Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren Schweinehund, der zu bequem zum Kritiken schreiben war, überwunden.
Nach etwa 100 Bewertungen hat mich der Verkauf an Yelp ausgebremst, da ich aussagekräftige Kritiken schreiben möchte, für Menschen, die gutes Essen schätzen. In einem Portal, bei dem man auch seine Wertschätzung für die Heiße Hexe an der Tankstelle veröffentlicht, fühle ich mich nicht mehr wohl und suche eine neue Kritikerheimat.
Nachdem mittlerweile (fast) alle geschätzten Kritikerinnen und Kritiker aus dem Verschwundenen Portal hierher gewechselt und ein paar mehr dazu gekommen sind, fühle ich mich wieder wohl. Ein bißchen wie im Stammlokal, man kennt/schätzt/neckt sich, tauscht Neuigkeiten aus... Eben lesen, schlemmen, schreiben.
Leider auch Gourmand gehe ich mittags regelmäßig allein oder mit Kollegen essen. Abendessen zu zweit waren in der Vergangenheit rar gesät, das wird jetzt nachgeholt! Auf Dienstreisen vertreibe ich mir die Zeit stets mit abendlichen Restaurantbesuchen, möglichst in den Highlights. So war ich auf Restaurantkritik gekommen und hatte den inneren... mehr lesen
Bewertungs-Statistik
Insgesamt 288 Bewertungen 369046x gelesen 10231x "Hilfreich" 9175x "Gut geschrieben"
Geschrieben am 29.03.2022 2022-03-29| Aktualisiert am
29.03.2022
Besucht am 27.06.2021Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 67 EUR
Zwischen zwei Ballenberger-Besuchen stand mir der Sinn einerseits nach Abwechslung und andererseits mal wieder nach deftiger Küche. Die Empfehlungen im Netz und der Internetauftritt ließen meine Wahl auf das Thüringer Restaurant an der Ecke des Wenigemarktes fallen, ein komplett gastronomisch-touristisch genutzter Platz gleich jenseits der Krämerbrücke.
An diesem heißen Sommertag waren fast alle Außenplätze belegt, aber von einer resoluten Servicekraft wurde mir ein wundersam freier Tisch unter der mächtigen Linde angeboten. Etwas misstrauisch nahm ich Platz, nicht ohne zu prüfen, ob noch klebriger Honigtau zu befürchten war. Das zwar nicht, aber ab und an fiel doch etwas aus dem Baum, so dass ich bei erster Gelegenheit an einen kleinen Zweiertisch ganz am Rande des Außenbereichs wechselte.
Der Blick war nicht ganz so prickelnd
(das leerstehende Gebäude an der Ecke Pilse wird inzwischen kernsaniert) und so erfreute mich an der Straßenmusik und den vorbeiziehenden Menschen. Einschließlich eines Fahrrad(!)-Posers und eines Insta-Girls, deren Catwalk der arme Boy gleich viermal (!) filmen musste...
Na, dachte ich so bei mir: Das ist doch eine Inspiration! Und wählte vier Gänge von der natürlich fleischlastigen Karte:
Gekühltes Gurken-Joghurt-Süppchen mit Dill (5,4€)
Carpaccio von der Schweinelende - kaltgeräuchert (10,9€)
Thüringer Wildsülze aus der Region (als Vorspeise 8,9€)
Thüringer Grillvariation W13 - Kotelett vom Duroc, Reh-Medaillon, Wildbratwurst - (26,9€)
Wenn schon, denn schon!
Die vielen Wildgerichte und die regionalen Erzeuger/Lieferanten hatten mich schon im Netz positiv angesprochen.
Zwei Bedienungen mit Berufserfahrung versorgten mich verlässlich mit Getränken und freundlich-burschikosen Ansagen. Die trockenen Sprüche gab’s gratis, für die flüssigen Erfrischungen musste ordentlich berappt werden: Schwarzbier (3,2€ für 0,25l!), Rhabarberschorle (2,6€ für 0,2l) und aufgesprudeltes Tafelwasser für 2,6€ je 0,5l, das hier als Alternative zum Mineralwasser angeboten wird.
Der Service ist den Abend über ordentlich beschäftigt, muss er auch, denn viele Touristen fragen um Platz nach, doch ohne Reservierung braucht es schon etwas Glück, genau im rechten Moment einen freien Tisch zu ergattern. Trotzdem bleibt den Damen noch Zeit für ein Lächeln im Vorübergehen, schön. Da ist es verschmerzbar, dass an eine verloren gegangene Bestellung erinnert werden musste oder die bestellten Gewürzmühlen erst am Nebentisch landeten.
Erfrischend geriet dann auch der Einstieg ins Abendessen mit einem Gurkensüppchen im Glas. Süppchen passt hier, denn übermäßig viel war es nicht.
Aber gut. Kühl, nicht zu kalt. Sämig, nicht zu dick. Prägnanter Geschmack der pürierten Gurke, der Dill nicht zu kräftig. Für einen Sommertag genau der richtige, leichte Start.
Dazu zwei Scheiben Brot, leider schon schlapp, aber das pikante mit Chili und Kurkuma überraschend lecker, gerade zur Gurke. Kein Allerweltsbrot aus dem Supermarkt.
Weiter ging es mit der kaltgeräucherten Schweinelende vom Erfurter Metzger; ein ungewöhnliches Räucherstück, oder? Egal, mal was anderes als das Rindfleisch in „Seidenpapierstärke“ das bei jedem Italiener landauf, landab kredenzt wird (und vermutlich öfter von der Metro stammt, als man denkt...). Hier waren es vermutlich mit der Maschine geschnittene Scheiben ähnlich einem Roastbeef, die vor dem Räuchern gut Salz gesehen hatten. Schmeckte mit der Rauchnote vorzüglich. Gutes Schweinefleisch, halt. Das stückige, eher trockene Pesto war mir insgesamt dann zu viel des Würzigen.
Ein kleiner Salat war zurückhaltend angemacht, aber frisch. Die krause Petersilie herrlich „deutsch“; dafür sollten die winzig kleinen Grana-Padano-Raspeln wohl an das italienische Original erinnern.
Ich freu mich immer, etwas bis dahin Unbekanntes zu probieren und bereute die Wahl nicht.
Ebensowenig bei der Thüringer Wildsülze, von der - obwohl extra als Zwischengangs-Größe bestellt - gleich drei reelle Scheiben auf dem Teller lagen. Dunkles mageres Fleisch von Reh, Wildschwein und Hirsch, des Mannheimers liebste Pilze und Zwiebeln waren üppig in den milden, das Fleisch nicht überdeckenden Aspik eingelegt. Überzogen war das Ganze mit einer leichten Vinaigrette für alle, die es saurer mögen, dazu rote Zwiebeln und Essiggurken-Scheiben. Ein perfektes kaltes Fleischgericht. Alternativ war noch reichlich Remoulade am Start, für die das Motto von Vater Klopfer gilt...
Und damit zur Grillvariation W13, bestehend aus Kotelett vom Thüringer Duroc-Schwein, einem Medaillon vom Thüringer Rehrücken und Wildbratwurst ebenfalls aus der Region. Statt der vorgesehenen mediterranen Rosmarinkartoffeln bestellte ich mir geschwenkte Schmelzklößchen und Rahmwirsing mit Zwiebeln, Speck und Backpflaume für die zusammen moderate 3€ Aufpreis berechnet wurden. When in Thuringia...
Diesmal dachte ich rechtzeitig daran, um medium gebratenes Kotelett zu bitten, kassierte aber eine herbe Abfuhr. Die Köche würden sich weigern, Schweinefleisch anders als durchgebraten heraus zu geben. Da hätten sich schon zu viele Gäste beschwert. Na, das ist eine seltsame Begründung. Schelm, wer Böses dabei denkt... Ich ergab mich wie gewohnt still leidend in mein Schicksal, das mir ein überwiegend gelungenes Stück Schweinefleisch bescherte, das nur außen zur Trockenheit tendierte. Aber schade war’s schon. Zumal das geschmacklich untadelige Stück wieder etwas abgekühlt war, was besonders der einst verlockend kross gebratenen Fettschicht nicht gutgetan hatte. Da konnten die anderen Stücke besser punkten: Klarer Sieger im Fleischdreikampf war das Rehmedaillon, das - eingewickelt in eine schützende Speckscheibe - super saftig daherkam. Gargrad gerade mal so medium, eher weniger. Warum genau geht das beim Wild, aber nicht beim Schwein vom guten Züchter?
Die mittelgrobe Wurst aus Reh und Wildschwein hatte eine deutlich wahrnehmbare Majoran-Note, war aber nicht überwürzt. Passte perfekt zum Wildgeschmack. Apropos: Röstaromen all überall: Freunde, ich sage Euch, ein Fest!
Bei den Beilagen hatte ich bzw. die Küche eine guten Griff getan. Der Wirsing nicht verkocht und nicht in viel schwerer Sahne ertränkt. Die Speckwürfel nicht zu salzig. Und die kleinen Stücke der Pflaume brachten sehr elegante süße Nuancen. Mitteldeutsches Soulfood! Die berühmten Klöße als kleine Ausgabe, ähnlich einer großen Schupfnudel geformt, hatten die richtige Textur zwischen fluffig und elastisch, genau mein Geschmack. Dazu schön in Butter geschwenkt, bis sich auch hier eine wunderbare Färbung einstellte. Hervorragend!
Und da war es auch schon, dieses „ungebetene Sättigungsgefühl“...(Das wird hier ein Klassiker werden!) Wie erfreulich, dass mir mit der Rechnung noch ein Averna aufs Haus ausgegeben wurde, als „Wiedergutmachung“ für das leicht erkaltete Schweinekotelett.
Mein Fazit ist eindeutig: Das Wenigemarkt 13 hat als Gesamtpaket richtig viel Spaß gemacht. Zwar werde ich soviel Fleisch auf einmal nicht so schnell wieder bestellen. Wem aber gut gemachte Thüringer Küche oberhalb des Mainstreams gefällt, ist hier ganz sicher richtig.
Zwischen zwei Ballenberger-Besuchen stand mir der Sinn einerseits nach Abwechslung und andererseits mal wieder nach deftiger Küche. Die Empfehlungen im Netz und der Internetauftritt ließen meine Wahl auf das Thüringer Restaurant an der Ecke des Wenigemarktes fallen, ein komplett gastronomisch-touristisch genutzter Platz gleich jenseits der Krämerbrücke.
An diesem heißen Sommertag waren fast alle Außenplätze belegt, aber von einer resoluten Servicekraft wurde mir ein wundersam freier Tisch unter der mächtigen Linde angeboten. Etwas misstrauisch nahm ich Platz, nicht ohne zu prüfen, ob... mehr lesen
Zum Wenigemarkt 13
Zum Wenigemarkt 13€-€€€Restaurant, Cafe3616422379Wenigemarkt 13, 99084 Erfurt
4.0 stars -
"Wilder Fleischwettkampf" DerBorgfelderZwischen zwei Ballenberger-Besuchen stand mir der Sinn einerseits nach Abwechslung und andererseits mal wieder nach deftiger Küche. Die Empfehlungen im Netz und der Internetauftritt ließen meine Wahl auf das Thüringer Restaurant an der Ecke des Wenigemarktes fallen, ein komplett gastronomisch-touristisch genutzter Platz gleich jenseits der Krämerbrücke.
An diesem heißen Sommertag waren fast alle Außenplätze belegt, aber von einer resoluten Servicekraft wurde mir ein wundersam freier Tisch unter der mächtigen Linde angeboten. Etwas misstrauisch nahm ich Platz, nicht ohne zu prüfen, ob
Geschrieben am 22.03.2022 2022-03-22| Aktualisiert am
24.03.2022
Besucht am 24.06.2021Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Ja, das Ballenberger. Vorab mal folgendes: Zwei Ecken von Erfurts absolutem Touri-Hotspot Krämerbrücke entfernt, ist das Ballenberger ein Lichtblick, meilenweit entfernt von den - teilweise - an Abzocke heranreichenden Allerweltsangeboten auf dem nahen Wenigemarkt. Wenn man frische Küche mit etwas kreativem Twist mag und eine gewisse Fehlertoleranz mitbringt, ist es eine sichere Bank. Außer vielleicht, man kommt ohne Begleitung und sucht eine freundliche, die Stimmung des Alleinessers aufheiternde Atmosphäre.
Trotzdem haben mich meine häufigen beruflichen Aufenthalte in Thüringens wunderschöner Landeshauptstadt seit dem letzten Sommer fünf- oder sechsmal meist allein in diese recht kleine Mischung aus Brasserie und Restaurant geführt, zum Teil mit nur wenigen Tagen Abstand.
Grund ist ein Alleinstellungsmerkmal in Erfurt und zunehmend in der Republik. Damit meine ich nicht die ansprechend kleine, mit gelegentlichen handwerklichen Holprigkeiten umgesetzte Karte und auch nicht unbedingt den Service, von verschiedenen erfahrenen Damen Typ Herz mit Schnauze erledigt. Wobei das Herz selten überwiegt. Allerdings ist die reine Leistung okay, Weine wurden zum Probieren angeboten, Extrawünsche mit der Küche geklärt und auch das Beschwerdemanagement funktionierte, ein Kaffee aufs Haus oder ein Gläschen eigener Marmelade fanden den Weg zu mir. Nur der Funke wollte meist nicht überspringen. Wobei hier der Fisch vermutlich vom Kopf her zu beschnüffeln wäre, wenn man z. B. Bewertungen auf nebensächlichen Portalen Glauben schenkt. Und auch an dem einzigen meiner Aufenthalte, bei dem die Inhaberin im Lokal weilte, stolzierte sie mit Eisesmiene durch die Tischreihen und schaute die Menschen nicht mit dem Sprichwörtlichen an, nur weil es Gäste waren. Nun ja.
Ein Grund, das Ballenberger häufiger aufzusuchen, wäre eher der Umstand, dass hier schon ab 09.00 Uhr ein vermutlich recht anständiges Frühstück offeriert wird. Die mal als improvisierten Aperó probierten Wurst-, Schinken- und (mit Abstrichen) Käsesorten waren zumindest überdurchschnittlich und nicht mit dem gemeinen Hotelfrühstück vergleichbar. Mittags zumindest ein Dreigang-Menü, ob auch die volle Karte angeboten wird, bleibt auf der Homepage etwas unklar. Von 9 bis 22 Uhr - für die gehobene Küche nicht mehr häufig zu findende Öffnungszeiten.
Nein, es ist viel profaner: Meine Termine sind fast immer am Dienstagmorgen. Und am Montagabend überhaupt ein gutes Restaurants zu finden, wird immer schwieriger - nicht nur in Erfurt. Dort erst recht, wenn man nicht auf die deftige Regionalküche zurückgreifen möchte (so man denn überhaupt weiß, wo sie in ansprechender Qualität angeboten wird).
Nun denn, genug der Vorrede: Hinein ins Ballenberger, wofür eine Stufe zu überwinden ist.
Das Lokal besteht aus zwei Räumen. Der vordere, größere ist eine charmante Mischung aus großblumigen Tapeten, Kronleuchter und voller Parade auf den andererseits einfachen Holzmöbeln und eher sachlicher Kunst. Aber durchaus liebevoll und vor allem mit vielen Blumen.
Dieses Zimmer beherbergt auch Garderobe, Theke, Küchenbuffet, Servicestation und Pass. Dementsprechend geht es wuselig und etwas lauter zu. Wir saßen hier einmal zu dritt und fühlten uns gut platziert. Ob die Abstandsregelungen den jeweils aktuellen Verordnungen entsprachen? Wer weiß das schon. Mir kamen die Abstände arg knapp vor - für vertrauliche Treffen ist das Restaurant sicher nicht geeignet, eher für Pärchen und kommunikative Menschen. Die Kontrolle der Zugangsregelungen erfolgte auf jeden Fall penibel und es stehen zwei Luftfiltergeräte bereit.
War ich allein - und waren die wenigen Metallstühle vor der Tür besetzt, die so schön im Bauchnabel prickeln... Pardon! die so schön an südlichere Städte erinnern - Bitte anklicken
zog es mich sofort in das kleinere „Wohnzimmer“ zur Rechten, wo auch das Weinangebot ausgestellt ist. Hier ist die Stimmung - ich kann es gar nicht anders beschreiben - zauberhaft. Seht selbst:
Beim Premierenbesuch gab es als Aperitif einen Crèmant von Aimery, der auch glasweise zu haben ist, bei späteren Gastspielen Pol Roger oder aktuell Prisecco von Jörg Geiger. Die Weinkarte ist übersichtlich, in der Breite aber der Größe des Hauses angemessen und hält überwiegend Einsteigerqualitäten von durchaus bekannten Weingütern des In- und Auslands bereit. Das ist keine Kritik, sondern nach meinen Erfahrungen bei vielen Besuchen in den unverbrauchten Bundesländern schlicht nachvollziehbar. Einmal habe ich die Weinbegleitung zum Menü gewählt, für die je nach Anzahl der Weine durchschnittlich zwischen etwa 7€ und 5,5€ pro Glas fällig sind. Das ist recht günstig. Für die Auswahl zeichnet die Chefin verantwortlich, leider haben Frau Ballenberger und ich unterschiedliche Geschmäcker. Bemerkenswert fand ich, dass der gewohnt zurückhaltend kritisierte Begleitwein zu einem Gang ein paar Tage später tatsächlich geändert worden war.
Das Ballenberger bietet in realistischer Einschätzung der personellen und räumlichen Möglichkeiten zwei Vorspeisen, zwei Zwischengänge, immerhin vier Hauptgerichte und zwei Desserts sowie eine Käseplatte. An Vegetarier ist gedacht, kein speziell veganes Angebot, soweit ich gesehen habe. Mittags werden für zwei Gänge 34€ fällig, was mir ein Abschreckerpreis zu sein scheint, denn deren drei gibt es für 38€. Abends kostet das Menü mit drei bis fünf Gängen 40€ bis 70€.
Ich probierte natürlich zum Auftakt das volle Programm und bevor es losging gab es als Einstimmung zweierlei selbst gebackenes Brot, das mit Kurkuma und mit Curry aromatisiert war. Hat nicht überzeugt, das eine trocken und das andere geschmacklich fad. Der dazu gereichte Kräuterquark mit Pumpernickel-Bröseln war etwas pappig geraten. Inzwischen ist man vermutlich auf (gut ) zugekaufte Ware umgestiegen, hat mir besser geschmeckt, auch die Dips, z.B. aufgeschlagene Tomatenbutter.
Der Einstieg in das Menü gelang mit einer „geeisten“ Avocado-Buttermilch-Suppe dagegen prächtig, zu der sich Chimichurri und Granatapfel gesellten. Milchprodukt und Frucht dämpften zunächst eine allzu große Schärfe des südamerikanischen Klassikers, die so angenehm im Mund bestehen blieb. Die Cremigkeit der Butterfrucht trug das Ganze mehr, als eigene Akzente zu setzen, was angesichts der prägnanten Mitspieler gar kein Schaden war. Die Temperatur war kalt, aber nicht die Geschmacksknospen betäubend, perfekt!
Als zweiten Gang bekam ich auf einem Couscous, der mit süßen Melonenstückchen versetzt war, zwei überraschend kleine, aber sehr zarte Jakobsmuscheln, die nicht nur mutig gesalzen waren, sondern beim Anbraten auch ordentlich Röstung erhalten hatten. Brauchte es auch, da die Rauchpaprika-Sauce kräftig vorschmeckte, nach dem die Knackigkeit der Gurken durch war. Insgesamt ein üppiges Gericht mit einem „kräftigen“ Geschmacksbild, das salzig ausklang. Der Eigengeschmack der an sich guten Muscheln wurde allerdings verschenkt, so dass ich den Teller als ein interessantes Experiment einordnen würde.
Konventioneller der folgende Seesaibling, der von einem langweiligen Graupenrisotto mit knackigen Lauchstücken, (zu) fester Karotte, Pesto und einer leichten Orangensauce begleitet wurde, deren elegante Fruchtsäure zum perfekt gebratenen Fisch passte. Die knusprige Haut begeisterte mich (insbesondere im Rückblick, weil beim letzten Besuch die abgeflämmte Haut eines Kabeljaus durch das Nappieren mit Fenchelragout „zerstört“ wurde). Seiner angenehmen Fettigkeit hätte aber ein deutlicherer Konter noch besser getan.
Ein Teller, der niemandem weh tat, dem aber auch ein wenig der Mut der ersten Gänge fehlte (Wie man‘s macht, ist halt falsch! Der Gast, das undankbare Wesen...:). Was bleibt, ist das gute Produkt und das tadellose Handwerk. Was auch schon eine ganze Menge ist.
Den dazu empfohlenen (!) fruchtigen und arg lieblichen Weißherbst von Zweigelttrauben tauschte ich nach einem Schluck gegen eine Riesling-Lagencuvée von Korrell.
Bevor es zum Fleisch ging, hatte ich mir „natürlich“ eine Erfrischung gewünscht, was auch kein Problem war. Aber wohl auch nicht so üblich, denn mit der Bestellung einer Kugel Kirschsorbet kam dann das gesamte Dessert. Aber ein Mann muss tun...
Also Kirsche, Schokokuchen-Streusel, frische Kirschen, Kakao-Karamellsauce und ein Blättchen Minze.
Old school, but good school.
Zurück zum Wesentlichen:
Das medium rare gebratene Rinderfilet war ordentlich gebräunt, schön saftig, vermutlich sous vide. Der Geschmack so lala (bei einem anderen Besuch wollte die Küche nichts über die Herkunft von angebotenem Wild sagen); kann man insgesamt aber so stehen lassen.
Sehr gut das Bett aus Auberginencrème, die am Gaumen sehr deutlich das Ausgangsproduktes verriet. Bei den großen Pfifferlingen war ich in Sorge, die Expertinnen und Experten hier, wissen sicher zu sagen, ob kleine tatsächlich besser schmecken. Hier waren die Schwammerl jedenfalls super und auch sauber geputzt. Beim Trüffel galt wieder mal: Riecht toll (Wenn man es mag.), bringt aber beim Essen nicht mehr viel. Noch abwesender der Portwein, der vermutlich in der Trüffelsauce verarbeitet war. Der Service war aber vorbereitet: Schon beim Einsetzen hieß es: Sie werden den Port nicht schmecken. Ja, dann mal gut, dass er in der Karte extra angekündigt wurde...
Wie schon oben geschrieben, wird neben dem Dessert auch eine kleine Käseplatte aus der Frühstücksauswahl angeboten. Auf dem Porzellan fanden sich dünn gehobelter Comté, Frischkäse von dreierlei Milch und Ziegenweichkäse. Nichts, was man nicht auch an der Käsetheke im Supermarkt bekommt. Was für den Markt spricht, nicht unbedingt gegen das Ballenberger. Aber, dass der Brique de Brebis vertrocknet war, schon. Sehr. Bei Käse hört der Spaß auf! Wenigstens hübsch angerichtet und von leckeren Kleinigkeiten begleitet? Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte:
Fazit: Trotz des Käse-Fauxpas eine sehr gelungene Einkehr im Ballenberger!
Dieses Niveau konnte leider bei den nachfolgenden Besuchen nicht immer gehalten werden. Aber die Gastro kämpft schon mit genug Problemen, da braucht es nicht noch einer ellenlangen detaillierten, kritischen Nacherzählung weiterer Besuche. )Ein paar Fotos mögen einen Eindruck vermitteln.) Ich habe die gelegentlichen handwerklichen Probleme und den schwankenden Service bei den jeweiligen Sternen berücksichtigt, daher auch die kleine Diskrepanz zu den hier beschriebenen Leistungen. Es bleibt aber bei der schon zu Beginn ausgesprochenen Empfehlung: Ballenberger, kann man machen!
Ja, das Ballenberger. Vorab mal folgendes: Zwei Ecken von Erfurts absolutem Touri-Hotspot Krämerbrücke entfernt, ist das Ballenberger ein Lichtblick, meilenweit entfernt von den - teilweise - an Abzocke heranreichenden Allerweltsangeboten auf dem nahen Wenigemarkt. Wenn man frische Küche mit etwas kreativem Twist mag und eine gewisse Fehlertoleranz mitbringt, ist es eine sichere Bank. Außer vielleicht, man kommt ohne Begleitung und sucht eine freundliche, die Stimmung des Alleinessers aufheiternde Atmosphäre.
Trotzdem haben mich meine häufigen beruflichen Aufenthalte in Thüringens wunderschöner Landeshauptstadt seit... mehr lesen
3.5 stars -
"Empfehlung nahe der Krämerbrücke" DerBorgfelderJa, das Ballenberger. Vorab mal folgendes: Zwei Ecken von Erfurts absolutem Touri-Hotspot Krämerbrücke entfernt, ist das Ballenberger ein Lichtblick, meilenweit entfernt von den - teilweise - an Abzocke heranreichenden Allerweltsangeboten auf dem nahen Wenigemarkt. Wenn man frische Küche mit etwas kreativem Twist mag und eine gewisse Fehlertoleranz mitbringt, ist es eine sichere Bank. Außer vielleicht, man kommt ohne Begleitung und sucht eine freundliche, die Stimmung des Alleinessers aufheiternde Atmosphäre.
Trotzdem haben mich meine häufigen beruflichen Aufenthalte in Thüringens wunderschöner Landeshauptstadt seit
Geschrieben am 17.03.2022 2022-03-17| Aktualisiert am
17.03.2022
Besucht am 08.02.2022Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
also verstecktes Juwel, sagt man neuerdings zu einem Geheimtipp. Und nicht weniger als ein Juwel hatten wir entdeckt, da waren mein Kollege und ich uns sicher, als wir nach über drei Stunden wieder auf die Allerheiligenstraße hinaustraten, eine der vielen bestaunenswerten Gassen in Erfurt.
Tatsächlich bietet Inhaber Jan-Hendrik Feldner schon seit über 10 Jahren in der Hauptstadt Thüringens spanisch-katalanische Genüsse an. Aber in seinem Castillo Catalana an der Markstraße, das alleine im Gewölbekeller 75 Plätze anbot, klaffte doch eine zunehmende Lücke zwischen den Erwartungen Mallorca-affiner Gruppen und dem kulinarischen Selbstverständnis. Zumal beim immer noch jungen Küchenchef Sebastian Ernst, der auch schon seit 2013 im Haus ist und - das kann man sicher sagen - Ambitionen hat.
So wurde 2019 der Cut gemacht und, nachdem sich ein schon fest geplanter Umzug an den Wenigemarkt kurzfristig zerschlagen hatte, im schmucken Altbau die 20 Plätze des ESTIMA eröffnet. Eine gesonderte kleine Tapas-Bar ganz nach dem Vorbild Barcelonas sollte schon länger dazukommen; die harten Einschränkungen für die Gastronomie verhinderten dieses immer noch verfolgte Ziel. Bis dahin wird ein Doppelkonzept am Standort gefahren: Montags und Dienstags werden von einem eigens eingestellten Koch kreierte Tapas mit kreativem Twist angeboten; von Mittwoch bis Samstag ist ganz klar fine-dining. Auch dafür steht die Entwicklung der modernen spanischen und katalanischen Küche Pate - ohne mit allzu schrägen molekularen Experimenten zu überfordern. Nach einem Besuch bei Martín Lippo, dem „Stickstoff-Papst“ wird auch im ESTIMA mit der nicht ganz harmlosen Zubereitungsart experimentiert. Aber: Heißes Öl ist auch gefährlich.
Vielleicht bedingt durch ein paar interessierte Mails vorab wartete der Chef mit seiner kleinen Crew in dem in zwei unterschiedliche Bereiche aufgeteilten Raum schon auf uns. Hochformat Hochformat
Zwei im Service, zwei in der Küche, dazu zwei Azubis. Das war an diesem Mittwoch eine mehr als ausreichende Besetzung, denn außer uns kam nur ein Paar ins Reich der katalanischen Hochküche. Oder vielleicht auch ein weiteres - so genau kann ich das gar nicht sagen, denn man hatte uns freundlicherweise den Chef‘s Table angeboten. Von diesem erhöhten Platz aus hatten wir nicht nur beste Sicht auf die Arbeit von Sebastian Ernst und seinem Sous Jürgen Birth, Bitte anklicken
sondern wurden auch vom Gastgeber mit vielen interessanten Details zu den Gerichten und der spanisch-südfranzösischen Küche versorgt. Klar, dass dabei auch ein paar Tipps für den nächsten Barcelona-Urlaub abfielen.
Zum Start nippte mein Kollege an einem Cava, und ich ließ mir einen Oloroso schmecken, während wir alles auf eine Karte setzten, will heißen, die vollen sieben Gänge des einzigen Menüs (111€) orderten. Unverträglichkeiten wurden dabei en passant abgefragt. Der Einstieg ist schon ab 4 Tellern (69€) möglich, wobei der Chef schon darauf hinwies, dass die Portionen nicht zu mächtig seien. Andererseits wird im ESTIMA allerlei davor, danach und dazwischen geboten.
Vor den schon in der Karte angekündigten Amuses - hier Aperitivos gehießen - kam schon mal gleich die erste Kostprobe aus dem Trockeneis: Eine Manchegocrème mit Chorizo-Krusteln und Pinienkernen wurde zum gefrorenen Lolli, leicht mürbe und im Mund schön schmelzend. Von Form und Konsistenz einem hausgemachten Vanille-Eis nicht unähnlich, aber eben eindeutig Käse. Nicht schlecht! Mich freut es immer, wenn Geschmackserfahrungen durchbrochen werden und halte es auch nicht für eine unnütze Spielerei, den natürlichen oder bekannten Zustand von Lebensmitteln zu verändern; nichts anderes passiert beim Garen in seinen üblichen Formen ja auch.
Die Parade der Appetithappen eröffneten grüne und schwarze „Oliven“ und schon die Anführungszeichen verrieten, dass hier natürlich wieder mit Erwartungshaltungen gespielt wurde. Eine dünne Hülle platzte auf, ihre schokoladige Note verriet Kakaobutter. Die dünnflüssige Füllung der grünen Fake-Früchtchen war tatsächlich aus dem Saft von Oliven gewonnen. Bei den schwarzen wechselt die Küche von Zeit zu Zeit. Mir war die aktuelle Mischung aus Portweinreduktion, Orangenschale und roter Bete etwas zu süß geraten, aber das ist Geschmacksache.
Es folgte ein knuspriges Tomatenbaiser, das von Sumach, Gewürzcouscous und Datteln in 1001 Nacht entführt wurde. Die Aromen ausgewogen und alle erkennbar.
Etwas einfacher dann die getrocknete Aprikose (mit erkennbaren Kern?), die fest, aber angenehmer Weise nicht zäh-ledrig geraten war. Mir wurde es beim langen Kauen zu eindimensional süß, was Herrn Feldner zu einem kleinen Lächeln veranlasste, denn bei meinem Fokus auf die Aromen-Entwicklung hatte ich nicht bemerkt, dass hier Mango und Kürbis (Das war auch der Aprikose Kern!) verarbeitet worden war. Nix Aprikose, nix einfach!
Von außen unscheinbar die kleine Thunfisch-Praline, aber die gar nicht hoch genug zu lobende Ware von Balfégo war mit einem Algengelee ummantelt und wurde von Yuzu und schwarzem Knoblauch so gekonnt begleitet, dass der Fisch immer präsent blieb. Großes Kino.
Eigentlich war Schluss mit Einstieg, aber Sebastian Ernst legte noch ein Kalbstatar mit exotischer Tamarinde-Kubeben-Mayo, knackigen dünnen Winterrettich-Scheiben und Petersilienpulver drauf.
Klassischer in der Herstellung, im Ergebnis sehr gelungen.
Und immer noch nicht genug des Guten, denn ratz-fatz stand die Interpretation einer Vichysoise vor uns mit à la minute sous-vide-gegartem und dann abgeflämmtem Lauch einerseits und Eis aus französischem süßem Senf andererseits. Frittierte Gemüsestreifen und im Stickstoff geeiste Tapiokaperlen knusperten angenehm, die feinen Streifen Bellota-Schinken blieben in diesem schmackigen Amuse unauffällig, das andernorts als Vorspeise durchgegangen wäre.
Nach diesem fulminanten Auftakt war erst einmal Beruhigung angesagt mit einem selbst gebackenen, tadellosen Baguette, das ohne Butter oder Dips gereicht wurde. Auf Nachfrage bekam ich selbstverständlich Öl von Arbequina-Oliven.
In der Zwischenzeit hatten wir uns um die Weine gekümmert, bzw. nur ich, denn mein Kollege hatte sich fürs Auto entschieden.
Die Auswahl im ESTIMA ist schmal - 7 Rote, 5 Weiße, 2 Rosé, dafür immerhin 3 Cavas. Nur Spanier und alle auch offen erhältlich bei moderat kalkulierten Flaschenpreisen (ich schätze Faktor 2,5) zwischen 23 und 50 Euro. Ohne viel Federlesens wurden uns verschiedene kleine Gläser zum Probieren eingeschenkt. Natürlich ist fast jede Weinrichtung vertreten, nur mir als Rotwein-Novize hat ein kräftig im Holz ausgebauter Chardonnay dann doch gefehlt. So fiel die Wahl zum Einstieg auf einen Albariño aus den Rias Baixas. Später erfolgte der Umstieg auf einen Murmuri, eine Cuvée aus Garnatxa blanca und Macabeu, ein seltener Weißer aus dem Priorat, dem Land der Roten, das auch Pfälzer schätzen. Nach dem Dessert wurde noch ein Moscat de Ribesaltes eingeschenkt, ein franko-katalanischer Süßwein.
Da wir uns ein bißchen Zeit für die Arbeit erbeten hatten, reduzierte die Küche das Tempo angenehm und stieg jetzt mit Gelbschwanzmakrele in das Menü ein, die unter ihrem japanischen Namen Hamachi in der Karte stand. Alle Variationen - Sashimi, angenehm salziges Tatar und fein geflämmtes Tataki - überzeugten geschmacklich total. Die weiteren Protagonisten Fenchel, Escabeche, Mandarine und Erdnuss loteten das Geschmacks- und Texturspektrum von sauer über würzig bis fruchtsüß, von knackig bis cremig gelungen aus. Witzig - oder kitschig - war die Erdnusscrème, die mittels Silikonform in das Aussehen des Ausgangsproduktes gebracht wurde. Interessant die deutliche Säure der Gewürzsauce, die aus einer molekularen Sphäre vorsichtig über das Gericht verteilt werden sollte, wie uns Herr Feldner empfahl. Das nenne ich hilfreichen Service.
Ein Teller wie aus der deutschen Sterneküche ein wenig zurückliegender Jahre: Viele Komponenten in verschiedenen Zubereitungen und Texturen harmonisch zusammengebracht. Mich holt das immer ab, wenn es so gut gelingt, wie hier: Viele schöne Kombinationen waren möglich, trotzdem wurde der Fisch nie zugedeckt.
Mehr auf das Produkt fokussiert der zweite Gang, für den der Begriff instagramable nicht nur wegen des schönen Tellers passt.
Bei aller Begeisterung für die Farben „verblassen“ diese doch hinter der geschmacklichen Qualität einer Obsiblue-Garnele aus einer der Zucht auf Neu-Kaledonien, die sich beim Genießen immer stärker durchsetzte. Auch handwerklich tipptopp, ich hätte sie mir sogar radikal glasig gewünscht, aber das ist nicht jedermanns Sache. Zumal die Mitspieler denen des ersten Gangs zwar ähnelten, aber doch eine Spur anzogen: fruchtig-bittere Grapefruit statt Mandarine, knackiger Kopfsalat und Estragon statt Fenchel und an Stelle von Erdnuss ein Vanille-Schaum und Speck-Krusteln, die durch einen gepufften und geräucherten Tapioka-Chip ergänzt wurden.
Vor dem Wechsel auf fleischliche Genüsse streute Sebastian Ernst einen vegetarischen Gang ein. Aber einen mit Umami: Holla, die Waldfee! Nach dieser unglaublich geschickten Andeutung ist es natürlich klar: Es ging um Waldpilze, die roh, angebraten und als dehydrierte Bröckchen, aber auch als klassisch spanischer Flan verarbeitet wurden. Allzuviel Schmackigkeit konterten ein Essig-Gel aus P.X.-Trauben, frischer junger Spinat und ein deutlich vernehmbarer Rosmarinschaum. Buchenpilz, Pfifferling, Champignon und Steinpilze waren bei diesem Waldspaziergang sicher dabei. Dass die kräftige, etwas gebundene Bouillon im Reagenzglas gereicht wurde, löst in Berlin-Mitte wohl keine Überraschung mehr aus, aber Nova Regio und Jürgen Dollase sind weit. Überhaupt kein Problem.Umami, ick liebe Dir!
Ich freute mich lieber über die gesondert servierte, typisch spanische, nämlich eher weiche Krokette mit Pilzfarce und Brunnenkresse!
Den Auftakt der Fleischgänge machte mal nicht baskische Kuh (die ja erschreckend oft aus Polen stammen und nur ihr Dasein im Schlachthof von Bilbao ausgehaucht haben soll), sondern trocken gereiftes galizisches Kalb.
Erneut ein Teller „wie gemalt“:
Das Fleisch sous-vide gegart und nachgebraten, zart und saftig und die Röstaromen tun meiner Ansicht nach Kalbfleisch gut. Der feine Geschmack wurde durch die abermals beeindruckende Parade der Begleiter nicht überdeckt: Neben dem Überraschungsgast Birne gefielen die Texturen von Kürbis, z.B. der Schaum oder die dickflüssig gefüllte Sphäre, nur kurz angeschwenkter frischer Spinat und sehr passend auch zum hellen Fleisch Piemont-Haselnuss (die es im Gegensatz zur Piemont-Kirsche wirklich gibt). Vadauvan setzte zwar etwas kräftigere Akzente, insgesamt abermals ein sehr harmonischer Gang.
Durchaus beherzter ging es beim Lammrücken zu; das Fleisch aus einer Thüringer Zucht der Nolana-Rasse, mir bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt. Mein Tischpartner war höchst interessiert, da selbst Amateur-Schafzüchter. Sehr mager und damit auch einen Tick weniger saftig als von mir geschätzt. Für kräftige Aromen sorgten Macis, Kapern (frittiert und in der Jus) und Chutney von der Piquillo-Paprika. Die Verwendung von Loomi, also schwarzer Zitrone, als Topping brachte prononciere Säurespitzen ins Spiel. Da waren die verschiedenen Zubereitungen von Süßkartoffeln nicht nur willkommener süßer Konterpart, sondern gefielen auch Texturen, nämlich frittiert, als geräuchertes Püree und Knusper. Nur meine Kamera war offenbar etwas überfordert von den vielen Produkten und rückte sie in ein unverdient schwaches Licht.
Und während wir noch genussvoll vor uns hin kombinierten, zauberte die Küche plötzlich noch
ein Töpfchen hervor, unter dessen Batatenschaum sich geschmorte Lammkeule versteckte. Hei, war das ein schmackiges Vergnügen!
Sehr schön, dass das ESTIMA-Menü auch einen Käsegang bereit hält!
In diesem Fall cremiger Ziegenfrischkäse, in den Tonkabohne eingearbeitet worden war. Davon ein Ring gebettet auf Granny Smith und einer Gel-Matte ebenfalls vom erfrischenden Apfel bedeckt, der dem Ganzen mehr fruchtige Frische einhauchte, als es die üblichen Mitspieler zum Käse sonst so tun. Sehr passend zum stets leicht säuerlichen Ziegenkäse. Mit der knackigen Scheibe schwarzer Walnuss wurde nochmals eine übliche Beilage zur Käseplatte spielerisch zitiert. Ungewöhnlicher, aber saisonal stimmig die frisch gehobelten Späne Wintertrüffel, dessen Stärke eher im Duft als im kräftigen Geschmack liegt.
So hätte sich der Reigen, der mit dem Manchego-Eis begonnen hatte, eigentlich mit Käse auch wieder schließen können. Aber da die freudlose Fastenzeit drohte, gönnte ich mir ausnahmsweise ein Dessert, das sich schon auf der Karte verführerisch las: Die sehr gute spanische Marcona Mandel in allerlei Spielarten von knackig bis zu himmlischem Toffee begleitet von Sherry- und Kaffee-Aromen und einem Safran-Eis. Auch mit Kardamom und Sternanis sollte vielleicht der maurischen Herrschaft in Al-Andalus eine Referenz erwiesen werden. Das knusprige Waffelblatt konnte dazu meine Arabeske sein. Insgesamt wunderbare Patisserie, die ganz ohne Zitrusfrüchte (oder gar Gemüse!) niemals zu süß wurde.
Die Agrumen waren dann in einem der abschließenden Pralinés mit angenehmer Säure vertreten. Zur Seite ein Kegel Giuanduja mit ein wenig Haselnusscrunch und mein persönlicher Favorit eine rhombische Form gefüllt mit einem Likör auf der Basis von Luis Felipe Brandy. Salut!
Das war die letzte der vielen außergewöhnlichen und hochwertigen Zutaten, die im Menü verarbeitet wurden und den für Erfurt recht sportlichen Menüpreis doch rechtfertigen.
Fazit:
Vor ein paar Jahren hätte sich das ESTIMA ziemlich sicher einen Michelin-Stern abgeholt und auch im aktuellen Führer finden sich viele ausgezeichnete Restaurants, deren Küchenstil - gekennzeichnet durch eine hohe Zahl von Produkten und deren Varianten pro Gang - sich kaum vom hiesigen unterscheidet. Aber die Zeit ist vorangeschritten und anderes steht in der Gunst der Tester: Produktfokussierter, weniger, klarer muss es auf dem Teller zugehen.
Ob man darüber in der Allerheiligenstraße allzu traurig ist, weiß ich gar nicht. Das Publikum und dessen Erwartungen verändern sich mit der Auszeichnung. Und auch unterhalb solcher Weihen gibt es im Jahre 32 der Einheit in den mittelalten Bundesländern immer noch Nachholbedarf an kulinarischen Highlights. Ich freue mich sehr, dass in Erfurt neben dem Clara (das seinen Stern verloren hat) eine echte Alternative für Feinschmecker entstanden und hoffe für den Betreiber, dass es nicht mehr lange ein Geheimtipp bleibt. Dem Guide Michelin scheint es ganz ähnlich zu gehen, denn ganz aktuell wird das Restaurant erstmals in der kleinen roten Feinschmecker-Bibel lobend erwähnt. ¡Viva ESTIMA!
also verstecktes Juwel, sagt man neuerdings zu einem Geheimtipp. Und nicht weniger als ein Juwel hatten wir entdeckt, da waren mein Kollege und ich uns sicher, als wir nach über drei Stunden wieder auf die Allerheiligenstraße hinaustraten, eine der vielen bestaunenswerten Gassen in Erfurt.
Tatsächlich bietet Inhaber Jan-Hendrik Feldner schon seit über 10 Jahren in der Hauptstadt Thüringens spanisch-katalanische Genüsse an. Aber in seinem Castillo Catalana an der Markstraße, das alleine im Gewölbekeller 75 Plätze anbot, klaffte doch eine zunehmende Lücke... mehr lesen
ESTIMA by Catalana
ESTIMA by Catalana€-€€€Restaurant03615506335Allerheiligenstraße 3, 99084 Erfurt
4.5 stars -
"HIDDEN GEM" DerBorgfelderalso verstecktes Juwel, sagt man neuerdings zu einem Geheimtipp. Und nicht weniger als ein Juwel hatten wir entdeckt, da waren mein Kollege und ich uns sicher, als wir nach über drei Stunden wieder auf die Allerheiligenstraße hinaustraten, eine der vielen bestaunenswerten Gassen in Erfurt.
Tatsächlich bietet Inhaber Jan-Hendrik Feldner schon seit über 10 Jahren in der Hauptstadt Thüringens spanisch-katalanische Genüsse an. Aber in seinem Castillo Catalana an der Markstraße, das alleine im Gewölbekeller 75 Plätze anbot, klaffte doch eine zunehmende Lücke
In ihrem inhabergeführten Hotel Worpsweder Tor will Familie Drais auch kulinarisch mehr Moderne wagen: Im neueröffneten Restaurant paulas (nach Paula Modersohn-Becker, die in Worpswede lebte und arbeitete) soll neben deutlich aufgefrischten internationalen Klassikern und verstärkt Produkten regionaler Erzeuger zukünftig der Fokus auf vegetarischen und veganen Angeboten liegen. Dazu hat man den kulinarischen Tausendsassa André Renken (neben seinen diversen Catering und Pitmaster-Aktivitäten zuletzt Chef im Tresor an der Bremer Universität) verpflichtet und als Sous-Chef aus dem Canova Fabian Grosser.
Wer sagt, dass der Norden die guten Landgasthöfe vergisst?
In ihrem inhabergeführten Hotel Worpsweder Tor will Familie Drais auch kulinarisch mehr Moderne wagen: Im neueröffneten Restaurant paulas (nach Paula Modersohn-Becker, die in Worpswede lebte und arbeitete) soll neben deutlich aufgefrischten internationalen Klassikern und verstärkt Produkten regionaler Erzeuger zukünftig der Fokus auf vegetarischen und veganen Angeboten liegen. Dazu hat man den kulinarischen Tausendsassa André Renken (neben seinen diversen Catering und Pitmaster-Aktivitäten zuletzt Chef im Tresor an der Bremer Universität) verpflichtet und als Sous-Chef aus dem Canova Fabian Grosser.
Wer sagt, dass der Norden die guten Landgasthöfe vergisst?
Restaurant Paulas im Hotel Worpsweder Tor
Restaurant Paulas im Hotel Worpsweder Tor€-€€€Restaurant, Cocktailbar0497298930Findorffstraße 3, 27726 Worpswede
stars -
"Zu neuen Ufern" DerBorgfelderIn ihrem inhabergeführten Hotel Worpsweder Tor will Familie Drais auch kulinarisch mehr Moderne wagen: Im neueröffneten Restaurant paulas (nach Paula Modersohn-Becker, die in Worpswede lebte und arbeitete) soll neben deutlich aufgefrischten internationalen Klassikern und verstärkt Produkten regionaler Erzeuger zukünftig der Fokus auf vegetarischen und veganen Angeboten liegen. Dazu hat man den kulinarischen Tausendsassa André Renken (neben seinen diversen Catering und Pitmaster-Aktivitäten zuletzt Chef im Tresor an der Bremer Universität) verpflichtet und als Sous-Chef aus dem Canova Fabian Grosser.
Wer sagt, dass
Wolfgang Pade schreibt:
„Allen Gästen, die MONTAGS oder DIENSTAGS buchen, spendieren wir einen Aperitif & einen kleinen Gruß aus der Küche - an den Wochenenden sind wir immer überbucht, am Wochenanfang ist es meist mau.
So geht das nicht…“
(Quelle: Facebook WP)
Wolfgang Pade schreibt:
„Allen Gästen, die MONTAGS oder DIENSTAGS buchen, spendieren wir einen Aperitif & einen kleinen Gruß aus der Küche - an den Wochenenden sind wir immer überbucht, am Wochenanfang ist es meist mau.
So geht das nicht…“
(Quelle: Facebook WP)
Pades Restaurant
Pades Restaurant€-€€€Restaurant, Catering042313060Grüne Str. 15, 27283 Verden (Aller)
stars -
"Kreative Ideen sind gefragt..." DerBorgfelderWolfgang Pade schreibt:
„Allen Gästen, die MONTAGS oder DIENSTAGS buchen, spendieren wir einen Aperitif & einen kleinen Gruß aus der Küche - an den Wochenenden sind wir immer überbucht, am Wochenanfang ist es meist mau.
So geht das nicht…“
(Quelle: Facebook WP)
Geschrieben am 24.02.2022 2022-02-24| Aktualisiert am
26.02.2022
Besucht am 24.02.2022Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 43 EUR
Nach den Stürmen hat sich der Bahnverkehr normalisiert. Alles fährt verspätet wie eh und je. Das bescherte mir das Zeitfenster für ein schnelles Abendessen in diesem Haus der hocherhabenen Bürgerlichkeit. Wenn es sehr schnell geht, könnte es sogar mit dem nächsten Zug klappen, dachte ich so bei mir und informierte den Service über meine Zeitplanung.
Ob denn die Suppe schon heiß sei, fragte ich vorsichtshalber den Ober, der mir mit seiner sehr direkten Ansprache noch schlecht in Erinnerung war. Die Bestätigung erfolgte deutlich („Ich weiß, Sie müssen zum Zug.“). Also dann: Räucheraal mit Rührei auf geröstetem Brot, bitte und vorab die schon heiße Consommé.
Tja, und dann begann das Warten...
Jedoch nicht ohne Unterhaltung, denn nebenan fuhrwerkten offenkundig Bierkutscher. Was nicht nur am Lärm erkennbar war, der so ja nicht vom letzten Eindecken trotz schon länger geöffneten Pforten kommen konnte, sondern auch an dem mit viel Liebe zur Wiederholung genutztem Sch...-Wort. Alte Kellner-Weisheit: Ein Gast ist kein Gast! Wissen viele gar nicht...
Der Service wurde derweil einer jungen Auszubildenden oder Aushilfe überlassen, die sich nach ihren Kräften mühte. Und nach 10 Minuten zu meiner Überraschung, eigentlich Bestürzung, mit einem Amuse am Tisch stand, das die Küche halt im ganz normalen Ablauf geschickt hatte. Da war schon klar, dass es mit dem „ganz schnellen“ Abendessen nicht klappen würde. Im Rückblick vermute ich, dass die Küche halt noch nicht fertig vorbereitet war, da es bei den später kommenden Gästen viel flotter ging. Oder der Service hat vergessen, den Zeitdruck mitzuteilen, auf jeden Fall keine Lust gehabt nachzuhaken. Oder es war ihm sowieso egal, und er hat einfach etwas daher geredet. So oder so, Wertschätzung für den Gast sieht anders aus.
Schnitt!
Überzeugend war das Essen. Mehr als das, beglückend war es, beginnend mit dem Appetithappen:
Zwei Stückchen vom Rotgarnelenschwanz, warm und ausdrucksstark, nicht zugedeckt von überraschend mild-würzigem Salat aus italienischem Staudensellerie.
Die Suppe kam dann nach einer guten Viertelstunde - ohne Erklärung für den Zeitverzug, dafür mit einer feinen Mark-Einlage. Und leider auch mit einem fiesen Knochensplitter, der aber keinen Schaden anrichtete. Einziger Fauxpas der Küche. Geschmacklich war die Rinderkraftbrühe genau das. Kräftig nach Fleisch schmeckend. Mutig ge-, aber nicht überwürzt und das Knochenmark schmolz lippenbefettend dahin. Über 14 Euro kann man diskutieren. Oder auch nicht, wenn man die Preisentwicklung eines guten Ausgangsproduktes, vor allem aber die Arbeitszeit bedenkt, die die Herstellung benötigt. Wir werden uns daran gewöhnen müssen. Ungern allerdings an die je 4€, die das alkoholfreie Veltins pro Flasche kostete.
Der zweite Teller (21€) überzeugte noch einen Tick mehr.
Warmes, nicht zu kross geröstetes „Saatenbrot“ mit vielen Körnern im, nicht auf dem Teig war mit einem fluffigen, in Lagen gebratenen und übereinander geklappten Rührei bedeckt. Ob man schmeckt, dass hier eine Junghenne definitiv zuerst da war? Lecker war es jedenfalls, buttrig, nach frischen Eiern schmeckend. Richtig gutes Rührei.
Auch der Räucheraal schön, kleine Stücke, gut zu kombinieren. Fest, nicht tranig.
So weit, so rustikal hervorragend.
Aber die weiteren, nicht angekündigte Komponenten hoben das Gericht in eine andere Liga. Knackige, junge Erbsen, auch als Öl, Radieschen, verschiedene frische Kräuter und eine Senfcrème sorgten für frisch-grüne Noten genauso wie eine leicht pikante Würzigkeit.
Eigentlich schon ein Frühlingsteller, der mich kurz vergessen ließ, dass erst noch eine selbst gewählte Zeit der kulinarischen Beschränkung wartet.
Mit der Erinnerung an diesen, leider doch nicht so kurzen Besuch, wird mir das Durchhalten deutlich leichter fallen.
Nach den Stürmen hat sich der Bahnverkehr normalisiert. Alles fährt verspätet wie eh und je. Das bescherte mir das Zeitfenster für ein schnelles Abendessen in diesem Haus der hocherhabenen Bürgerlichkeit. Wenn es sehr schnell geht, könnte es sogar mit dem nächsten Zug klappen, dachte ich so bei mir und informierte den Service über meine Zeitplanung.
Ob denn die Suppe schon heiß sei, fragte ich vorsichtshalber den Ober, der mir mit seiner sehr direkten Ansprache noch schlecht in Erinnerung war. Die... mehr lesen
Georgia Augusta Stuben im Gebhards
Georgia Augusta Stuben im Gebhards€-€€€Restaurant, Hotel055149680Goetheallee 22-23, 37073 Göttingen
3.5 stars -
"Hervorragendes Essen. Und „Service“" DerBorgfelderNach den Stürmen hat sich der Bahnverkehr normalisiert. Alles fährt verspätet wie eh und je. Das bescherte mir das Zeitfenster für ein schnelles Abendessen in diesem Haus der hocherhabenen Bürgerlichkeit. Wenn es sehr schnell geht, könnte es sogar mit dem nächsten Zug klappen, dachte ich so bei mir und informierte den Service über meine Zeitplanung.
Ob denn die Suppe schon heiß sei, fragte ich vorsichtshalber den Ober, der mir mit seiner sehr direkten Ansprache noch schlecht in Erinnerung war. Die
Auf der Homepage kein Wort, aber der Inhaber bietet via Facebook das Mobiliar und Inventar an mit dem Hinweis „Wir lösen eines unserer Restaurants in Bremen komplett auf.“ Auf Nachfrage ist es das Feines.
Auf der Homepage kein Wort, aber der Inhaber bietet via Facebook das Mobiliar und Inventar an mit dem Hinweis „Wir lösen eines unserer Restaurants in Bremen komplett auf.“ Auf Nachfrage ist es das Feines.
stars -
"Soft ending?" DerBorgfelderAuf der Homepage kein Wort, aber der Inhaber bietet via Facebook das Mobiliar und Inventar an mit dem Hinweis „Wir lösen eines unserer Restaurants in Bremen komplett auf.“ Auf Nachfrage ist es das Feines.
Geschrieben am 13.02.2022 2022-02-13| Aktualisiert am
14.04.2022
Besucht am 29.09.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 277 EUR
Die letzte Station unseres Kurzurlaubs war das schöne Weimar. Nach einer geballten Ladung Stadtgeschichte, natürlich mit Schwerpunkt Klassik (Bauhaus kommt dann wieder beim nächsten Besuch dran), wollten wir die Reise mit einem schönen Abendessen beschließen. Man gönnt sich ja sonst auch was, sag ich immer...
Das Clara war noch immer auf der Suche nach einem Chefkoch und die eigentlich favorisierte, sehr zu empfehlende Weinbar (Über 100! offene Weine und eine kleines, aber feines Menü.) hatte noch nicht wieder geöffnet. Deshalb ging es ins historisch höchst interessante Hotel Elephant, das bis vor wenigen Jahren mit dem AnnaAmalia noch ein besterntes Restaurant beheimatete. Dann entschied man sich auch am Weimarer Marktplatz, einen Gang zurück zu schalten, Chefkoch Mario Fabbri wechselte in die oben erwähnte Weinbar. Im auch namentlich entschlackten AnnA setzt man nun hauptsächlich auf ein gehobenes regionales à-la-carte-Angebot und ergänzt dies durch ein kreativeres Abendmenue, das mit 94€ für sechs Gänge aber recht selbstbewusst bepreist ist.
