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Nun ist er sogar Unternehmer und Chefkoch geworden. Mitten in Kölns Innenstadt eröffnete er im April 2018 die Weinbar & Restaurant HENNE. Das Konzept: kreative Küche und spannende Weine.
Bei einem Besuch zum Lunch war mir die Karte etwas klein, aber abends ist es sicher anders, weil das Angebot dann umfangreicher ist.
YouDinner bot nun einen Küchenquerschnitt und die besondere Weinbegleitung des Hauses durch Fabrice Thumm am Abend an.
Da wollte ich schon dabei sein.
Küche
Auf der Homepage steht als Grundsatz: „Die wesentliche Grundlage unserer Küche ist es, auf die klassische Menü-Folge Vorspeise-Zwischengang-Hauptgang-Dessert zu verzichten. Der Gast soll, ähnlich wie in den vielen sehr erfolgreichen spanischen Restaurants, jedes Gericht jederzeit bestellen können, also nach Lust und Laune nachbestellen, mit Freunden teilen oder einfach hintereinander weg als großes Menü essen. Dabei haben alle Gerichte die gleiche Größe und es wird keinen Hauptgang im dimensionierten Sinne geben. Die besten Grundprodukte stehen dabei im Vordergrund.“
DIE GERICHTE
1: SNACKS
TRADITIONSBROT | SALZBUTTER
BERGISCHE FORELLE | GEBEIZTES TARTAR | KAROTTE | AVOCADO | BONITOFLOCKEN
CINGHIALE | WILDSCHWEINSALAMI | MACELLERIA FALORNI
RÄUCHERRICOTTA | GEPICKELTE SHIITAKE | MARINIERTER GRÜNER SPARGEL
Das Brot wird von einem regionalen Bäcker zugekauft. Es hatte keine besonders krosse Kruste. In der Mitte war es weich und würzig. Die Salzbutter war ebenfalls ordentlich.
Getreu dem Motto „sharing is caring“ lagen die Wurstscheiben auf einem kleinen Teller und die Portion richtete sich an etwa vier Gäste. Die Wildschweinsalami hatte leichte Anteile von Pfeffer und war geschmacklich etwas so wie ich Salami erwarte. Pur oder zum Brot angenehm zu essen.
Der Ricotta hatte angenehme Räuchernoten. Die Pilze waren eingemacht und aromatisiert worden. Ebenso war der Spargel nur eingelegt und hatte noch etwas Biss. Frische Kräuter, Pinienkerne und eine grüne Sauce rundeten den Geschmack ab. Für mich wäre der ganze Teller eine schmackhafte Vorspeise in einem Menü. Wir teilten uns diese Kreation wieder.
Am besten hat mir die Forellen-Speise zugesagt. Die Bonitoflocken waren sehr aromatisch. Ich habe sie bisher nicht als Speise zusammen mit Gemüse erlebt. Es war sehr interessant im Mund die Aromen von roter Möhre, grünem Gemüse, Avocado und der Forelle zu erschmecken und zu kombinieren.
Auch diesen Teller hätte ich jederzeit gerne in einem Menü.
2: KALT
RINDERTATAR | CHAMPIGNONS | LEINDOTTERÖL | SCHNITTLAUCH
URGETREIDE | SAUERDORN | SONNENBLUMENKERNCRÈME | SCHALOTTEN
THUNFISCH | SASHIMI | SOJA | YUZU | HONIG | SESAM
Das Fleisch war fein geschnitten und wenig gewürzt. Die Pilze waren hauchdünn gehobelt und ebenfalls in fast rohem Zustand. Schnittlauch und Öl waren die Hauptträger für die Würze.
Ein ansprechender Teller – wieder für vier Personen – nicht besonders überraschend im Geschmack.
Angenehm anders und ausgefallen war für mich der Getreideteller. Die Körner waren noch im Ganzen vorhanden. Aber außen und innen weich: sie hatten leichten Biss und waren eben nicht hart – wie gut gemachter körniger Reis. Die Aromen sprachen mich durchaus an. Die roten Zwiebelringe gaben leichte Schärfe und etwas Süße dazu. Die Creme sah sehr dick und mächtig aus, harmonierte aber mit den Zutaten sehr überzeugend.
Doch der Thunfisch-Teller war für mich noch überzeugender. Und das lag nicht (nur) am perfekten rohen bzw. mariniertem Fisch, sondern an den drei Kaviarperlen-Variationen: Es waren Kügelchen aus Yuzu, Honig und Sesam. Sie hatten eine straffe Außenhaut und waren innen flüssig. Die Aromen spritzten beim Zerbeißen in den Mund und auf die Zunge. Das ergab vielerlei Geschmackserlebnisse mit den Thun. Aber auch die Frühlingszwiebeln, Kräuter und die Chilischeibchen trugen zum Geschmack bei – von Süße bis Schärfe.
Diesen Teller würde ich gerne wieder bestellen.
3: WARM
SCHNITZELLIEBE | SCHNITZEL | KALB | KARTOFFEL-GURKEN-SALAT | ZITRONE | PREISELBEEREN
Dieser Gang war für jeden Gast allein angerichtet. Der Teller stammt aus dem Mittagsangebot. Das Fleisch war sehr dünn plattiert worden und auch die Panierung war nicht dick. Das Schnitzel hatte die gewünschten Wellen; es war auch gut gebräunt. Das Fleisch war zart und leicht gewürzt. Als Garnitur gab es eine Zitrone im gelben Säckchen zum Ausquetschen. Unter dem Fleisch war der Salat aufgetragen. Gurke und Kartoffel waren dezent abgeschmeckt – da kann ich mehr Würze vertragen. Die Beeren waren als Kompott in einem Extra-Schälen untergebracht.
