in Szene gesetzt wird, am Gaumen aber über weite Strecken versagt. Irgendwie nicht Fleisch und noch weniger Fisch. Für einen Sushiladen eigentlich ein K.o.-Kriterium. Man darf also gespannt sein, in welche Richtung sich dieser Food-Trend entwickelt.
Am Haardtrand bei Neustadt lässt es sich bekanntlich gut wandern. Wolfsburg, Hambacher Schloss, Kalmit oder Weinbiet sind allesamt beliebte Ausflugsziele, die nicht selten mit einer Einkehr kulinarisch verknüpft werden. Eine dieser klassischen Wanderungen führt von Neustadt-Hambach zum ca. 3 km entfernten Hohe-Loog-Haus, das mit deftigen Pfalztellern, gehaltvollen Hüttensuppen und leckeren Kuchen die hungrigen Hiker erfreut.
Und hätten wir nicht schon in dem Ende 2017 neu eröffneten, panasiatischen Restaurant Commami zwei Plätze reserviert gehabt, der Hohe-Loog-Teller mit Hausmacher Wurst bis zum... mehr lesen
Commami
Commami€-€€€Restaurant06321 8906775Strohmarkt 12, 67433 Neustadt an der Weinstraße
3.0 stars -
"Saucengrüße aus der Quetschflasche! – Angesagter Panasiate, der neben Sushi und Pho auch ein paar bemerkenswerte Hauptgerichte bereithält, aber sonst allen gängigen Fusionsklischees entspricht" marcO74Am Haardtrand bei Neustadt lässt es sich bekanntlich gut wandern. Wolfsburg, Hambacher Schloss, Kalmit oder Weinbiet sind allesamt beliebte Ausflugsziele, die nicht selten mit einer Einkehr kulinarisch verknüpft werden. Eine dieser klassischen Wanderungen führt von Neustadt-Hambach zum ca. 3 km entfernten Hohe-Loog-Haus, das mit deftigen Pfalztellern, gehaltvollen Hüttensuppen und leckeren Kuchen die hungrigen Hiker erfreut.
Und hätten wir nicht schon in dem Ende 2017 neu eröffneten, panasiatischen Restaurant Commami zwei Plätze reserviert gehabt, der Hohe-Loog-Teller mit Hausmacher Wurst bis zum
Besucht am 11.05.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 53 EUR
Gemäß dem Motto „Wenn nicht jetzt, wantan?“ hat es uns in kulinarischer Hinsicht in die Mannheimer „Bronx“ verschlagen. Es geschah an einem Samstagabend im Mai. Den vorhochzeitlichen Einkaufsbummel hatten wir erfolgreich überstanden, da kam uns das seit Mitte Februar dieses Jahres eröffnete Street-Food-Lokal in den Sinn. Unsere Freunde vom Ilbesheimer Hubertushof hatten uns schon davon berichtet. Der Thai zum hemmungslosen „Drauflosbestellen“ und freundschaftlichen „Miteinanderteilen“ wäre zudem sehr hübsch eingerichtet und die Servicemädels würden ihre Sache mit Bravour erledigen. Klar, dass ich da zum Handy griff und einen Tisch für zwei am frühen Abend reservierte.
In den Räumlichkeiten des ehemaligen Flora, einer gutbürgerlichen Beiz, die ihr Gaststättendasein vor dem Einzug des SOI 39 noch einige Zeit als Ristorante fristete, ist seit einem halben Jahr die Thailänderin Visnee Lips mit ihrem Team beheimatet. Im gleichen Anwesen residiert übrigens auch seit vielen Jahren der Gesangverein Flora 1872 e.V. Mannheim. Sicherlich kein Zufall, dass deren Chorprobe an einem Ruhetag stattfindet. Dass in seinem „Vereinsheim“ nun thailändisches Street Food kredenzt wird, ist mindestens genauso verwunderlich wie sein eigenwilliger Name oder der enorme Aufwand, der betrieben wurde, um das Lokal komplett umzugestalten.
Vergleicht man alte Aufnahmen (sind noch auf TA einsehbar) des Gastraumes mit dem neu konzipierten Interieur des SOI 39, fragt man sich, ob das tatsächlich der gleiche Ort des Geschehens ist. Hinter der altehrwürdigen Sandsteinfassade verbirgt sich nämlich ein unglaublich lässig eingerichtetes Thai-Restaurant, dessen Ambiente sich irgendwo zwischen Retro und Heimatliebe einordnen lässt. Wie geschickt hier alte Elemente der früheren Gastwirtschaft in das neue Design integriert wurden, lässt sich beispielsweise an den zum Großteil erhaltenen Holzvertäfelungen aus alten Gasthaustagen erkennen.
Dort wo sich früher der Ausschanktresen befand, wurde eine offene Küche installiert. Eingerahmt von Holzregalen mit Unmengen von Geschirr, Kochutensilien und anderen Devotionalien asiatischer Provenienz kocht dort die Mutter von Visnee Lips nach alten Familienrezepten. Man sitzt recht unbequem auf sperrigen Holzstühlen, deren Komfort sich auf ein dünnes Polsterkissen beschränkt. Für das absolute Street-Food-Feeling stehen Holzbänke bzw. Hocker aus Plastik zur Verfügung. Selbst die recht unprätentiös wirkenden, blanken Holztische unterscheiden sich von ihrer Machart und ihrem Aussehen. „Bloß kein einheitlicher Stil, bitte!“, verkündet jeder Winkel des mit ganz viel Detailliebe ausstaffierten Gastraums.
Neben der thailändischen Königsfamilie ist es die eigene Geschichte, der mit gerahmten Bildern gehuldigt wird. Quietschbunte Plastikhauben schützen die darunter wartenden Scharfmacher (Soßen zum Nachwürzen) vor insektenartigen Einflüssen. Das Besteck befindet sich zusammen mit ein paar Servietten in einer Blechdose. Ansonsten tut der farblich zur Schutzhaube abgestimmte Serviettenspender (natürlich auch aus Kunststoff) gute Dienste. Ein paar tiefe Teller komplettieren die ansonsten recht schlichte Tischlandschaft.
Man steht auf hellem Fliesenboden, der sich gut von der grünen Wellblechverkleidung des Theken- und Küchenbereichs absetzt. Die aus Holzquadraten bestehende, aufgehängte Zellrasterdecke vermittelt ein Gefühl von Geräumigkeit und wirkt sich positiv auf die Akustik im Raum aus. Daneben baumelt hier so einiges von der Decke. So fallen einem die klobigen Kugelleuchten über dem Ausschanktresen sofort ins Auge.
Weiter hinten, im ehemaligen Raucherzimmer, dessen raumtrennende Holztürkonstruktion man erhalten hat, deutet nur das Schild mit der Aufschrift „Nebenzimmer“ auf seine frühere Bestimmung hin. Heute ist dieser Raum, der mit viel Topfgrün und trendigen Hängeleuchten ausgestattet wurde, Teil des offenen Gesamtkonzepts und wird mit fünf zusätzlichen Tischen genutzt.
„SOI“ ist übrigens der thailändische Name für eine kleine Gasse, die von der Hauptstraße abzweigt. In der namensgebenden „SOI 39“ wohnt übrigens die Tante aus Bangkok, welche von der Familie gerne als Zwischenstopp nach dem langen Flug aufgesucht wird, um dann in ihre Heimatstadt Buri Ram im Nordosten des Landes weiterzureisen. Das erklärt auch die Existenz des einem Straßenschild nachempfundenen Aufstellers mit dem Namen des Lokals, der nur eines von vielen an die thailändische Heimat erinnernden Einrichtungsaccessoires darstellt.
Die Servicedame, die uns an diesem frühen Abend bedient, kommt definitiv aus dem Land des Lächelns. Sie umsorgte uns mit einer Herzlichkeit, wie man sie in den meisten Teutonentempeln leider vermisst. Und auf Zack war sie auch. Das kleine Ringbuch mit den darin gelisteten Speisen und Getränken ließ nicht lange auf sich warten.
Erfreulich schlank präsentierte sich das Speisenprogramm. Hier wurden nicht undefinierbare Fleischfetzen vom Schwein, Huhn oder Rind bzw. TK-Garnelen und Auftau-Pangasius mit etwas Alibi-Gemüse versehen und dann in verschiedenen Curryfarben und Schärfegraden „zurechtgewokt“. Ganz im Gegenteil. Man startete mit einer kleinen Auswahl an Snacks, die allesamt schon mal sehr appetitlich klangen. Kleine Reispfannkuchen mit China-Schnittlauch-Füllung, knusprig frittierter Wasserspinat im Teigmantel und hausgemachte Thai-Würstchen habe ich so noch nicht auf den Speisezetteln der einschlägigen Thaibuden ausmachen können.
Auch die Auswahl an Hauptgerichten war sehr übersichtlich. Die auf heißer Platte servierten Reisnudeln („Pad Thai Mä Jeaw“), die es auf Wunsch auch in der Vegan-Variante gegeben hätte, klangen vielversprechend. Auch die im Feuertopf brodelnde Tom Yam Gung für zwei Personen und der lauwarme Hühnchensalat namens „Laab Gai“ hatten durchaus Bestellpotenzial. Ein Blick auf die Tagesempfehlung machte mir die Entscheidung leichter. Gebratenes Buntbarschfilet mit hausgemachter Süß-Sauer-Sauce, Frühlingszwiebeln und Reis (14,90 Euro) stand auf einer kleinen Schiefertafel neben der Eingangstür. Keine Frage, auf den Fisch fiel mein Votum.
Meine Verlobte entschied sich ganz klassisch für das einzige Currygericht auf der Karte. Ihr Panaeng Curry (11,50 Euro) aus der nordthailändischen Küche wurde mit geschmortem Rindfleisch, Thai-Basilikum, Peperoni- und Bergamotte-Streifen zubereitet. Die Portion Jasmin-Duftreis (2 Euro) musste zusätzlich bestellt werden. Vorweg sollten es ein paar asiatische Gaumenkitzler sein. Mit dem frittierten Wasserspinat „Morning Glory“ (6,50 Euro) und der Thaiwurst „Sai Krok Isan“ (6,90 Euro) wollten wir dem ersten Hunger begegnen.
Als Getränke wurden eine Flasche Mineralwasser „Alwa Classic“ (0,75l für 4,80 Euro), ein hausgemachter thailändischer Eistee (0,4l für 4 Euro) sowie eine Pfütze Riesling vom VDP-Weingut Meßmer aus der Pfalz (0,1l für 3 Euro) geordert. Zu diesem Weingut scheint die Inhaberin Visnee Lips einen guten Draht zu haben, da sie alle ihre Weine von dort bezieht. Das Weingut wird auf der Homepage als Partner genannt und sogar dessen Webseite wurde verlinkt. Da würde es mich nicht wundern, wenn beim nächsten Hoffest in Burrweiler plötzlich Street Food aus Thailand zu den VDP-Kreszenzen serviert wird.
Der auf Schwarzteebasis hergestellte Eistee hatte eine angenehm herbe Säure. Gut, dass man sich mit der Zugabe von Zucker etwas zurückgehalten hatte. Ein frischer Sommerdrink, der da gut gekühlt den Durst linderte. Auch über den trockenen Riesling konnte man nichts sagen. Nur dass mir die 3 Euro für gerade mal 10cl etwas stramm bepreist erschienen.
Die Vorspeisen waren ideal zum Teilen. Auf einem bunten Teller lagen sechs nahezu kugelförmige Thaiwürste. Die leicht säuerlich schmeckende, fermentierte Wurstspezialität aus den nordöstlichen Provinzen Thailands namens Sai Krok Isan war hausgemacht und wurde ganz traditionell zusammen mit Ingwerstückchen, einer Chilischote und rohen Kohlblättern serviert. Futterte man die mit feiner Knoblauchnote versehenen Wurstkugeln zusammen mit den gereichten Beigaben, ergab das ein durchaus stimmiges Geschmacksbild, das zwischen säuerlicher Würze und frischer Schärfe changierte. Da brauchte es auch keinen Dip-Saucen-Boost. Das schmeckte auch so richtig fein.
Der Thai-Wasserspinat mit dem wohlklingenden Namen „Morning Glory“ bestand in erster Linie aus einer knusprig frittierten Tempurahülle, die mit leicht triefender Fettunterstützung dennoch für glänzende Laune sorgte. Nach was genau nun der Thai-Wasserspinat eigentlich geschmeckt hat, kann ich nicht sagen. Die Knusperhülle ließ dies leider nicht zu. Mit der süß-sauren Sauce hat der Frittierspinat aber gut harmoniert. Außerdem war ja „Sharing is caring“ unser Motto, so dass sich der recht hohe Fettanteil des Gerichts auf zwei Personen verteilte.
Meine Vorliebe für panierten Fisch hatte sich scheinbar selbst in der Mannheimer Neckarstadt herumgesprochen. Genau in diesem Zustand wurde mir nämlich das saftige Buntbarschfilet serviert. Wie ein „Phönix aus der Pfanne“ badete dieser in einer wunderbar aromatischen Süß-Sauer-Sauce, die keine Spur nach der sonst üblichen Fertigplörre aus der Glasflasche schmeckte. Chili-, Karotten- und Frühlingslauchschnipsel komplettierten dieses verdammt süffige Fischgericht, das trotz seiner Einfachheit für so viel Gaumenspaß sorgte.
Auch das im Emaille-Topf dargebotene Panaeng Curry meiner Verlobten konnte geschmacklich komplett überzeugen. Sie attestierte der aromatischen Kokossauce eine wohltuende Chili-Schärfe. Ihrem fast schon unverschämt intensiven Duft nach Thaibasilikum konnte selbst ich mich nicht entziehen. Von Koriander und Galangawurzel wurde bei der Herstellung der Curry-Paste anscheinend regen Gebrauch gemacht. Für die leichte Limonenfrische war wohl der Abrieb der Kaffir-Limette verantwortlich.
Das war nicht einfach mal so schnell „dahingewokt“, sondern mit guten Basiszutaten und ohne den Einsatz von Verstärkern aus der Tüte ehrlich zubereitet. Selbst das geschmorte Rindfleisch, das hier gänzlich ohne Weichmacher auskam, hatte noch seinen typischen Geschmack. Hier wurde nichts bis zur Unkenntlichkeit niedergekocht und in einer pampigen Curry-Sauce ertränkt. Ganz im Gegenteil. Mit einem feinen Gespür für die richtige Würze wurde aus simplen Zutaten ein sehr delikater Thai-Klassiker gezaubert.
Bei nahezu jeder Google-Bewertung, die ich über das SOI 39 las, fiel der Begriff „authentisch“, wenn es um die Beschreibung der tailändischen Gerichte ging. Nun, ich war vor einigen Jahren selbst einmal in Thailand. Eine Garküche habe ich dort nie besucht, da mir das Essen auf der Straße weder besonders gemütlich noch hygienisch vertretbar (was wahrscheinlich Quatsch war…) erschien. Deshalb maße ich mir auch nicht an, dies zu beurteilen. Aber eine willkommene Abwechslung zu den üblichen Verdächtigen in Sachen Thaikost stellt dieses Street-Food-Lokal zweifellos dar. Und über den kulinarischen Gewinn, den diese importierten Essgewohnheiten mit sich bringen, kann man ohnehin nur dankbar sein. Mit einem Wort: bereichernd!
Gemäß dem Motto „Wenn nicht jetzt, wantan?“ hat es uns in kulinarischer Hinsicht in die Mannheimer „Bronx“ verschlagen. Es geschah an einem Samstagabend im Mai. Den vorhochzeitlichen Einkaufsbummel hatten wir erfolgreich überstanden, da kam uns das seit Mitte Februar dieses Jahres eröffnete Street-Food-Lokal in den Sinn. Unsere Freunde vom Ilbesheimer Hubertushof hatten uns schon davon berichtet. Der Thai zum hemmungslosen „Drauflosbestellen“ und freundschaftlichen „Miteinanderteilen“ wäre zudem sehr hübsch eingerichtet und die Servicemädels würden ihre Sache mit Bravour erledigen. Klar, dass... mehr lesen
SOI 39 | Thai Street Food
SOI 39 | Thai Street Food€-€€€Restaurant, Catering062143731029Lortzingstraße 17-19, 68169 Mannheim
4.0 stars -
"„Nik scharf, nik gut? Von wegen!“ – Neuer Thai in der Neckarstadt-West, der trotz kleiner Auswahl, einen hohen Teilfaktor garantierte und unseren Geschmackshorizont erweiterte" marcO74Gemäß dem Motto „Wenn nicht jetzt, wantan?“ hat es uns in kulinarischer Hinsicht in die Mannheimer „Bronx“ verschlagen. Es geschah an einem Samstagabend im Mai. Den vorhochzeitlichen Einkaufsbummel hatten wir erfolgreich überstanden, da kam uns das seit Mitte Februar dieses Jahres eröffnete Street-Food-Lokal in den Sinn. Unsere Freunde vom Ilbesheimer Hubertushof hatten uns schon davon berichtet. Der Thai zum hemmungslosen „Drauflosbestellen“ und freundschaftlichen „Miteinanderteilen“ wäre zudem sehr hübsch eingerichtet und die Servicemädels würden ihre Sache mit Bravour erledigen. Klar, dass
Geschrieben am 29.07.2019 2019-07-29| Aktualisiert am
30.07.2019
Besucht am 10.05.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 47 EUR
Es gibt Lokale, die liegen einem besonders am Herzen. Ein solches ist die Weinstube Alte Kelter im beschaulichen Örtchen Mörzheim bei Landau. Vier Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal über dieses Kleinod etwas abseits der einschlägigen Pfälzer Touristenpfade berichtet habe. Viel getan hat sich seither nicht. Dennoch kann ein kleines Update nie schaden. Also rauf aufs Rad und ab nach Mörzheim zum Günther!
Trotz ihrer etwas versteckten Lage in der Haufenstraße, die auch mit der Endung „-gasse“ gut bedient wäre, erfreut sich die Traditionsweinstube einer großen Beliebtheit. Auch die Badenser wissen, wo sich die guten Pfälzer Einkehradressen befinden und mischen sich gerne unter das Südpfälzer Regionalpublikum. Im Falle der Alten Kelter ist das – sieht man einmal vom Freitagabend ab – leider nur am Wochenende möglich. Ihren Straußwirtschaftscharakter hat sich die behaglich eingerichtete Wein- und Schmankerlstube nämlich bis heute bewahrt.
In meinem ersten Kelter-Report habe ich mich ausführlich über die namensgebende Weinpresse aus dem Jahr 1711 und das ganze Drumherum ausgelassen. Auch über die gutseigenen Weine, die hier nach wie vor zu sehr moderaten Preisen glas-, schoppen- oder flaschenweise unter das durstige Volk gebracht werden, habe ich bereits berichtet. Bis auf ein paar behutsame Preisanpassungen hat sich weder das Getränke- noch das Speisenangebot in irgendeiner Weise geändert. Ach, wie schön, dass es noch kulinarische Konstanten gibt!
Wir stellten unsere Räder im beschaulichen Innenhof ab und traten ein. Ein paar Jährchen waren seit meinem letzten Besuch ins Land gegangen, was dem Patron ein herzliches „Grüß dich, dich häwwich do jo schun ewich nimmie g’sääne!“ entlockte. Nach seinem vertrauten „Suchen eich än scheene Platz aus, ich bän gleich bei eich“ machten wir es uns in der ehemaligen Stallung gemütlich.
Günther Becker, der nach wie vor das Gespräch mit seinen Gästen pflegt und die sechs Tische in seiner Weinstube in der Manier eines Wirts der alten Schule „abklappert“, hat mittlerweile jugendliche Verstärkung bekommen. So kann der Herr des Hauses sich auch gerne mal festquatschen, ohne dass gleich jemand am Nachbartisch verdurstet.
Kurz darauf stellte sich ein junger Servicenovize namentlich vor und händigte uns das hinter Klarsichtfolie gehaltene Speisen- und Getränkeangebot aus. Diverse kalte Vespereien (z.B. die Hausmacherplatte), eine gute Handvoll Käsevariationen (u.a. Münsterkäse mit Senfsoße), ein halbes Dutzend Pfälzer Hausspezialitäten (Winzersteak, Rumpsteak, Pfälzer Teller) und ein paar deftige Hausklassiker (die „Toast-Hawaii-Legende“ lebt weiter…) standen als gehaltvolle Weinbegleiter bereit. Im Schnitt ein, zwei Euro teurer als vor 4 Jahren, aber alles im inflationskompatiblen Bereich.
Die Flasche Mineralwasser von Gerolsteiner war für vernünftige 3,50 Euro zu haben. Ein Viertel vom Spätburgunder (4 Euro) für die Dame und eines vom Grauburgunder (4,20 Euro) für den Durst des Weißweinverstehers an diesem Abend.
Die junge Dame am Tisch bestellte ganz entgegen ihrer üblichen Gepflogenheit keinen gebackenen Schafskäse - eigentlich ihr Standardgericht in Pfälzer Weinstuben - , sondern entschied sich für eine Portion “Weiße Kees“ (7 Euro), wie man bei uns den mit Zwiebeln und Schnitt- bzw. Frühlingslauch gereichten Quark nennt. Dazu passend sollten es ein paar Pellkartoffeln (3,50 Euro) als Beilage sein.
Mir war an diesem Abend nach einem kurz vor medium gebratenen Rückenstück von meinem Lieblingsweidetier. Das 250g-Rumpsteak war in der Zwiebelversion als auch mit Kräuterbutter erhältlich. Ein Beilagensalat war für den Preis von 17,50 Euro inklusive. Für die dazu bestellten Bratkartoffeln wurden 4 Euro extra berechnet. Um mich in puncto Antrieb auf dem Rückweg mit dem Rad nicht zu übervorteilen, wählte ich ganz brav das Faux-Filet „en nature“. Ich bat lediglich um etwas Bratensoße, damit es besser rutschen möge.
Der Grauburgunder verdunstete derart schnell, dass ich um ein zweites Viertel nicht herumkam. An unserem Tisch wurde es indes etwas lebhafter, denn zwei befreundete Pärchen aus der näheren Umgebung, allesamt schon jenseits der 60, gesellten sich zu uns. Damit muss man in einer Pfälzer Weinstube immer rechnen. Das „Table-Sharing“ wurde schließlich in unserer Region erfunden. Es entwickelte sich ein netter Plausch über Wein und gutes Essen. Kein Wunder, dass da auch der von unseren Freunden betriebene Hubertushof im benachbarten Ilbesheim erwähnt wurde. Die älteren Herrschaften kannten sich aus.
Schon der Beilagensalat war ein erstes schmackhaft angemachtes Statement in Sachen Produktfrische. Schön knackig, mit feiner Essignote und würzigen Frühlingszwiebeln – kurzum: ein belebender Auftakt nach Maß. In einer stattlichen Steingut-Terrine verbarg sich eine feiste Portion Weißer Käse, der ganz klassisch mit Pfeffer, Salz und etwas Paprikapulver gewürzt war. Kleingehackte Zwiebeln und Frühlingslauch wurden separat dazu serviert. Genau wie die drei mächtigen Pellkartoffeln, die in einer gesonderten Steingutschüssel vor sich hin dampften. Da hatte sich die Jüngste am Tisch ganz schön was vorgenommen.
Fast schon asketisch mutete dagegen das saftige Rumpsteak mit Fettrand an, das im gewünschten Gargrad auf meinem Teller landete. Die Bratkartoffeln waren über jeden Butterschmalzzweifel erhaben und kamen geschmacklich nah an die Referenz-Gebreedelde aus der Weinstube Jülg (Schweigen) heran. Der Begriff „Salz“ schien in der Alten Kelter kein Fremdwort zu sein und das tat meinen „Grumbeeren“ sehr gut. Ich tunkte sie genüsslich in die zusätzlich georderte „Braadesooß“, die nicht auf der Rechnung erschien.
Nach diesen ehrlich zubereiteten Portionen Pfälzer Heimatkost waren unsere Akkus wieder voll, um auch ohne „E“ den Hügel in Richtung Appenhofen angehen zu können. Natürlich setzte sich Günther Becker an diesem Abend auch zu uns an den Tisch. Ein echtes Original, mit dem man herrlich „drufflos babble“ kann und der mit seiner geselligen Art überall gut ankommt.
Gut ankommen ist in der Alten Kelter nicht schwer. Die Weine aus dem eigenen Anbau sind grundsolide und gehen selbst durch die Zugabe von Mineralwasser (auf Deutsch: Sprudel) nicht kaputt – im Gegenteil manche verlängern dadurch sogar ihre Existenz im Glas.
Solche urigen Weinschenken werden leider immer seltener, da sich ihre passionierten Betreiber in den Ruhestand verabschieden und schlichtweg der Nachwuchs fehlt. Um diese traditionelle Dialektstube mit Genussgarantie wäre es besonders schade.
Denn: „der gute Gott hat nicht gewollt, dass edler Wein verderben sollt. Drum hat er uns nicht nur die Reben, nein auch den nöt’gen Durst gegeben!“
In diesem Sinne: „Prost, Günther!“
Es gibt Lokale, die liegen einem besonders am Herzen. Ein solches ist die Weinstube Alte Kelter im beschaulichen Örtchen Mörzheim bei Landau. Vier Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal über dieses Kleinod etwas abseits der einschlägigen Pfälzer Touristenpfade berichtet habe. Viel getan hat sich seither nicht. Dennoch kann ein kleines Update nie schaden. Also rauf aufs Rad und ab nach Mörzheim zum Günther!
Trotz ihrer etwas versteckten Lage in der Haufenstraße, die auch mit der Endung „-gasse“ gut... mehr lesen
Weinstube Alte Kelter
Weinstube Alte Kelter€-€€€Weinstube06341 31551Haufenstraße 22, 76829 Landau in der Pfalz
4.5 stars -
"In Günther Beckers heimeliger Dialektstube ist noch keiner verdurstet – und verhungert erst recht nicht!" marcO74Es gibt Lokale, die liegen einem besonders am Herzen. Ein solches ist die Weinstube Alte Kelter im beschaulichen Örtchen Mörzheim bei Landau. Vier Jahre ist es her, dass ich zum ersten Mal über dieses Kleinod etwas abseits der einschlägigen Pfälzer Touristenpfade berichtet habe. Viel getan hat sich seither nicht. Dennoch kann ein kleines Update nie schaden. Also rauf aufs Rad und ab nach Mörzheim zum Günther!
Trotz ihrer etwas versteckten Lage in der Haufenstraße, die auch mit der Endung „-gasse“ gut
Geschrieben am 26.07.2019 2019-07-26| Aktualisiert am
26.07.2019
Besucht am 28.04.2019Besuchszeit: Mittagessen 7 Personen
Die fortschreitende „Panasiatisierung“ in der Gastroszene macht auch vor der Fächerstadt Karlsruhe nicht halt. Und in der Regel sind es Asia-Ketten, die emsig ihr erfolgreiches Fusion-Konzept verbreiten. So besuchte ich Ende letzten Jahres das direkt neben dem ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) eröffnete Taumi, dessen trendig-urbaner Küchenmix in erster Linie auf vietnamesischen Streetfoodklassikern und japanischen Rohfischkreationen basierte. Ähnliches erwartet einen auch im Soki Garden.
Was für die einen ein völlig „overhypter“ kulinarischer Trend ist, der gar nicht schnell genug wieder verschwinden sollte, ist für andere eine bereichernde Alternative zum sich inflationär verbreitenden „Burgertum“ und den lustlos vom Drehspieß abgesäbelten Fleischschnipseln mehr oder minder vertrauenswürdiger „Kebaptisten“. Wem scharfrote Currywürste den Rachen verätzen und totfrittierte Falafelbällchen auf den Magen schlagen, dem bleibt fast nur noch der Griff in die Bento-Box. Oder er landet beim Panasiaten.
In meinem Fall war es eine Einladung anlässlich des Geburtstags meines Vaters, die mich an einem Sonntagmittag erstmalig in das seit Februar 2018 existierende Lokal führte. Das im Karlsruher Zentrum beheimatete Lokal ist der trendig aufpolierte Nachfolger der ehemaligen „Asia Dynasty“. Für Leute, die mit dem Auto anreisen, entspannt ein Parkhaus in unmittelbarer Nähe die Suche nach einem Abstellplatz für den Viertürer.
Hat man sich erst einmal durch die von etlichen Baustellen strapazierte City gekämpft und den Boliden fachgerecht verparkt, ist man erstaunt, wie beschaulich es in der zwischen Passagehof, Kaiserpassage und Waldstraße gelegenen Fressmeile zugeht. Und spätestens beim Anblick des unechten, rosafarbenen Blütentraums vor der Asia-Schenke, weht ein Hauch von Hanami durch den Karlsruher Hinterhof.
Doch wir konnten Ende April noch nicht unter dem falschen Kirschbaum feiern, dafür war das Wetter noch zu unbeständig. Als wir zu dritt das Soki Garden betraten, hatte es sich der Ettlinger Teil der Familie bereits an einer langen Tafel in dem mit viel Liebe fürs Detail eingerichteten Gastraum gemütlich gemacht. Ich blickte auf ein hübsch dekoriertes Holzregal, das die indirekt angestrahlte Wand mit unterschiedlichsten Flaschen Reiswein und anderen Nippon-Accessoires verzierte. Das Ganze wirkte auf mich wie ein überdimensionierter Setzkasten, der von seiner Struktur her gut zu den kantigen Raumteilern passte.
In dem großzügig angelegten Speisesaal saß man äußerst kommod auf bequem gepolsterten Schalensesseln, die um einfache Bistrotische mit heller Holzplatte standen. Auf der anderen Seite des Gastraums quoll derweil üppiges Grün von der Wand. Alles sehr geschmackvoll in Szene gesetzt und von entsprechenden Deckenstrahlern ins rechte Licht gerückt. Ein ausgeklügeltes Beleuchtungskonzept, zu dem auch mächtige Hängeleuchten und dimmbare Leuchtleisten gehörten und das die Atmosphäre am Abend sicher positiv beeinflusst.
Von dunklem Laminatboden und dunkelgrau gestrichener Decke nüchtern eingerahmt, saßen wir zeitgemäß-schick zwischen Bonsai- und Bambusgrün. Unterschiedliche Ebenen und mehrere raumteilende Elemente wirkten dem Hallencharakter entgegen und verliehen dem saalartigen Speiseraum ein gewisses Maß an Gemütlichkeit. Es gab kein Grund, sich hier nicht wohlzufühlen. Wie der Geräuschpegel wohl ausfallen möge, wenn der Laden am Abend komplett gefüllt ist, wollte ich mir zu dieser frühen Stunde gar nicht ausmalen. Ich genoss lieber die entspannte Atmosphäre an diesem Sonntagmittag. Sah man von unserem Tisch einmal ab, herrschte im Soki Garden noch gähnende Leere.
Der Service agierte geschäftstüchtig freundlich. Man bediente uns ohne nennenswerte Ausreißer nach oben und nach unten. Als erste Gäste des Tages bekamen wir zügig die Speisenkarten gereicht. Nach angenehmer Einlesezeit, durfte dann auch zeitnah geordert werden. Dabei wurden Rückfragen ebenso routiniert beantwortet wie die Bestellungen der sieben Personen an unserem Tisch ins Tablet getippt.
Nun, die Auswahl an Asia-Gerichten war riesig. Los ging es mit diversen Suppen, Frühlingsrollen, Teigtaschen und anderen Appetitanregern vorweg. Außerdem tummelten sich verschiedene Salate, Reisnudelsuppen und Vietnam-Bowls mit dünnen Reisfadennudeln auf dem reichhaltigen Speisezettel. Rotes Curry, knusprige Ente in Erdnusssoße sowie Surf & Turf waren als besondere Empfehlungen gelistet. Sushi, Sashimi, Tataki und Co. ließen im Anschluss daran die Wahl endgültig zur Qual werden. Ich gehöre zwar nicht zu den anonymen Entscheidungsneurotikern, aber allein schon diese enorme Palette an Gerichten turnte mich latent ab.
Ich verzichtete deshalb auf eine Vorspeise und begnügte mich mit einem Tataki vom fetten Thunfischbauch (Toro), der nur kurz den Teppanyaki-Grill gesehen hatte und mit spezieller Sesam-Soße übergossen wurde. Um mich herum gönnte man sich die ein oder andere Suppe, die aromatisch zu mir herüber duftete. Die pikante, mit Champignons, Kräutern und Tamarinde verfeinerte Garnelensuppe stahl der Kokosmilchbrühe mit Tofu eindeutig die Schau. Daran konnte auch die hübsch gesprenkelte Keramikschale nichts ändern.
Aufgrund des familiären Anlasses habe ich auf das Ablichten der Speisenkarte verzichtet. Ich wollte das Handy-Geknipse am Tisch so gering wie möglich halten und verließ mich – was das Angebot an Ess- und Trinkbarem anging – auf eine aufschlussreiche Online-Recherche. Tatsächlich ist das Speiseprogramm des Soki Garden auf deren Webseite im Pdf-Format hinterlegt, allerdings ohne Preisangabe. Und da es eine Einladung war, ging auch die Rechnung an mir vorüber.
Eine genaue Auskunft zum Preisniveau kann ich daher nicht leisten. Jedoch kamen mir beim Durchblättern der Karte die zu entrichtenden Beträge recht sportlich, wenn auch nicht abgehoben vor. Vielleicht lag dies an der schicken Umgebung und dem offenkundigen Hipness-Faktor, der sich in preislichen Aufschlägen manifestierte. Aber das kennt man ja auch von anderen Panasiaten (Koza, Taumi und Konsorten) der näheren Umgebung.
Mein Vater hatte es nach verputzter Suppe mit einem Roten Curry zu tun. Aus den Tiefen seines Tellers kündete reichlich Gemüse von vegetabilem Wareneinsatz. Kleingeschnippelte Zucchini, Aubergine, Paprika, Champignons, grüne Bohnen und helle Stücke gebratenen Hühnerfleisches konnte ich in der nach Zitronengras duftenden Kokos-Sauce ausmachen. Da hatte mein Vater mit der Wahl eines Thai-Klassikers die gesamte Japan-Vietnam-Connection am Tisch kulinarisch ad absurdum geführt und war hochzufrieden mit seinem Coup.
Der Rest der Truppe hatte sich ganz dem rohen Fischverzehr verschworen. Unter dem Namen „Kazuki“ firmierte ein aus jeweils sechs Lachs- und Thunfisch-Makis sowie vier Veggie-Rolls im Tempuramantel bestehendes Sushi-Arrangement, das mit eingelegtem Ingwer und dem obligatorischen Wasabi-Hügel aus dem Spritzbeutel geliefert wurde. Ponzu, Chiba und Teriyaki grüßten großzügig aus der Quetschflasche und setzten süffig-cremige Akzente. Für milde Frische sorgte der in dünne Streifen geschnittene Daikon-Rettich, der als Unterlage der Veggie-Big-Rolls fungierte.
Mein Schwager genoss dagegen das komplette Lachsfigurenkabinett. Sechs mit Lachs gefüllte Maki, lagen neben der gleichen Anzahl an Nigiris, die ebenfalls mit dünnen Scheiben des fetten roten Rohfischs überzogen waren. In einer kleinen Extraschüssel befand sich ein von reichlich Dressing und weiteren Lachs-Tranchen getoppter Salat. Die restlichen Sushi-Teller habe ich nicht fotografiert und deshalb auch nicht mehr auf dem Schirm. Aber eine allgemeine Zufriedenheit mit den bestellten Preziosen aus Fisch und Reis war nicht zu übersehen.
Mein Tataki-Erlebnis hielt sich dagegen in Grenzen. Auf länglichem Porzellan lagen an die acht Stücke vom kurzgebratenen Thunfischbauch. Es war zwar nicht alles Fett was glänzte, aber auch keine maritime Magerkost. Wasabi, Ingwer und eine Art Soja-Mayonnaise wurden dazu à part auf einem kleinen Holzbrett gereicht. Unter den Fischhappen schlummerte der bereits beschriebene Daikon-Rettich. Ich ließ mir Zeit, kombinierte die zarten Toro-Streifen mit etwas Soja, Wasabi und dem frischen Winterrettich.
Der Geschmack des Fisches war eigenwillig intensiv. Seine feine Fettmaserung war beim Anschnitt erkennbar und verstärkte den Schmelzeffekt auf der Zunge. Ich musste mich langsam herantasten. Das war kein Teller zum Wegputzen. Die nussige Sesam-Sauce konnte den fetthaltigen Tuna-Tranchen geschmacklich kaum Paroli bieten. Es wäre wohl eher ein Gericht zum Teilen gewesen, denn nach ein paar Stücken stellte sich schnell Sättigung ein. Außerdem fehlte mir schlichtweg die ausgleichende Komponente (Beilage) auf dem Teller, um das Gaumenerlebnis komplett zu machen.
Beim Gang zu den bemerkenswert gepflegten Nassräumen kam ich an der Rohfisch-Theke vorbei, wo sich die Zutaten für die akkurat zusammengebastelten Petitessen bestaunen ließen. Dahinter waren einige Sushiköche mit intensivem „Front-Rolling“ beschäftigt. Diese verrichteten mit stoischer Gelassenheit ihr Werk, indem sie mit Hilfe von Bambusmatten und Algenblättern längliche Reiszylinder formten, die sie kurz darauf mit scharfer Klinge in gleichgroße Sushi-Häppchen zerteilten. Das sah alles sehr gekonnt und routiniert aus.
Fazit:
Auf Sushi vs. Pho lässt sich das Soki Garden nicht reduzieren, auch wenn der stilvoll eingerichtete Panasiate beim Speisenangebot im Wesentlichen zwischen Japan und Vietnam oszilliert. Man bietet seinen Gästen gemäßigte Exotik, bei der sie den eigenen kulinarischen Kosmos nicht ernsthaft verlassen müssen, um die letztlich doch vertraute Bandbreite des Geschmacks vollends genießen zu können. Wer auf eine Riesenauswahl wert legt, wird hier sicher nicht enttäuscht und findet bei den im Baukastensystem angebotenen Gerichten auch die passende Abwechslung. Meine Begeisterung für dieser Art der panasiatischen Fusionsküche hat sich in der letzten Zeit etwas gelegt. Schmeckt halt doch irgendwie überall gleich. Aber das Essen stand bei unserer familiären Zusammenkunft eh nicht an erster Stelle. Und außer mir verließen ja alle recht zufrieden das Soki Garden. Insofern verschmerz- und durchaus wiederholbar.
Die fortschreitende „Panasiatisierung“ in der Gastroszene macht auch vor der Fächerstadt Karlsruhe nicht halt. Und in der Regel sind es Asia-Ketten, die emsig ihr erfolgreiches Fusion-Konzept verbreiten. So besuchte ich Ende letzten Jahres das direkt neben dem ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) eröffnete Taumi, dessen trendig-urbaner Küchenmix in erster Linie auf vietnamesischen Streetfoodklassikern und japanischen Rohfischkreationen basierte. Ähnliches erwartet einen auch im Soki Garden.
Was für die einen ein völlig „overhypter“ kulinarischer Trend ist, der gar nicht schnell genug wieder... mehr lesen
4.0 stars -
"Von fetten Fischen, überdimensionierten Setzkästen und falschen Kirschbäumen" marcO74Die fortschreitende „Panasiatisierung“ in der Gastroszene macht auch vor der Fächerstadt Karlsruhe nicht halt. Und in der Regel sind es Asia-Ketten, die emsig ihr erfolgreiches Fusion-Konzept verbreiten. So besuchte ich Ende letzten Jahres das direkt neben dem ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) eröffnete Taumi, dessen trendig-urbaner Küchenmix in erster Linie auf vietnamesischen Streetfoodklassikern und japanischen Rohfischkreationen basierte. Ähnliches erwartet einen auch im Soki Garden.
Was für die einen ein völlig „overhypter“ kulinarischer Trend ist, der gar nicht schnell genug wieder
Besucht am 16.04.2019Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 75 EUR
Diese leicht abgewandelte Textzeile aus der Feder eines schwedisch-nigerianischen Zahnarztes, der in den 90er Jahren zu den erfolgreichsten Interpreten des Dancefloors zählte, ging mir bei meiner ersten Einkehr in einem afrikanischen – genauer gesagt eritreischen – Restaurant durch die Birne, als mir mein Gegenüber anschaulich erklärte, wie man am geschicktesten die Hände samt Fladenbrot einsetzt, um den zuvor bestellten Couscous-Spezial-Teller zu verzehren.
Wir befanden uns an jenem Dienstagabend zusammen mit einem befreundeten Pärchen im Restaurant Mogogo in der Karlsruher Stephanienstraße. Die Betreiber des Lokals führten 20 (!) Jahre lang erfolgreich das Restaurant Afrika in der Kaiserpassage. 2008 wechselten sie den Standort und damit auch den Namen. Ihrer traditionellen eritreischen Küche tat dies natürlich keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Diese scheint bei Freunden der nord- und ostafrikanischen Küche einen guten Ruf zu genießen. Allein elf (!) 5-Sterne-Bewertungen (!!) bei Gastroguide ließen mich aufhorchen.
Stephanienstraße…da war doch was. Kaum saß ich in dem mit Bambusschirmen und Stühlen aus Korbgeflecht ausgestatteten, etwas folkloristisch wirkenden Gastraum, kamen alte Erinnerungen hoch. Klar, in den 80er bzw. 90er Jahren waren wir hier öfter chinesisch essen. Das damalige Tai-Hu war nämlich der Lieblingschinese meines Vaters und bei so mancher Geburtstagsfeier begegnete ich der damals noch ungeliebten, da fremden Asiaküche. Das Tai-Hu schloss im Jahre 2007 endgültig seine Pforten und ein Jahr später wurde in seinen Räumlichkeiten eritreisch gekocht. Soviel zur jüngeren Gatro-Historie des orangefarbenen Anwesens unweit des Botanischen Gartens.
Unsere Freunde verkehrten hier anscheinend öfter, denn sie scherzten bereits bei der Ankunft mit dem Inhaber des Mogogo, der in recht spitzbübischer Manier den Service leitete. Seine leicht schelmische Art, die auf einer guten Portion augenzwinkerndem Humor basierte, passte gut zu unserer Tischrunde. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass sie nicht bei allen Gästen so gut ankommt wie bei uns. Bis auf die Tatsache, dass der gute Servicemann bei zunehmender Gästezahl immer seltener an unserem Tisch erschien und dadurch das Nachbestellen von Getränken erschwert wurde, war jedoch alles im grünen Bereich.
Wie sagt ein altes afrikanisches Sprichwort: „Das Gras wächst nicht schneller, auch wenn man daran zieht.“ Also versuchten wir uns in subtropischer Gelassenheit und bestellten zuerst einmal ein paar Mongozos. Das waren verhältnismäßig leichte (nur 3,6 % Alkoholgehalt) afrikanische „Biere“, die in den Geschmacksrichtungen Banane, Palmnuss, Kokos und Mango erhältlich waren und hier stilecht aus einer Kalawas, einem Becher aus Kokosnussschale, getrunken wurden.
Die fruchtige, ursprünglich aus einem uralten Palmbier-Rezept hervorgegangene Kaltschale, deren afrikanischer Name sinnigerweise „Prost“ bedeutete, genoss ich als leckeren Aperitif in der Mango-Variante. Wenig Schaum, dafür aber eine dezente Fruchtsüße und ungemein süffig, so mein überraschend positiver Eindruck, der sich später beim Bananengebräu noch verfestigte. Gut, die 3,80 Euro für ein 0,33l-Fläschchen waren nicht gerade schüchtern kalkuliert, aber in der Karlsruher Innenstadt sicher auch kein unverschämter Preistreiber.
Als weitere Durstlöscher fungierten eine Flasche Mineralwasser (4,50 Euro) und ein Mango-Maracuja-Nektar (0,2l für 2,30 Euro). Soviel Zeit für Flüssigkeit musste sein.
Schön, dass man gleich auf der ersten Seite der Speisenkarte darauf hinwies, dass der Großteil der Gerichte eine leichte Schärfe innehatte. Man konnte sich zwischen vier Schärfegraden entscheiden. Mildwürzig, mittel, scharf und sehr scharf – so lautete die aufsteigende Scoville-Klimax im Mogogo. Bei der Würze ließen wir an jenem Abend Milde walten. Kein Fehler, wie sich später noch herausstellen sollte.
Kichererbsen mit Oliven, Gibna (ägyptischer Schafskäse), drei Salatvarianten und drei Suppen – mehr stand nicht auf dem Vorspeisenzettel. Vieles las ich hier zum allerersten Mal, wie zum Beispiel „Zigni“, eine Art äthiopisches Gulasch, bei dem gewürfeltes Rind- oder Lammfleisch bzw. Hähnchenschenkel in scharfer Sauce schwamm und von roten Linsen, Grünkohl, Okraschoten und dem obligatorischen Fladenbrot (Injera) eskortiert wurde. Für Anhänger pikanter Schmorgerichte sicherlich eine Bestellung wert. Mag man sein Fleisch stattdessen lieber gebraten, dürfte „Kilwa“ die bessere Wahl darstellen. Das gleiche Fleisch, die gleichen Beilagen, nur eben in der Pfanne gebrutzelt.
Wer verschiedene Fleisch- und Gemüsesorten auf einmal probieren möchte, entscheidet sich für einen Kombiteller oder wählt zusammen mit gleichgesinnten Tischgenossen eine Mehrpersonenplatte. Diese werden für zwei bis acht Hungrige angeboten. Anscheinend gehört das gemeinsame Essen von einer großen Platte – auf Besteck wird dabei gerne verzichtet – zu den kulinarischen Gepflogenheiten Eritreas.
Unsere Freunde hatten im Mogogo schon die ein oder andere Platte geputzt. Sie einigten sich auf die Afrika-Variante für zwei (26,50 Euro), die mit geschmortem Rind bzw. Lamm sowie den üblichen, bereits erwähnten Beilagenverdächtigen bestückt war.
Meiner Verlobten gefiel das vegetarische Angebot, das auch mit Tofu oder Couscous serviert wurde. Sie entschied sich jedoch für weniger vertraut klingende „Vegetaritäten“. Alicha (äthiopischer Gemüseeintopf), Hamli (Grünkohl), Timtimo (rote Linsen) und Bamya (Okraschoteneintopf) waren keine Fantasiefiguren aus einem Tolkien-Roman, sondern die vegetabilen Protagonisten auf ihrem Teller, der mit 13,50 Euro zu Buche schlug.
Bei meinem eritreischen Erstversuch ging ich eher auf Nummer sicher. Das von mir georderte Couscous-Spezial (17,50 Euro) hatte neben gebratenem Rindfleisch noch geschmortes Lamm mit Okraschoten, einen aromatisch gewürzten Hähnchenschlegel, rote Linsen und Alicha auf dem gequollenen Hartweizen- bzw. Hirsegrießbett liegen.
Die dünnen, von ihrer Textur an Pfannkuchen erinnernde Sauerteigfladen wurden separat gereicht. Ich verteilte sie gerne an meine Tischgesellschaft und ließ mir Messer und Gabel kommen. Tradition hin oder her. Allein das süffige Linsen-Timtimo und die körnigen Couscous-Kügelchen hätten bei meinem ungeschickten Umgang mit dem feinporigen „Pfannkuchenbrot“ für ein kulinarisches „El Alamein“ (Waterloo erschien mir angesichts der verzehrten Speisen eher unpassend…) auf meinem Teller sorgen können.
Und so futterten wir uns durch diverse nordafrikanische bzw. eritreische Gerichte, die alle eins gemeinsam hatten: eine exotische Würze. Langer Pfeffer, Kreuzkümmel, Kurkuma, Koriander und Co. sorgten für einen vollmundigen „African Rub“. Der Duft von Berbere, einer sehr aromatischen, äthiopischen Gewürzmischung, der schon vorher latent den Gastraum erfüllte, stieg mir beim Essen in die Nase. Mein Couscous-Spezial bestach durch eine unerhört wohlschmeckende Komposition, die für Aha-Momente am Gaumen und reichlich Spannung auf dem Teller sorgte.
Als besonders fein entpuppte sich die Liaison aus dem geschmorten Lamm (mit noch leicht knackigen Okraschoten) und dem herrlich lockeren Couscousteppich. Als Freund der pikanten Sauce genoss ich auch das scharf angebratene, kleingewürfelte Rindfleisch, dessen glücklich machende Tunke die geschmacklichen Stärken von Peperoni, Knoblauch und Zwiebeln in sich vereinte.
Das Hamli, bei dem ja normalerweise Blattspinat Verwendung findet, war eigentlich ein Gomen, wie ich durch PetraIO’s fundierte Rezension zur Safari-Tour in Kaiserslautern in Erfahrung brachte. Und Gomen, sprich angebratener Grünkohl, der hier mit Knobi und Zwiebeln geschmacklich aufgepeppt wurde, ist eigentlich nicht so mein Ding. Wie gesagt eigentlich. Hier hat er sich gut mit dem Gemüse aus dem Dampfgarer (Kartoffeln, Karotten, Weißkohl) vertragen und zugleich die kräftige Würze der Fleischgerichte harmonisiert.
Und während das Pärchen gegenüber mit der Afrika-Platte zumindest noch eine Handvoll zu tun hatte und das Injera-Brot auf seine Aufsaugfähigkeit überprüfte, nahm ich einen Schluck vom Bananenbier, schaute in den gemütlich eingerichteten, nun nahezu vollbesetzten Gastraum und war froh, dass wir die kulinarische Reise nach Eritrea unternommen hatten. Ich gebe meiner GG-Kollegin Petra absolut Recht, dass sich die exotischen Speisen in netter Gesellschaft vortrefflich ausprobieren lassen. Meine Injera-Technik gilt es dabei noch deutlich zu verbessern, aber mit Messer und Gabel hat es ja auch funktioniert. Übrigens würde ich das Wort „Mogogo“ ins Pfälzische mit „ma soll halt nid dehääm bleiwe!“ übersetzen.
