Geschrieben am 28.12.2021 2021-12-28| Aktualisiert am
17.01.2022
Besucht am 26.12.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 180 EUR
...dann kommt was Feines heraus! Weihnachten 2021 steht wie der Jahreswechsel unter dem Damoklesschwert der Omikron Variante des Corona Virus. Die Zahlen fallen, die Angst vor der neuen Welle steigt. Im Dezember wurde die Chance immer größer, dass es schon vor den Feiertagen wieder in einen Lockdown geht. Wenig hatten wir reserviert für die Feiertage, weil die Situation so unsicher war. Erfreulicherweise haben wir in NRW bis dato keinen neuen Lockdown, mein Geburtstags-Essen im Giverny konnte stattfinden, ebenso die (kleine) Weihnachtsfeier(essen) im Kollegenkreis. Das war Grund für Freude, und meine Frau und ich blickten immer positiver auf den zweiten Weihnachtstag, an dem wir im November einen Tisch im Echtzeit gebucht hatten.
Der zweite Weihnachtstag gehört meiner Frau und mir allein, wir lassen da die restliche Familie außen vor. Am zweiten Weihnachtstag ist die Gans vom Heiligen Abend auch emotional verdaut und wir gönnen uns einen Abend in gehobener Gastronomie. Normalerweise zieht es uns dann nach Münster, dass Echtzeit gehört nicht in den Kreis der Ziele für einen solchen Abend. Am zweiten Weihnachtstag hat das Echtzeit normalerweise einen sehr umsatzstarken Abend, dann wird der Stephanus gesteinigt. Alle Exil-Rheinenser treffen sich dann am Marktplatz (ohne Familie) und feiern mit den alten Schulfreunden. Das läuft meistens auf sehr intensive Trink-Gelage hinaus. Und demzufolge hat Maria, die Köchin des Echtzeit, nicht so viel Arbeit in ihrer Küche. Nun war es aber schon im November absehbar, dass solche Feierlichkeiten nicht mehr möglich sein würden im Dezember und der Chef überlegte sich eine Alternative. Man bot einen Abend mit einem 5 Gang Menüs aus Marias Küche an, begleitet von Weinen der Vinothek VanWeins aus Osnabrück, die das Echtzeit mit einigen Weinen beliefern.
Früh wurden wir informiert über diese Pläne und umgehend sagten wir unsere Teilnahme zu. Ein schönes Abendessen ohne maskierte 3 G Anreise per Bahn nach Münster war ganz nach unserem momentanen Geschmack. Der Tag wurde verbummelt mit einem langen Spaziergang und warten am Kamin auf den Abend. Und dann kamen wir in Stress. Wir hatten verstanden, dass das Menü ohne feste Zeit starten sollte. Was mich auch stutzen ließ bei einem solchen Event, aber wir nahmen es hin. Und plötzlich bimmelte in die Sofaruhe ein Anruf vom Serviceteam des Echtzeit, wo wir denn blieben. Oh je! Man wartete nur noch auf uns! Frau legte beim stylen den Turbogang ein, ich beeilte mich ebenso, dann saßen wir auf den Rädern und flitzten an den Marktplatz. Alle schon da! So ein Schiet! Schnell rein, Corona Check und Platz nehmen.
Gang eins war schon serviert, und die restliche Gästeschar legte eine Pause ein, um uns auf den gleichen Stand zu bringen. Maria begrüßte uns recht zügig nach dem Platz nehmen mit einem Löffel.