Die Komposition war stimmung und hat ordentlich geschmeckt.
4: Süß&KÄSE
BUTTERCRÈME | BUCHWEIZEN | KANDIERTE ZITRONENSCHALE
CHURROS | GESALZENES NUTELLA-EIS
LIME CURD | ESTRAGONEIS | MEERSALZCRUMBLE
KÄSEAUSWAHL | FRANKREICH | CHUTNEY
Die Buttercreme war gut aufgeschlagen und relativ locker. Die Getreidestückchen harmonierten mit der Creme. Die Zitronenstückchen brachten leichte Säure zu der übrigen Süße.
Die länglichen Krapfen waren warm, kross und süß. Auf das Nutella-Eis habe ich wegen der Nüsse verzichtet und dafür das Estragon-Eis erhalten. Ich glaube – von der Un-Bekömmlichkeit abgesehen - ein guter Tausch für mich. Das Eis war köstlich cremig und fruchtig. Die Zitronencreme war wunderbar sauer-süß. Die Crumble waren herzhaft und knusprig.
Auch diesen Nachtisch würde ich gerne wieder bestellen.
Der kleine Käseteller bestand aus zwei Weich- und zwei Hartkäse-Stückchen. Die Begleitsauce war pikant gewürzt und mit krossen Mandeln verziert. Hier fiel das Teilen mit vier Personen etwas schwer. Aber die Mandeln vertrage ich auch nicht und ich war mit meinem Eisteller mehr als zufrieden.
Grundsätzlich bevorzuge ich für mich ein Menü weiterhin. Sicher „teile“ ich auch gerne und würde dann von einige Teller nachbestellen.
Es war also eine wichtige Erfahrung mit dieser Art von Präsentation.
Getränke
Sommelier Fabrice Thumm stellte unter anderem sein Programm Classic vs. Freakshow vor – eine besondere Weinbegleitung: zwischen Weinklassikern und Exoten. Seine Weinkarte ist auch sonst ungewohnt aufgebaut. Sie gliedert sich nach Rebsorten und nicht nach Regionen. Er schätzt eben besonders reinsortige Weine; aber natürlich mag er auch Cuvees – schließlich ist eines seiner Lieblingsgebiete die Rhone.
Gaffel Kölsch
Meinklang - Apfelsaft Topaz – naturtrüb
Als Aperitif gab es heute keinen Sekt, sondern ein kühles Kölsch oder eine besonderen Apfelsaft.
Gaffel mag ich und auch den Apfelsaft werde ich gerne wieder verkosten.
Freakshow: Spätburgunder 2017- Piu Piu Pet Nat Rosé - Fio Wines – Mosel
Der aus 2014 noch gärenden Spätburgunder Grundwein wurde mit den aktiven Hefen der Spontangärung nach 4 Jahren im großen Fass auf die Flasche gefüllt und danach mit Kronkorken verschlossen. Selbst nach dieser Zeit war ausreichend Restsüße vorhanden, um genug Kohlensäuredruck zu erzeugen. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass, durch die in der Flasche gebildete Gärkohlensäure, kein Schwefel nötig ist.
Diese Art Ur-Sekt schmeckte gar nicht so übel.
Classic: Alvarinho 2017 - Quinta de Soalheiro - Minho - Portugal
Der Wein besteht zu 100 Prozent aus der weißen Rebe Alvarinho. Seinen Geschmack möchte ich mit mineralisch, leichten Früchten und feiner Säure beschreiben.
Classic: Chardonnay 2017 - Carsten Saalwächter - Rheinhessen
Von diesem Wein war ich sofort begeistert. Der junge Winzer ist dabei ganz auf der Linie Naturwein: nicht filtriert, Vergärung nur mit wilden Hefen – spontan. Doch der Ausbau findet dann im Barrique statt.
Freakshow: Puszta Libre! - Claus Preisinger – Neusiedlersse – Österreich
Cuvee aus 85% Zweigelt und 15% St. Laurent.
Der Name soll an die frühere Zugehörigkeit des Burgenlands zu Ungarn erinnern. Der Winzer selbst nennt seinen Wein eine Re-Interpretation des burgenländischen Tischweines. Süffig und leicht soll er sein und leicht gekühlt serviert. Tatsächlich erinnerte mich der Wein an einen Beaujolais (primeur).
NEUBURGER betont 2017 - Markus Altenburger – Burgenland - Österreich
100 Prozent weiße Rebsorte Neuburger – und „betont“ heißt hier Verzicht auf Zusätze oder klassische Eingriffe. Puristischer geht es kaum.
Auch hier war viel Mineralik, feine Säure und leichte Fruchtigkeit zu spüren.
Weingut Nik Weis - St. Urbans-Hof - Riesling Spätlese 2013 - Mosel
Weingut Nik Weis - St. Urbans-Hof – Riesling Kabinett 2016 - Mosel
Diese Paarung sollte uns zeigen, dass Kabinett und Spätlese zu Käse und Süßspeisen passen können, doch auch unterschiedlich sind . Aber jeder für sich selbst entscheiden muss, wie viel Restsüße er oder sie mag. Der Sommelier selber meinte, dass er gar nicht auf Süßweine steht, aber viele Gäste eben doch.
Mir passte auf jeden Fall die Spätlese besser – leichte Reifenoten und dezente aber klare Süße.
Fazit
4 – gerne wieder. Die Speisen haben mir zugesagt. Einige Kombinationen haben mich überrascht, im positiven Sinne. Aber vor allem die Weine und die Präsentation durch den Sommelier haben mich sehr beindruckt.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 09.04.2019 – abends – 1 Person (Gruppe 18 Gäste am Chef’s Table)
Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm