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Uns zog es wegen dem dortigen Schnitzelangebot ins grüne Daxlanden. Laut dem online-Stadtmagazin „Karlsruhe-Insider“ gehört das Bootshaus zu den Top-Schnitzel-Adressen der Fächerstadt. Als ich ein paar Tage zuvor anrief, um einen Platz am Rosenmontag zum Mittagessen klarzumachen, wurde auf das an diesem Tag stattfindende „Saueressen“ hingewiesen. Demnach hatte man nur eine kleine „Narrenkarte“ mit Saurer Leber, Sauren Nieren, Kutteln, Sahnehering und paniertem Schnitzel mit Rahm- oder Bratensauce laufen. Alle sauren Gerichte wurden mit Bratkartoffeln für 7 Euro angeboten. Das 200g-Schnitzel mit Pommes und Salat brachte es auf 7,70 Euro.
Auf der Standardkarte sind sage und schreibe 27(!!!) Variationen vom panierten Schnitzel gelistet. Da tummeln sich ausgefallene Kreationen wie Chilischnitzel und Tomaten-Mozzarella-Schnitzel neben Klassikern in der Jäger-, Zigeuner- und Rahmversion. Dabei wird noch unterschieden in große (400g) und kleine (200g) Portionen. Die Preise liegen zwischen 7,50 Euro für das kleine „Wiener Art mit Bratensoße“ und 11,50 Euro für das 400g schwere Cordon Bleu mit gleicher Ausstattung. Apropos Ausstattung: bei allen Gerichten ist die Beilage und der kleine Salat im Preis enthalten. Und jeden Freitag ist ab 17 Uhr Schnitzelabend. Da kostet jede 200g-Ausführung 5 bzw. 6 Euro.
Neben dem reichhaltigen Vienna-Angebot – natürlich sind auch ein paar Naturversionen ohne Panade erhältlich – gibt es noch 300g schwere Rumpsteaks (15,20 Euro), eine kleine Auswahl an Vegetarischem (Salate, Käsespätzle, Reibeküchle etc.) sowie verschiedene Flammkuchen und belegte Toasts zu erstehen. Die meisten der Gäste kommen aber wahrscheinlich wegen den Schnitzeleien hierher.
Im lichtdurchfluteten, etwas altbacken wirkenden Gastraum war allerhand los. Das „Saueressen“ schien viele Innereien-Freunde gesetzteren Alters angezogen zu haben. Gut, dass wir reserviert hatten. Etliche Ankömmlinge wurden trotz einiger freier Tische wieder weg geschickt. Die Küche schien wohl an ihrer Belastungsgrenze zu arbeiten. Unser Platz befand sich im Zentrum des Geschehens, direkt neben dem großen, wärmespendenden Kachelofen (ich saß später im T-Shirt da…) und dem „Mafia-Aquarium“ mit goldigen Fischen.
Bestellt und bezahlt wurde an der Selbstbedienungstheke direkt neben dem Eingang. Klar, würde es heute auch die 400g schweren Portionen geben. Für 9,90 Euro mit Pommes und Salat verstand sich. Da die Schnitzelguerilla einen Auftrag zu erfüllen hatte, war klar, dass es die Wiener-Maxiversion mit Bratensoße im Extrakännchen sein musste. Zusammen mit einem großen Apfelsaftschorle und einem Radler (0,4 l) landeten wir zusammen bei nicht einmal 25 Euro. Nach der Vorkasse am Tresen, wurde uns ein Bon mit der Nummer 267 in die Hand gedrückt. Über die Sprechanlage wurden die Gerichte dann durchgesagt. Erinnerte mich etwas an die Hütten im Pfälzerwald, aber in den Naturfreundehäusern ist das nun mal gang und gäbe.
Die Lautstärke ist in solch zünftigen Gastwirtschaften schon etwas höher, was uns nicht störte. An den Nebentischen gingen hauptsächlich die Sauren Nieren mit Bratkartoffeln. Solide Hausmannskost, die es hier nur an ganz bestimmten Tagen zu bestellen gibt. Auf zwei große Tabletts verteilt befand sich unser Essen, das wir nach der entsprechenden Nummerndurchsage abholen durften. Die Nutznießer dieser Service-Einsparung sind letzten Endes die Gäste, die hier zu wirklich günstigen Preisen ordentliche Mahlzeiten zu sich nehmen können.
Na, dann mal ran ans Schnitzel bzw. an die beiden. Auf dem Teller lagen nämlich zwei goldbraun gebackene, äh frittierte „Plätzli“ von jeweils 200 Gramm. Obendrauf thronte eine Scheibe Zitrone. Ein gutbürgerlicher Wirtshausklassiker, der mit einer kleinen Schüssel Pommes, einem Beilagensalat mit schöner Essigsäure und einem Kännchen dunkler Bratensauce ausgestattet vor uns stand und auf seinen Verzehr wartete.
Trotz meiner Taktik, das Frühstück an diesem Tag ausfallen zu lassen, habe ich die 400 Gramm Fleisch nur mit Hilfe meines Kollegen bewältigt. Die beiden panierten Fleischfetzen waren ohne Fehl und Tadel. Schön saftig und gut gewürzt füllten sie unsere Teller aus. Für meinen persönlichen Schnitzelgeschmack waren sie etwas zu dick geschnitten. Hier ist mir die dünn geklopfte Variante etwas lieber. Der Salat dazu schmeckte frisch und lecker. Die Fritten schwammen in frischem Fett und waren ausreichend gesalzen. Mein Kollege kippte zum Schluss noch eine Tasse Kaffee nach.
Unsere erste Karlsruher Schnitzel-Mission kann als voller Erfolg gewertet werden. Auch in Anbetracht der Tatsache, dass ein scheinbar alkoholisierter Fahrer meinen Wagen, den ich am Waldesrand direkt neben der Straße geparkt hatte, bei seinem unfreiwilligen Ausritt ins Gelände nur knapp verfehlte. Aber etwas Glück gehört halt auch dazu. Vor allem wenn man dahin geht, wo es gastronomisch auch mal weh tun kann. Trotz dem leichten Völlegefühl waren wir wohlauf und bereit für neue „aventures d’escalope“ rund um Karlsruhe.