Wer gerne tuc tuc Waffeln durch eine Frischkäsecreme zieht und dann nascht kann sich recht gut vorstellen, was wir hier als Küchengruß bekamen. Unten crunchige Bruchstücke eines Waffelgebäcks ergänzt, glaube ich, von Röstzwiebeln. Darauf eine Röstzwiebelcreme, ergänzt um Granatapfel. Und die Kombination auf diesem Löffel war schlicht geil! Fettes dickes Umani in der Creme, Crunch durch das Gebäck, ausgeglichen durch den Granatapfel mit Süße und Säure. So muss Küchengruß, nach diesem Löffel waren unsere Geschmacksnerven gedanklich im Menü. Begleitet wurde dieser Gruß ebenso wie der erste Gang durch einen trockenen Riesling. Maria schickte dann recht schnell auch den Gang eins. Thunfischtartar, Miso, Zwiebel, Apfel, Gurke und Kichererbsen-Chip war der in der Karte angekündigt worden. Das Tatar an sich war recht naturell ausgeführt, fein geschnittene sanft süße rote Zwiebel fand sich im Tatar. Ich mag das so sehr gerne, auch die Größe der Schnittstücke war sehr angenehm, nicht zu grob, nicht zu fein. Um das Tatar herum eine Sauce mit sehr deutlichen Aromen von Apfel und Gurke, Miso mag drin gewesen sein, geschmacklich hatte es aber keinen Einfluss in der Sauce. Das war im Großen und Ganzen ein guter Einstieg ins Menü, mir fehlte aber ein scharf-salziges Gegenstück zur Sauce mit ihren frischen und süßen Aromen. Crunch war natürlich da in Form des ungewöhnlichen Chips aus Kichererbse. Das Gericht wurde nach dem Menü noch ausführlich mit Maria besprochen.
Wir waren wieder im "flow" des Menüs, und hatten jetzt Zeit, alle Beteiligten um Verzeihung für unseren Faux pas zu bitten. Zum Glück brachte man uns Verständnis und Verzeihen entgegen. Schön, dass wir nicht allzu viel Probleme angerichtet hatten. Soviel Feingefühl würde man sich auch von Menschen wünschen, die an einem Abend, an dem 50 Personen bekocht werden, eine Stunde vor Menübeginn eine Reservierung für 10 Personen mir nichts, dir nichts canceln, nachdem die Küche seit 10 Uhr morgens mit den Vorbereitungen beschäftigt ist. Liebe Menschen da draußen, wie würdet ihr euch fühlen, wenn eure Gäste eine Stunde vor eintreffen einfach mal absagen? Man muss sich nicht wundern, dass Gastronomen darauf keine Lust mehr haben und wenn sie es dennoch wagen, so was nur noch gegen Vorkasse ansetzen. Ich war nie ein Freund einer Reservierung mit einer KK Nummer, ich bin da sehr konservativ. Aber selbst ich nehme es inzwischen hin, wenn man Reservierungen nur noch mit KK Nummer bestätigt und klaren AGB mit Schadensersatz im Falle eines no show! Es geht wohl nicht mehr anders in einer Gesellschaft, die sich der Unverbindlichkeit hingibt. So, dass waren Worte die geschrieben werden mussten. Nun weiter mit erfreulicheren Details unseres Abends im Café Echtzeit. Die Chefin hatte die Moderation dieses Abends übernommen und verkündete Gang zwei. Steinpilz-Tortelloni mit Rotkohl, Parmesan und Lauch. Unten im Teller der Rotkohl, sehr fein, fast wie eine Creme war er das Bett für die Pasta. Maria hat einen ganz eigenen Stil Rotkohl zuzubereiten. Bei ihr dominieren süße Aromen, in Kombination mit weihnachtlichen Gewürzen. Das ist immer ein ganz schön fettes Aroma, dass da im Teller liegt. Trotzdem schaffte es der frittierte Lauch mit intensiver Herzhaftigkeit, und im Verbund mit der Parmesan Sauce ein Gegengewicht zu bilden. Man könnte nun bemängeln, dass in diesem Aromen-Feuerwerk die Steinpilze in den Tortelloni untergehen, aber das hat mich nicht gestört. Dieser Teller ist ein Kondensat der Küche von Maria, die manchmal etwas zu viel des Guten macht bei den Aromen (die unbändige Energie einer jungen Köchin). Aber lieber so, als langweilig! Und schmecken tut es immer! Der Wein dazu war ein Grauburgunder, und selbst der hatte Schwierigkeiten, gegen die fetten Aromen zu bestehen. Das Mikro wurde wieder angeschaltet, Gang drei stand in den Startlöchern, bzw. in der Küche bereit. Kabeljau, Schinken, Blumenkohl, Himbeere, Basilikum wurde begleitet von einem trockenen Sauvignon blanc aus Baden. Dieser Wein gefiel, weil kein Marlborough Buket in der Nase, gut zum Fisch. Der Blumenkohl war ein roter, deswegen fand sich ein Püree mit entsprechender Färbung am Boden Tellers. Darauf ein Rückenfilet mit einer Kruste, in der Speck geschmacklich dominierte. So weit eine klassische Kombination, welche gut mit dem Püree harmonierte. Die Himbeere fand sich als Klecks auf dem Tellerrand, für den, der sich noch süße Aromen hinzu wünschte. Dieser Teller war harmonisch und völlig ohne Kritik, perfekt um den Fisch kreiert. Lecker! Und ganz klassisch verkündete die Chefin am Mikro, dass es noch ein Sorbet vor dem Fleischgang geben würde. Vive la france, kann man jetzt sagen. Mango mit Limette, aufgegossen mit einem Secco! Perfektes semi freddo in der Konsistenz war das eine schöne Erfrischung. So ging es dann mit einem spanischen trockenen Garnacha im Glas an den Hauptgang. Lamm, Kartoffel, Kräuter, Pistazie, Orange hatte Maria den Gang überschrieben.
