Geschrieben am 23.11.2024 2024-11-23| Aktualisiert am
24.11.2024
Besucht am 07.11.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Die gastronomische Entwicklung in Köln ist dynamisch; zumindest aus der Sicht eines nur gelegentlichen Besuchers der Domstadt. Mir kommt es vor, als ob bei jedem meiner zwei bis drei Aufenthalte im Jahr wieder ein neues, ambitioniertes Restaurant seine Pforten geöffnet hat.
Da müssen die arrivierten Anbieter sehen, wie sie das genussgeneigte Publikum halten oder zurückgewinnen.
So auch Alen Radic, der sympathische, kroatischstämmige Inhaber und Koch des Limbourg, der zwischen und vor den denkmalgeschützten roten Ziegelmauern im quirligen Belgischen Viertel vornehmlich klassisch-basierte Küche serviert. Schon seit längerem gibt es einmal im Monat den Dimanche de grand-mêre: Ein üppiges Mittagsbuffet „wie bei Oma“ - auch, aber nicht nur mit dem klassischen Sonntagsbraten. Günstige 40€ sind auch der Kurs für das aus 5(!) kleinen Gängen bestehende Mittagsangebot von Montag bis Donnerstag. Neu ist das Dinner au Champagner am ersten Sonntag im Monat. Mir war dagegen eine Neuigkeit aufgefallen, als ich auf der Suche nach einem ebenso kuscheligen wie hochwertigen Abendangebot für eine „verdiente“ Kollegin und mich war: Erstmals bietet Radic ein großes Degustations-Menü an, das mit sage und schreibe 12 Tellern nur „Highlights“ der vergangenen Jahre beinhaltet. Die dafür aufgerufenen 190€ weckten entsprechende Erwartungen zusammen mit leichten Befürchtungen bzgl. der Menge. Nun denn!
Nach einem feinen Aperitif in Seiberts Cocktail-Bar wurden wir im gut besuchten, aber nicht ausreservierten Limbourg von der bestens gelaunten Sommelière empfangen, die zusammen mit einem ebenso freundlichen Kollegen entspannt und aufmerksam den Abendservice wuppte. Angenehm und fehlerlos - volle Punktzahl.
Neben dem obligatorischen Mineralwasser (Taunusquelle 8€) kam bei einem gereiften, fantastisch frisch gebliebenen Jahrgangs-Champagner (Feuillatte, Palmes d‘Or, 2006) und einem mächtigen kalifornischen Chardonnay (Grgich Hills, 2014) niemals Durst, dafür große Begeisterung auf. Kleine, aber wirklich interessante und fair kalkulierte Weinkarte.
Schon vor dem Start des Menüs wurde Sauerteigbrot in Muffin-Form gereicht, mäßig knusprige Kruste, kompakte Krume. Spannend die drei Dips: Eine Fisch-Muschel-Krustentier-Mousse überraschend süß, die aufgeschlagene Butter startete mit deutlichem Erbsengeschmack und ging dann zu Rucola-Bitterkeit über. Ob zu salzig, blieb am Tisch streitig. Nicht dagegen, dass der leichte Frischkäse mit angenehm zitrischer Yuzu-Note am meisten überzeugte.
Tatsächlich wurde vor dem eigentlichen Start noch ein pochiertes (Wachtel?)-Ei in süffiger Hollandaise mit gehobeltem Trüffel serviert. Klassischer Schmackofatz-Happen.
In einem Holzkistchen edel präsentiert, begann das Menü augenzwinkernd: Anchovis-Pulver in die Form einer Fischgräte gepresst war natürlich ein Hingucker. Sehr knusprig. Der Fischgeschmack blieb gewollt hinter einem kräftigen, fast zu dominanten Piperaden-Gel von gelber Paprika und einer ausgleichenden Burrata-Crème zurück, so dass der Kaviar nicht nur als teure Deko diente. Dass ich mich zudem aus dem Salzbett hätte bedienen können, in dem die kleine Spielerei präsentiert wurde, fiel mir erst nach einem Hinweis des Service auf.
