Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 368950x gelesen 10231x "Hilfreich" 9175x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 05.10.2024 2024-10-05| Aktualisiert am
10.10.2024
Besucht am 24.09.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 87 EUR
Im Urlaub kommen manche Routinen durcheinander. Soll ja auch so sein. Ohne nennenswertes Frühstück und nach einem ausführlichen Besuch auf der schönen Mathildenhöhe meldete sich schon kurz nach 11.00 Uhr der Mittagshunger. In diesem Fall ganz explizit nach italienischem Soulfood, nachdem es am Vorabend bei Kochkäseschnitzel mit Musik, Grüner Soße mit Eiern und Salzkartoffeln sowie reichlich Ebbelwoi herzhaft hessisch zugegangen war.
Bis 12.00 Uhr werden wir uns wohl gedulden müssen, befürchtete ich, befragte aber vorsorglich den Netzauftritt eines sardischen Restaurants, das uns bei der Hinfahrt aufgefallen war. Und siehe da, schon ab 11.30 Uhr werden die Pforten geöffnet. Nach Erreichen des „Hauses der Bäckerinnung“ staunten wir zunächst über die große, witterungsbedingt aber nicht eingedeckte Terrasse. Und auch der Innenraum der ehemaligen Gildenstube überraschte nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch die mit weißer Decke versehenen Tische, die u.a. mit Wasser- und Weingläsern, Brotteller und Buttermesser ganz klassisch vorbereitet waren. Dazu passend wurden wir von einem einem jungen Mann in schwarzer Hose und weißem Hemd freundlich begrüßt, der uns als erste Gäste die Platzwahl ließ und dabei ausdrücklich auch Vierertische am Fenster anbot. Sehr zugewandt und höflich, ebenso wie ein jüngerer Kollege und der (vermutliche) Chef Francesco La Pietra. Die lingua franca des Teams war italienisch. Auf unsere Wünsche wurde flexibel und rasch eingegangen. Wir fühlten uns als geschätzte Gäste, sehr angenehm und daher die volle Punktzahl.
Im Sardegna wird ein zweigängiger Mittagstisch angeboten, der preislich mit 16,5€ beginnt und sich dann je nach ausgewählter Variante steigert. Eine Schokomousse konnte für 6,5€ dazu geordert werden. Sicherlich keine günstigen Preise, aber für das dann Gebotene doch noch angemessen. Zumal, da es sich um (verkleinerte?) Gerichte der Hauptkarte handelte und etliche Nudeln und auch das Dessert selbst gemacht waren. Außerdem gefällt mir dieses Konzept, bei dem der Gast entscheidet, ob ihm auch zum Mittag nach hochwertigeren Zutaten für einen entsprechenden Preis ist. Finde ich allemal besser, als „jedes“ Mittags-Gericht 11,9€. Ansichtssache.
Trotz des Herbstwetters bestellte ich aber erst einmal einen Limoncello Spritz (8,5€), um den Sommer wenigstens im Glas zu verlängern. Sehr angenehm übrigens, wenn „beim Italiener“ nicht erst nachgefragt wird, was das denn sei… Das kleine Wasserfläschen schlug mit je 2,9€ zu Buche. Irritiert nahm ich zur Kenntnis, dass die Dame an meiner Seite aus den offenen Weinen ein Glas Lugana bestellte. Das hätte zu Docs Zeiten aber einen Kommentar aus Hannover gegeben! Zum Glück konnte ich wenig später in der Weinkarte eine Flasche Sauvignon Bianco aus dem Friaul (Collio Orientali, 39€) entdecken und mit einem Satz an die Theke den Lugana verhindern! Den Vorwurf der Übergriffigkeit musste ich in Kauf nehmen. Wobei nicht nur mir am Abend auf dem Hotelzimmer der restliche Wein noch sehr gut schmeckte…
Nun denn, die Mittagsangebote (16,5 bzw. 17,5€) waren gerade richtig für uns: Meine Frau wählte die hausgemachten Tagliolini in Trüffelsauce und vorher einen gemischten Salat „Italia“ (Mit gekochtem Ei, aber unter Verzicht auf den Hinterschinken. Trotzdem ein Lob für die seltene, ehrliche Deklaration auf der Karte „Hinterschinken in Salzlake, Fleischanteil 85%“.)
Vollste Zufriedenheit. Schon das „Grünzeug“ frisch und knackig, sogar die Tomate mit Geschmack, bereits mit nicht zu viel leichter Vinaigrette angemacht. Hat ihr sichtlich geschmeckt. Keine kleine Beilage, sondern eine ordentliche Vorspeise. Mit etwas Sorge sah sie der Pasta entgegen.
Zu Recht, denn die Portion war für mittags schon recht mächtig. Aber es geht ja vieles (rein), wenn die Pasta angenehmen Biss hat und eine raue Oberfläche, die die flüssige Trüffel-Sauce so gut aufnahm. Und bei der endlich mal der Duft der gehobelten Ware auch noch im Mund seine Fortsetzung fand. Respekt, da war nicht mit billigem Öl gearbeitet worden.
Ich vergnügte mich derweil mit ebenfalls selbst gemachten Ravioli, die mit einer eher unauffälligen Steinpilzfüllung daher kamen. Trotzdem sehr lecker, denn die angenehm dünn gearbeiteten Nudeltaschen wurden von Butter und Salbei (burro e salvia) umschmeichelt - aber eben nicht ersäuft!
Vorher hatte mir bereits das Vitello tonnato gut gefallen, obwohl die Bratenscheiben völlig unter der Thunfischsauce versteckt lagen. Aber keine bösen Überraschungen; das Fleisch außen mürbe und im Kern noch leicht rosa. Die Sauce deutlich erkennbar, nicht zu sahnig oder zu salzig, alles paletti.
Ein Dessert passte beim besten Willen nicht mehr, und der Espresso scheiterte zeitlich an der dringend benötigten Mittagsruhe im Hotel.
Wir empfehlen das Sardegna ohne Einschränkung, denn wir waren sehr zufrieden. Bei der Recherche im Netz fiel auf, dass es dem einen oder anderen Prominenten auch so gegangen ist.
Wie in ganz alten Zeiten, mal wieder eine Kritik ohne Fotos. Im Urlaub kommen eben die Routinen durcheinander!
Im Urlaub kommen manche Routinen durcheinander. Soll ja auch so sein. Ohne nennenswertes Frühstück und nach einem ausführlichen Besuch auf der schönen Mathildenhöhe meldete sich schon kurz nach 11.00 Uhr der Mittagshunger. In diesem Fall ganz explizit nach italienischem Soulfood, nachdem es am Vorabend bei Kochkäseschnitzel mit Musik, Grüner Soße mit Eiern und Salzkartoffeln sowie reichlich Ebbelwoi herzhaft hessisch zugegangen war.
Bis 12.00 Uhr werden wir uns wohl gedulden müssen, befürchtete ich, befragte aber vorsorglich den Netzauftritt eines sardischen Restaurants, das... mehr lesen
Ristorante Sardegna da Franco
Ristorante Sardegna da Franco€-€€€Restaurant, Biergarten, Trattoria0615123029Kahlertstraße 1, 64293 Darmstadt
4.0 stars -
"Schöner Zufallstreffer" DerBorgfelderIm Urlaub kommen manche Routinen durcheinander. Soll ja auch so sein. Ohne nennenswertes Frühstück und nach einem ausführlichen Besuch auf der schönen Mathildenhöhe meldete sich schon kurz nach 11.00 Uhr der Mittagshunger. In diesem Fall ganz explizit nach italienischem Soulfood, nachdem es am Vorabend bei Kochkäseschnitzel mit Musik, Grüner Soße mit Eiern und Salzkartoffeln sowie reichlich Ebbelwoi herzhaft hessisch zugegangen war.
Bis 12.00 Uhr werden wir uns wohl gedulden müssen, befürchtete ich, befragte aber vorsorglich den Netzauftritt eines sardischen Restaurants, das
Geschrieben am 02.10.2024 2024-10-02| Aktualisiert am
02.10.2024
Besucht am 15.08.2024Besuchszeit: Abendessen 4 Personen
Ja, Egidio... Urgestein und Tramp der italienischen Küche in Bremen und umzu. Mit seinem Ristorante wohl an 5 oder 6 verschiedenen Orten in den letzten 40 Jahren, zumeist unter dem Namen Porcospino. Aber stets mit hohem Zuspruch an Stammgästen, die seine althergebrachten Zuwendung mit Wort und Wodka lieben. Dabei lässt Patrone Egidio allen, die ihm zuhören, seine Aufmerksamkeit gleichermaßen zukommen - Bussi Bussi ist hier nicht bzw. für alle ab der ersten Minute. Wobei sich schon so manche Lokalprominenz an diesem Abend am alten Hafenkopf der Überseestadt eingefunden hatte, um kurz hinter der Kaimauer den spektakulären Sonnenuntergang zu genießen. Die schöne Location war ihm angeboten worden, gerade mal zwei Monate, nachdem er sich auf ärztlichen Rat vom letzten schon arg verkleinerten "Stachelschwein" verabschiedet hatte...
Jetzt also La Cucina da Egidio, der Name ist Programm. Die Räumlichkeiten drinnen sind schick, helle Hölzer, goldenes Licht, hier will man ja Sehen und Gesehen werden. Auffällig, dass alle Tische auf einem großen Podest stehen, außer denen am Fenster. Wenn man nicht erhöht sitzt, ist der Eingang und der Weg zu den Toiletten barrierefrei. Die Anzahl der Plätze hat sich bestimmt verdoppelt, soviel zum Kürzertreten...
Die Mannschaft ist bis auf den Barmann neu, was man dem Service leider deutlich anmerkt. Da wurde vergessen und vertauscht und so etwas Abgefahrenes wie Crodino kannten die jungen Damen auch nicht. Der Chef schaute dann selbst; die Kräuterlimo gab es nicht, aber San Bitter war verfügbar. Aufgespritzt mit Prosecco an heißen Tagen ein dankbarer Aperitif. Später stieg ich auf Campari um, der Farbfamilie wegen...
In der Küche werkelten zwei junge Männer, die mich freundlich begrüßten, während ich neugierig durch den Raum schlenderte. Verantwortlich für die Speisen zeichnet Ali, ein junger Afghane, vor 7 Jahren zu Fuß nach Deutschland gekommen. Sprache gelernt, Schulabschluss gemacht, 2 Jahre Tellerwäscher und dann „Alles was ich kann, hab ich von Gidio gelernt.“ Jetzt Küchenchef. Das ist halt die andere Seite des Patrone.
Egidio höchstselbst stellte die Tagesangebote vor, darunter meine Wahl Oktopus-Salat und Seezunge. Da es nur noch ein Exemplar des edlen Plattfisches gab, teilten die Herren am Tisch brüderlich und füllten die zu befürchtende Kalorien-Lücke mit einer kleinen Portion Spaghetti Cacio e Pepe als Zwischengang auf.
Vorab gab es noch leidlich knuspriges Brot und eine weiche Kräuterbutter. Zum Beruhigen des ersten Heißhungers gut geeignet.
Die einzelnen Gänge kamen dann alle in angenehmen Abständen, die genügend Zeit zur Unterhaltung ließen. Wäre ich allein gewesen, hätte es etwas schneller gehen können.
Die im Ring angerichteten Tentakelabschnitte waren zart gekocht und in einem passenden Verhältnis mit weichen Kartoffeln vermengt. Deren Süße wurde durch einen milden Essig sehr gut aufgefangen und von Stangensellerie und etwas Basilikum ergänzt. Insgesamt ein sehr harmonischer Salat. Interessant die im Kreis angeordneten Ergänzungen, von denen mir am besten eine sahnige Komponente gefiel, die an die Burrata-Füllung erinnerte. Aber auch Granatapfelkerne schufen eine interessante Kombination.
Meine Frau hatte es offenbar noch besser getroffen und schwärmte von ihren Jakobsmuscheln mit gebratenen Artischocken in den höchsten Tönen.
Der Zwischengang überzeugte mit al dente gegarten Spaghetti, die von einer gehaltvollen Käse-Pfeffer-Sauce begleitet wurden. Statt Pecorino war der mildere Parmigiano verwendet worden und die Sauce wurde hauptsächlich zu den Nudeln serviert und nicht durchgemengt. Der schlotzigen Süffigkeit dieses leicht abgewandelten Klassikers tat das keinen Abbruch.
Inzwischen war die Sonne untergegangen und kleine Standlampen auf den Tisch gekommen, deren Licht einerseits für hübsche Farbspiele sorgte.
Aber leider die nachfolgende Seezunge auf allen Fotos unvorteilhaft erscheinen lässt.
Die scheinbar fast schwarzen Krümel waren tatsächlich knusprig gebratener Salbei, handwerklich tadellos. Für meinen Geschmack aber viel zu kräftig für den feinen Fisch, so dass ich nach der ersten Probe das „Gelump abräumte“. Die Röstung war ebenfalls sehr gelungen. Geschmacklich war das recht kleine Exemplar gut, ohne für besondere Begeisterung zu sorgen. Mein Gegenüber erledigte dankenswerterweise die Filetierarbeit für uns beide mustergültig.
Für mich endete das feine Abendessen hier; die Damen teilten sich noch einen (sicher nicht selbst gemachten) Tartuffo. Der Gastgeber genoss erst einen Grappa und dann das leicht zweischneidige Vergnügen, uns einzuladen. Das großzügige Verhalten führt dazu, dass ich zu den konkreten Preisen nichts schreiben kann; sie dürften mindestens gehoben sein. Meine Liebste meint, Vorspeisen jenseits der 20 Euro in der üblichen Karte gesehen zu haben.
Aufgrund der besonderen Atmosphäre und der sehr guten Küchenleistungen wollen wir den Besuch gerne wiederholen. Vielleicht an einem schönen Herbsttag. Dann will Egidio auch den Wintergarten fertig haben; klar, Ausruhen ist nichts für Vollblut-Gastronomen.
Ja, Egidio... Urgestein und Tramp der italienischen Küche in Bremen und umzu. Mit seinem Ristorante wohl an 5 oder 6 verschiedenen Orten in den letzten 40 Jahren, zumeist unter dem Namen Porcospino. Aber stets mit hohem Zuspruch an Stammgästen, die seine althergebrachten Zuwendung mit Wort und Wodka lieben. Dabei lässt Patrone Egidio allen, die ihm zuhören, seine Aufmerksamkeit gleichermaßen zukommen - Bussi Bussi ist hier nicht bzw. für alle ab der ersten Minute. Wobei sich schon so manche Lokalprominenz an... mehr lesen
Cucina da Egidio
Cucina da Egidio€-€€€Restaurant042124432772Konsul-Smidt-Straße 8M, 28217 Bremen
4.0 stars -
"Patrone-Küche im besten Sinn" DerBorgfelderJa, Egidio... Urgestein und Tramp der italienischen Küche in Bremen und umzu. Mit seinem Ristorante wohl an 5 oder 6 verschiedenen Orten in den letzten 40 Jahren, zumeist unter dem Namen Porcospino. Aber stets mit hohem Zuspruch an Stammgästen, die seine althergebrachten Zuwendung mit Wort und Wodka lieben. Dabei lässt Patrone Egidio allen, die ihm zuhören, seine Aufmerksamkeit gleichermaßen zukommen - Bussi Bussi ist hier nicht bzw. für alle ab der ersten Minute. Wobei sich schon so manche Lokalprominenz an
Geschrieben am 20.09.2024 2024-09-20| Aktualisiert am
26.09.2024
Besucht am 17.09.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 10 EUR
Auf meinem Arbeitsweg hat als Ableger einer kleinen Kette aus Hannover ein türkisches Cafe eröffnet. Der Schwerpunkt liegt neben den üblichen Angeboten klar auf Baklava und den anderen Spezialitäten aus Gaziantep, die teilweise als Showcooking auf einem (modernen) Verkaufskarren mit elektrischen Kochplatten in oder vor dem Cafe gefertigt werden.
Zur Mittagsstunde stand mir der Sinn nach Herzhafteren und da mich die Reste des Frühstücksbuffets wenig ansprachen, wählte ich den Klassiker Menemen, der auf einem Aufsteller für 6.99€ angeboten wurde. Ein älterer Herr fragte noch schnell, ob ich auch Brot wünschte, was ich zusammen mit der Bitte nach einen schwarzen Tee bejahte.
Da es im großen, nüchternen Innenraum recht drückend war, verzog ich mich an einen der beiden kleinen Zweiertische, die vor dem Cafe stehen. Eigentlich eine schöne Location, denn mit großen länglichen Pflanzenkübeln in der Mitte der Fußgängerzone hat vermutlich die Cityinitiative zwei schmale Gassen geschaffen, in denen ein steter Strom von Passanten auf ihrem Weg aus oder in Richtung Innenstadt zu beobachten ist.
Wären da nur nicht einige verstrahlte Fahrrad- oder gar E-Roller-Fahrer, die die enge und stark frequentierte Stelle scheinbar als Slalom-Herausforderung begreifen. Seitdem ich ein paar Monate lang nicht sehr sicher auf den Beinen war, kotzt mich so asoziales Verkehrsverhalten noch mehr an, Entschuldigung.
