"Zweiter Erfolg nach dem Lockdown"
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"Tag 1 nach dem Lockdown / Geburtstag Wastel"
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"Handwerk @ home - Außer Haus geht weiter"
Geschrieben am 03.05.2020 2020-05-03
"Titus @ home - Feiertagsmenüs No. III"
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"Handwerk @ home - Feiertagsmenüs No. II"
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"Titus @ home - andere Zeiten, andere Möglichkeiten"
"Zwischen Klassik und Moderne"
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"Die italienische Instanz"
Geschrieben am 30.01.2020 2020-01-30
Das Francesca ist ein kleines familiäres Restaurant. Einiges läuft somit nicht ganz so routiniert wie in den Massenabfütterungsanstalten. Die Händedesinfektion war außen vor dem Restaurant aufgebaut.
Mangels abwaschbarer Speisekarten erfolgte alles mündlich. Signora Margherita, die Tochter des Hauses, hat damit natürlich keine Probleme, weil sie den Gastraum seit Jahren fast täglich leitet.
Sei gab uns einen Tisch gleich rechts vom Eingang und setzte zum Annoncieren an, nachdem wir saßen. Corona bedingte Abstriche mussten wir nicht machen. Der Tisch war komplett gedeckt mit schönen Damast-Servietten, je drei Gläsern, komplettem Besteck, Amuse-Teller und brennender Kerze.
Entsprechend unserer Gewohnheit unterbrachen wir ihren Redefluss und baten um zwei Gläser Franciacorte. So hatten wir keine Defiziterlebnis gegenüber dem sonst immer getrunkenen Champagner. Signora Margherita erledigte das sofort und überlegte bestimmt, wie sie uns am besten die Speisekarte nahebringen könnte. Sie kennt natürlich nicht mein inniges Verlangen nach Rotwein, wenn ich italienisches Weißbrot auf dem Tisch habe. Ich würgte sie also wieder ab und handelte eine Flasche Rotwein aus. Nachdem ich gesagt hatte, dass meine Frau Weine wie Barolo oder Brunello nicht mag, schlug sie einen samtweichen Sangiovese aus der Toscana vor. Das war genau richtig.
Nun ermahnte meine Frau mich streng, die Signora doch einmal ausreden zu lassen. Also ergoss sich nun die Speisekarte über uns. Warnend hatte Signora Margherita gleich gesagt, es sei viel, man solle sich nur das Nötigste merken.
Meine Frau nahm die fleischgefüllten Cannelloni mit Butter-Salbei-Soße und ich das Spargelrisotto mit weißen Albatrüffeln. Als Hauptgang sollte für uns beide das gegrillte Rinderfilet mit Gemüse sein.
Der Brotkorb mit frischem Weißbrot und pergamena di pane, dem pergamentdünnen sardischen Knusperbrot kam auf den Tisch, ebenso Balsamico und Olivenöl zur Selbstbedienung und von guter Qualität. Das Pergamene di pane war für mich neu, und ich war erstaunt, wie gut es schmeckte. Mit schwedischem Knäcke hat es wirklich nichts gemein.
Signora Rottino hatte ein Amuse gebastelt aus Paramaschinken, einer halben Datteltomate, einem Kapernapfel und wunderbar milden enststeinten Oliven auf einem Stück des Sardenbrotes. Das Gemüse hatte ich natürlich zweimal. Es ist immer praktisch, wenn wir beide dasselbe auf dem Tisch haben. Da fällt das Umschichten leichter. Wie immer goss ich mir eine wenig Olivenöl auf den Teller und genoss das Weißbrot mit dem Rotwein.
Alsbald folgten unsere Vorspeisen. Meine Frau sagte, dass die Cannelloni zum einen die gewohnte überragende Francesca-Qualität hatten, aber auch die Füllung texturell überzeugte und nicht an Sägemehl erinnerte. Die Soße sei sensationell gewesen. Mein Risotto verströmte den wunderbaren Geruch des weißen Trüffels. Der Arborio-Reis hatte Biss, war schlotzig und sehr gut gewürzt, die Spargelstücke waren schnittfest gegart. Die Optik gewann, weil Signora Rottino aus Spargelfasern ein Krönchen geformt hatte mit einem Trüffeldeckel.
Unser filetto di manzo war en point gegrillt, nämlich medium und medium rare. Ich vermute keine Sous-Vide-Vorbereitung, weil die Faserstruktur gut erhalten war. Die Grünpfeffersoße war eine der besten, die ich je gegessen habe.
Kapazität für ein Dessert war nicht mehr vorhanden. Wir ließen uns deshalb ein Paket Pertgamene di pane und zwei Portioenen Tiramisu einpacken. Der geplante Digestif scheiterte am Wunsch meiner Frau wegen fühlbar vermehrter Darmaktivität schnell nach Hause zu kommen. Ich zahlte per EC-Karte am Tisch und gab 20 Euro Trinkgeld. Der Taxifahrer um 19:45 Uhr war routiniert und schnell.
Noch ein paar Worte zu den Preisen: 7,50 Euro für 0,1 l Franciacorte halte ich für zu billig. Das Rinderfilet (ca. 250 g) wurde mit 28,50 berechnet, der Wein mit 24 Euro, Cannelloni 8,50, Risotto mit weißen Trüffeln 16,90.
Der Service war so gut, dass ich nie Wasser oder Wein selbst nachschenken musste. Und Signora Margherita kann hervorragend mit den Augen lächeln.