Und erntete nach dem Verzehr des Gangs standing ovations von den Gästen im Raum. Ein Lammkarree aus dem Ofen genommen in nicht besser zu treffender Garstufe, rosig-saftig im Inneren, knusprig außen. Und mit Pistazie und Kräutern aromatisiert. Unten drunter ein ein Püree umgeben von einer fruchtigen, von Orange dominierten Sauce, die das Tüpfelchen auf dem I des Gangs war. Schlicht großartig dieser Gang! Ich war eigentlich schon satt, aber ohne Dolci lässt Maria niemanden nach Hause! Cannoli, Ricotta, Orange, Zimt, Pistazie fand sich alles beim Verzehr dieser abgrundtiefen Weihnachtssünde! Die Orange hatte Maria selbst kandiert! Sehr gutes Dessert, und ein wahrlicher Abschluss dieses Menüs! Maria, wie immer finde ich deine Küche dann am besten, wenn du dich frei austobst bei deinen Rezepten. Nicht immer bin ich dann in allen Einzelheiten einer kulinarischen Meinung mit dir, aber immer servierst du dann spannende und überraschende Gerichte, die Freude bereiten! Es war wieder mal ein schöner Abend!
Marias Ehemann Battista hatte sein Serviceteam gut im Griff und so war man auch in diesem Aspekt gut umsorgt und konnten den Abend genießen. Wir schlossen einen wieder schönen Abend im Echtzeit mit einem Gin Tonic von Luca (Bar) ab.
Ich wünsche dem Team des Echtzeit, allen in der Gastronomie Beschäftigten, allen Lesern dieser Kritik, allen Freunden hier bei GG eine wunderschöne Jahreswechselzeit und hoffe, dass Corona in hoffentlich kurzer Zeit kein Grund für weitere Probleme mehr ist!
...dann kommt was Feines heraus! Weihnachten 2021 steht wie der Jahreswechsel unter dem Damoklesschwert der Omikron Variante des Corona Virus. Die Zahlen fallen, die Angst vor der neuen Welle steigt. Im Dezember wurde die Chance immer größer, dass es schon vor den Feiertagen wieder in einen Lockdown geht. Wenig hatten wir reserviert für die Feiertage, weil die Situation so unsicher war. Erfreulicherweise haben wir in NRW bis dato keinen neuen Lockdown, mein Geburtstags-Essen im Giverny konnte stattfinden, ebenso die (kleine)... mehr lesen
4.0 stars -
"Wenn man Maria einfach mal machen lässt......" Carsten1972...dann kommt was Feines heraus! Weihnachten 2021 steht wie der Jahreswechsel unter dem Damoklesschwert der Omikron Variante des Corona Virus. Die Zahlen fallen, die Angst vor der neuen Welle steigt. Im Dezember wurde die Chance immer größer, dass es schon vor den Feiertagen wieder in einen Lockdown geht. Wenig hatten wir reserviert für die Feiertage, weil die Situation so unsicher war. Erfreulicherweise haben wir in NRW bis dato keinen neuen Lockdown, mein Geburtstags-Essen im Giverny konnte stattfinden, ebenso die (kleine)
Geschrieben am 21.12.2021 2021-12-21| Aktualisiert am
26.12.2021
Besucht am 17.12.2021Besuchszeit: Abendessen 6 Personen
...will man in Rheine Geschäftspartner zum Essen einladen, die Frau mit einer Einladung zum Essen glücklich machen, im Familienkreis hochwertig speisen, oder wie meine Kollegen und ich das Jahr mit einem Weihnachtsmenü abschließen, dann geht man in Rheine zu Beesten. Gutbürgerliche Küche mit leicht klassischen französischem Einschlag, im besten und gehobenen Sinne, bieten Frau und Herr Beesten an.
Und nachdem 2020 das Corona Virus unser schon im letzten Jahr in Rheine geplante Abendessen vereitelt hatte, konnte es im Dezember 2021 stattfinden. Und so traf sich unsere sechsköpfige Büro-, Werkstatt- und Schicksalsgemeinschaft am 17. Dezember abends in der Eichenstraße in Rheine. Meine Kollegin hatte im Vorfeld mit Frau Beesten ein fünfgängiges Menü abgesprochen und der Rest ließ sich überraschen was denn serviert werden würde.
Ich kam zusammen mit meiner Frau (Anhang wird bei uns immer mit eingeladen, Ausgleich für manchmal Familienfeindliche Arbeitszeiten) mit dem Fahrrad um kurz nach 18 Uhr an. Die Leezen wurden vor der Tür geparkt, mir bekannte PKW verkündeten, dass die Kollegen mit ihrem Anhang bereits angekommen waren. Wir traten ein und Frau Beesten und ihr junges Serviceteam empfingen uns. Die Tische in den beiden Gasträumen waren eingedeckt, auf Nachfrage wurde bestätigt, dass man ausgebucht sei. Viele kleinere private Buchungen würden die wegfallenden größeren geschäftlichen Buchungen ausgleichen. Schön, die Rheinenser lassen ihre Gastronomen nicht im Stich.
Nachdem wir uns der Garderobe entledigt hatten ging es an den Tisch im hinteren Gastraum. Impfausweise wurden digital kontrolliert, Identität wurde gegengeprüft und über die vorherige Anmeldung waren wir registriert. Das wurde souverän, schnell und vorbildlich erledigt und man konnte mit guten Gefühl in den Abend starten. Wir hatten einen großen runden Tisch für uns, die Raumsituation gestattet es Familie Beesten, die Tische mit ausreichend großem Abstand zu stellen.
Nach der Begrüßung der Runde nahmen wir Platz und mit Blick auf ein paar Pilsgläser am Tisch schlossen meine Frau und ich uns an und orderten erstmal ein Rolinck als Aperitif. Frau Beesten wickelt den Service mit Hilfe einer Gruppe junger Damen ab, die sich hier (vermutlich) ein Taschengeld neben Schule und Studium dazu verdienen. Das klappt aber trotzdem gut, denn einige der jungen Damen kennt man schon lange Jahre als Servicekräfte und Frau Beesten achtet sehr darauf, dass der Service auf gleich gutem Niveau bleibt wie die Gerichte, die ihr Mann aus der Küche schickt.
Die Weinkarte wurde gereicht, eine recht lange Diskussion entwickelte sich im Weinaffinen Kollegenkreis, dass dauerte etwas und die Küche unterbrach unsere Diskussion damit, den Service hausgebackenes Brot (immer 2 Sorten) mit Frischkäsecreme und immer einem Griebenschmalz servieren zu lassen. Da sich die Diskussion zog, schickte Herr Beesten auch seinen Küchengruß, ohne Foto. Ein intensive Entenleberterrine kam an den Tisch, mit einem Chutney als süß-saurem Konterpart. Dann waren wir auch mal durch, der erste Wein wurde serviert und die Frage nach dem gewünschten Start ins Menü wurde mit Ja beantwortet.
Los ging es mit Fisch, es gab Thunfisch-Tartar auf Avocado-Oliven Ragout an Blattsalat. Das Gericht ist ein Klassiker in der Karte des Beesten.
Auf dem Teller ein bisschen frischer Salat, Tupfen einer Oliventapenade, die sehr würzig abgeschmeckt war. So weit bekannt, soweit gut. Herr Beesten richtet das Tartar im Ring in Schichten an, unten findet sich Avocado vermischt Oliven, fettig ölige Konsistenz und Aromen für das oben schön grob geschnittene Tatar vom Thunfisch.