Zurück zum Metall-Pfännchen, das mir inzwischen serviert worden war.
Die Wartezeit spricht ebenso für eine frische Zubereitung, wie auch das lockere, "saftige" durchgerührte Ei. Die kleinen Gemüsestücke hatten noch Biss und die tomatige Sauce durchaus Gewürz-Wumms. Lecker. Ganz im Gegenteil zum begleitenden Brot: Ein Aufbackbrötchen in Supermarkt-"Qualität" sowie zwei Stücke schon leicht trockenes Simit.
Zum Tunken und Aufwischen hats gereicht, aber ansonsten... Na, Schwamm drüber.
Für die nicht eben große Portion aus sehr preisgünstigen Zutaten wären 7 Euro wohl noch angemessen. Tatsächlich wurden am Ende 10,4€ aufgerufen, wovon 1,5€ für das kleine Gläschen Tee schon überraschend viel waren. Blieb noch eine Differenz von 1,91€. Wofür? Etwa für die armselige Brotbegleitung?
Meine Nachfrage scheiterte an (plötzlich eingetretenen) Sprachproblemen.
Auf solche Diskussionen habe ich keine Lust mehr. Bezahlen, gehen, nicht wiederkommen. Schade eigentlich, denn geschmeckt hat es.
Auf meinem Arbeitsweg hat als Ableger einer kleinen Kette aus Hannover ein türkisches Cafe eröffnet. Der Schwerpunkt liegt neben den üblichen Angeboten klar auf Baklava und den anderen Spezialitäten aus Gaziantep, die teilweise als Showcooking auf einem (modernen) Verkaufskarren mit elektrischen Kochplatten in oder vor dem Cafe gefertigt werden.
Zur Mittagsstunde stand mir der Sinn nach Herzhafteren und da mich die Reste des Frühstücksbuffets wenig ansprachen, wählte ich den Klassiker Menemen, der auf einem Aufsteller für 6.99€ angeboten wurde. Ein älterer... mehr lesen
3.0 stars -
"Gutes Menemen, aber…" DerBorgfelderAuf meinem Arbeitsweg hat als Ableger einer kleinen Kette aus Hannover ein türkisches Cafe eröffnet. Der Schwerpunkt liegt neben den üblichen Angeboten klar auf Baklava und den anderen Spezialitäten aus Gaziantep, die teilweise als Showcooking auf einem (modernen) Verkaufskarren mit elektrischen Kochplatten in oder vor dem Cafe gefertigt werden.
Zur Mittagsstunde stand mir der Sinn nach Herzhafteren und da mich die Reste des Frühstücksbuffets wenig ansprachen, wählte ich den Klassiker Menemen, der auf einem Aufsteller für 6.99€ angeboten wurde. Ein älterer
Das Rostocker ALEX am Neuen Markt schließt ab 23. September 2024 bis voraussichtlich Ende November für eine umfangreiche Renovierung und einen "Relaunch" des 2003 eröffneten Restaurants. (Quelle Ostseezeitung)
Das Rostocker ALEX am Neuen Markt schließt ab 23. September 2024 bis voraussichtlich Ende November für eine umfangreiche Renovierung und einen "Relaunch" des 2003 eröffneten Restaurants. (Quelle Ostseezeitung)
ALEX Rostock
ALEX Rostock€-€€€Restaurant0381203760Neuer Markt 17, 18055 Rostock
stars -
"Umfangreicher Umbau" DerBorgfelderDas Rostocker ALEX am Neuen Markt schließt ab 23. September 2024 bis voraussichtlich Ende November für eine umfangreiche Renovierung und einen "Relaunch" des 2003 eröffneten Restaurants. (Quelle Ostseezeitung)
Geschrieben am 14.09.2024 2024-09-14| Aktualisiert am
14.09.2024
Besucht am 28.08.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 40 EUR
Gibt dir das Schicksal einen beruflichen Termin in der Nähe des Frischezentrums, lässt du den Nudelsalat mal schön stehen! (Obwohl „italienische Art“ und sehr lecker aussehend.)
Auf dem Gelände des Essener Großmarkts befindet sich das Frischeparadies, ein großer Feinkosthändler u.a. für „jedermann“, aus dessen Angebot Fisch und Seafood herausstechen. Man wirbt - rechtlich gut beraten - dann auch mit der „wahrscheinlich“ exklusivsten Fischtheke im Pott.
Am Ende der langgezogenen Halle findet sich das Tagesbistro im Industrial Design.
Man hat die Wahl zwischen normalen Tischen für vier Personen, der hohen Bistroausführung für Zwei oder gleich der Theke mit Blick zur kleinen offenen Küche.
Natürlich wählte ich letztere, um das Geschehen beobachten zu können. Und um nicht auf den öden Parkplatz jenseits der Glasfront schauen zu müssen. Ein schlichtes Ambiente, das nicht vom wesentlichen ablenkt. Was sich ja bekanntlich für uns Genießer auf dem Teller abspielt.
Und im Glas! In der großen, mit Eiswürfeln gefüllten Schale warteten mehrere Champagner und sonstige Flaschengärungen auf ihren offenen Ausschank. Das Angebot wurde auf Wunsch auch gern erläutert.
Derweil sehe ich den Chef, der sich das Tagesangebot schmecken lässt; das widerlegt zumindest hier die Gerüchte über den Zweck solcher Tagesempfehlungen.
Ich wähle eine klassische Cuvée brut und freue mich über die ideale Temperatur, den freundlichen Glaspreis von 8€ und das extrem frische Prickeln. Im Mund.
Hinter der Theke werkeln geschäftig und konzentriert drei Küchenkräfte. Eine gute (ausgebildete) Servicekraft schmeißt freundlich und professionell (das ist etwas anderes als professionell-freundlich) das permanente, aber überschaubare Mittagsgeschäft. (Maximal 9 externe Gäste gleichzeitig während meines Besuchs).
Mindestens genauso gefragt ist das Personalessen. Egal, ob Adlerfisch, Filet vom Durocschwein oder Perlhuhn-Brust und -Keule: Alle Teller für die Beschäftigten werden à la minute angerichtet und sehen sehr lecker aus.
Wie bei vielen anderen Feinkostläden mit Restauration ist es möglich, Wein, Seafood und wahrscheinlich auch Fleisch im Markt auszusuchen und mit 15€ Kork- bzw. Zubereitungsaufschlag vor Ort zu genießen.
Herrlich, wie ein italienischer Patrone, der dem seligen Luciano Pavarotti verblüffend ähnelt, sich u.a. eine gigantische Black Tiger Garnele frisch zubereiten lässt.
Ich bestellte nur einen zusätzlichen Beilagensalat zu dem mir verschiedene Dressings angeboten werden. Ansonsten beließ ich es beim Erstbesuch bei einer Kleinigkeit:
Plateau Fruits de mer, für das 26€ auf der Rechnung erschienen.
Dafür gab es im Tausch:
3 bretonische Austern, mild salzig mit einer kleinen Ecke Chester-Blauschimmel-Schwarzbrot sowie Schalotten-Vinaigrette. Letztere ist ein Klassiker, der mit seinen viel zu kräftigen Aromen die Austern geschmacklich völlig zudecken würde. In Zeiten vor einer ununterbrochenen Kühlkette hatte das wohl auch seinen Grund, zumindest aus der Sicht des Verkäufers.
6 mittelgroße Eismeer-Garnelen aus der TK, aber das Fleisch fest und nicht trocken. Die optisch zu identizierenden Thymianblättchen versteckten sich am Gaumen. Dafür kamen zum Dippen ein kräftiges 1000-Island-Dressing und eine Sc. Rouille auf Kartoffelbasis, nur leider sehr dezentem Knoblauch.
Das begleitende Baguette war recht schmackhaft, hätte aber eine Auffrischung im Ofen oder in der Pfanne vertragen können. Die Schalentiere hatten schon ihren Kopf verloren, der Rückenpanzer war aufgeschnitten und der Darm schon entfernt - So muss das! Nach getaner Handarbeit verdiente die Fingerschale mit Grapefruit-Scheibe einen weiteren Pluspunkt.
Sehr gut auch der gemischte Pflücksalat (6€), natürlich top-frisch, die Kirschtomaten mit Geschmack (Halleluja!) und die Croutons mögen selbstgemacht gewesen sein, wenngleich im Ofen arg hart geworden. Das Olivenöl mit Kräutern und Knoblauch sehr lecker dazu. Auch hier ein nicht unwichtiges Detail: Streifen von der Kaiserschote sorgten für Textur. Kleiner Hochgenuss.
