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Gestern kurz nach 18 Uhr rollten wir am "Adler" vor; der Himmel tiefgrau mit geschlossener Wolkendecke. Bereits auf der Hinfahrt war für uns klar: wir möchten lieber drinnen sitzen! Leider hatte der von mir in einem früheren Bericht als "bebrillter Telly Savalas für Arme" bezeichnete Nachfolger von Mme.Lecomte anderes für uns vorgesehen, denn an der Eingangstür begrüsste uns ein handgefrickeltes Schild mit der Aufschrift "Liebe Gäste; wir sind im Biergarten." Na Mahlzeit; im Geiste sah ich mich schon wieder im Auto sitzen und ungespeist und ungetränkt nachhause fahren. Stattdessen blieben wir und gingen langsam den abschüssigen Weg zum Biergarten hinunter. Große Reklame-Sonnenschirme, dem Laubwerk der Bäume traute ich nicht allzuviel zu, hätten Schutz vor möglichem Platzregen bieten können, hätten wohl nicht besonders mitdenkende Menschen sämtliche Tische so platziert, dass nicht ein einziger davon unter einem der Schirme stand. Meine Frage, ob ich nicht den uns zugewiesenen Tisch unter einen der Schirme tragen könne wurde wie folgt beschieden:"Wenn dadurch die Mindestabstände gewahrt bleiben." Mindestens einer wäre mit Sicherheit nicht gewahrt geblieben; der Tisch blieb also wo er war und die bis dahin trotz der angespannten Wetterlage noch recht gute Laune des Königs der Tiere schrumpfte merklich in sich zusammen. Auch als ich sah, dass es nur ein einziges Bier vom Fass gab: Bitburger, das mit dem "Siegelhopfen"! Nach Wein war mir diesmal nicht, obwohl die Weinkarte etliche Kreszenzen meines Lieblingswinzers Armand Gilg aus Mittelbergheim (F) zu bieten hat und auch Petgen-Dahm, Perl, oder das Weingut Michel (Dittelsheim-Hessloch) mit sehr ordentlichen Rieslingen vertreten sind.
Schliesslich bestellten wir Apfelschorle (0,2l EUR 2,20) für die Fahrerin und dunkles Franziskaner Flaschen-Weizen (0,5l EUR 3,90) für den Beifahrer. An Speisen orderten wir "Assiette du Pecheur" (EUR 16,50) und als Dessert "Crêpe Normande" für meinen Schatz sowie "Kalbsnierchen mit Tagliatelle und Beilagensalat" (EUR 19,90) und "Crêpe Suzette" (EUR 6,50) für mich. Dabei liess ich nicht unerwähnt, dass die letzte Crêpe Suzette- Bestellung nahezu strohtrockene Crêpe zur Folge gehabt hatte und wir uns deshalb diesmal ein weit besseres Ergebnis wünschen würden. Die fitte studentische Servicekraft versprach, die Küche ganz speziell darauf zu vergattern; ich darf vorausschicken, dass die Vergatterung zur Folge hatte, dass die gelieferte Suzette auf meinem Teller mindestens das "Seepferdchen" wenn nicht gar den "Fahrtenschwimmer" im Grand Marnier machte.
Die Getränke kamen, der Biergarten füllte sich und das Wetter hielt; zwar so gut wie keine Sonne, aber wenigstens trocken.
"Assiette du Pecheur" bestand aus gebratenen Fischfilets und Scampi (dazu sage ich jetzt nichts) mit Salatbouquet, zu dem sich dann auch noch mein Beilagensalat gesellte. Geschmacklich nach Auskunft meiner Frau sehr gut, der vormals gepanzerte Geselle war von erstaunlicher Größe. Dass das auf der Speisekarte mit EUR 16,50 bepreiste Gericht uns mit EUR 18,50 in Rechnung gestellt worden war bemerkten wir erst zuhause. Sehr zufrieden war ich mit meinen Kalbsnierchen, obwohl ich während der Fahrt zum "Adler" eigentlich eher mit "Confit de Canard" geliebäugelt hatte. Aber 16 Monate ohne Kalbsnierchen (siehe Headline); diesem Elend galt es ein Ende zu bereiten. Und ich wurde ja auch belohnt; war die zugehörige Senfsoße im Februar letzten Jahres ziemlich neutral um nicht zu sagen geschmacksfrei dahergekommen, feierte diesmal astreiner grobkörniger Dijonsenf fröhliche Urständ. Und was die letzten Crêpe Suzette hatten vermissen lassen war diesmal im Überfluß vorhanden: Grand Marnier! Dafür hatte es über die "Crêpe Normande" sprich Crêpe mit Apfelscheiben und Calvados nicht allzu viel von diesem köstlichen Bölkstoff herniedergeregnet, aber seis drum. Wir haben unsere beiden Desserts hälftig aufgeteilt und warens insgesamt sehr zufrieden. Für "Essen" gibt es deshalb auch vier Sterne, ebenso für das Ambiente; im Biergarten sitzt man sehr hübsch unter großen Bäumen und neben Bambushainen. Dass es in einem Biergarten nicht klinisch rein zugehen kann ist klar; für Sauberkeit gibt es deshalb dreieinhalb Sterne. Viereinhalb Sterne gibt es für den Service; was die jungen Damen zwischen der Küche im Gasthaus und dem Biergarten hin und her rennen müssen summiert sich sicher auf etliche Kilometer pro Mittag bzw. Abend; das ist mir schon einen Extra-Stern wert. Bei Preis/Leistung ziehe ich für die Preisschwindelei beim Gericht meiner Herzallerliebsten einen Stern ab; so etwas hätte es bei Mme.Lecomte niemals gegeben. Verbleiben drei Sterne für "Preis/Leistung und ein Endergebnis von vier Sternen in der Gesamtleistungsbewertung.