Bei Wasser (nur 5,1€), White Port (6,0€)
und Campari-O (9,5€, aber mit frisch gepresstem Saft) bestellten wir etwas querbeet, was auch kein Problem war. Überhaupt agierten alle Kräfte sehr kundenorientiert, gut gelaunt, mit Respekt, aber auch Selbstbewusstsein, wenn ein Gast mal etwas zu Unrecht kritisierte (Datenschutz verhindert hier nähere Angaben!). Hat richtig Spaß gemacht! Wozu aber auch das nach meinem Geschmack einfach wunderschöne, elegante, aber nicht steife Ambiente beiträgt. Schon der Gang durch die Lobby-Bar des Elephant beschwingt mich und auch der langgezogene Gastraum mit Blick in den Garten hat ebenso Stil wie ausreichend Platz, die Tische angenehm zu platzieren, so dass wir uns weder einsam, noch von einer kleinen Business-Gesellschaft gestört fühlten.
Frau Kühn im Service nahm meine Erinnerung an die Sterne-Zeit bedauernd zur Kenntnis und machte uns erst einmal mit dem aktuellen Motto vertraut: „Wir wollen einfach leckere Speisen anbieten.“ Ein Amuse gehört dazu nicht mehr, ebensowenig wie Mignardises zum Abschluss. Aber immerhin zweierlei gutes Brot begleitet von einer Linsencrème, Olivenöl, Butter und Fleur de Sel.
Der aus der Weinbegleitung heraus empfohlene Grauburgunder vom Saale-Weingut Zahn überzeugte uns nicht (genug), aber aus guten alten Zeiten fand sich noch ein feines Mosel-Gewächs, das geschmacklich voll einschlug. Zudem mit 60€ ein echtes Schnäppchen, denn im Netz werden derzeit 38€ aufgerufen. Und für genau diese Summe wurde uns sogar noch ein zweites Fläschchen für den heimischen Keller verkauft. Da das etwas länger dauerte, vermute ich mal, dass der Service auch erst im Netz nach einem Preis suchen musste;-)
Für Spaß im Glas war also gesorgt, während ich alleine mit Thüringer Wild(schwein)schinken (18€) startete, der mit Steckrübe, präsentem Basilikum und Kümmelvariationen stimmig kombiniert wurde. Die seit dem Winter 1916/17 hierzulande oft geschmähte Rübe konnte sich gut gegen die recht salzige Schweinerei behaupten, besonders durch die knackige Textur der süß-sauer eingelegten Variante. Das Kümmel-Karamell blieb entgegen meiner Besorgnis angenehm im Hintergrund und setzte sich erst gegen Ende eines Happens in Szene. Eine „irgendwie“ bekannte, rustikale Geschmackswelt, aber verfeinert und mit dem Basilikum gelungen erweitert.
Beide genossen wir dann das bei 62 Grad knapp über Läufigkeit gegarte Landei (18€), zu dem wohl gepökelter Wels in einem salzig-kühlen Kontrast stand. Natürlich begleitet von feinem Kartoffelschaum und statt Spinat hob würzig-kräuterige Petersilie das Ganze aus zu viel Molligkeit. Das und eine gute Prise Chilipulver!
Bei der Thüringer Sauerkrautsuppe mit Senfsaat (14€) wäre ich wieder solo gewesen, aber der Service hatte etwas „dagegen“. So bekam auch meine Liebste einen Teller der samtenen, vermutlich durchs Sieb gestrichenen Suppe, denn kein Fetzchen Kohl trübte die Freunde über die erfrischende Säure, die mittels der Sahne gut eingebunden war. Auf der Zunge zerplatzten die kleinen Senfkörner, vermutlich nicht die einzigen Scharfmacher. Für etwas zum Knabbern war der nicht weltbewegende, aber mit Sesam und Käse schon leckere Vollkorn-Blätterteigzopf zuständig. Nur die in der Karte angekündigte Petersilie glänzte am Gaumen durch Abwesenheit, hier wäre neben der Winzigkeit von Chiffonade ein Öl sicher nicht verkehrt gewesen. Trotzdem: Dieser Ausflug fort vom Menü geriet überraschend elegant, nicht das, was ich mir unter einem Sauerkraut-Gang vorgestellt hatte. Wie angenehm.
Vor dem Fleisch konnte ich natürlich nicht umhin, um ein Sorbet (4€) zu bitten. Die Wahl fiel auf erfrischende Passionsfrucht und die Küche präsentierte stilvoll.
Ganz gut, dass die Erfrischung kam, denn die Küche ließ sich viel Zeit mit dem nächsten Teller.
Der Hauptgang (39€) stellte dann eine Premiere dar, denn Mufflon hatte ich zuvor noch nicht probieren dürfen. In der Tat seinem zahmen Verwandten aromatisch nicht unähnlich, hatte ich spontan eine Assoziation zu Bison-Fleisch. Das perfekt medium gebratene Rückenstück war auch fester als das übliche Lamm, aber überhaupt nicht zäh. Wilder, halt. Sehr gut gelungen die Beilagen, sei es die intensiv reduzierte Sauce, der in Textur und Geschmack perfekt gelungene Haselnussbutter-Crumble, schön heiße Waldpilze oder der Kopfsalat, der in der Pfanne Röstaromen bis an die Grenze zur Bitterkeit bekommen hatte. Was auch Sinn machte, um dem kräftigen Fleisch Paroli zu bieten.
Schön, dass das AnnA einen veritablen Käsegang (16€) anbietet: Variationen von altem Gouda, Birne und Johannisbeere. Das gab schöne Kombinationsmöglichkeiten von süß, sauer, umami und salzig, dazu die vielen Konsistenzen. Nichts Weltbewegendes, aber interessant und lecker. Den von mir gewünschten Banyuls wollte der Service nur ungern bringen, da zu mächtig. Aber Hey! am Ende entscheidet der persönliche Geschmack und der Käse konnte schon was. Außerdem macht Bertrand guten Stoff, gleich nach Gebrüdern Parcé. Für mich passte das schon. Kam der süße Pyrenäe vielleicht deshalb nicht auf die Rechnung, weil er gegen den Rat des Service bestellt wurde? Nein, sicher nicht, zu kundenorientiert agiert hier das Team!
An diesem schönen Abend wollte ich den Süßen Fan nicht allein beim Dessert lassen! Zu lecker klangen Rosmarin, Cheesecake und Weinbergpfirsich (14€). Und: Endlich mal hat mich ein süßer Gang glücklich gemacht. Wie ein lockerer Flan die Quarkcreme mit den knusprigen Krümeln, kühles Rosmarineis, saftig-süßes Pfirsichragout, nicht zur Unkenntlichkeit verkocht, ein kleiner würziger Knusper durch geröstete Rosmarin-Nadeln, gegen die Süße frischer Sauerrahm. Passte alles wunderbar - Schleck, Suchtgefahr!
Auch hier spendierte das Haus etwas Süßes - Moscato d‘Asti hat in den letzten zwei, drei Jahren ein unglaubliches Comeback hingelegt. Zu Recht, wie dieses Pairing zeigte.
Und so endete ein Besuch, der auch ohne Gaumenschmeichler und Kleingebäck rundum überzeugte. „Wir wollen einfach leckere Speisen anbieten.“ Das ist dem Team des AnnA umfassend geglückt. Sollten beim nächsten Weimar-Besuch die Alternativen erneut geschlossen sein, werde ich mit Freuden wieder am Marktplatz einkehren!
Die letzte Station unseres Kurzurlaubs war das schöne Weimar. Nach einer geballten Ladung Stadtgeschichte, natürlich mit Schwerpunkt Klassik (Bauhaus kommt dann wieder beim nächsten Besuch dran), wollten wir die Reise mit einem schönen Abendessen beschließen. Man gönnt sich ja sonst auch was, sag ich immer...
Das Clara war noch immer auf der Suche nach einem Chefkoch und die eigentlich favorisierte, sehr zu empfehlende Weinbar (Über 100! offene Weine und eine kleines, aber feines Menü.) hatte noch nicht wieder geöffnet. Deshalb ging... mehr lesen
Restaurant AnnA im Hotel Elephant
Restaurant AnnA im Hotel Elephant€-€€€Restaurant, Sternerestaurant, Gourmet036438028020Markt 19, 99423 Weimar
4.5 stars -
"Vom Lob des Einfacheren" DerBorgfelderDie letzte Station unseres Kurzurlaubs war das schöne Weimar. Nach einer geballten Ladung Stadtgeschichte, natürlich mit Schwerpunkt Klassik (Bauhaus kommt dann wieder beim nächsten Besuch dran), wollten wir die Reise mit einem schönen Abendessen beschließen. Man gönnt sich ja sonst auch was, sag ich immer...
Das Clara war noch immer auf der Suche nach einem Chefkoch und die eigentlich favorisierte, sehr zu empfehlende Weinbar (Über 100! offene Weine und eine kleines, aber feines Menü.) hatte noch nicht wieder geöffnet. Deshalb ging
Ab April soll wieder Leben in das seit einigen Monaten leerstehende Café Rosengarten im Wattenmeerzentrum einziehen. Die neue Betreiberin plant frisches Obst und Kuchenspezialitäten. (Quelle: SHZ)
Ab April soll wieder Leben in das seit einigen Monaten leerstehende Café Rosengarten im Wattenmeerzentrum einziehen. Die neue Betreiberin plant frisches Obst und Kuchenspezialitäten. (Quelle: SHZ)
Café Rosengarten im Wattenmeerhaus
Café Rosengarten im Wattenmeerhaus€-€€€Cafe04844990428Klostermitteldeich 14, 25849 Pellworm
stars -
"Wiedereröffnung" DerBorgfelderAb April soll wieder Leben in das seit einigen Monaten leerstehende Café Rosengarten im Wattenmeerzentrum einziehen. Die neue Betreiberin plant frisches Obst und Kuchenspezialitäten. (Quelle: SHZ)
Infolge der Flutkatastrophe muss das Gourmetrestaurant weiterhin renoviert werden. Das Außer-Haus-Angebot kann aber ab dem 1.2.2022 auch vor Ort im Gartenpavillon verzehrt werden. Wünschen wir Chef Hoffmeister und allen Gastronom*innen bestes Wetter!
Infolge der Flutkatastrophe muss das Gourmetrestaurant weiterhin renoviert werden. Das Außer-Haus-Angebot kann aber ab dem 1.2.2022 auch vor Ort im Gartenpavillon verzehrt werden. Wünschen wir Chef Hoffmeister und allen Gastronom*innen bestes Wetter!
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"Intelligentes Kombi-Angebot" DerBorgfelderInfolge der Flutkatastrophe muss das Gourmetrestaurant weiterhin renoviert werden. Das Außer-Haus-Angebot kann aber ab dem 1.2.2022 auch vor Ort im Gartenpavillon verzehrt werden. Wünschen wir Chef Hoffmeister und allen Gastronom*innen bestes Wetter!
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An diesem heißen Sommertag waren fast alle Außenplätze belegt, aber von einer resoluten Servicekraft wurde mir ein wundersam freier Tisch unter der mächtigen Linde angeboten. Etwas misstrauisch nahm ich Platz, nicht ohne zu prüfen, ob noch klebriger Honigtau zu befürchten war. Das zwar nicht, aber ab und an fiel doch etwas aus dem Baum, so dass ich bei erster Gelegenheit an einen kleinen Zweiertisch ganz am Rande des Außenbereichs wechselte.
Der Blick war nicht ganz so prickelnd
(das leerstehende Gebäude an der Ecke Pilse wird inzwischen kernsaniert) und so erfreute mich an der Straßenmusik und den vorbeiziehenden Menschen. Einschließlich eines Fahrrad(!)-Posers und eines Insta-Girls, deren Catwalk der arme Boy gleich viermal (!) filmen musste...
Na, dachte ich so bei mir: Das ist doch eine Inspiration! Und wählte vier Gänge von der natürlich fleischlastigen Karte:
Gekühltes Gurken-Joghurt-Süppchen mit Dill (5,4€)
Carpaccio von der Schweinelende - kaltgeräuchert (10,9€)
Thüringer Wildsülze aus der Region (als Vorspeise 8,9€)
Thüringer Grillvariation W13 - Kotelett vom Duroc, Reh-Medaillon, Wildbratwurst - (26,9€)
Wenn schon, denn schon!
Die vielen Wildgerichte und die regionalen Erzeuger/Lieferanten hatten mich schon im Netz positiv angesprochen.
Zwei Bedienungen mit Berufserfahrung versorgten mich verlässlich mit Getränken und freundlich-burschikosen Ansagen. Die trockenen Sprüche gab’s gratis, für die flüssigen Erfrischungen musste ordentlich berappt werden: Schwarzbier (3,2€ für 0,25l!), Rhabarberschorle (2,6€ für 0,2l) und aufgesprudeltes Tafelwasser für 2,6€ je 0,5l, das hier als Alternative zum Mineralwasser angeboten wird.
Der Service ist den Abend über ordentlich beschäftigt, muss er auch, denn viele Touristen fragen um Platz nach, doch ohne Reservierung braucht es schon etwas Glück, genau im rechten Moment einen freien Tisch zu ergattern. Trotzdem bleibt den Damen noch Zeit für ein Lächeln im Vorübergehen, schön. Da ist es verschmerzbar, dass an eine verloren gegangene Bestellung erinnert werden musste oder die bestellten Gewürzmühlen erst am Nebentisch landeten.
Erfrischend geriet dann auch der Einstieg ins Abendessen mit einem Gurkensüppchen im Glas. Süppchen passt hier, denn übermäßig viel war es nicht.
Aber gut. Kühl, nicht zu kalt. Sämig, nicht zu dick. Prägnanter Geschmack der pürierten Gurke, der Dill nicht zu kräftig. Für einen Sommertag genau der richtige, leichte Start.
Dazu zwei Scheiben Brot, leider schon schlapp, aber das pikante mit Chili und Kurkuma überraschend lecker, gerade zur Gurke. Kein Allerweltsbrot aus dem Supermarkt.
Weiter ging es mit der kaltgeräucherten Schweinelende vom Erfurter Metzger; ein ungewöhnliches Räucherstück, oder? Egal, mal was anderes als das Rindfleisch in „Seidenpapierstärke“ das bei jedem Italiener landauf, landab kredenzt wird (und vermutlich öfter von der Metro stammt, als man denkt...). Hier waren es vermutlich mit der Maschine geschnittene Scheiben ähnlich einem Roastbeef, die vor dem Räuchern gut Salz gesehen hatten. Schmeckte mit der Rauchnote vorzüglich. Gutes Schweinefleisch, halt. Das stückige, eher trockene Pesto war mir insgesamt dann zu viel des Würzigen.
Ein kleiner Salat war zurückhaltend angemacht, aber frisch. Die krause Petersilie herrlich „deutsch“; dafür sollten die winzig kleinen Grana-Padano-Raspeln wohl an das italienische Original erinnern.
Ich freu mich immer, etwas bis dahin Unbekanntes zu probieren und bereute die Wahl nicht.
Ebensowenig bei der Thüringer Wildsülze, von der - obwohl extra als Zwischengangs-Größe bestellt - gleich drei reelle Scheiben auf dem Teller lagen. Dunkles mageres Fleisch von Reh, Wildschwein und Hirsch, des Mannheimers liebste Pilze und Zwiebeln waren üppig in den milden, das Fleisch nicht überdeckenden Aspik eingelegt. Überzogen war das Ganze mit einer leichten Vinaigrette für alle, die es saurer mögen, dazu rote Zwiebeln und Essiggurken-Scheiben. Ein perfektes kaltes Fleischgericht. Alternativ war noch reichlich Remoulade am Start, für die das Motto von Vater Klopfer gilt...
Und damit zur Grillvariation W13, bestehend aus Kotelett vom Thüringer Duroc-Schwein, einem Medaillon vom Thüringer Rehrücken und Wildbratwurst ebenfalls aus der Region. Statt der vorgesehenen mediterranen Rosmarinkartoffeln bestellte ich mir geschwenkte Schmelzklößchen und Rahmwirsing mit Zwiebeln, Speck und Backpflaume für die zusammen moderate 3€ Aufpreis berechnet wurden. When in Thuringia...
Diesmal dachte ich rechtzeitig daran, um medium gebratenes Kotelett zu bitten, kassierte aber eine herbe Abfuhr. Die Köche würden sich weigern, Schweinefleisch anders als durchgebraten heraus zu geben. Da hätten sich schon zu viele Gäste beschwert. Na, das ist eine seltsame Begründung. Schelm, wer Böses dabei denkt... Ich ergab mich wie gewohnt still leidend in mein Schicksal, das mir ein überwiegend gelungenes Stück Schweinefleisch bescherte, das nur außen zur Trockenheit tendierte. Aber schade war’s schon. Zumal das geschmacklich untadelige Stück wieder etwas abgekühlt war, was besonders der einst verlockend kross gebratenen Fettschicht nicht gutgetan hatte. Da konnten die anderen Stücke besser punkten: Klarer Sieger im Fleischdreikampf war das Rehmedaillon, das - eingewickelt in eine schützende Speckscheibe - super saftig daherkam. Gargrad gerade mal so medium, eher weniger. Warum genau geht das beim Wild, aber nicht beim Schwein vom guten Züchter?
Die mittelgrobe Wurst aus Reh und Wildschwein hatte eine deutlich wahrnehmbare Majoran-Note, war aber nicht überwürzt. Passte perfekt zum Wildgeschmack. Apropos: Röstaromen all überall: Freunde, ich sage Euch, ein Fest!
Bei den Beilagen hatte ich bzw. die Küche eine guten Griff getan. Der Wirsing nicht verkocht und nicht in viel schwerer Sahne ertränkt. Die Speckwürfel nicht zu salzig. Und die kleinen Stücke der Pflaume brachten sehr elegante süße Nuancen. Mitteldeutsches Soulfood! Die berühmten Klöße als kleine Ausgabe, ähnlich einer großen Schupfnudel geformt, hatten die richtige Textur zwischen fluffig und elastisch, genau mein Geschmack. Dazu schön in Butter geschwenkt, bis sich auch hier eine wunderbare Färbung einstellte. Hervorragend!
Und da war es auch schon, dieses „ungebetene Sättigungsgefühl“...(Das wird hier ein Klassiker werden!) Wie erfreulich, dass mir mit der Rechnung noch ein Averna aufs Haus ausgegeben wurde, als „Wiedergutmachung“ für das leicht erkaltete Schweinekotelett.
Mein Fazit ist eindeutig: Das Wenigemarkt 13 hat als Gesamtpaket richtig viel Spaß gemacht. Zwar werde ich soviel Fleisch auf einmal nicht so schnell wieder bestellen. Wem aber gut gemachte Thüringer Küche oberhalb des Mainstreams gefällt, ist hier ganz sicher richtig.