Den Gesamtpreis von 40€ empfand ich, vor allem angesichts der positiven Details, als angemessen. Daran merkt man, dass hier viele Gastronomen u.ä. einkehren. Und daran, dass es zunächst nur eine Zwischenrechnung gab. Natürlich.
Da das Perlhuhn trotz meiner sehnsüchtigen Blicke und einer leisen Frage wirklich nur für das Personal reserviert war, beendete ich den kleinen Test, der als "erfolgreich" zu Wiederholungsbesuchen einlädt.
Denn mal ehrlich: Wer schöpft nicht gern aus dem vollen Frischeparadies?
Gibt dir das Schicksal einen beruflichen Termin in der Nähe des Frischezentrums, lässt du den Nudelsalat mal schön stehen! (Obwohl „italienische Art“ und sehr lecker aussehend.)
Auf dem Gelände des Essener Großmarkts befindet sich das Frischeparadies, ein großer Feinkosthändler u.a. für „jedermann“, aus dessen Angebot Fisch und Seafood herausstechen. Man wirbt - rechtlich gut beraten - dann auch mit der „wahrscheinlich“ exklusivsten Fischtheke im Pott.
Am Ende der langgezogenen Halle findet sich das Tagesbistro im Industrial Design.
Man hat die Wahl zwischen normalen... mehr lesen
Bistro im Feinkostmarkt Essen
Bistro im Feinkostmarkt Essen€-€€€Bistro02018313416Lützowstraße 24, 45141 Essen
4.0 stars -
"Gastronomie im Großmarkt ist meist eine gute Entscheidung" DerBorgfelderGibt dir das Schicksal einen beruflichen Termin in der Nähe des Frischezentrums, lässt du den Nudelsalat mal schön stehen! (Obwohl „italienische Art“ und sehr lecker aussehend.)
Auf dem Gelände des Essener Großmarkts befindet sich das Frischeparadies, ein großer Feinkosthändler u.a. für „jedermann“, aus dessen Angebot Fisch und Seafood herausstechen. Man wirbt - rechtlich gut beraten - dann auch mit der „wahrscheinlich“ exklusivsten Fischtheke im Pott.
Am Ende der langgezogenen Halle findet sich das Tagesbistro im Industrial Design.
Man hat die Wahl zwischen normalen
Geschrieben am 07.09.2024 2024-09-07| Aktualisiert am
07.09.2024
Besucht am 29.08.2024Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 34 EUR
Viel früher als erwartet endete der berufliche Termin in Stuttgarts Außenbezirken schon mittags. Wohin jetzt bei hochsommerlichen Temperaturen?
Zwischen Messe und Flughafen lockt das schicke Mövenpick-Hotel vorwiegend Geschäftsreisende.
Wenn genügend Zeit ist, kehre ich hier gelegentlich auf einen Kaffee oder einen Cocktail vor dem Abflug ein.
Trotz Mittagszeit waren keine anderen Besucher zu sehen. Die Platzsuche gestaltete sich etwas schwierig. Auf die Sonnenterrasse wollte ich nicht, der Tisch tief im gut gekühlten Innenbereich war mir zu dunkel. Der Bereich an den Fenstern war gesperrt, da schon für abends eingedeckt. Aber irgendwann erbarmte sich die Service-Dame mit griechischen Wurzeln und ließ mich ein.
Vor dem Restaurant hatte ich eine Speisekarte studiert, die, wie sich herausstellte, nur für das Abendgeschäft galt.
Die kalte Gurkensuppe wurde auf Nachfrage der Servicedame in der Küche aber dann doch ermöglicht. Eigentlich gab es nämlich mittags Gulaschsuppe. Bei 32 Grad Außentemperatur. Ein etwas gewagter, antizyklischer Move des Küchenchefs…
Die kühle, gut abgeschmeckte Suppe wartete mit angenehm zurückhaltender Dill-Note auf. Die Deko aus reichlich Erbsensprossen brachte auch geschmacklich einen Mehrwert. Zur Begleitung ein Knäckebrot in "Tortenstückform" belegt mit dünn geschnittenem mit Räuchertofu auf saurer Sahne. "Nordisch" passend trotz des asiatischen Sojaprodukts.
Mir fehlte eindeutig Salz. Kaviar wärs doch... Ich denke an die Gulaschsuppe und Seinfeld und frage besser nicht nach. Schwieriger noch: Mit anhaltendem Kauen wurde es im Mund breiig, ohne dass am Gaumen noch etwas passierte.
Der Champagner dazu wird in einem ziemlich plumpen Allerweltsglas serviert. Passt dazu, dass der Schaumwein nicht ganz frisch und nicht ganz kalt war, alles Marke "Schon okay".
Ich wage dann aber, mir das Lachstatar von der Abendkarte zu wünschen. Die engagierte, sehr freundliche Servicekraft fragt in der Küche nach und kommt mit einer Absage zurück. Den Fisch erst ab 18.00 Uhr, bis dahin nur das Rinder-Tatar. Wohlgemerkt: Ich bin zu diesem Zeitpunkt der einzige Besucher in den kühl-eleganten Räumen. Tja, manchmal ist es so leicht, den zahlungswilligen Gast zu enttäuschen. Dann halt eben ohne Hauptgericht. Die Dame im Service bedauert nochmals ausdrücklich.
Bei einem zweiten Glas Schampus (Frischer!) lausche ich noch etwas dem Cool Jazz und mache mich dann wohl oder übel auf den sonnendurchglühten Weg zum Terminal.
Viel früher als erwartet endete der berufliche Termin in Stuttgarts Außenbezirken schon mittags. Wohin jetzt bei hochsommerlichen Temperaturen?
Zwischen Messe und Flughafen lockt das schicke Mövenpick-Hotel vorwiegend Geschäftsreisende.
Wenn genügend Zeit ist, kehre ich hier gelegentlich auf einen Kaffee oder einen Cocktail vor dem Abflug ein.
Trotz Mittagszeit waren keine anderen Besucher zu sehen. Die Platzsuche gestaltete sich etwas schwierig. Auf die Sonnenterrasse wollte ich nicht, der Tisch tief im gut gekühlten Innenbereich war mir zu dunkel. Der Bereich an den Fenstern war... mehr lesen
Message | Café & Bar im Mövenpick Hotel Stuttgart Airport
Message | Café & Bar im Mövenpick Hotel Stuttgart Airport€-€€€Bar, Cafebar, Sky Sportsbar0711553440Flughafenstr.50, 70629 Stuttgart
3.5 stars -
"Für den gepflegten Stop-over. Wenn die Küche will…" DerBorgfelderViel früher als erwartet endete der berufliche Termin in Stuttgarts Außenbezirken schon mittags. Wohin jetzt bei hochsommerlichen Temperaturen?
Zwischen Messe und Flughafen lockt das schicke Mövenpick-Hotel vorwiegend Geschäftsreisende.
Wenn genügend Zeit ist, kehre ich hier gelegentlich auf einen Kaffee oder einen Cocktail vor dem Abflug ein.
Trotz Mittagszeit waren keine anderen Besucher zu sehen. Die Platzsuche gestaltete sich etwas schwierig. Auf die Sonnenterrasse wollte ich nicht, der Tisch tief im gut gekühlten Innenbereich war mir zu dunkel. Der Bereich an den Fenstern war
Geschrieben am 25.08.2024 2024-08-25| Aktualisiert am
26.08.2024
Besucht am 24.04.2024Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 90 EUR
Die Kleinschmeckerei ist das Steakhouse des Le Méridien Hotel, aber von diesem nicht direkt erreichbar. Vielmehr muss man wieder aus der Lobby heraus an die Bundesstraße 14, eine dieser absurd breiten Auto-Magistralen, die für mich als Auswärtiger das unschöne Bild der Schwabenmetropole prägen. Über Beton-Wendeltreppen geht es eine Ebene höher. Alternativ kann man von „der Grube“ (aka Stuttgart 21) bzw. Schlossgarten über eine Fußgängerbrücke kommen oder vom Kernerplatz durch ein völlig seelenloses Riesen-Wohnensemble. Hübsch ist das alles nicht. Aber dafür kann das Restaurant ja nichts. Und drinnen wird es besser. Durch die sehr unauffällige Eingangstür betritt man einen überraschend kleinen Raum, der durch einige Stufen zudem in zwei Ebenen unterteilt ist. Warme Holztöne von Parkett, Theke und Tischplatten kontrastieren schön mit der dunklen, zwischen türkis und tannengrün changierenden Textiltapete. Das Ambiente insgesamt ist sehr einladend, wozu das schummerige Licht und die mit cognacfarbenem Leder bezogene Sitzmöblierung beitragen. Man ist hier auf internationale, besonders amerikanische Gäste eingestellt, die bei meinem Besuch auch in der Mehrzahl waren. Meine Platzwahl fiel auf einen Tisch im oberen Bereich mit gelegentlichen Blicken in die Küche, aus der es leider rauchig hereinzog. Auf die Dauer nicht schön, aber ich durfte das Fenster öffnen und ziehe einen Stern bei der „Sauberkeit“ ab.
Insgesamt ein überdurchschnittliches, stimmiges Ambiente.
Mich bediente zunächst eine freundliche Auszubildende, die auf meine Bitte in der Küche fragte, ob die Vorspeise aus dem Menü auch à la carte möglich wäre. Leider nein; eine Erklärung gab es nicht. Schade. Unterstützt wurde die engagierte junge Frau von einem deutlich lebenserfahrenerem Herrn, der Hilfskraft, vielleicht auch Praktikant zu sein schien. Höflich auch er, aber so unsicher, dass die Frage nach der Zufriedenheit skurril ausfiel: "Und hat alles bisher nach Ihrem Gefallen gemundet?" Der Dritte im Bunde, seines Zeichens primär für die Getränke zuständig, nannte mich penetrant Monsieur, warum auch immer. Dafür annocierte er einen gar nicht bestellten Gargrad beim Steak. Ob nun gewollt oder nicht, die Küche lieferte jedoch exakt wie bestellt.
Ich stimmte den Gaumen gerade mit weißem Wermut auf Prosecco für 11,5€ ein, als ein hier gar nicht erwartetes Amuse gereicht wurde: Kartoffel-Trüffel-Krokette mit Honig-Safran-Mayonnaise. Schön heiß und schön knusprig. Sogar eine Ahnung von Trüffel. Ich liebe alles daran.
Da ich ja nicht der größte Rotweintrinker aller Zeiten bin (und wenn, eher leichtes fruchtiges Zeug bevorzuge), gab‘s zum Fleisch Wulle Vollbier (mit 5% und für sehr stramme 5€ für 0,33l). Der Ausschank erinnert daran, dass auf dem Areal bis in die 1970er die Wulle-Brauerei stand. Gehört seitdem zu Dinkelacker. Hat geschmeckt, aber auch keine vollmundige Erweckung.
Dann ging es mit dem galizischen Tatar für 28€ los, dass ich zum Auftakt bestellt hatte. Wenn schon Steak…
Dazu ein Focaccia, das zwar angeröstet, aber nur mäßig knusprig daherkam. Etwas lame. Kapern waren eine erwartbare Begleitung, die Crème von schwarzem Knoblauch mal,was anderes und durchaus passend. Das Fleisch gefiel mir geschmacklich sehr. Ebenso die Textur, eindeutig mit dem Wiegemesser geschnitten.
Allerdings unerklärlich, warum bei dieser Zubereitung zwei lange Sehnen nicht entfernt werden, die ich kommentarlos auf dem Teller drapiere. Hat funktioniert: Der Küchenchef richtete über den Service eine Entschuldigung aus und lud mich zu Kaffee und Dessert ein. (Ein Zitrus-Joghurt-Sorbet aus dem Pacojet, denke ich. Zudem auf geeistem Tellerchen serviert.) So geht Fehlermanagement mit Stil!
Beim Hauptgang wurde es noch besser: Mein U.S.-Onglet (250g 46€, aktuell 50€) von typisch fester Struktur und gleichzeitig zarter Faser. Ganz klarer Fleischgeschmack. Außen kräftig gegrillt und der Gargrad medium rare perfekt getroffen. Ich war regelrecht verzückt. Auch die in einem Kännchen extra servierte Jus schmeckte wunderbar dicht und war heiß, sehr heiß, so richtig heiß. Autsch! Da hätte ich mir einen kleinen Warnhinweis vom Service gewünscht.
Was ich immer wieder toll finde, ist frischer grüner Salat als Beilage zu rotem Fleisch. Der halbe Kopfsalat perfekt geputzt, knackig und mit angenehm leichter, frischer Sauce mit deutlicher Zitronennote. Selbst das Grillgemüse (gelbe Paprika, Aubergine, Zucchini) hatte seinen Namen verdient, angenehm geröstet, noch mit Biss und typischem Geschmack. Darauf ein Zweiglein Rosmarin, das nicht gegrillt oder anders erhitzt worden war. So eher Staffage und ein bißchen Aroma-Potential verschenkt. Aber das war jetzt der klassische „Schönheitsfleck“ auf einer ansonsten sehr guten Küchenleistung. (Fun fact für Schwaben: Auch ein amerikanischer Beilagen-Klassiker findet sich regionalisiert auf der Karte: Knöpfle and Cheese).
Mir hat es in der Kleinschmeckerei ausgesprochen gefallen, stimmiges Konzept mit nur kleinen Schwächen, aber sehr hohen Preisen. Trotzdem gern wieder, wenn es gegrilltes Fleisch sein soll.
Die Kleinschmeckerei ist das Steakhouse des Le Méridien Hotel, aber von diesem nicht direkt erreichbar. Vielmehr muss man wieder aus der Lobby heraus an die Bundesstraße 14, eine dieser absurd breiten Auto-Magistralen, die für mich als Auswärtiger das unschöne Bild der Schwabenmetropole prägen. Über Beton-Wendeltreppen geht es eine Ebene höher. Alternativ kann man von „der Grube“ (aka Stuttgart 21) bzw. Schlossgarten über eine Fußgängerbrücke kommen oder vom Kernerplatz durch ein völlig seelenloses Riesen-Wohnensemble. Hübsch ist das alles nicht. Aber dafür... mehr lesen
4.0 stars -
"Kleines, feines Steakhaus für den großen Geldbeutel" DerBorgfelderDie Kleinschmeckerei ist das Steakhouse des Le Méridien Hotel, aber von diesem nicht direkt erreichbar. Vielmehr muss man wieder aus der Lobby heraus an die Bundesstraße 14, eine dieser absurd breiten Auto-Magistralen, die für mich als Auswärtiger das unschöne Bild der Schwabenmetropole prägen. Über Beton-Wendeltreppen geht es eine Ebene höher. Alternativ kann man von „der Grube“ (aka Stuttgart 21) bzw. Schlossgarten über eine Fußgängerbrücke kommen oder vom Kernerplatz durch ein völlig seelenloses Riesen-Wohnensemble. Hübsch ist das alles nicht. Aber dafür
Geschrieben am 20.08.2024 2024-08-20| Aktualisiert am
20.08.2024
Besucht am 03.07.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 267 EUR
In der Coronazeit hatten wir entschieden, nur einige wenige, uns am Herzen liegende Restaurants mit häufigen Besuchen (bzw. im Shutdown mit Bestellungen) zu unterstützen. Dabei ist es - natürlich aus Zufriedenheit, niemals aus Bequemlichkeit - im Wesentlichen geblieben. Jetzt haben wir aber doch Lust bekommen, Neues oder in Vergessenheit Geratenes (wieder) zu entdecken. So kam auch das/die bei den letzten Besuchen nicht vollständig überzeugende Küche 13 erneut in den Fokus.
Relativ kurz nach der Abendöffnung eintretend, waren wir keineswegs die ersten Gäste. Später füllte sich der Gastraum an diesem Mittwoch fast vollständig, meist Paare unterschiedlicher Zusammensetzung. Wir wurden gleich entdeckt und uns ein schöner Tisch in einer Ecke angeboten, von dem man eine gute Sicht durch den Raum hatte. Einziges Manko ist die weiterhin ungenügende Abluftanlage, die trotz des kühlen Wetters immer wieder geöffnete Fenster erzwang. Das Ambiente bedient weiterhin das Klischee abgeschrabbelte Eckkneipe, aber die Tische waren (ohne Tischdecke) schön eingedeckt.
Insgesamt drei Menschen erledigten den Service ohne Fehler.
Die sehr junge Frau schien neu in der Gastro zu sein, aber sie scheute sich nicht, unsere Bestellungen auf einem altertümlichen Kellnerblock aufzuschreiben. Wie schon zuvor die Tagesgerichte, die sie vollständig und verständlich ablas, da wir von unserem Platz die an der Wand hängende Tafel schlecht einsehen konnten. Besonders freundlich und hilfsbereit agierte der griechische Sommelier, der auch schon unkompliziert auf meine Reservierungsmail geantwortet hatte. Nachdem sich der zunächst gewählte Wein als ausgetrunken herausstellte, empfahl er zwei preislich gleichwertige Alternativen. Wir entschieden uns von der gut sortierten Karte aber für einen teureren, gereiften Assyrtiko von seinem heimatlichen Peloponnes, was ihn (und nach einem Probierschluck auch uns) strahlen ließ. Dazu regionales Vilsa-Wasser, die große Flasche für faire 6,9€.