Das ist, soweit ich es schmecken kann, kaum oder gar nicht gewürzt und mit seiner Frische der Gegenpool zur intensiven Tapenade und dem Avocado-Oliven Ragout. Weiterhin eines meines liebsten Gerichte aus der Küche des Beesten. Vorbildlich fragte der Service ab, wann die nachfolgenden Gänge serviert werden sollten, und ließ uns so die Zeit zwischen den Gerichten die Weinkarte neu zu konsultieren. Rote-Beete-Karotten-Suppe mit gebratener Riesengarnele verkündete die am Tisch ausliegende Karte als Gang 2. Im Internet hatte noch Jakobsmuschel gestanden, da war wohl was ausgegangen in der Küche. Ich war etwas enttäuscht, für mich ist eine Jakobsmuschel (wenn gut gebraten) immer die beste Einlage in einer Suppe. Aber diese kleine Enttäuschung währte nur bis zum ersten Löffel Suppe im meinem Mund! Ja, so muss Rote Beete Suppe, wer Borschtsch mag, weiß was ich meine. Schöne prägnante Säure als Gegengewicht zur Süße der Karotten und Beete. Die Garnele wurde verzehrt, genossen wurde die Suppe selber. So durfte es weiter gehen. Die Kollegin hatte als dritten Gang eine Zwischengangversion eines Hauptgerichtes aus der Karte erbeten. Perlhuhnbrust mit Feigensenf und Estragon überbacken an Staudensellerie Karotten Gemüse und Rösti, an diesem Gericht sieht man, dass Herr Beesten einen Teil seiner Lehr- und Wanderjahre in Küchen gearbeitet hat, die sich der klassischen französischen Küche gewidmet haben. Das war in Kombination einfach klassisch ausgeführt, das Perlhuhn im Supreme Schnitt, saftig geschmort, nicht zu intensiv gratiniert und mit krosser Haut war eine Freude beim Verzehr. Der Rösti badete in der leichten und hellen Jus, das Gemüse war Butter pur, so müssen Begleiter zu Geflügel sein. Kann man so im Burgund erwarten, geht aber auch aufs Feinste in Rheine. Die Tischrunde war sich einig, drei wirklich feine Gänge bisher. Mal schauen, wie der Hauptgang ausfallen würde, serviert wurde Hirschrückensteak mit Buchenpilzen in Rahmsauce an Rotkohlroulade und Kartoffelgratin
Wieder eine klassische Anrichte, wieder äußerst ansprechend. Die Rahmsauce war sehr geschmackvoll, nicht schwer, eine leichte Säure (Zitrone?) ergänzte die Aromen in der Jus. Die klassische Ausbildung von Herrn Beesten äußerte sich mal wieder im vermeintlich einfachsten Bestandteil es Tellers, dem Gratin. Ein Gratin kann für sich eine unglaubliche Delikatesse sein, wenn man weiß, welche Kartoffeln die richtigen sind, dass da nur Sahne dran gehört und Muskat in der richtigen Dosis. Geht häufig schmerzvoll schief wenn man Convinience nutzt, hier ist es immer geschmackvolles Handwerk. Kreativ der Rotkohl, serviert eingeschlagen in einem großen Rotkohlblatt. Und natürlich auf den Punkt das kurz gebratene Stück Hirsch, von dem nicht glaube, dass es ein Tier aus der Jagd war. Dafür waren die Wildaromen nicht ausgeprägt genug. Aber ich verstehe, das man hier als Restaurant immer auf Messers Schneide wandelt, vielen ist zu viel Wildgeschmack zu viel des Guten. Nichtsdestotrotz auch Gang 4 ein Genuss und man war auch gut satt nach 80% des Menüs. Dessert fehlte noch zum Abschluss unseres Weihnachtsmenüs. Gratinierte Brombeeren auf Zitronencreme mit Vanilleeis sollte es geben zum süßen Abschluss. Saure Beeren in einer recht süßen Creme, die Zitrone rückte nicht in der Vordergrund auf dem gratinierten Teller. Dazu ein geschmackvolles Vanilleeis, war das Dessert ein würdiger Abschluss. Die Tischrunde war zufrieden mit der Auswahl der Kollegin und mit der Leistung von Familie Beesten und ihrem Team.