Diese leicht abgewandelte Textzeile aus der Feder eines schwedisch-nigerianischen Zahnarztes, der in den 90er Jahren zu den erfolgreichsten Interpreten des Dancefloors zählte, ging mir bei meiner ersten Einkehr in einem afrikanischen – genauer gesagt eritreischen – Restaurant durch die Birne, als mir mein Gegenüber anschaulich erklärte, wie man am geschicktesten die Hände samt Fladenbrot einsetzt, um den zuvor bestellten Couscous-Spezial-Teller zu verzehren.
Wir befanden uns an jenem Dienstagabend zusammen mit einem befreundeten Pärchen im Restaurant Mogogo in der Karlsruher Stephanienstraße. Die... mehr lesen
4.0 stars -
"Hello Africa, tell me how you’re eatin‘…" marcO74Diese leicht abgewandelte Textzeile aus der Feder eines schwedisch-nigerianischen Zahnarztes, der in den 90er Jahren zu den erfolgreichsten Interpreten des Dancefloors zählte, ging mir bei meiner ersten Einkehr in einem afrikanischen – genauer gesagt eritreischen – Restaurant durch die Birne, als mir mein Gegenüber anschaulich erklärte, wie man am geschicktesten die Hände samt Fladenbrot einsetzt, um den zuvor bestellten Couscous-Spezial-Teller zu verzehren.
Wir befanden uns an jenem Dienstagabend zusammen mit einem befreundeten Pärchen im Restaurant Mogogo in der Karlsruher Stephanienstraße. Die
Besucht am 14.04.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 51 EUR
Adele und Michael Hebel betreiben seit September 2016 in den Räumlichkeiten des ehemaligen Annweiler Park-Cafés ihr Restaurant mit dem ungewöhnlichen Namen „Umoya“. Davor war das Gastronomenpaar in der „Alten Küferei“ in Gleisweiler tätig und ungewöhnlich ist auch ihr von Internationalität geprägtes Restaurantkonzept, das man schon gar nicht in der traditionsreichen Stauferstadt am Ostrand des Pfälzerwaldes vermuten würde.
Nun scheinen die beiden Weltenbummler am Annweiler Schwanenweiher unweit der Reichsburg Trifels ihr kulinarisches Zuhause gefunden zu haben. Der 48-jährige Küchenchef Michael Hebel ist in der Welt viel herumgekommen. Er kochte bereits in der Schweiz, in Südafrika, in Dubai und in der Karibik. Und das macht sich auf den Tellern bemerkbar.
Seine Frau Adele, die mit viel Charme und einer guten Portion Humor den Service leitet, hat er in Südafrika kennengelernt. Auch sie ist seit vielen Jahren in der Gastrobranche tätig. Daher auch der exotisch klingende Name des Restaurants. Das Wort „Umoya“ stammt von den Zulus in Südafrika, dem Heimatland von Adele, und lässt sich mit Wind, Luft, Geist oder Seele übersetzen.
Meine Kollegen schenkten mir im Januar einen Umoya-Gutschein zum Geburtstag. Sie meinten, dass ich zwar schon viele Lokale der Südpfalz kennen würde, dieses aber sicher noch nicht. In der Tat stand das Umoya schon seit längerem auf meiner „To-Eat-Liste“, genoss es doch bei befreundeten Gern-Essern einen guten Ruf. Und so kam es, dass wir an einem recht frischen Sonntagabend Mitte April nach einem kleinen Spaziergang durch den Annweiler Forst die Markwardanlage (Kurpark) ansteuerten, um im Umoya erstmalig einzukehren.
Ein junges Mädchen unterstützte an jenem Abend Adele Hebel im Service. Sie begrüßte uns freundlich und ließ uns bei der Wahl des Tisches verschiedene Optionen. Wir wählten einen Platz direkt am Fenster mit Blick auf den idyllischen Schwanenweiher. Im Laufe des Abends füllte sich der liebevoll anachronistisch wirkende Gastraum etwa zur Hälfte. In dieser entspannten Atmosphäre fiel uns das Ankommen leicht. Dem urigen Bollerofen im Rücken sei Dank, war auch die unangenehme April-Kälte bald vergessen.
Das Gebäude atmete den Geist der 70er Jahre, zu dem auch die voluminösen, zylinderförmigen Lampenschirme passten. Teilweise unverputztes Sandsteingemäuer, heller Fliesenboden, ausreichend Topfgrün und eine um blau-weiße Farbakzente erweiterte Holzoptik bestimmten das Innere des etwas schummrig anmutenden Gastraumes. Dunkle Holzbalken trugen die Dachlast. Sie stützten sich auf derbe Säulen des gleichen Baumaterials. Wir blickten durch die hohen Fenster in Richtung Annweiler Kurpark und waren erstaunt, wie gemütlich es in dem aus der Zeit gefallenen, ehemaligen Kurcafé zuging.
Gleich auf der ersten Seite der Speisenkarte wurden wir über die wechselnden Spezialitätenwochen des Jahres 2019 informiert. Diese sind sicherlich dem Umstand geschuldet, dass Michael Hebel schon in einigen Teilen der Erde den Kochlöffel geschwungen hat und diese Erfahrungen auch in seinem eigenen Restaurant einfließen lassen möchte. Arabische, karabische, asiatische und natürlich südafrikanische Speisen werden an diesen Terminen vorrangig serviert. Das A-la-Carte-Angebot wird dann etwas verkleinert, damit die Küche ihrem Frischeanspruch auch gerecht werden kann.
Unser Besuch fiel nicht in eine Spezialitätenwoche, weshalb wir von der Standardkarte wählen durften. Schon deren erste Seite beinhaltete viel Vegetarisches. Kein Wunder, Inhaberin Adele Hebel ist selbst seit über 30 Jahren Vegetarierin und legt in ihrem Lokal Wert auf ein abwechslungsreiches Angebot an fleischlosen Gerichten. Thailändischer Glasnudelsalat mit Gemüse (5,20 Euro), Gemüse in Tempurateig (5,50 Euro) und vegetarische Frühlingsrollen mit Salat (5,20 Euro) standen auf dem Vorspeisenzettel.
Dazu gesellten sich noch sechs verschiedene Salate, die wahlweise mit Steakstreifen, Hühnchenbrust, Garnelen, Falafelbällchen oder Schafskäse kombiniert wurden und als Hauptgerichte fungierten. Vier vegetarische Teller und ein paar internationale Kreationen mit Fleisch standen weiterhin zur Auswahl. Rumpsteak und Schweinefilet verbuchte ich als Zugeständnisse an den gutbürgerlichen Redundanzesser, während sich Fisch- und Krustentierfreunde über Rotzungenfilet und Garnelen-Pasta freuen durften.
Kein überbordendes Speiseprogramm und dennoch eines, das ein relativ breites Geschmacksspektrum abdeckte. Da hat man sich bei der Zusammenstellung Gedanken gemacht, inwiefern die Küche das auch wuppen kann. Auf TA las ich im Vorfeld ein paar Berichte, in denen sich Gäste über längere Wartezeiten beschwerten. Frische Zubereitung dauert eben ein wenig länger und Küchenchef Hebels Ansatz, weitgehend auf Fertigware und Pulverkram zu verzichten, ist mir allemal lieber als kurz nach der Bestellung mit aufgewärmten Convencience-Produkten abgespeist zu werden.
Die Weinkarte listete ein paar weniger bekannte Winzer aus dem Landauer Umland. Sohn (Frankweiler), Wambsganß (Nussdorf) und Argus (Gleisweiler) gehören zwar nicht zur Pfälzer Spitze, haben aber auch anständige Tropfen im Sortiment. Im offenen Ausschank wurden 20 Weiß-, Rot- und Roséweine in zwei Größen (0,1l/0,25l) angeboten. Die Viertelpreise oszillierten zwischen 3,90 Euro und 5,90 Euro und bewegten sich damit fernab von dreistkalkulierter Unverschämtheit.
Wir übten uns an jenem Abend in Alkoholverzicht und hielten uns an das mikrogefilterte Purezza Tafelwasser (0,7l für 4 Euro). Tempura-Garnelen (9,80 Euro) und Thai-Glasnudelsalat (5,20 Euro) bestimmten dazu unser asiatisch angehauchtes Vorspeisenprogramm. Meiner Verlobten gefiel das reichhaltige Veggie-Angebot. Sie blieb auch beim Hauptgang ihrer – an diesem Abend – fleischlosen Linie treu und orderte das Gemüse „Bahia“ (11,80 Euro), dessen Sauce durch Sambal Oelek und Kokosmilch eine pikant-fernöstliche Note erhielt. Ich entschied mich für die Peruanische Pfefferpfanne (16,20 Euro), in der sich gebratene Schweinefiletstreifen tummelten.
Unser Platz erlaubte es, Michael Hebels Küchenteam ein wenig bei der Arbeit zuzuschauen, was ich immer sehr interessant finde. Die offene Durchreiche machte dies nämlich möglich. Neun kross frittierte, von Tempurateig ummantelte Garnelen lagen nach angenehmer Wartezeit ringförmig angeordnet auf einem mit Aufsaugtuch versehenen Teller, in dessen Mitte ein Schälchen süßlicher Chili Mayonnaise die Schalentierschwänze zur Dip-Visite einluden. Hier war nichts totfrittiert. Die Garnelen fielen außen knusprig und innen schön saftig aus. Auch kamen sie mir gar nicht mal so fettig vor. Das lag wohl am Tempurateig, der dafür bekannt ist, weniger Fett aufzusaugen als andere Panaden.
Der aromatische Glasnudelsalat strotzte vor frischen Zutaten. Der bunten Mischung aus feingeschnittenen Paprikastreifen (in verschiedenen Farben), Frühlingszwiebeln, Tomaten und dünnen Reisnudeln wurde durch das rundum gelungene Dressing genau die richtige Asia-Dosis verpasst. Ein wenig Chili, ein Spritzer Limette, ein Hauch Fischsauce – zusammen genommen ergab das eine würzige Frische, die auf gutes Abschmecken hindeutete. Ein prima Einstieg wie mir auch die junge Dame am Tisch versicherte.
Nach den beiden gelungenen Vorspeisen, gönnte man uns eine kleine Verschnaufpause. In der Küche flammte derweil der Inhalt einer großen Pfanne sichtbar auf, ehe er mit Fond oder Brühe abgelöscht wurde. Das würde bestimmt eine hervorragende Sauce ergeben, so mein Gedanke beim Anblick der bewusst herbeigeführten Feuersbrunst. Wie sich bald herausstellen sollte, bereitete man gerade die von mir georderte Pfefferpfanne zu.
Diese wurde kurz darauf auf einer körnigen Reisunterlage serviert. Ein kleiner Beilagensalat war auch noch inklusive. Die Schweinsfetzen lagen etwas versteckt unter der aromatischen Pfeffersauce und fielen schön saftig aus. Man übertrieb den Einsatz von rosa Pfefferkörnern nicht und das war auch gut so. Die Sauce hinterließ einen wunderbar zupackenden Eindruck am Gaumen. Saure Sahne und / oder Crème fraiche sorgten für ein cremiges Pfannenvergnügen, noch leicht bissfeste Paprikastücke steuerten frische Akzente bei. Und die Pfefferwürze erledigte den Rest. Zum Reinlegen lecker und zum Sattwerden auch genau die richtige Portion.
Nicht minder zufrieden äußerte sich meine Verlobte über ihre Gemüsepfanne, die ebenfalls auf luftig-lockerer Reisbasis den Teller bedeckte. Ein grundehrliches Gemüsecurry aus frischen Zutaten, das auch ohne MNG-Keule geschmacklich überzeugte. Die mit etwas Sambal Oelek verschärfte Kokosmilchsauce hatte eine angenehm aromatische Würze und ließ dem noch knackigen Gemüse (Zucchini, Paprika, Frühlingszwiebeln, Tomaten) genügend Raum zur geschmacklichen Entfaltung.
Das Umoya ist in dem mit gutbürgerlichen Gaststätten, Weinstuben und Pizzerien gut ausgestatteten Städtchen Annweiler sicherlich eine kulinarische Bereicherung. An die etwas in die Jahre gekommene Umgebung muss man sich anfänglich erst ein wenig gewöhnen. Aber irgendwie passt das Ambiente dann wieder zu dem auch nicht gerade alltäglichen Speiseangebot. Adele und Michael Hebel geben sich richtig viel Mühe, sei es im Umgang mit den Gästen oder bei der Zubereitung der Gerichte. Bleibt zu hoffen, dass sie mit ihrem Konzept Erfolg haben, indem sie sich eine treue Stammkundschaft aufbauen. Denn der Durchgangsverkehr wird sich aufgrund der etwas versteckten Lage sicherlich in Grenzen halten. Aber eine gute Mundpropaganda ist ja oft schon die halbe Miete.
Wir werden bestimmt mal wieder vorbeischauen, wenn wir im Pfälzerwald unterwegs sind. Spätestens zu den südafrikanischen Wochen im Oktober wird dann der Rest des Gutscheins eingelöst. Da freue ich mich schon auf Amagwinya (frittierte „Fettküchle“), Bobotie (Auflauf) und Chakalaka-Sauce.
Adele und Michael Hebel betreiben seit September 2016 in den Räumlichkeiten des ehemaligen Annweiler Park-Cafés ihr Restaurant mit dem ungewöhnlichen Namen „Umoya“. Davor war das Gastronomenpaar in der „Alten Küferei“ in Gleisweiler tätig und ungewöhnlich ist auch ihr von Internationalität geprägtes Restaurantkonzept, das man schon gar nicht in der traditionsreichen Stauferstadt am Ostrand des Pfälzerwaldes vermuten würde.
Nun scheinen die beiden Weltenbummler am Annweiler Schwanenweiher unweit der Reichsburg Trifels ihr kulinarisches Zuhause gefunden zu haben. Der 48-jährige Küchenchef Michael Hebel... mehr lesen
Umoya
Umoya€-€€€Restaurant06346 9296744Burgstrasse 24, 76855 Annweiler am Trifels
4.0 stars -
"Internationale Frischeküche mit viel Herzblut in idyllischer Umgebung" marcO74Adele und Michael Hebel betreiben seit September 2016 in den Räumlichkeiten des ehemaligen Annweiler Park-Cafés ihr Restaurant mit dem ungewöhnlichen Namen „Umoya“. Davor war das Gastronomenpaar in der „Alten Küferei“ in Gleisweiler tätig und ungewöhnlich ist auch ihr von Internationalität geprägtes Restaurantkonzept, das man schon gar nicht in der traditionsreichen Stauferstadt am Ostrand des Pfälzerwaldes vermuten würde.
Nun scheinen die beiden Weltenbummler am Annweiler Schwanenweiher unweit der Reichsburg Trifels ihr kulinarisches Zuhause gefunden zu haben. Der 48-jährige Küchenchef Michael Hebel
Besucht am 22.03.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 41 EUR
Wie sagte schon Texas-Ranger Earl McGraw im 90er Jahre Splatter-Roadmovie „From Dusk Till Dawn“: „I mean, them damn burritos ain't good for nothing but a hippie, when he's high on weed."
Seit November 2018 hat nun auch die Fächerstadt Karlsruhe ihren Sausalitos-Ableger und nach zugekifften Hippies sieht es in der farbenfroh gestalteten Cocktailbar nicht wirklich aus. Die Erfolgsgeschichte dieser kalifornisch-mexikanisch angehauchten Gastroholding, die vor 25 Jahren in Ingolstadt begann, lässt sich heute an über 40 deutschlandweit operierenden Filialen ablesen. Der trendige Mix aus Cocktails, Feierlaune und Tex-Mex-Küche scheint besonders beim jungen Publikum gut anzukommen.
Die Gründe hierfür können nicht am Essen liegen, soviel sei an dieser Stelle schonmal verraten. Vielleicht ist es ja das entspannte kalifornisch-mexikanische Lebensgefühl, das die Gastrokette seiner auf Afterwork, Happy Hour und Urban Streetfood gepolten Klientel verspricht. Der Zweck heiligt ja so ziemlich jeden Lifestyle und da wundert es auch nicht, dass nun auch in der Erbprinzenstraße, in direkter Nachbarschaft zum quirligen Ludwigsplatz, ein trendiger Schuppen mehr am Start ist.
GG-Kollege Simba berichtete vor gut einem halben Jahr vom Sausalitos in Saarbrücken, dessen guter Standort am St. Johanner Markt genau wie in Karlsruhe jede Menge Laufkundschaft ins Lokal zu locken scheint. So war es auch bei uns. Nichts macht ja bekanntlich hungriger als ein ausgedehnter Einkaufsbummel. Um nicht mit leerem Magen dem Karlsruher Einzelhandel anheimzufallen, entschieden wir uns zu einer Spontaneinkehr in der Burrito-Bude.
Es geschah an einem Freitagmittag. Ein paar wenige Tische im bereits geöffneten, aber zu windigen Außenbereich waren besetzt. Im Inneren des Sausalitos herrschte dagegen gähnende Leere. Und eine erstaunliche Ruhe (!). Keine laute Musik drang penetrant aus den Boxen. Es war wie ein kurzes Innehalten vor dem abendlichen Ansturm. Es herrschte eine angenehm entspannte Kneipenatmosphäre, wie man sie von Läden kennt, die bereits am Mittag ihre wenigen Stammkunden mit Bourbon, Tequila und Co. versorgen.
Ähnlich gedämpft – heute würde man eher sagen „gechillt“ – agierten die jungen Servicekräfte, die allem Anschein nach den Status von Aushilfen hatten. Das ist bei Gastroketten keine Seltenheit und in vielen Fällen auch kein wirklicher Nachteil für den Gast, da die Erwartungshaltung von vornherein eine ganz andere ist. Unsere Bedienung war präsent und machte ihre Sache gut. Eine übertriebene Freundlichkeit konnten wir an ihr genauso wenig ausmachen wie eine besondere Hingabe bei der Ausübung ihres (Neben?)-Jobs. Vielleicht hätte sie ihr Outfit vor Dienstantritt überdenken können, aber da man sich im Sausalitos betont unerwachsen gibt, passten die Hotpants zur jungen Dame wie die kitschigen Graffitis an der Wand zum Rest des deutlich „überstylten“ Ladens.
Womit ich schon beim Interieur angelangt wäre. Nun, abends wirkt das alles bei entsprechender Be- bzw. Entleuchtung sicherlich viel heimeliger. Und wenn die ersten hochprozentigen Mischgetränke durch die durstigen Kehlen geflossen sind, wird man sich in der auf „urbanchic“ getrimmten Trink- und Feierhalle bestimmt gut aufgehoben fühlen. Der mächtige Thekenbereich beeindruckt jedenfalls mit einer großen Ansammlung an Spirituellem in Flaschenform.
Etliche, von leidlich bequemen Barhockern umstellte Tresentische bevölkern den von dunklem Holzlaminat bedeckten Boden. Natürlich gehört zu zeitgemäßer Industrieromantik auch eine dunkelgrau gestrichene Decke, von der klobige Hängeleuchten im Vintagelook baumeln. Ein paar Sitzecken mit gepolsterten Wandbänken erschienen mir noch die komfortabelsten Gelegenheiten um sich niederzulassen. Der Rest bestand aus einfachem Holzmobiliar ohne großen Wiedererkennungswert. Zusammen mit den bunt bemalten Wänden wirkte das ansonsten recht sparsam dekorierte Innere des Lokals gewollt cool. Besucher von Freizeitparks werden sich hier wohlfühlen, wirkt doch vieles, was allgemein unter dem Begriff „casual“ grasiert, wie aus der Retorte. Kein abgef*** „Titty-Twister“ wie im eingangs erwähnten Tarantino-Movie. Eher eine Lightversion fürs studierende oder in der Ausbildung steckende Volk, das keinen Hype auslässt.
Auf unserem Tisch lag jede Menge laminiertes bzw. auf Hochglanz bedrucktes „Lesegut“, das uns mit aktuellen Events vertraut machen sollte. Für die Happy Hour (ab 17 Uhr) waren wir zu früh dran. Auch mussten wir ja noch per Kraftfahrzeug der badischen Baustellenmetropole entfliehen. Also nix wars mit Cocktails im Jumboformat für 6,95 Euro.
Viel Werbung um nichts, so könnte man die angepriesenen Tagesaktionen auf eine einfache Formel bringen. Für sparsame Freunde der gefüllten Maistortilla wurde der „Taco-Tuesday“ ins Leben gerufen. Am „Secret Wednesday“ lässt sich für 10 Euronen eine Bremer Konzernpils-Flat erstehen, die man am nächsten Tag bitterlich bereuen wird. Donnerstags dürfen sich dann die „Girls“ preisgünstig unter die Tresentische saufen. Ach Gott, ich wäre als Student hier bestimmt Stammgast gewesen, zumal ein veritabler Burger-Laden („Bratar“) und der schon früher sehr beliebte Krokokeller zum Abhotten gleich nebenan lauern.
Nachdem wir uns durch den Aktions-Dschungel gelesen hatten, ging es ans Bestellen. Dabei ging es mir genauso wie der guten Obacht!, deren Eindrücke vom Sausalitos in Garmisch-Partenkirchen vor ein paar Jahren sich im allgemeinen mit unseren deckten. Ich erspare mir die detaillierte Aufzählung der hier zubereiteten bzw. heiß gemachten Speisen, da sie doch in jeder Filiale gleich sind und beim Besuch der Webseite recht übersichtlich (inkl. Preise, lieber Simba…) gelistet erscheinen. Nur so viel dazu: die Auswahl ist riesig – dementsprechend groß muss das Kühlhaus für deren Aufbewahrung sein.
Den Durst sollte ein hundsgewöhnliches Mineralwasser löschen. Kein rumgeschwängerter Longdrink, kein mit Tequila oder Wodka gemixter Mule und schon gar keiner von den viel zu süß anmutenden Crèmecocktails à la Piña Colada bzw. Private Kowalski. Für den Dreiviertelliter Feinperliges mussten 4,90 Euro entrichtet werden. Karlruhe-Mitte halt.
Dem ersten Hunger wollten wir mit einer pragmatischen Lösung begegnen. Ein 5er Bundle „Streettacos“ (12,90 Euro), die es in Mexiko an jeder Ecke zu erstehen gibt, sollte uns einen ersten Überblick über das Schaffenswerk in Sachen reich garnierter Maisfladen geben. Dabei teilten wir uns die Varianten „Verdura“ (mit gegrilltem Gemüse), „Pulled“ (mit gezupftem Rindfleisch), „Hongo“ (mit Käse, Rinderhack und Champignons), „Cajun“ (mit ähnlichem Belag nur etwas schärfer) und „Cilantro“ (mit Tomaten, Frühlingszwiebeln, Koriander und Limette).
Bis auf die Tatsache, dass die üppig belegten Maisrundlinge eine recht süffige Angelegenheit darstellten und dementsprechend schwierig aus der Hand zu vertilgen waren, waren die auf einem großen Holzbrett mit ein paar Dipsaucen servierten Tacos kein kulinarischer Offenbarungseid und durchaus essbar. Aber ehrlich gesagt hätte dieses Arrangement jeder Hauswirtschaftskurs aus der Mittelstufe ansprechender aufs Holz gelegt bekommen.
Feingeschnittene Zwiebeln bzw. Frühlingszwiebeln hätten die These einer handwerklichen Zubereitung gestützt, waren aber leider genauso lieblos darüber gestreut wie das welke Koriandergrün. Den Rest besorgten die Fertigsaucen aus der Quetschflasche. Eine banale Greenpepper-Sauce und ein opulenter Chili-Cheese-Dip „krönten“ die mit Hack und Pulled Beef getoppten Tortillas. Über die Fleischqualität kann ich nicht viel sagen. Dafür sorgte eine omnipräsente Würze, die geschmackliche Feinheiten herzhaft unter sich begrub.
Nach der geteilten Vorspeise waren wir schon leicht gesättigt und ahnten da bereits, dass das mutige Ordern zweier Hauptgerichte nicht zu unseren besten Ideen an diesem Tag zählen würde. Meine Verlobte hatte sich für die Burrito Bowl (9,90 Euro) entschieden und die kam gänzlich ohne Maistortilla-Verpackung aus. Die Ingredienzien des mexikanischen Fast-Food-Klassikers lagen mit reichlich Limonensauerrahm übergossen in einer Schüssel. Mais, Paprika, schwarze Bohnen, Karotten und rote Zwiebeln wurden hier mit Käse und tomatisiertem Reis kombiniert. So entstand eine stattliche Veggie-Bowl, die weder besonders appetitlich zubereitet war, noch geschmacklich überzeugte. Der Sauerrahmdip beschwor zwar frische Säure, sorgte aber aufgrund seiner zu dick aufgetragenen Darreichungsform für ein recht eintöniges Gaumenerlebnis.
Doch diese Burrito-Bowl konnte es in puncto Mächtigkeit noch nicht einmal ansatzweise mit meiner Quesadilla „Chicano“ (13,50 Euro) aufnehmen. Schon beim Anblick erschloss sich mir deren Name sofort. Man wollte meinen Magen mit Opulenz regelrecht „(s)chic(k)anieren“. Vier mit rotem Reis, Chili con Carne und Käse gefüllte Tortilla-Ecken lagen in den Tiefen des Tellers nebeneinander. Mittendrin im Glasschälchen befand sich mein mit Essig angemachtes Salat-Alibi. Frittierte Farmhouse Potatoes, Sauerrahm und eine rote Salsa ergänzten die zusammengeklappte Monumentalspeise.
Ich schaffte meinen Teller nicht. Und das war nicht allein der Tatsache geschuldet, dass hier weniger deutlich mehr gewesen wäre. Auch ödete mich die nur auf Sättigung ausgelegte Füllung der Tortillas mit jedem Bissen mehr an. „Viel zu trocken und zu fad im Geschmack“, so lautete das vernichtende Urteil meiner Verlobten. Und ich konnte ihr nur beipflichten. Die Farmhouse Kartoffeln waren zwar kross frittiert und nannten ein wenig Würze ihr Eigen, konnten aber ihre „convencience-tionelle“ Herkunft nicht verleugnen. Insgesamt ein Teller für ausgehungerte High-Carb-Junkies, die in möglichst kurzer Zeit viele Kohlenhydrate aufnehmen wollen und dabei auf Gaumenkitzel gerne verzichten.
Verzichten können auch wir. Und zwar auf solches Essen, das weder besonders schmeckte, noch von frischem Wareneinsatz kündete. Da bin ich ganz bei GG-Kollegin Obacht!, die das Ganze als „reine Nahrungsaufnahme ohne Glücksgefühle“ sehr treffend beschrieb. Einen kreidebleichen Burrito-Molch hatte ich zwar nicht auf dem Teller liegen, aber genauso leblos und langweilig fielen unsere Speisen aus. Klingt irgendwie entbehrlich? War es auch.
Ich musste ganz beiläufig an den bereits erwähnten Texas-Ranger Earl McGraw denken und stimmte ihm insgeheim zu.
Wie sagte schon Texas-Ranger Earl McGraw im 90er Jahre Splatter-Roadmovie „From Dusk Till Dawn“: „I mean, them damn burritos ain't good for nothing but a hippie, when he's high on weed."
Seit November 2018 hat nun auch die Fächerstadt Karlsruhe ihren Sausalitos-Ableger und nach zugekifften Hippies sieht es in der farbenfroh gestalteten Cocktailbar nicht wirklich aus. Die Erfolgsgeschichte dieser kalifornisch-mexikanisch angehauchten Gastroholding, die vor 25 Jahren in Ingolstadt begann, lässt sich heute an über 40 deutschlandweit operierenden Filialen ablesen. Der trendige... mehr lesen
3.0 stars -
"Scharf und rot ist hier nicht das oberste Gebot! – Konfektionierte Maisfladenküche von der Stange, die in puncto Masse keine Wünsche offenlässt, dabei aber leider den Geschmack vergisst" marcO74Wie sagte schon Texas-Ranger Earl McGraw im 90er Jahre Splatter-Roadmovie „From Dusk Till Dawn“: „I mean, them damn burritos ain't good for nothing but a hippie, when he's high on weed."
Seit November 2018 hat nun auch die Fächerstadt Karlsruhe ihren Sausalitos-Ableger und nach zugekifften Hippies sieht es in der farbenfroh gestalteten Cocktailbar nicht wirklich aus. Die Erfolgsgeschichte dieser kalifornisch-mexikanisch angehauchten Gastroholding, die vor 25 Jahren in Ingolstadt begann, lässt sich heute an über 40 deutschlandweit operierenden Filialen ablesen. Der trendige
Besucht am 10.03.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 35 EUR
Ein paar Mal besuchten wir letzten Winter das Örtchen Dörrenbach. Als Ausgangspunkt für Wandertouren ist die südpfälzische Gemeinde optimal, liegt sich doch in einem idyllischen Tal, das man naturräumlich schon dem Pfälzerwald zuordnet. Nicht weit entfernt von der Kurstadt Bad Bergzabern befindet sich das selbstbetitelte „Dornröschen der Pfalz“, das neben rustikaler Fachwerkromantik auch eine historische Wehrkirche aus dem Mittelalter sowie ein altes, im Renaissancestil erbautes Rathaus zu bieten hat.
Es ist schon eine Weile her, da wurde der staatlich anerkannte Erholungsort Dörrenbach als schönstes Dorf der Deutschen Weinstraße ausgezeichnet. Das war 1975 und ein wenig in die Jahre gekommen wirkt das Märchendorf mittlerweile schon. Nicht dass man sich hier seit Jahrzehnten auf der über tausendjährigen Dorfgeschichte ausruhen würde, aber vergleicht man es mit anderen Ortschaften der Südpfalz, so scheinen hier die Uhren ein wenig langsamer zu ticken. Für Erholungssuchende ist das natürlich ideal, für uns hungrige Einkehrer stellte es sich als etwas ernüchternd heraus.
Das seit 27 Jahren (!) von der Familie Hortien geführte Hotel-Restaurant, zu dem auch sieben Doppel- und zwei Einzelzimmer gehören, befindet sich direkt an der Hauptstraße von Dörrenbach. Mutter Barbara und Vater Reinhard werkeln seit jeher in der Küche, während sich Sohn Robert um die Gäste kümmert.
Das schmucke Fachwerkhaus lässt sich im Grunde nicht verfehlen, wenn man in den Ort hineinfährt. Das im Jahr 1736 erbaute Anwesen macht von außen einen sehr einladenden Eindruck. Parkplätze sind direkt daneben in ausreichender Zahl vorhanden. Das Speiseangebot lässt sich schon vor dem Eintritt ins Lokal draußen am Schaukasten begutachten. Soweit die äußeren Umstände, die uns zu einem Besuch am Sonntagmittag ermunterten.
Auch erinnerte ich mich an einen Artikel von einem geschätzten Kollegen. Als Journalist und Kenner der hiesigen Gastrolandschaft ist Markus Giffhorn ein wahrer Fachmann in Sachen Pfalzkost. Er, der sich regelmäßig im Freizeitmagazin „LEO“ für die „Pfälzer Lokaltermine“ (Rezensionen von Restaurants unserer Region, Anm.) verantwortlich zeigt, hatte schon vor rund 10 Jahren einen Bericht über das Keschtehäusel verfasst. Darin lobte er die familiäre Atmosphäre und die gutbürgerliche Küche des Hauses. Auch von einem umfangreichen Speiseangebot, das sich nach der Saison richtet, war da die Rede. Genug Gründe also, um einen Selbstversuch zu wagen.
Als wir das putzige „Häusel“ mit der hier weit verbreiteten Esskastanie im Namen betraten, fühlten wir uns gastronomisch um Jahre zurückversetzt. Ein vom Aussterben bedrohter Wirtshaus-Anachronismus hieß uns herzlich willkommen. Direkt neben dem Ausschanktresen wurden hausgemachte Marmeladen und Obstbrände feilgeboten. Drinnen in der Gaststube empfing uns ein rustikales, etwas in die Jahre gekommenes Ambiente, das uns mit einfachem Holzmobiliar, weißem Leinen und altbackenen Sitzbezügen an die gute alte Zeit erinnerte.
Irgendwie passten die anwesenden Gäste zur Einrichtung des Hauses. Sprich: der Gastraum war etwa zur Hälfte mit rüstigen Rentnern belegt. Unser Eintreffen senkte das Durchschnittsalter merklich. Da ahnte ich schon, in welche Richtung hier gekocht werden könnte. Mit routinierter Freundlichkeit wurden wir von Robert Hortien begrüßt und zugleich mit den Speisekarten ausgestattet.
Schon draußen informierten wir uns über die Tagesempfehlungen, die in geschwungener Handschrift auf ein in Plastikfolie steckendes DIN-A4-Papier gekritzelt waren. Ein gemischter, im Ofen gratinierter Fischteller (16,80 Euro), hausgemachte Krautwickel nach Art der Großmutter (9,80 Euro) sowie Rinderzunge in Madeira (15,50 Euro) wurden inklusive einer Tagessuppe angeboten. Die alternative Mittagskarte listete neben ein paar Pfälzer Gerichten – das übliche „Dreigestirn“ wurde hier als „Südpfalzteller“ um gekochten Bauchspeck und Salzkartoffeln (12,50 Euro) erweitert – noch jede Menge fleischiges Gutbürgertum. Gekochter Tafelspitz an Meerrettichsoße (15,30 Euro), hausgemachte Rinderroulade (14,30 Euro), Wienerschnitzel vom Kalbsrücken (17,50 Euro), Schweinefilet an schwarzem Pfefferrahm (16,30 Euro) und Rumpsteak „Café de Paris“ (21,80 Euro) standen für Otto-Normal-Karnivoren bereit.
Schuppentierverzehrer durften sich zwischen den Tranchen vom Wildlachs mit Champignonrahmsauce (15,80 Euro) und dem panierten Seelachsfilet (12,20 Euro) entscheiden. Vegetarier kamen dagegen weniger in Entscheidungsnot. Lediglich ein Gericht, Nudeln mit Gemüsegarnitur und Champignons à la Crème (dazu noch mit Parmesan überbacken), hatte man für Fleisch- und Fischverweigerer parat. Nicht gerade viel, aber in Anbetracht der hier einkehrenden Kundschaft durchaus nachvollziehbar.
Bei der Weinauswahl ging man auf Nummer sicher. Die roten und weißen Zelebritäten stammten von namhaften Winzern aus der Pfalz. Kleinmann (Birkweiler) und Becker (Schweigen) zählen mit zu den besten Vertretern für durchgegorene Rebsäfte, die man bei uns findet. Schön, dass auch ein paar Weingüter aus dem Ort vertreten waren. Die von den Winzern Rapp und Örther stammenden Tropfen waren als lieblich ausgebauter Gewürztraminer, Morio-Muskat und halbtrockener Dornfelder im offenen Vollzug zu erwerben. Und das teilweise unter 4 Euro für das Viertel.
Ich wählte aus der breitaufgestellten Kollektion an offen ausgeschenkten Weinen ein Viertel St. Laurent von Kleinmann (4,70 Euro). Mit dieser süffigen Infarktbremse macht man in der Regel ja auch nichts falsch. Bei der Durchsicht der Flaschenweinkarte entdeckte ich die Cuvée Guillaume von Friedrich Becker für sagenhaft fair kalkulierte 21,50 Euro. Allein zum Rotweintrinken würde sich diese Adresse also lohnen – der Bouteillenbackground schien zu passen.
Feste Nahrung sollte an jenem Sonntag in Form von Krautwickel und dem gratinierten Fischteller vom Tagesangebot unseren Tisch heimsuchen. Doch vorweg wurde uns noch die Tagessuppe – eine mit reichlich Pfannkuchenstreifen versehene Flädlebrühe – gereicht. „Suppe gut – alles gut!“ pflegte ein weiser Rezensent einst zu sagen. Und es stimmt. Denn wer bei Suppigem schon beachtliche Sorgfalt walten lässt, der wird auch beim Backen und Braten (in meinem Fall: Gratinieren) so leicht nichts anbrennen bzw. schwarzwerden lassen.
Schon beim ersten Löffel fiel uns der unverhohlene Gebrauch gekörnter Brühe auf und brachte uns zurück auf den Boden der eingetüteten Tatsachen. Am Gaumen wurden salzlastige Erinnerungen an längst vergessene „Festsuppen“, die es bei Feierlichkeiten (Erstkommunion, Hochzeiten, usw.) zu überstehen galt, ehe Schnitzel und Kroketten für Wiedergutmachung sorgten, wach. Aber da brannte schon das „Würzfeuer von Fondor“ auf meiner Zunge und die Flasche Mineralwasser namens „Apollinaris“ (0,75l für 3,90 Euro) geriet mächtig unter Löschzwang.
Artig löffelten wir uns durch die „Maggi side of life“ und uns schwante nichts Gutes im Hinblick die beiden noch ausstehenden Hauptgänge. Was mir dann serviert wurde, war wahrlich keine Augenweide. Der gratinierte Fischteller, der aus einer schmalen Tranche Wildlachs, zwei kleinen Zanderfilets und einem Fischklößchen bestand, war komplett mit einer dicken, weißen Plempe überzogen. Die Spuren des Überbackens waren deutlich auf der geronnenen Soßenhaut abzulesen.
Schon der erste Bissen machte unmissverständlich klar, dass es sich hier um ein erschlagendes Beispiel der Kategorie Mehlschwitze handelte. Hier lag das fette Gewicht eindeutig auf Sättigung. Und der Genuss…naja. TK-Lachs und TK-Zander lieferten dank des Soßenoverkills nahezu keinerlei Gaumeninformation. Dafür gerieten die dazu gereichten Kartoffeln zu salzig und obendrein noch übergart.
Ich schaute nach links, wo sich meine Verlobte an zwei stattlichen Krautwickel gütlich tat. Die Mühe, eine echte, tiefgründige Soße zu bereiten, hatte man anscheinend gescheut. Der wahrscheinlich auf Bratensaftbasis hergestellten Tunke wurde „päckchenweise“ nachgeholfen. Sie bedeckte flächendeckend das Porzellan. Das war auch notwendig, denn die von Genosse Kohl ummantelte Hackfleischfüllung fiel leider reichlich trocken aus. Scheinbar lag zwischen ihrer Zubereitung und ihrem Erwärmen ein entsprechendes Zeitfenster. Die weichgekochten Salzkartoffeln kamen aus dem gleichen Topf wie meine, weshalb auch dieses Knollenerlebnis recht versalzen ausfiel.
Irgendwie passte es zu dem ernüchternden Gesamteindruck, dass die Rechnung handschriftlich auf einen Fetzen Karo-Papier geschrieben wurde. Ich fragte nicht nach und dachte mir nur meinen Teil. Wenn das Beste an einem Sonntagsessen das Viertel Wein ist, kann man wohl von einer Wiederholungstat absehen. Mit leichtem Wehmut gedachte ich der nur ein paar Häuser entfernten, aber mittlerweile leider geschlossenen Altdeutschen Weinstube, in der man nicht nur viel gemütlicher saß, sondern auch was Anständiges auf dem Teller hatte. Würde mich nicht wundern, wenn auch beim Keschtehäusel bald die Lichter ausgehen. Der kulinarische Verlust würde sich in Grenzen halten.
Ein paar Mal besuchten wir letzten Winter das Örtchen Dörrenbach. Als Ausgangspunkt für Wandertouren ist die südpfälzische Gemeinde optimal, liegt sich doch in einem idyllischen Tal, das man naturräumlich schon dem Pfälzerwald zuordnet. Nicht weit entfernt von der Kurstadt Bad Bergzabern befindet sich das selbstbetitelte „Dornröschen der Pfalz“, das neben rustikaler Fachwerkromantik auch eine historische Wehrkirche aus dem Mittelalter sowie ein altes, im Renaissancestil erbautes Rathaus zu bieten hat.
Es ist schon eine Weile her, da wurde der staatlich anerkannte... mehr lesen
2.0 stars -
"„Welcome to the Maggi Side of Life!“ – Aus der Zeit gefallene Seniorenküche für MNG-Nostalgiker in einem Südpfälzer Familienbetrieb, der problemlos als Museum für verstärkten Geschmack durchgegangen wäre" marcO74Ein paar Mal besuchten wir letzten Winter das Örtchen Dörrenbach. Als Ausgangspunkt für Wandertouren ist die südpfälzische Gemeinde optimal, liegt sich doch in einem idyllischen Tal, das man naturräumlich schon dem Pfälzerwald zuordnet. Nicht weit entfernt von der Kurstadt Bad Bergzabern befindet sich das selbstbetitelte „Dornröschen der Pfalz“, das neben rustikaler Fachwerkromantik auch eine historische Wehrkirche aus dem Mittelalter sowie ein altes, im Renaissancestil erbautes Rathaus zu bieten hat.
Es ist schon eine Weile her, da wurde der staatlich anerkannte
Geschrieben am 01.05.2019 2019-05-01| Aktualisiert am
18.05.2019
Besucht am 06.03.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 29 EUR
Für mich zählt das direkt an der Weinstraße gelegene Örtchen Leinsweiler mit zu den schönsten Flecken unserer Region. Der von malerischen Winzerhöfen und urigen Fachwerkhäusern geprägte Ortskern versprüht besonders in der warmen Jahreszeit schoppenweise Pfalzromantik. Aber auch sonst liefert die pittoreske Gemeinde ihren Besuchern herrliche An- und Ausblicke.
Gerne beginnen wir hier unsere Wanderungen in den nahegelegenen Pfälzerwald, an dessen hügeliger, von Weinbergen bestimmter Randzone sich das Dörfchen befindet. Die klimabegünstigende Lee-Wirkung des Pfälzerwaldes, die für die überdurchschnittliche Anzahl an Sonnenstunden verantwortlich ist, bildet gemeinsam mit den hier vorherrschenden Böden die Grundlage für den Anbau von Spitzengewächsen. Das VDP-Weingut Siegrist sei hier als bekanntestes Beispiel genannt. Selbst Genussspechte aus Münster sollen hier schon kistenweise fündig geworden sein.
Die beste Weinlage heißt dann auch ganz treffend „Leinsweiler Sonnenberg“. Hier in aussichtsreicher Hanglage thront der historische Slevogthof, in dem der deutsche Impressionist Max Slevogt von 1914 bis zu seinem Tode 1932 lebte. Vielleicht war es der phänomenale Blick auf die Rheinebene, die ihn dieses Kleinod ersteigern ließ. Eine noch bessere Fernsicht gewährt eigentlich nur die etwas höher gelegene Burg Neukastell, die im 17. Jahrhundert dem Pfälzischen Erbfolgekrieg zum Opfer fiel und heute ein efeuberanktes Ruinendasein fristet. Ein hochgelegenes, aber schnell zu erreichendes Wanderziel par excellence.
Soviel zum Natur- und Kulturraum dieses nicht nur bei Einheimischen sehr beliebten Örtchens, das den gemeinen Pfalztouristen bei seiner Ankunft mit dem Pkw gleich mit einem infrastrukturellen Problem konfrontiert. Das Parkplatzangebot im Ortskern ist nämlich stark limitiert, weshalb wohl viele dieses Weindorf nur vom Durchfahren her kennen. Das ist schade, denn auch für den hungrigen Besucher hat die Gemeinde Leinsweiler einiges zu bieten. Neben dem etwas außerhalb gelegenen Hotel-Restaurant Leinsweiler Hof und dem nicht minder beliebten Castell, findet der weinaffine Gourmand auch ein paar rustikale Einkehrmöglichkeiten, wo sich zu deftiger Pfalzkost der ein oder andere leckere Tropfen aus der Region genießen lässt.
So auch in der altehrwürdigen Weinstube Zehntkeller, die seit Juni 2018 von den beiden „Kellerkindern“ Esther Jäger und Robert Seither betrieben wird. Jäger und Seither sind im Ort keine Unbekannten, waren sie doch vorher schon ein paar Jahre im beliebten Café Maria tätig. Der Leinsweiler Bourgeoisie, die sich zu ihren überdimensionierten Prachtbauten in bester Hanglage auch die passende Idylle schaffen wollte, war die Gastwirtschaft im unmittelbaren Umfeld natürlich ein Dorn im Auge. Der vorher von der Schweizer Familie Feulner geführte Zehntkeller („Swiss House“ jetzt im Landhotel Schloss Hainfeld) wurde just zu dieser Zeit frei. So entschied man sich, von dem im Birnbachtal gelegenen Ferienhausviertel in Richtung Ortskern zu ziehen.
Denn der Zehntkeller hatte pfalzweit schon immer einen guten Ruf, auch wenn das Gasthaus auf eine ziemlich bewegte Geschichte zurückblickt. Im Mittelalter wurden hier noch die Abgaben der Bauern an ihre Grundherren („Zehnt“) gelagert. Seit 1975 wird in der urigen Weinstube Gastronomie betrieben – wenn auch nicht durchweg. In den knapp 45 Jahren wechselten mehrfach die Pächter. Auch lag das schmucke, aus Fachwerkgebälk und Sandsteinwänden bestehende Anwesen für eine gewisse Zeit lang brach. Umso schöner, dass mit dem ehemaligen Café-Maria-Team nun wieder Pfälzer Gastlichkeit regiert.
Wir parkten direkt an der Weinstraße Richtung Ranschbach, nur wenige Gehminuten vom Lokal entfernt. Das von einem Sandsteinbogen eingefasste Winzertor stand schon offen. Wie früher verkündete ein alter, an der Fassade befestigter Fassboden den Namen der Gastwirtschaft. Durch das Tor hindurch ging es in den romantisch beleuchteten Innenhof, in dem es sich an lauen Sommerabenden sicherlich gut aushalten lässt. Doch daran war Anfang März noch nicht zu denken. Wir passierten die massive Eingangstür zu unserer Linken und befanden uns sogleich inmitten einer der geschichtsträchtigsten Weinstuben der Pfalz.
Verwinkelt, gemütlich und auch ein bisschen eng ging es hier zu. Das Innere des Zehntkellers atmete grundpfälzische Gastlichkeit. Und das auf äußerst sympathische Art und Weise. Es empfing uns eine gesunde Mischung aus Heimat- und Lebensgefühl, die gänzlich ohne Effekthascherei und falsche Folklore auskam.
Weißgetünchte Wände wechselten sich mit unverputztem Gemäuer ab. Dunkle Holzbalken und robuste Stützpfeiler aus Sandstein zeichneten sich für die Statik des Gastraumes verantwortlich. Auf derbem Fliesenboden stand stabiles Holzmobiliar. Die blanken Tische waren lediglich mit ein paar Läufern, Teelichtern und dezenter Blumendeko ausgestattet.
Auf den harten Sitzflächen der Stühle und Holzbänke lagen ausreichend Kissen, die für bequeme Verhältnisse sorgten. Hinten links versteckte sich ein altes Klavier. Auf der rechten Seite, gleich neben dem Eingang, schloss sich der von allerlei Weinflaschen bevölkerte Ausschanktresen an. Für dunklere und hellere Bereiche im Gastraum sorgten die unregelmäßig verteilten Hängelampen. Ein lauschiges Stück Vorgestern, das hier ganz zeitlos auf seine traditionsverbundenen Gäste wartete.
Robert Seither, mein guter Freund aus längst vergangenen Grundschultagen, gibt hier den Wirt alter Schule. Mit Schiebermütze („Batschkapp“ sagt der Pfälzer) und dialektgefärbtem Zungenschlag bediente er zusammen mit einer weiteren Servicekraft seine Gäste und ließ so ganz nebenbei auch noch die Luft aus den Schoppengläsern. Thekendienst ist im Zehntkeller schließlich Männersache. Seine Frau Esther Jäger kümmert sich da lieber um die Zubereitung der Speisen, denn hier kocht die Chefin!
Auf einer großen, eingerahmten Schiefertafel war die Weinempfehlung des Monats, eine Rotweincuvée namens „Ensemble“ (das Viertel für 5,80 Euro) vom Weingut Erlenwein aus dem Nachbarort Ilbesheim, nachzulesen. Auch der Spitzenwermut von Stefan Dorst & Consorten („Merwut“ auf Eis) wurde hier als Aperitif angeboten. Schon draußen vor der Tür entdeckten wir mehrere Tafeln mit Tagesempfehlungen. Blumenkohlsuppe (4,20 Euro), Gemüsequiche mit Salat (9,80 Euro) und Matjesfilet in Apfel-Zwiebel-Sahne mit Pellkartoffeln (10,80 Euro) lauteten an diesem Abend die kulinarischen Anregungen.
Die eigentliche Speisenkarte war auf ein Brett geklemmt und gab zunächst einen Überblick über das täglich wechselnde Wochenangebot. Klassische Hausmannskost wie etwa Kalbsragout mit Spätzle, Lende im Backteig mit Kartoffelpürée, Eier in Senfsauce, Linseneintopf oder Schweinebraten mit Karottenstampf bestimmte das für eine Weinstube ziemlich abwechslungsreiche Programm bei den Tagesgerichten.
Ein Blatt weiter auf der Standardkarte waren die üblichen regionalen Deftigkeiten in Form von Leberknödel, Bratwurst und Saumagen vertreten. Und das zu äußerst konsumentenfreundlichen Preisen (knapp über 8 Euro). Neben den hinlänglich bekannten „Pfälzereien“ wurde auch dem panierten Schweineschnitzel sowie dem altbewährten, bei Fleischessern nach wie vor hoch im Kurs stehenden Rumpsteak gehuldigt. Letzteres übrigens ein echtes Prachtexemplar, wie mir der Blick zum Nachbartisch verriet.
Für Vegetarier mit ausgeprägter Käseaffinität standen gebackener Schafskäse, gebackener Camembert, eingelegter Münsterkäse, Weißer Käse (=angemachter Quark) sowie ein eher musisch sozialisierter Handkäs auf dem Speisezettel. Zwei Suppen, ein paar Salatteller mit wechselndem Zubehör, eine Hausmacher Vesperplatte und ein Straßburger Wurstsalat rundeten den konventionellen Teil des Speisenangebots nicht minder gehaltreich ab.
Eine Flasche Mineralwasser von Gerolsteiner (3,50 Euro) stellte sich brav in den Dienst der Durstbekämpfung, während ein Viertel vom trocken ausgebauten Sauvignon Blanc des benachbarten Weinguts Siegrist (5,80 Euro) unseren Weinsinn schärfte. Vorneweg gönnten wir uns ein paar Vitamine, die als Beilagensalat (3,90 Euro) getarnt im gläsernen Schälchen serviert wurden. Dieser überzeugte mit pflanzlicher Frische, die von einem angenehm sauren Essig-Öl-Dressing passend begleitet wurde. Als Hauptgänge fungierten gebackener Schafskäse (7,80 Euro) und der nicht nur bei Pfälzer Wandervögel so beliebte „Schiefe Sack“ (8,40 Euro). Diese Liaison aus einem fluffigen Leberknödel und einer deftigen Bratwurst hat schon viele ausgehungerte Hüttengänger gestärkt auf die nächste Etappe geschickt. Der obligatorische Sauerkrauthügel und die dunkle Saucenpfütze durften da natürlich nicht fehlen.
Schon der erste Biss in die kross angebratene Wurst ließ auf gute Metzger-Qualität schließen. Auf Nachfrage war dann auch die Herkunft der beiden Schweinereien schnell geklärt. Die Metzgerei Rummel aus dem nicht weit entfernten Böchingen zeigte sich für deren Herstellung verantwortlich. Die Konsistenz der Leberknödel zeichnete sich durch eine lockere Beschaffenheit aus. Aber auch geschmacklich ließ der stattliche Fleischkloß nichts zu wünschen übrig. Er hatte eine angenehme Würze, die gut mit der Säure vom Kraut harmonierte. Das mit einem guten Schluck Weißwein veredelte Sauerkraut machte in der Tat seinem Namen alle Ehre. Schön lang geköchelt hatte es genau die richtige Konsistenz. In der Summe ergab das ein Pfalzteller ohne Schwächen. Zugegeben: recht einfache Hausmannskost, diese aber wunderbar schmackhaft auf den Teller gebracht. Kompliment!
Meine Verlobte haderte dagegen etwas mit ihrem Schafskäse aus dem Ofen. An den Zutaten lag das nicht. Die Kombi aus Tomaten, Peperoni, Zwiebeln, Oliven und dem weich gebackenen Käsequader schwamm regelrecht in Öl. Da hätte es schon einer kompletten Stange Weißbrot bedurft, um den öligen Inhalt der Tonschüssel aufzusaugen. Geschmacklich war da nichts auszusetzen. Wie auch bei meinem Gericht wurde nicht mit der Zugabe frischer Kräuter, in dem Fall Glattpetersilie, gegeizt. Als ich mir ein paar Wochen zuvor an gleicher Stelle ein Schweineschnitzel „Wiener Art“ einverleibte, fiel mir das schon auf. Damals war es gehackter Schnittlauch, der meinem frisch der Pfanne entstiegenen, panierten Folklorestück ein wenig mehr würzige Frische verlieh. Und auch bei genauer Betrachtung des Fotos vom „Schiefen Sack“ wird man die darüber gestreuten Petersilienhäcksel wohl kaum übersehen.
Die Frage nach einem Nachtisch stellte sich in Anbetracht der beiden gerade so bewältigten Pfalzportionen nicht. Wäre ich Kaffeetrinker, hätte ich wahrscheinlich den angebotenen Barraquito (3,50 Euro), eine Kaffeespezialität von den Kanarischen Inseln, probiert. Den bekommt man schließlich nicht in jeder Weinstube.
Den Zehntkeller kann man guten Gewissens wieder empfehlen. Den Ort Leinsweiler als Ziel für einen Tagesausflug sowieso.
Für mich zählt das direkt an der Weinstraße gelegene Örtchen Leinsweiler mit zu den schönsten Flecken unserer Region. Der von malerischen Winzerhöfen und urigen Fachwerkhäusern geprägte Ortskern versprüht besonders in der warmen Jahreszeit schoppenweise Pfalzromantik. Aber auch sonst liefert die pittoreske Gemeinde ihren Besuchern herrliche An- und Ausblicke.
Gerne beginnen wir hier unsere Wanderungen in den nahegelegenen Pfälzerwald, an dessen hügeliger, von Weinbergen bestimmter Randzone sich das Dörfchen befindet. Die klimabegünstigende Lee-Wirkung des Pfälzerwaldes, die für die überdurchschnittliche Anzahl an... mehr lesen
4.0 stars -
"Nostalgische Pfälzer Weinstube erfolgreich wiederbelebt!" marcO74Für mich zählt das direkt an der Weinstraße gelegene Örtchen Leinsweiler mit zu den schönsten Flecken unserer Region. Der von malerischen Winzerhöfen und urigen Fachwerkhäusern geprägte Ortskern versprüht besonders in der warmen Jahreszeit schoppenweise Pfalzromantik. Aber auch sonst liefert die pittoreske Gemeinde ihren Besuchern herrliche An- und Ausblicke.
Gerne beginnen wir hier unsere Wanderungen in den nahegelegenen Pfälzerwald, an dessen hügeliger, von Weinbergen bestimmter Randzone sich das Dörfchen befindet. Die klimabegünstigende Lee-Wirkung des Pfälzerwaldes, die für die überdurchschnittliche Anzahl an
Geschrieben am 28.04.2019 2019-04-28| Aktualisiert am
28.04.2019
Besucht am 02.03.2019Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 168 EUR
Es war ein kühler Samstag Anfang März und im Mannheimer Luisenpark leuchtete der Winter. Ein spontaner Trip nach „Monnem“ führte uns zusammen mit unseren Freunden (und ihrer kleinen Tochter) in die größte Parkanlage der Quadratestadt. Es war der vorletzte Tag der Veranstaltung „Winterlichter 2019“, die unseren Parkbesuch zu einem ganz besonderen Erlebnis machte. Dafür verzichteten wir sogar auf den geplanten Rundgang durchs Collini-Center mit anschließender Karl Schmucker-Ausstellung zum Thema „Brutalismus – Alles nur Sichtbeton?“.
Unsere Freunde hatten schon im Vorfeld einen Tisch für 5 Personen im Dachgeschoss des Musikparks, dem 2004 gegründeten, ersten Start-Up-Center für die deutsche Musikbranche, reserviert. Im Rooftop-Restaurant des Existenzgründungszentrums sollte uns laut deren Homepage „feines Urban-Cooking“ mit bester Aussicht erwarten. Der Ort gemahnte mich zwar an weniger erbauliche Zeiten meines Privatlebens, aber diese waren ja Gott sei Dank schon eine Weile her. Also warum nicht mal wieder das höchstgelegene Hafenrestaurant Mannheims besuchen?
Die Küche befindet sich im Mannheimer Stadtteil Jungbusch. Früher ein eher heruntergekommener Stadtbezirk mit hoher Sozialproblematik, gilt er heute als Multi-Kulti-Viertel mit Wachstumspotenzial. Da hat die ebenfalls in der Hafenstraße beheimatete Popakademie, die früher so manch bekannten „Sohn“ der Quadratestadt als Gastdozenten duldete, sicher auch ihren Anteil zur Aufwertung des Viertels beigetragen.
Unser Auto stellten wir ganz ungeniert direkt neben dem Gebäudekomplex ab. Der Open-Air-Club „Hafen 49“, Mannheims „durchgeknalltester Hideout“ bzw. „urbaner Wahnsinn in Reinform“ (laut deren Facebookseite) mit Sonnendeck und Electrobeats, befand sich ja noch im offline-Modus äh Winterschlaf. Wir also rein in den Aufzug und hoch in den 5. Stock. Dort war schon richtig was los. Ein bunter Klientelmix sorgte für belegte Tische und leider auch einen erhöhten Geräuschpegel.
Gut, dass wir im Vorfeld reserviert hatten. An einer längeren Tafel, die aus mehreren zusammengeschobenen Holztischen bestand, wurden wir von einer der vielen jungen, stets gut aufgelegten Servicekräfte platziert. Mein Blick fiel gleich auf den offenen Teil der Küche mit angeschlossenem Tresen. Dort wurde eifrig gewokt und gebrutzelt. Die hauptsächliche Küchenarbeit fand jedoch dahinter, in einem nicht einsehbaren, separaten Raum statt.
So wuselig es hinter dem Ausschanktresen zuging, so ausgelassen war auch die Stimmung im Raum. Unsere Tischgespräche bedurften schon einer gewissen Anstrengung. Trotzdem fühlten wir uns hier nicht unwohl, was in erster Linie der angenehmen Beleuchtung geschuldet war. Auch die Einrichtung des Ladens erleichtert uns das Ankommen. Retro-Chic meets urban-chabby: 70er Jahre Kugelleuchten, dezente Deckenspots und Lichttüten auf den derben Holztischen sorgten für ein stimmungsvolles Ambiente.
Alles ziemlich „casual“ halt, da passte natürlich auch das im Einmachglas aufbewahrte Besteck zur im Klemmbrett gereichten Speisenkarte wie der Zotteldutt zur Hornbrille der Mannheimer Dauerhipster um uns herum. Die Kola mit germanischem „K“ hörte selbstverständlich auf den Vornamen „Fritz“. Das Bier von der Privatbrauerei Welde stammte aus der Region, genauer gesagt aus dem kurpfälzischen, südöstlich von Mannheim gelegenen Örtchen Plankstadt. Natürlich stand auch eine respektable Aperitif- und Cocktail-Auswahl bereit, um sich in die lässig-coole „Küchenlandschaft“ adäquat einzugrooven.
Nach Durchsicht der auf zwei Seiten beschränkten Abendkarte war mir schon klar, dass man hier jedem Geschmack Rechnung tragen wollte, was natürlich zu Lasten einer eindeutigen kulinarischen Handschrift ging. Grundsätzlich habe ich nichts gegen Crossover-Küche, aber ein roter Faden sollte schon vorhanden sein. So kam mir die bunte Speisenpallette eher wie ein willkürlich zusammengebastelter Food-Mix aus verschiedensten Regionen der Erde vor.
Indische Linsensuppe, Rote Bete Hummus, Miso Pot, Pfälzer Pasta, Asia Burger, Schweinebäckchen und Chicken Tikka Masala standen da so einträchtig nebeneinander, als hätte die World Cuisine das 5.Stockwerk eines Mannheimer Hafengebäudes zu ihrem Epizentrum erklärt.
Also gut, probieren geht ja bekanntlich über lamentieren. Wir bestellten dann mal munter drauflos, um uns ein möglichst breites Bild von der Kulinarik des Ladens zu machen. Das komplette Vorspeisenprogramm orderten wir als „Tapas-Variation“ (16,90 Euro) zum Teilen. Ein Lillet Wildberry (7,50 Euro), ein Welde IPA (0,33l für 4,80 Euro), eine Flasche Vöslauer Mineralwasser (0,75l für 6 Euro), eine Fritz-Orangenlimo (0,2l für 2,70 Euro) und ein Pernod mit Eis (und Wasser) machten den Anfang. Später gesellte sich noch eine Flasche Grüner Veltliner namens „Aufwind“ (28 Euro) vom Bad Dürkheimer Weingut Hensel dazu.
Der gemischte Tapas-Teller war mit einer abwechslungsreichen Auswahl an vornehmlich kalten Antipasti belegt. In der Mitte befand sich ein Schälchen mit Hummus. Die rot gefärbte Sesam-Kichererbsen-Paste wurde von gerösteten Sesamkörnern und Olivenöl geschmacklich etwas aufgewertet, blieb aber – ganz entgegen ihrer Farbe – im Vergleich mit orientalischen Vertretern der Gattung Fladenbrotaufstrich ziemlich blass. Die fehlte es doch deutlich an so entscheidenden „Geschmacksboostern“ wie Knoblauch oder Kreuzkümmel.
Die in Orangenöl marinierten Oliven überließ ich gerne meinen Tischkollegen. Bei dem Häuflein gebratener Zucchini bzw. Paprika, das in der Karte als „gebratenes winterliches (?) Gemüse“ angepriesen wurde, hatte man es mit der Dreingabe von Öl etwas übertrieben. Die mit Parmesankäse gratinierten Kürbisspalten wurden am Tisch gelobt. Auch der Parmaschinken und der mit Basilikumpesto und Cocktailtomaten garnierte Büffelmozzarella hatten anständige Qualitäten vorzuweisen. Insgesamt ein netter Einstieg, der keine großen geschmacklichen Ausreißer nach oben und nach unten implizierte.
Unsere Freunde hatten das Chicken Tikka Masala (15,50 Euro) und den Miso Pot (13,50 Euro) gebucht, während wir uns für die gebackene Aubergine (15,90 Euro) und das Entrecôte von der deutschen Färse (23,90 Euro) entschieden hatten. Dem indischen Hähnchenklassiker fehlte es eindeutig an Wumms. Die zusammen mit Duftreis servierte Bowl war leider allzu deutlich auf den deutschen Gaumen gemünzt und kam entsprechend entschärft auf den Tisch. Auch der Miso-Man neben mir hätte sich bei seinem mit Weizen-Pasta, Pak-Choi, Sprossen, Koriander und Sojabrühe gefüllten Pot sicher nicht über eine beherztere Asia-Würze beschwert. Handwerklich war jedoch beides solide zubereitet. Schade nur, dass das große Kino am Gaumen ausblieb.
Bei meiner als Zwischengang bestellten Linsensuppe (8,50 Euro) war wohl das Garam Masala ausgegangen. Ich dachte wehmütig an die letzten Sommer im Berliner Restaurant „Zaika“ genossene, ebenfalls auf Basis roter Linsen hergestellte Dal und war doch ein wenig enttäuscht. Trotz frischem Koriander on top ließ das feinpürierte Süppchen geschmacklich doch sehr zu wünschen übrig und leider auch jegliche indische Schärfe vermissen. Aromatisch betrachtet erschien mir der nahe Osten ferner denn je.
Hübsch anzusehen, aber auf der Zunge ebenfalls zu sehr auf Mainstream getrimmt, geriet der recht übersichtlich angelegte Hauptgang von der gebackenen Aubergine, die von leicht angeröstetem Blumenkohl, mehreren Klecksen Fetacrème sowie ein paar roten Granatapfeltupfern flankiert wurde, zum kleinsten gemeinsamen Geschmacksnenner für den eingefleischten Redundanzvegetarier. Meine Verlobte genoss ihn trotzdem, auch wenn die ein oder andere Aubergine mehr den stolzen Preis von fast 16 Euro eher gerechtfertigt hätte.
Zu meinem Entrecôte wurde das passende Schneidewerkzeug von Laguiole gereicht. Das schön durchwachsene Zwischenrippenstück (gut gewollte 230 g) mit charakteristischem Fettauge überzeugte mit kräftigem Fleischgeschmack und dem perfekten Gargrad, der wie gewünscht medium-rare ausfiel. Das marmorierte Stück Rind lag auf einem Bett aus Fregola-Pasta, die das klassische Risotto ersetzen sollte. Genauso wie ein Risotto waren die sardischen Kugelnudeln nämlich auch zubereitet. Auch hier hielt man sich mit dem Würzen eher zurück und überließ den Gaumenkitzel lieber den crunchigen Parmesanchips und der dunklen Jus, die das Ensemble stimmig komplettierten. Ein guter Hauptgang zweifellos, der mit mehr Schmackes sogar das Zeug zum glücklich machenden Soulfood gehabt hätte. Dazu hätte es nur ein wenig mehr Risikobereitschaft beim Abschmecken bedurft. In der Summe hat das aber gepasst, zumal ich die Fregola-Kügelchen auf meinen Reisen nach Sardinien in Kombination mit Meeresfrüchten kennen und schätzen gelernt habe.
Auch lobenswert: der „grüne“ Weiße von Hensel, der nach Apfel oder Aprikose oder Birne oder was weiß ich nicht alles roch. Ein eleganter und gleichzeitig fülliger Weißwein, der zudem mit sehr angenehmer Säure ausgestattet war.
Fazit:
In der Küche im Jungbusch möchte man es kulinarisch jedem Gast recht machen und zollt mit einer breit aufgestellten Auswahl an Speisen den unterschiedlichsten Geschmäckern und Küchentrends Tribut. Leider kratzt man hier - was die Aromentiefe betrifft - nur an der Oberfläche. Überraschende Gaumenerlebnisse haben wir genauso vermisst wie eine klare Handschrift des Küchenchefs. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in Anbetracht der verarbeiteten Produkte und ihrer recht unspektakulären Darbietung als etwas zu hoch einzuordnen, was sich aber mit äußeren Standortfaktoren wie Hafenflair, Jungbuschfeeling und Industrieromantik erklären lässt. Egal, dem Hipster aus der urbanen Mittelschicht wird es hier genauso gefallen wie dem Dozenten von der benachbarten Popakademie. Denn jede Subkultur sehnt sich ab und zu nach Mainstream. Im Dachgeschoss der Hafenstraße hat man dafür sogar den passenden Ausblick.
Es war ein kühler Samstag Anfang März und im Mannheimer Luisenpark leuchtete der Winter. Ein spontaner Trip nach „Monnem“ führte uns zusammen mit unseren Freunden (und ihrer kleinen Tochter) in die größte Parkanlage der Quadratestadt. Es war der vorletzte Tag der Veranstaltung „Winterlichter 2019“, die unseren Parkbesuch zu einem ganz besonderen Erlebnis machte. Dafür verzichteten wir sogar auf den geplanten Rundgang durchs Collini-Center mit anschließender Karl Schmucker-Ausstellung zum Thema „Brutalismus – Alles nur Sichtbeton?“.