Zur Einstimmung noch einen Cremant Rosé, vermutlich von Bouvet (11€). Sichere Bank.
Derweil kam im kleinen Einmachglas der Küchengruß, ein großer Schluck warme Spitzkohlsuppe mit etwas Kreuzkümmel-Öl und gerösteten Lavendelblüten. Lecker und ein Fingerzeig auf die im Grunde bodenständige Küche mit Twist, die Inhaber Jan-Philipp Iwersen (an diesem Abend nicht anwesend) und sein Team schon seit 2010 anbieten.
Als Hauptspeise lockte uns beide das auf der Haut gebratene Tilapiafilet als Tages-Angebot.
Bei den Vorspeisen klang die empfohlene ausgebackene Jakobsmuschel zwar toll. (Was meine Liebste dann auch ohne Einschränkung bestätigte!) Ich befand aber, dass gezupftes Lammfilet auch ganz spannend sein könnte.
Mit gutem Hefeteigbrot, angenehm kräftigem Olivenöl und Kalamata-Oliven vertrieben wir uns die Zeit, bis es buchstäblich „in die Vollen“ ging.
Minimalistische Tellerbilder Fehlanzeige; hier herrscht kreatives Chaos.
Nicht nur optisch wurde da einiges zusammengewürfelt.
Lammlachs rosa gebraten, das konnte man selbst in der gezupften Form noch erkennen, schmeckte bei dieser kalten Vorspeise vorzüglich. Die bekannten Kombinationen Lamm mit Preiselbeere bzw. mit Minze waren hier in einem Chutney vereint. Mir war es etwas sehr sauer geraten, aber das ist Geschmacksache. Dass allerdings mit gepickelten Radieschen eine weitere säuerliche Komponente verwendet wurde, habe ich nicht wirklich verstanden. Zusammen mit den erstaunlich naturbelassenen Gurken-Spaghetti gab es allerdings einen schönen Knack. Auch die Chips von der lila Kartoffeln kein bisschen weich. Kapuzinerkresse und eine vielleicht indisch inspirierte Gewürzmischung sorgten für spannende pikante Momente.
Ein sicherlich typisches Gericht für die Küche13, das mich nicht zu 100% überzeugen konnte. Meine Frau dagegen hätte ihre Freude an der knackigen Säure gehabt.
Dafür schmeckte mir der Tilapia im Hauptgang hervorragend. Vielleicht bis auf die überwiegend nicht mehr krosse Haut; aber das ist ja (wie „müder“ Schaumwein) für mich ein größeres Thema als für andere Gäste. Der Fisch selbst war barsch-typisch saftig. Auch in diesem Gang schickte die weiße Brigade ein ganzes Potpourri von Beilagen, die aber viel besser harmonierten: Kaiserschoten und erste, mittelgroße Pfifferlinge bildeten ein schmackhaftes Bett für den Fisch, zu dem die Säure einer fruchtigen Rhabarbersauce auch deswegen nicht zu viel wurde, weil sie durch ein Süßkartoffelpüree gut eingebunden war. Erneut konnte ich mit einer weiteren säuerlichen Komponente nichts anfangen, diesmal in Portwein eingelegte Silberzwiebeln. Für den Biss sorgten ja schon die knackig belassenen Schoten.
Wieder etwas wild, aber schon sehr lecker.
Eigentlich mache ich mir ja nicht so viel aus Desserts. Aber die Kombi von Weinbergpfirsich mit Honig-Pfeffer in Erdnussbisquit, Whiskey-Karamell-Eis und weiße Schokolade klang nicht nur verführerisch. Sie war auch der beste Gang des Abends: Das Spiel mit Temperaturen, abwechslungsreiche Texturen und kräftige Aromen, die nicht ins zu Süße abkippten, ließen mich kurz überlegen, diese sehr gelungene Patisserie-Arbeit selbst vollständig zu verputzen.
Das kam aus gleich zwei Gründen nicht in Frage: Die Süße Fan gegenüber freute sich schon auf Extra-Naschwerk und mir blieb so noch Platz für etwas Käse! Brie, Camembert, Fourme d‘Ambert und Comté waren nicht überraschend, aber von sehr ansprechender Temperierung. Das ist ja meist die halbe Miete bei gutem Käse. Bei den Begleitungen stach die selbstgemachte Himbeer-Senf-Sauce mit erneut prononcierter Säure heraus.
Süßweine finden sich auf der Weinkarte nicht. Doch der engagierte Sommelier förderte trotzdem im Keller eine Bio-Grauburgunder-Beerenauslese von der Nahe zutage. Was da nicht alles wächst! Ich glaube, das war meine erste BA vom Ruländer, auch mal interessant. 8€ für großzügig eingeschenkte 5cl.
Fazit: Diesmal hat für uns alles in der Küche13 gepasst. In dieser Form - zugänglich, handwerklich top und der Service zugewandt statt borniert - kann ich den anhaltenden Erfolg verstehen. Wir kommen gerne wieder.
In der Coronazeit hatten wir entschieden, nur einige wenige, uns am Herzen liegende Restaurants mit häufigen Besuchen (bzw. im Shutdown mit Bestellungen) zu unterstützen. Dabei ist es - natürlich aus Zufriedenheit, niemals aus Bequemlichkeit - im Wesentlichen geblieben. Jetzt haben wir aber doch Lust bekommen, Neues oder in Vergessenheit Geratenes (wieder) zu entdecken. So kam auch das/die bei den letzten Besuchen nicht vollständig überzeugende Küche 13 erneut in den Fokus.
Relativ kurz nach der Abendöffnung eintretend, waren wir keineswegs die ersten... mehr lesen
4.5 stars -
"Endlich überzeugend!" DerBorgfelderIn der Coronazeit hatten wir entschieden, nur einige wenige, uns am Herzen liegende Restaurants mit häufigen Besuchen (bzw. im Shutdown mit Bestellungen) zu unterstützen. Dabei ist es - natürlich aus Zufriedenheit, niemals aus Bequemlichkeit - im Wesentlichen geblieben. Jetzt haben wir aber doch Lust bekommen, Neues oder in Vergessenheit Geratenes (wieder) zu entdecken. So kam auch das/die bei den letzten Besuchen nicht vollständig überzeugende Küche 13 erneut in den Fokus.
Relativ kurz nach der Abendöffnung eintretend, waren wir keineswegs die ersten
Geschrieben am 16.08.2024 2024-08-16| Aktualisiert am
16.08.2024
Bei einer guten Kombination sollte das Ganze idealerweise mehr als die Summe seiner Teile sein. Aber manchmal wäre weniger halt doch mehr.
Die Dortmunder Presse berichtete ausführlich: Ein paar Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt gibt es nun auch eine Pizzeria mit der berühmten neapolitanischen „Auf-die-Hand-Variante“! Aber in modern, wie schon der anglisierte Hinweis auf die zweimalige Faltung des (Überraschung: bei 450 Grad) gebackenen Teigfladens befürchten ließ. Wenige Schritte vom Ring entfernt umrundete ich tapfer mehrere Grüppchen von Jungmännern, für die aktuell der Begriff Tahalons in Mode sein soll und war doch etwas überrascht: Wenn es keine Sitzplätze im Inneren gibt, dafür aber eine Theke, an der man selbst bestellt, dann ist das ein Imbiss, bestimmt keine Pizzeria oder gar ein Restaurant. Daher auch keine Servicewertung, obwohl der sehr junge Mann hinter der Theke mir freundlich das Konzept erklärte und das fertige Produkt sogar nach draußen brachte. Dort saß ich dann auf einem einigermaßen bequemen Plastikkorbstuhl an einem öffentlichen Innenhof/Platz im Rotziegel-Design. Zwischen dem Durchgang zur Kuckelke und der Fußgängerzone vergnügten sich trotz vorgerückter Stunde kleine Kinder an den Spielgeräten, die Mütter plauderten in vielen Sprachen, Tarek und Sam hatten erfreulicherweise noch keinen Stress.
Die Preise beginnen bei 6,9€ für die Margherita. Im Preis enthalten sind nach Wahl zwei Saucen (Hä? Zwei?) und auch zwei weitere Toppings. Darunter so „typische“ Beläge wie „Hirtenkäse“ oder Suçuk. Aber letztlich soll ja der Pizza-Wurm der (zumindest an diesem Abend) überwiegend türkisch/arabisch/levantinisch-stämmigen Kundschaft schmecken. Irgendwie war ich skeptisch und beließ es bei zusätzlich Käse, Zwiebeln und der originären Tomatensauce. Denn: Was auf der Pizza oder vielleicht noch im Rollo geht, muss gefaltet ja nicht halten. Und so war’s denn auch. Nach gaumenschonender Wartezeit und einigen beherzten Bissen platzte das überfüllte Paket unten auf und ich hatte trotz der umhüllenden Serviette so meine liebe Mühe, die Hose vor der Reinigung zu retten. Handwerklich 5 minus.
Geschmacklich keine Überraschungen: Der Pizzafladen war schön aufgegangen und gerade lange genug gebacken. Gut zerlaufener Käse, fruchtige Tomatensauce in (anfangs) knusprigem Teig schmeckt immer mehr oder weniger gut, Beläge bzw. hier eher Füllung schaden meist auch nicht. Aber alles zusammen als Matsch aufzusaugen, machte mir dann doch nur bedingt Spaß. Irgendwann brach ich den Versuch ab. Ach ja, Getränke stehen im Kühlschrank zwecks Selbstbedienung, die Dose zu 2€. „Cooles“ Produkt hin oder her: Imbiss halt.
Bei einer guten Kombination sollte das Ganze idealerweise mehr als die Summe seiner Teile sein. Aber manchmal wäre weniger halt doch mehr.
Die Dortmunder Presse berichtete ausführlich: Ein paar Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt gibt es nun auch eine Pizzeria mit der berühmten neapolitanischen „Auf-die-Hand-Variante“! Aber in modern, wie schon der anglisierte Hinweis auf die zweimalige Faltung des (Überraschung: bei 450 Grad) gebackenen Teigfladens befürchten ließ. Wenige Schritte vom Ring entfernt umrundete ich tapfer mehrere Grüppchen von Jungmännern, für die aktuell... mehr lesen
2.5 stars -
"Portafoglio, Rollo oder doch Calzone?" DerBorgfelderBei einer guten Kombination sollte das Ganze idealerweise mehr als die Summe seiner Teile sein. Aber manchmal wäre weniger halt doch mehr.
Die Dortmunder Presse berichtete ausführlich: Ein paar Minuten Fußweg vom Hauptbahnhof entfernt gibt es nun auch eine Pizzeria mit der berühmten neapolitanischen „Auf-die-Hand-Variante“! Aber in modern, wie schon der anglisierte Hinweis auf die zweimalige Faltung des (Überraschung: bei 450 Grad) gebackenen Teigfladens befürchten ließ. Wenige Schritte vom Ring entfernt umrundete ich tapfer mehrere Grüppchen von Jungmännern, für die aktuell
Mein Besuch in Moabit lag zeitlich zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung der Sendung. Folgend meine Eindrücke:
Chef Emil hat 2020(!) mit 17(!) Jahren sein eigenes Lokal eröffnet und meint, nun die Schwelle zum Feinschmecker-Restaurant überschritten zu haben. Vielleicht, um die in der Tat recht ambitionierten (wahrscheinlich wirtschaftlich notwendigen) Preise zu rechtfertigen. Nicht nur der Vergleich z.B. mit dem Düsseldorfer Bistro Fatal zeigt: Hat er sicher nicht. Und das ist auch gut so. Es ist eben ein Bistro. Aber ein sehr anständiges.}
Moabit is(s)t überall voll, auch draußen, nur bei Emil „verlieren“ sich gerade mal vier Gäste außer mir. Wobei der Gastraum selbst bei allerengster Stellung des schmalen Bistro-Mobiliars nur gut 20 Plätze hergibt. Deren Zahl zugunsten einer formschönen Theke auch noch fast zu halbieren, war die (kurzlebige) „Rettungs“-Idee von Frau Raue. Der junge Mann im Service verweist anlässlich der mauen Belegung auf das gute Geschäft am Vortag und den Umstand, dass es halt das hochpreisigste Resto im Kiez sei. Hoffen wir weiterhin das Beste; die Bekanntheit wurde dank RTL ja schon mal gesteigert.
Das Ambiente nach der Re-Rettung ein (wie ich finde) durchaus charmantes Chaos. Die hübsch lavendelfarben gestrichenen Wände und die 4 ovalen Spiegel sind von der eher kühlen Gestaltung durch Mm. Raue II geblieben. Gefliester Boden, andererseits eine Kerze auf jedem Tisch, also schummrig, wozu die farbige Lichtkunst unter der Decke beiträgt. An den Wänden allerlei Bilder und sonstige Deko, die alles ist, nur nicht aus einem Guss. Wie es sich für das Klischee gehört, werden Chansons gespielt, dankenswerterweise nicht nur die allzu bekannten.
Mir gefällt es so. Nur leider ist die Luft massiv verraucht; die Lüftung scheint nicht zu funktionieren. Oder war gar nicht eingeschaltet, denn später bessert es sich deutlich. Ich flüchte zunächst auf den Bürgersteig der ruhigen Seitenstraße, trotz des eher kühlen herbstlichen Wetters. Ein älterer Mann, der im hochgeschlossenen Trenchcoat(!) an einer Biergarten-Garnitur sitzt, fällt hier nicht auf. Berlin halt... Die vielen vorbei joggenden jungen Menschen beweisen, dass die Gentrifizierung tatsächlich Moabit erreicht hat.
Der sehr, sehr nette fränggische Kellner trägt dementsprechend natürlich Schnauzer. Aber versteht vor allem was von seinem Handwerk. Und siezt mich sogar. Doch noch nicht wie in Mitte...
Man frönt übrigens nicht nur beim Essen einer französischen Leidenschaft: Über dem Durchgang zur Küche hängt ein Rennrad und auf der Karte findet sich unter den ausschließlich selbst gefertigten Desserts ein Paris-Brest! Das ist nun wirklich ein selten anzutreffendes Gebäck diesseits von Grand-Est.
Kleine Irritation: Der gebrachte Wein stimmt nicht mit der Karte überein. Der Kellner entschuldigt sich und bietet aktiv einen Preisnachlass an, da kein anderer Sauvignon Blanc verfügbar sei. Das braucht es nicht. Die 38€ enthalten dann halt einen Spenden-Teil für junge Menschen, die verrückt (oder in diesem Fall verpeilt) genug sind, sich in der Gastro selbstständig zu machen.
Erst kommen Pistazien zum Knabbern; eine nette Kleinigkeit, aber auch nicht mehr. Amuse Fehlanzeige. Zum Wein gibt es einfaches Brot und Leitungswasser auf‘s Haus. Tout Bistrot; wie kommt der Kerl bloß auf Feinschmecker-Restaurant?
Die Karte hat sich seit der Aufzeichnung der problematischen RTL-Sendung kaum geändert: Es werden vier Menüs angeboten: Vegetarisch, zweimal mit Fleisch oder mit Fisch. Ich entscheide mich für das Menü Aquatique für aktuell 58€ und freue mich an meinem gespritzten Pampelle, dem Grapefruit-Likör aus Korsika. Für 8,5€ eine angenehm herb-säuerliche Abwechslung im orangen Spritzeinerlei…
Dann gehts los:
Erste Runde: Jakobsmuscheln in Weißweinreduktion. Drei kleinere Exemplare gut gegart und klar erkennbar. Leicht gratiniert, aber nicht von einer zähen Käsehaube erschlagen. Dazu Schalotten, und Petersilie, eine klare Säure vom Wein. Pikant durch beherzten Einsatz von Pfeffer. Das war lecker und mehr als 08/15.
Nächster Gang: Drei kleine Filets vom Wolfsbarsch.
So saftig, wie dieser eher magere Fisch halt sein kann. Die Haut noch leicht knusprig. Untadelig.
Die Sauce mit Passionsfrucht hat die typisch fruchtige, aber nicht adstringierende Säure. Passt zum kräftigen Fisch überraschend gut, nur die sehr bissfesten Karotten gehen unter. Süße fehlt, Wo ist das sonst so omnipräsente Selleriepüree, wenn man es braucht? Vanille wäre auch eine schöne Option gewesen.
Unerwartet und daher trotzdem interessant (und zwar nicht Sinne der kleinen Schwester von…).
Dann schon Dessert: Die Tartelette aux Citron überrascht zunächst optisch, aber der Fladen dünnen Mürbeteigs ist süß und ge(würzig) und hält die frische, feste Limettencreme gut in Schach. Mandeln, Puderzucker und Limettenabrieb fügen das ihrige bei. Kannste schicken.