Getrunken wurde auch, dass Restaurant Beesten bietet eine sehr bedächtig sortierte Weinkarte mit einem deutschen Schwerpunkt und ergänzend Weine aus allen bedeutenden Weinbauregionen Europas. Frau Beesten stammt vom Bodensee und achtet persönlich auf eine Auswahl, in der man in jeder Preisregion glücklich werden kann. Unsere Auswahl machte uns definitiv glücklich!
So, damit beende ich meine jüngste Rezension des Restaurants Beesten in Rheine. Es bleibt dabei, Familie Beesten führt den kulinarischen Platzhirsch in Rheine. Klassische, gehobene, gutbürgerliche Küche ohne Experimente. Das Beesten ist so ein "Nummer sicher" Laden, in dem man immer gut aufgehoben ist zu allen denkbaren Anlässen. Nichts überrascht (kulinarisch), aber alles ist exzellent ausgeführt. Und genau das ist ja bei gewissen Anlässen das Gesuchte.
...will man in Rheine Geschäftspartner zum Essen einladen, die Frau mit einer Einladung zum Essen glücklich machen, im Familienkreis hochwertig speisen, oder wie meine Kollegen und ich das Jahr mit einem Weihnachtsmenü abschließen, dann geht man in Rheine zu Beesten. Gutbürgerliche Küche mit leicht klassischen französischem Einschlag, im besten und gehobenen Sinne, bieten Frau und Herr Beesten an.
Und nachdem 2020 das Corona Virus unser schon im letzten Jahr in Rheine geplante Abendessen vereitelt hatte, konnte es im Dezember 2021 stattfinden.... mehr lesen
4.0 stars -
"Es bleibt dabei......." Carsten1972...will man in Rheine Geschäftspartner zum Essen einladen, die Frau mit einer Einladung zum Essen glücklich machen, im Familienkreis hochwertig speisen, oder wie meine Kollegen und ich das Jahr mit einem Weihnachtsmenü abschließen, dann geht man in Rheine zu Beesten. Gutbürgerliche Küche mit leicht klassischen französischem Einschlag, im besten und gehobenen Sinne, bieten Frau und Herr Beesten an.
Und nachdem 2020 das Corona Virus unser schon im letzten Jahr in Rheine geplante Abendessen vereitelt hatte, konnte es im Dezember 2021 stattfinden.
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Der zweite Weihnachtstag gehört meiner Frau und mir allein, wir lassen da die restliche Familie außen vor. Am zweiten Weihnachtstag ist die Gans vom Heiligen Abend auch emotional verdaut und wir gönnen uns einen Abend in gehobener Gastronomie. Normalerweise zieht es uns dann nach Münster, dass Echtzeit gehört nicht in den Kreis der Ziele für einen solchen Abend. Am zweiten Weihnachtstag hat das Echtzeit normalerweise einen sehr umsatzstarken Abend, dann wird der Stephanus gesteinigt. Alle Exil-Rheinenser treffen sich dann am Marktplatz (ohne Familie) und feiern mit den alten Schulfreunden. Das läuft meistens auf sehr intensive Trink-Gelage hinaus. Und demzufolge hat Maria, die Köchin des Echtzeit, nicht so viel Arbeit in ihrer Küche. Nun war es aber schon im November absehbar, dass solche Feierlichkeiten nicht mehr möglich sein würden im Dezember und der Chef überlegte sich eine Alternative. Man bot einen Abend mit einem 5 Gang Menüs aus Marias Küche an, begleitet von Weinen der Vinothek VanWeins aus Osnabrück, die das Echtzeit mit einigen Weinen beliefern.
Früh wurden wir informiert über diese Pläne und umgehend sagten wir unsere Teilnahme zu. Ein schönes Abendessen ohne maskierte 3 G Anreise per Bahn nach Münster war ganz nach unserem momentanen Geschmack. Der Tag wurde verbummelt mit einem langen Spaziergang und warten am Kamin auf den Abend. Und dann kamen wir in Stress. Wir hatten verstanden, dass das Menü ohne feste Zeit starten sollte. Was mich auch stutzen ließ bei einem solchen Event, aber wir nahmen es hin. Und plötzlich bimmelte in die Sofaruhe ein Anruf vom Serviceteam des Echtzeit, wo wir denn blieben. Oh je! Man wartete nur noch auf uns! Frau legte beim stylen den Turbogang ein, ich beeilte mich ebenso, dann saßen wir auf den Rädern und flitzten an den Marktplatz. Alle schon da! So ein Schiet! Schnell rein, Corona Check und Platz nehmen.
Gang eins war schon serviert, und die restliche Gästeschar legte eine Pause ein, um uns auf den gleichen Stand zu bringen. Maria begrüßte uns recht zügig nach dem Platz nehmen mit einem Löffel.
Wer gerne tuc tuc Waffeln durch eine Frischkäsecreme zieht und dann nascht kann sich recht gut vorstellen, was wir hier als Küchengruß bekamen. Unten crunchige Bruchstücke eines Waffelgebäcks ergänzt, glaube ich, von Röstzwiebeln. Darauf eine Röstzwiebelcreme, ergänzt um Granatapfel. Und die Kombination auf diesem Löffel war schlicht geil! Fettes dickes Umani in der Creme, Crunch durch das Gebäck, ausgeglichen durch den Granatapfel mit Süße und Säure. So muss Küchengruß, nach diesem Löffel waren unsere Geschmacksnerven gedanklich im Menü. Begleitet wurde dieser Gruß ebenso wie der erste Gang durch einen trockenen Riesling. Maria schickte dann recht schnell auch den Gang eins.
Thunfischtartar, Miso, Zwiebel, Apfel, Gurke und Kichererbsen-Chip war der in der Karte angekündigt worden. Das Tatar an sich war recht naturell ausgeführt, fein geschnittene sanft süße rote Zwiebel fand sich im Tatar. Ich mag das so sehr gerne, auch die Größe der Schnittstücke war sehr angenehm, nicht zu grob, nicht zu fein. Um das Tatar herum eine Sauce mit sehr deutlichen Aromen von Apfel und Gurke, Miso mag drin gewesen sein, geschmacklich hatte es aber keinen Einfluss in der Sauce. Das war im Großen und Ganzen ein guter Einstieg ins Menü, mir fehlte aber ein scharf-salziges Gegenstück zur Sauce mit ihren frischen und süßen Aromen. Crunch war natürlich da in Form des ungewöhnlichen Chips aus Kichererbse. Das Gericht wurde nach dem Menü noch ausführlich mit Maria besprochen.
Wir waren wieder im "flow" des Menüs, und hatten jetzt Zeit, alle Beteiligten um Verzeihung für unseren Faux pas zu bitten. Zum Glück brachte man uns Verständnis und Verzeihen entgegen. Schön, dass wir nicht allzu viel Probleme angerichtet hatten. Soviel Feingefühl würde man sich auch von Menschen wünschen, die an einem Abend, an dem 50 Personen bekocht werden, eine Stunde vor Menübeginn eine Reservierung für 10 Personen mir nichts, dir nichts canceln, nachdem die Küche seit 10 Uhr morgens mit den Vorbereitungen beschäftigt ist. Liebe Menschen da draußen, wie würdet ihr euch fühlen, wenn eure Gäste eine Stunde vor eintreffen einfach mal absagen? Man muss sich nicht wundern, dass Gastronomen darauf keine Lust mehr haben und wenn sie es dennoch wagen, so was nur noch gegen Vorkasse ansetzen. Ich war nie ein Freund einer Reservierung mit einer KK Nummer, ich bin da sehr konservativ. Aber selbst ich nehme es inzwischen hin, wenn man Reservierungen nur noch mit KK Nummer bestätigt und klaren AGB mit Schadensersatz im Falle eines no show! Es geht wohl nicht mehr anders in einer Gesellschaft, die sich der Unverbindlichkeit hingibt. So, dass waren Worte die geschrieben werden mussten. Nun weiter mit erfreulicheren Details unseres Abends im Café Echtzeit. Die Chefin hatte die Moderation dieses Abends übernommen und verkündete Gang zwei.
Steinpilz-Tortelloni mit Rotkohl, Parmesan und Lauch. Unten im Teller der Rotkohl, sehr fein, fast wie eine Creme war er das Bett für die Pasta. Maria hat einen ganz eigenen Stil Rotkohl zuzubereiten. Bei ihr dominieren süße Aromen, in Kombination mit weihnachtlichen Gewürzen. Das ist immer ein ganz schön fettes Aroma, dass da im Teller liegt. Trotzdem schaffte es der frittierte Lauch mit intensiver Herzhaftigkeit, und im Verbund mit der Parmesan Sauce ein Gegengewicht zu bilden. Man könnte nun bemängeln, dass in diesem Aromen-Feuerwerk die Steinpilze in den Tortelloni untergehen, aber das hat mich nicht gestört. Dieser Teller ist ein Kondensat der Küche von Maria, die manchmal etwas zu viel des Guten macht bei den Aromen (die unbändige Energie einer jungen Köchin). Aber lieber so, als langweilig! Und schmecken tut es immer! Der Wein dazu war ein Grauburgunder, und selbst der hatte Schwierigkeiten, gegen die fetten Aromen zu bestehen. Das Mikro wurde wieder angeschaltet, Gang drei stand in den Startlöchern, bzw. in der Küche bereit.
Kabeljau, Schinken, Blumenkohl, Himbeere, Basilikum wurde begleitet von einem trockenen Sauvignon blanc aus Baden. Dieser Wein gefiel, weil kein Marlborough Buket in der Nase, gut zum Fisch. Der Blumenkohl war ein roter, deswegen fand sich ein Püree mit entsprechender Färbung am Boden Tellers. Darauf ein Rückenfilet mit einer Kruste, in der Speck geschmacklich dominierte. So weit eine klassische Kombination, welche gut mit dem Püree harmonierte. Die Himbeere fand sich als Klecks auf dem Tellerrand, für den, der sich noch süße Aromen hinzu wünschte. Dieser Teller war harmonisch und völlig ohne Kritik, perfekt um den Fisch kreiert. Lecker! Und ganz klassisch verkündete die Chefin am Mikro, dass es noch ein Sorbet vor dem Fleischgang geben würde. Vive la france, kann man jetzt sagen.
Mango mit Limette, aufgegossen mit einem Secco! Perfektes semi freddo in der Konsistenz war das eine schöne Erfrischung. So ging es dann mit einem spanischen trockenen Garnacha im Glas an den Hauptgang. Lamm, Kartoffel, Kräuter, Pistazie, Orange hatte Maria den Gang überschrieben.
Und erntete nach dem Verzehr des Gangs standing ovations von den Gästen im Raum. Ein Lammkarree aus dem Ofen genommen in nicht besser zu treffender Garstufe, rosig-saftig im Inneren, knusprig außen. Und mit Pistazie und Kräutern aromatisiert. Unten drunter ein ein Püree umgeben von einer fruchtigen, von Orange dominierten Sauce, die das Tüpfelchen auf dem I des Gangs war. Schlicht großartig dieser Gang! Ich war eigentlich schon satt, aber ohne Dolci lässt Maria niemanden nach Hause!
Cannoli, Ricotta, Orange, Zimt, Pistazie fand sich alles beim Verzehr dieser abgrundtiefen Weihnachtssünde! Die Orange hatte Maria selbst kandiert! Sehr gutes Dessert, und ein wahrlicher Abschluss dieses Menüs! Maria, wie immer finde ich deine Küche dann am besten, wenn du dich frei austobst bei deinen Rezepten. Nicht immer bin ich dann in allen Einzelheiten einer kulinarischen Meinung mit dir, aber immer servierst du dann spannende und überraschende Gerichte, die Freude bereiten! Es war wieder mal ein schöner Abend!
Marias Ehemann Battista hatte sein Serviceteam gut im Griff und so war man auch in diesem Aspekt gut umsorgt und konnten den Abend genießen. Wir schlossen einen wieder schönen Abend im Echtzeit mit einem Gin Tonic von Luca (Bar) ab.
Ich wünsche dem Team des Echtzeit, allen in der Gastronomie Beschäftigten, allen Lesern dieser Kritik, allen Freunden hier bei GG eine wunderschöne Jahreswechselzeit und hoffe, dass Corona in hoffentlich kurzer Zeit kein Grund für weitere Probleme mehr ist!