Unsere Freunde hatten schon im Vorfeld einen... mehr lesen
Die Küche - Jungbusch
Die Küche - Jungbusch€-€€€Restaurant, Bar, Loungebar0621 63745020Hafenstr. 49, 68159 Mannheim
3.0 stars -
"Hier war nur der „Roof“ top – auf den Tellern regierte hingegen trendig-urbane Durchschnittskost, die wohl eher den risikoscheuen Redundanzesser erfreut" marcO74Es war ein kühler Samstag Anfang März und im Mannheimer Luisenpark leuchtete der Winter. Ein spontaner Trip nach „Monnem“ führte uns zusammen mit unseren Freunden (und ihrer kleinen Tochter) in die größte Parkanlage der Quadratestadt. Es war der vorletzte Tag der Veranstaltung „Winterlichter 2019“, die unseren Parkbesuch zu einem ganz besonderen Erlebnis machte. Dafür verzichteten wir sogar auf den geplanten Rundgang durchs Collini-Center mit anschließender Karl Schmucker-Ausstellung zum Thema „Brutalismus – Alles nur Sichtbeton?“.
Unsere Freunde hatten schon im Vorfeld einen
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Datenschutz-Einstellungen
Hier können Sie festlegen, wie wir Ihre Daten verwenden dürfen. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionen zur Verfügung stehen.
Unbedingt erforderliche Technologien
Um Sicherheit gewährleisten, Missbrauch verhindern und Inhalte und Anzeigen technisch sowie unsere Services wie von Ihnen gewünscht bereitstellen zu können, sind folgende Technologien erforderlich.
Produkte oder Inhalte technisch bereitstellen
z.B. Session für Warenkorb, Favoriten, letzte Bestellungen ...
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie im internen Bereich an erforderlichen Stellen.
Google Anzeigen
z.B. die kostenlose Nutzung unserer Website ist nur mit Google Adsense Werbeanzeigen möglich.
Performance Cookies
Mithilfe dieser Cookies können wir Besuche und Traffic-Quellen zählen, damit wir die Leistung unserer Website messen und verbessern können. Sie geben uns Aufschluss darüber, welche Seiten beliebt und weniger beliebt sind und wie sich Besucher auf der Website bewegen.
Google Analytics
z.B. Erfassung der Seitenaufrufe, Verweildauer usw.
Google Tag Manager
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Facebook Pixel
z.B. Erfassen von Events (Warenkorb, Bestellprozess, Aktionen usw.)
Multimediale Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, die Funktionalität und individuelle Gestaltung zu verbessern, beispielsweise von integrierten Videos und virtuellen 360° Rundgängen. Ohne diese Cookies können einige oder alle dieser Funktionen nicht ordnungsgemäß funktionieren.
Youtube Videos
z.B. Integration von Youtube Videos über iFrame Technologie.
Google Maps
z.B. Integration von Google Maps Standorten über iFrame- / Javascript Technologie.
Google Maps 360° Rundgänge
z.B. Integration von Google Maps 360° Rundgängen per Javascript
Marketing Cookies
Diese Cookies ermöglichen es uns, auf die Benutzerinteressen abgestimmte Werbung einzublenden.
Und hätten wir nicht schon in dem Ende 2017 neu eröffneten, panasiatischen Restaurant Commami zwei Plätze reserviert gehabt, der Hohe-Loog-Teller mit Hausmacher Wurst bis zum Abwinken wäre definitiv eine Vesperoption gewesen. So sparten wir uns den Hunger auf, um erstmalig bei der „Reismutter“ („Com“ = Reis + „Mami“ = Mutter), wie die Geschäftsführerin und gebürtige Vietnamesin Thi Thu Hien Ho ihren Mix aus Sushi- und Indochina-Fusion-Restaurant nennt, einzukehren.
Das Commami gehört zusammen mit zwei Restaurants in Kaiserslautern (Mr. Lian Einsiedlerhof und Mr. Lian Schillerplatz) und dem gleichnamigen Ableger in Worms – dort schreibt man sich allerdings ComMami mit großem „M“ in der Mitte – einer vietnamesischen Gastrofamilie, die mit ihrem panasiatischen Konzept Erfolg zu haben scheint. Schon im September 2018 folgte auf das Neustadter Sushi-Lokal die Filiale in der Nibelungenstadt. Das erinnert doch stark an die nach nahezu gleichem Fusionsmuster arbeitende „Koza-Gang“, die sich von Haßloch über Landau bis nach Speyer ausgedehnt hat.
Und da steckt schon das eigentliche Grundproblem dieser NPGW (neuen panasiatischen Gastro-Welle). Kennt man eines dieser Restaurants, kennt man alle. Die mit viel Trockeneisnebel, bunten Saucenspritzern sowie panierten bzw. geflämmten Knuspermänteln kunstvoll arrangierten Rohfischplatten sehen im Grunde überall gleich schick aus. Auch die inflationär verwendeten Asia-Saucen schmecken alle wie aus der gleichen Quetschflasche gedrückt.
Ein derzeit angesagter Foodtrend „for a new generation“, zu dem auch die selbstgemachten Limonaden und Eistees passen. Und einer, der sich ganz nach dem Geschmack seines Publikums richtet. Ob das dann noch authentische Asiaküche ist, kann sich jeder selbst beantworten. Es soll leicht schmecken, hübsch aussehen und am besten noch ohne Fleisch (oder noch besser: vegan) daherkommen. Das suggeriert nicht nur Qualität, sondern lässt das schnelle Essen auch viel gesünder erscheinen. Wellness-Häppchen für den hippen Kulinarnomaden, der gestern noch sein trendiges Dasein im Bio-Burger-Laden um die Ecke fristete.
Genug gelästert. Sonst wird das Ganze hier noch eine Kolumne zum Thema „Zeitgeistküche“. Zurück zum Commami, das sich am Rande der Neustadter Innenstadt, direkt an der viel befahrenen Maximilianstraße (B 38) befindet. Die Parkplatzsituation ist in Neustadt sowieso nicht besonders prickelnd. In der Ecke findet man so gut wie gar nichts. Mein Tipp: den Wagen auf dem etwas weiter westlich gelegenen Parkplatz an der Rittergartenstraße oder in Bahnhofsnähe (inkl. kleinem Spaziergang durch die Fußgängerzone) abstellen. Neustadts Stadtkern ist ja Gott sei Dank recht übersichtlich angelegt.
Es war ein warmer Tag im Mai und nach kurzer Anmeldung im Inneren des Lokals (aufgrund der Reservierung), entschlossen wir uns, unter freiem Himmel zu speisen. Das war jedoch im Commami mit eingeschränkter Bequemlichkeit verbunden, da die zwischen Parkbänken und Weinfestgarnituren angesiedelten Sitzgelegenheiten für harte Verhältnisse sorgten. Insofern bestand unsere allererste Order in der Nachfrage nach ein paar Sitzkissen, der man mit zwei Decken – es gab scheinbar keine Kissen mehr – alternativ nachkam.
Nun, auch der Verkehrslärm von der Maximilianstraße und der Blick auf die stümperhaften Graffitis an den etwas in die Jahre gekommenen Mehrfamilienhäusern gegenüber lud nicht unbedingt zum dauerhaften Verweilen ein. Da saß es sich wahrscheinlich im schlicht-modern eingerichteten Gastraum schon deutlich besser. Egal, die Entscheidung zum Draußen-Essen war eh gefallen. Auch die Speisenkarten hatte unsere dauerfreundliche Bedienung aus dem fernen Osten schon vorbeigebracht.
Für den ersten Durst tat es das in (Pan-)Asialäden scheinbar beliebte Aqua Morelli, das man an seiner tiefblauen Flasche schon von weitem erkennt. Vielleicht purer Zufall, aber auch im Landauer Koza wird dieses nicht gerade besonders wohlschmeckende Mineralwasser italienischer Provenienz angeboten. Mit 5,50 Euro für die Flasche ist man dabei. Warum die Asiaten gerne italienisches Sprudelwasser ausschenken, erschließt sich mir zwar nicht, aber vielleicht kennt ja der ein oder andere GG-Fuchs die Zusammenhänge unseres Global-Food-Village. Ergänzend sei noch erwähnt, dass auch eine hausgemachte Limo mit Ingwer, Limette, Pfefferminzblätter und Rohrzucker (0,5 l für 4,90 Euro) von uns geordert wurde. Letztere mussten wir mittels Röhrchen aus dem obligatorischen Einmachglas zuzeln.
Der Speisezettel listet eine umfangreiche Auswahl. Edamame, Hühnerspieße und Sommerrollen – alles alte Bekannte in Sachen Vorspeisen. Ein paar Teigtaschen (Dim Sum), Lachs- bzw. Thunfischtartar sowie zwei Suppen (Kokos- und Fischsuppe) standen außerdem als Appetizer für den ersten Hunger bereit. Für Freunde des grünen Blattes wurden ein paar Asia-Salate mit Sesamdressing angeboten. Tempura-Garnelen und gegrillter Oktopus fanden sich dabei in exotisch klingenden Kombinationen wieder.
Der vietnamesischen Traditionssuppe Pho wurde in drei Varianten gehuldigt. Mit Tofu-, Hühnerfleisch- oder Rindfleischeinlage konnte man die mit Reisbandnudeln, Lauchzwiebeln, Sojasprossen und Koriandergrün veredelte Hühnerbrühe genießen. Wahlweise als Vor- oder Hauptspeisenportion. Auf den nächsten Seiten war die Auswahl an Hauptgerichten nachzulesen. Sowohl beim cremigen Kokos-Curry als auch bei der mit Kokosmilch verfeinerten Mango-Crème konnte die Einlage wie beim Schnellchinesen um die Ecke (Rind, Huhn, Tofu, Ente, Garnelen) selbst gewählt werden.
Gegrillte Roastbeefwürfel wurden als „Lucky Cube“ bezeichnet. Das mit Miso und Tamarindensauce servierte Rinderfilet erhielt den tiefsinnigen Namen „Black Tower“. Na hoffentlich lassen sie es nicht so lange im Ofen, wie der Namen vermuten lässt, war mein erster Gedanke. Plötzlich stand mit der „Paris Ente“ ein geradezu ambitioniert klingendes Gericht auf der an Entdeckungen doch recht armen Speisesammlung. Eine französische Grill-Ente wurde da auf hausgemachtem Maronenpüree mit Grillkürbis und Süßkartoffeln angeboten. Das klang mindestens genauso spannend wie Thunfisch-Tataki in Gewürzkruste oder mariniertes Rindfleisch auf lauwarmen Reisnudeln. Das restliche Angebot verlor sich in unterschiedlichsten Rohfischpreziosen. Diese reichten von einfachen Maki bzw. Nigiri über Inside Outs bis hin zu diversen Special Rolls. Ein reichhaltiges Programm, das uns die Entscheidung nicht gerade leicht machte.
Wir schafften es trotzdem. Vorneweg wagten wir uns an die beiden Suppen. Die „Fisherman’s Soup“ (4,90 Euro) meiner Verlobten hatte Lachs und Butterfisch als Einlage. Meine „Coco Soup“ wählte ich mit Garnelen (5,60 Euro). Beide hatten übrigens Kirschtomaten und Champignons in der Serienausstattung. Als kleines Zugeständnis an unsere Teigtaschenliebe bestellten wir die als „Steamy Pearl“ (4,90 Euro) bezeichneten Dumplings. Jene waren mit Garnelen und Gemüse gefüllt und wurden mit einer speziellen Soja-Sauce serviert.
Die Hauptgangfrage beantworteten wir mit einer „Crunchy Vegi“-Tempura-Roll (10,50 Euro) und einer als „Seascape“ (18,90 Euro) bezeichneten Komposition aus rohem Fisch und gekochten bzw. frittierten Garnelen, die mit Sushi-Reis, Guacamole und kleingehäckselten Cocktailtomaten serviert wurde.
Die beiden Suppen ließen nicht lange auf sich warten. Sie wurden zeitgleich mit den Dim Sum serviert. Beide waren in zeitgemäße Keramik gefüllt und dufteten vielversprechend. Die Fischeinlage der Fisherman’s Soup machte ihrem Namen alle Ehre. Neben Lachs- und Butterfischfetzen tummelten sich frisches Koriandergrün und Tomatenstücke in der leicht säuerlichen Brühe. Meine Kokossuppe war tadellos abgeschmeckt und bewegte sich im zurückhaltenden Schärfegrad. Aroma dank Currypaste – auf diese einfache Formel war auch hier Verlass.
Die Dumplings lagen neben Rettichschnipseln, Salatblättern und einer Schale mit Soja-Sauce im Bambuskorb. In der leicht süßlichen Sauce schwamm reichlich frischer Koriander. Über die mit Teriyaki-Sauce benetzten Teigtaschen hatte man geröstete Sesamkörner gestreut. Das war alles in allem ein ordentlicher Appetizer. Sicherlich keine frisch geformten „Har-Gow Deluxe“, aber auch keine Enttäuschung in Sachen TK-Krabbenknödel.
Nach dem gelungenen Start ließ man uns etwas Zeit zum Durchschnaufen, ehe die Hauptgänge aufgetragen wurden. Bei der vegetarischen Tempura-Roll hatte man es mit der Saucenverzierung etwas übertrieben. Da wurde drüber gespritzt, was die Quetschflaschen hergaben. Schade, dass man damit dem eigentlichen Protagonisten auf dem Teller jegliche Schau in puncto Geschmack stahl. Aber vielleicht hielt sich der bei der frittierten Veggie-Roll eh in Grenzen.
Mein aufgetürmtes Rohfischgebilde kam wohl auch gerade frisch aus der Teriyaki-Dusche. Hier bildeten Rettichstreifen und Salatschnipsel zusammen mit Wakame und Tomatenklein eine frische Basis, auf der es sich Sushi-Reis und Rohfischkonsorten gemütlich gemacht hatten. Dünn abgesäbelte Tranchen Thunfisch-, Lachs- und Jakobsmuschelsashimi lagen andächtig neben knusprigen, mit Pankomehl panierten Garnelenschwänzen sowie lediglich gekochten Vertretern ihrer Art. Das war genauso ansehnlich wie es gewöhnlich schmeckte. Nämlich in erster Linie nach der inflationär verspritzten süßlichen Sauce auf Sojabasis.
Lachs und Thunfisch hätte ich bei einer Blindprobe geschmacklich kaum unterscheiden können. Die crunchigen Garnelenschwänze profitierten von ihrem Fettgehalt und brachten noch am meisten Schmackes auf den Teller. Ihre gekochten Kollegen verweilten dagegen in gustatorischer Langeweile. Auch das geschmacksneutrale Jakobsmuschelfleisch sorgte eher für Gaumengähnen als für den ach so geliebten Kitzel. Das konnten die eingelegten Ingwerscheiben und die Wasabi-Knetmasse auch nicht ändern. In der Summe war das zwar ein recht ansehnlicher Fischhügel, aber vom Geschmack her eher unspektakulär. Passte aber irgendwie zur „mehr-Schein-als-Sein-Gesinnung“ hiesiger Panasiaten. Vielleicht hätte ich ja doch die französische Grill-Ente, für die es im Commami sogar einen speziellen Ofen gibt, erstehen sollen.
Grundsätzlich ist gegen diese Art der schnelleren Nahrungsaufnahme gar nichts einzuwenden. Schließlich konkurriert man nicht mit kulinarisch unterbelichteten Fast-Food-Läden und ollen Imbissbuden. Dafür sind auch die Preise zu ambitioniert. Aber trotz frischer Zutaten, Glutamatverzicht, Ölreduzierung und verstärktem Kräutereinsatz bewegt man sich bei all diesen asiatischen Fusionsküchen geschmacklich kaum von der Stelle und bleibt damit vor allem eines, nämlich austauschbar.
Dass diese Läden trotzdem so en vogue sind, liegt in erster Linie an ihrem zeitgeistigen Gastrokonzept. Für mich werden sie hingegen mit jedem Besuch immer uninteressanter, da der Reiz des Neuen mittlerweile verblasst ist und bei den Gerichten nicht der Geschmack, sondern eher das Aussehen bzw. die Anrichtung im Vordergrund stehen. Die geschäftstüchtige Idee, die verschiedensten Neigungen der Gäste unter einen Hut zu bringen, bewirkt am Ende einen mittelmäßigen Mischmasch, der zwar gekonnt in Szene gesetzt wird, am Gaumen aber über weite Strecken versagt. Irgendwie nicht Fleisch und noch weniger Fisch. Für einen Sushiladen eigentlich ein K.o.-Kriterium. Man darf also gespannt sein, in welche Richtung sich dieser Food-Trend entwickelt.