Weil es so selten ist, bestelle ich tatsächlich ein zweites Dessert: Der Paris-Brest erweist sich als klassisches Konditorhandwerk. Spritzgebäck, noch kurz erwärmt, innen luftig, außen knusprig, auch die untere Hälfte. Die Haselnusscreme überraschend leicht und erfreulich nussig.
Likör ist leider nicht verfügbar, auf den freundlich angebotenen Cognac verzichte ich - wie auch schweren Herzens - auf den Käse!
Dem jungen autodidaktischen Chef - an diesem Abend nicht anwesend, was die gute Leistung nur hervorhebt - sei seine Selbstüberschätzung verziehen. Als (schon arg teures) Bistro hat mir das Chez Emil an diesem Abend durchaus gefallen. Wenn ich wieder in der Nähe bin, würde ich einen weiteren Besuch durchaus in Erwägung ziehen, schon weil in Moabit jenseits des Paris-Moskau (noch?) wenig aus dem Einerlei heraussticht. Möge das Chez Emil überleben!
Nun reiht sich also auch Tim Raue in die nicht enden wollende Riege der Restaurant“retter“ ein. Ob Rach, Rosin, ob Raue: Hauptsache Fernsehen. Das Geld verdient sich hier vermutlich leichter als in der Küche. Einzige Besonderheit der RTL- Produktion: T.Rs. aktuelle Ehefrau darf als „Innenarchitektin“ gleich mit retten. Ein Familienprojekt, wie schön…
Gleich die erste Sendung hat allerdings ein überraschendes Echo gefunden:
https://www.t-online.de/region/berlin/id_100454898/raue-der-restauranttester-berliner-koch-von-rtl-format-ausgetrickst-.html?utm_source=pocket-newtab-de-de
Mein Besuch in Moabit lag zeitlich zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung der Sendung. Folgend meine Eindrücke:
Chef Emil hat 2020(!) mit 17(!)... mehr lesen
Restaurant Chez Emil
Restaurant Chez Emil€-€€€Restaurant03025776851Dortmunder Straße 12, 10555 Berlin
4.0 stars -
"C‘est un Bistrot!" DerBorgfelderNun reiht sich also auch Tim Raue in die nicht enden wollende Riege der Restaurant“retter“ ein. Ob Rach, Rosin, ob Raue: Hauptsache Fernsehen. Das Geld verdient sich hier vermutlich leichter als in der Küche. Einzige Besonderheit der RTL- Produktion: T.Rs. aktuelle Ehefrau darf als „Innenarchitektin“ gleich mit retten. Ein Familienprojekt, wie schön…
Gleich die erste Sendung hat allerdings ein überraschendes Echo gefunden:
https://www.t-online.de/region/berlin/id_100454898/raue-der-restauranttester-berliner-koch-von-rtl-format-ausgetrickst-.html?utm_source=pocket-newtab-de-de
Mein Besuch in Moabit lag zeitlich zwischen Aufzeichnung und Ausstrahlung der Sendung. Folgend meine Eindrücke:
Chef Emil hat 2020(!) mit 17(!)
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Bis 12.00 Uhr werden wir uns wohl gedulden müssen, befürchtete ich, befragte aber vorsorglich den Netzauftritt eines sardischen Restaurants, das uns bei der Hinfahrt aufgefallen war. Und siehe da, schon ab 11.30 Uhr werden die Pforten geöffnet. Nach Erreichen des „Hauses der Bäckerinnung“ staunten wir zunächst über die große, witterungsbedingt aber nicht eingedeckte Terrasse. Und auch der Innenraum der ehemaligen Gildenstube überraschte nicht nur durch seine Größe, sondern auch durch die mit weißer Decke versehenen Tische, die u.a. mit Wasser- und Weingläsern, Brotteller und Buttermesser ganz klassisch vorbereitet waren. Dazu passend wurden wir von einem einem jungen Mann in schwarzer Hose und weißem Hemd freundlich begrüßt, der uns als erste Gäste die Platzwahl ließ und dabei ausdrücklich auch Vierertische am Fenster anbot. Sehr zugewandt und höflich, ebenso wie ein jüngerer Kollege und der (vermutliche) Chef Francesco La Pietra. Die lingua franca des Teams war italienisch. Auf unsere Wünsche wurde flexibel und rasch eingegangen. Wir fühlten uns als geschätzte Gäste, sehr angenehm und daher die volle Punktzahl.
Im Sardegna wird ein zweigängiger Mittagstisch angeboten, der preislich mit 16,5€ beginnt und sich dann je nach ausgewählter Variante steigert. Eine Schokomousse konnte für 6,5€ dazu geordert werden. Sicherlich keine günstigen Preise, aber für das dann Gebotene doch noch angemessen. Zumal, da es sich um (verkleinerte?) Gerichte der Hauptkarte handelte und etliche Nudeln und auch das Dessert selbst gemacht waren. Außerdem gefällt mir dieses Konzept, bei dem der Gast entscheidet, ob ihm auch zum Mittag nach hochwertigeren Zutaten für einen entsprechenden Preis ist. Finde ich allemal besser, als „jedes“ Mittags-Gericht 11,9€. Ansichtssache.
Trotz des Herbstwetters bestellte ich aber erst einmal einen Limoncello Spritz (8,5€), um den Sommer wenigstens im Glas zu verlängern. Sehr angenehm übrigens, wenn „beim Italiener“ nicht erst nachgefragt wird, was das denn sei… Das kleine Wasserfläschen schlug mit je 2,9€ zu Buche. Irritiert nahm ich zur Kenntnis, dass die Dame an meiner Seite aus den offenen Weinen ein Glas Lugana bestellte. Das hätte zu Docs Zeiten aber einen Kommentar aus Hannover gegeben! Zum Glück konnte ich wenig später in der Weinkarte eine Flasche Sauvignon Bianco aus dem Friaul (Collio Orientali, 39€) entdecken und mit einem Satz an die Theke den Lugana verhindern! Den Vorwurf der Übergriffigkeit musste ich in Kauf nehmen. Wobei nicht nur mir am Abend auf dem Hotelzimmer der restliche Wein noch sehr gut schmeckte…
Nun denn, die Mittagsangebote (16,5 bzw. 17,5€) waren gerade richtig für uns: Meine Frau wählte die hausgemachten Tagliolini in Trüffelsauce und vorher einen gemischten Salat „Italia“ (Mit gekochtem Ei, aber unter Verzicht auf den Hinterschinken. Trotzdem ein Lob für die seltene, ehrliche Deklaration auf der Karte „Hinterschinken in Salzlake, Fleischanteil 85%“.)
Vollste Zufriedenheit. Schon das „Grünzeug“ frisch und knackig, sogar die Tomate mit Geschmack, bereits mit nicht zu viel leichter Vinaigrette angemacht. Hat ihr sichtlich geschmeckt. Keine kleine Beilage, sondern eine ordentliche Vorspeise. Mit etwas Sorge sah sie der Pasta entgegen.
Zu Recht, denn die Portion war für mittags schon recht mächtig. Aber es geht ja vieles (rein), wenn die Pasta angenehmen Biss hat und eine raue Oberfläche, die die flüssige Trüffel-Sauce so gut aufnahm. Und bei der endlich mal der Duft der gehobelten Ware auch noch im Mund seine Fortsetzung fand. Respekt, da war nicht mit billigem Öl gearbeitet worden.
Ich vergnügte mich derweil mit ebenfalls selbst gemachten Ravioli, die mit einer eher unauffälligen Steinpilzfüllung daher kamen. Trotzdem sehr lecker, denn die angenehm dünn gearbeiteten Nudeltaschen wurden von Butter und Salbei (burro e salvia) umschmeichelt - aber eben nicht ersäuft!
Vorher hatte mir bereits das Vitello tonnato gut gefallen, obwohl die Bratenscheiben völlig unter der Thunfischsauce versteckt lagen. Aber keine bösen Überraschungen; das Fleisch außen mürbe und im Kern noch leicht rosa. Die Sauce deutlich erkennbar, nicht zu sahnig oder zu salzig, alles paletti.
Ein Dessert passte beim besten Willen nicht mehr, und der Espresso scheiterte zeitlich an der dringend benötigten Mittagsruhe im Hotel.
Wir empfehlen das Sardegna ohne Einschränkung, denn wir waren sehr zufrieden. Bei der Recherche im Netz fiel auf, dass es dem einen oder anderen Prominenten auch so gegangen ist.
Wie in ganz alten Zeiten, mal wieder eine Kritik ohne Fotos. Im Urlaub kommen eben die Routinen durcheinander!