Beim nächsten Teller wurde es erneut kräftig: Mittelfetter Thunfischbauch (chu-toro) gebraten und von einer angegossenen Yuzu-Vinaigrette frisch aufgefangen. Das funktionierte, allerdings hätten wir uns die Jalapeño-Salsa etwas prononcierter gewünscht. Das längliche Kräuterblatt wurde uns als Popcorn-Kresse vorgestellt und schmeckte tatsächlich nach (frischem) Mais. Dass Mexiko auch ein großer Pazifik-Anrainer ist, wurde mit der Kombi kulinarisch in Erinnerung gerufen.
Im Wechsel war jetzt wieder vegetarische Leichtigkeit an der Reihe: In einem Melonensud erfreute Manuka-Honig in Form einer akkuraten Gel-Rolle mit Shiso-Frischkäse gefüllt. Auch die Blüte (und vielleicht die Blätter?) als Topping schien mir von der gesunden Myrtenart zu stammen. Fruchtsüße erhielt hier einen starken, ätherische Kräuter-Twist, der meiner Begleiterin ausnehmend gut gefiel, meinen Geschmack nicht besonders traf. Ich fremdle aber auch mit Anis, Salbei und Konsorten. Kleine Chips aus Tempurateig sorgten für Crunch, waren nur etwas zu hart geraten.
Alen Radic verwöhnte uns dann mit Carabinero in Texturen: Fester Schwanz vom Binchotan-Grill, typischer Rotgarnelengeschmack ohne die oftmals sehr dominanten Rauchnoten sonstiger Holzkohle.
Dann ein „Cappuccino“, dessen sahnige Haube die intensive Bisque etwas zu gefällig werden ließ. Und ein sehr fein gearbeitetes Cornetto aus Plankton, gefüllt mit gezupftem Carabinero, begleitet von Melonen-Gel und getoppt mit Kaviar - quasi ein Shrimps-Cocktail de luxe.
Mein Favorit an diesem Abend!
„Natürlich“ ging es süffig weiter: Gegrillter zarter Oktopus badete zusammen mit confierten Kartoffelstücken in einer Chorizo-Aioli, der trotz des Piment d‘Espelette etwas mehr Wumms gut getan hätte. Etwas gepickelter Fenchel und Brunoise von Nashi-Birne sorgten für Crunch, aber wir hätten uns auch ein ausdrucksstärkeres Obst vorstellen können.
Warum nun erneut ein ähnlich „molliger“ Teller folgte, konnten wir nicht nachvollziehen. Natürlich ist ein mit Trüffelfarce gefüllter, handwerklich fein gearbeiteter Dumpling in würziger Miso-Veloute mit frisch gehobeltem Edelpilz ein durch und durch lippenleckender Genuss.
Aber definitiv ein „problematischer“ Menü-Aufbau zu diesem Zeitpunkt.
Wir waren jedenfalls dankbar, dass der Service eine Pause anbot, die wir tatsächlich für den Gang „einmal um den Pudding“ nutzten, um Atem zu schöpfen.
Nachdem wir durch kalte Luft und Bewegung wieder aktiviert waren, wurde auch der Gaumen erfrischt - Aber wie: Nicht mit erwarteter Säure, sondern Umami, Bitterkeit und Salzigkeit!
Das Wakame-Champagner-Sorbet mit (reichlich) Kaviar war ein kleiner Geniestreich und eine Augenweide. Bravo!
Der letzte (reine) Fischgang brachte eine kleine gegrillte Tranche Kabeljau, schön saftig, die einerseits klassisch mit Spinat, andererseits mit kräftigen Shitake-Pilze und einem wohltarierten Passionsfrucht-Schaum kombiniert war. Das war intelligent zusammen gestellt und „einfach“ lecker!
Spätestens ab jetzt hatte ich doch arg zu „kämpfen“ und die Fleischgänge kamen ja noch...
Auf den ersten war ich sehr gespannt: Die Kombination Foie gras, Aal und Taube war der Papierform nach absolutes Luxusvergnügen, „drohte“ aber erneut mit viel Geschmacksträger (aka Fett). Schon optisch geriet die Portion angenehm überschaubar. Die drei Hauptdarsteller waren intelligent in Teig eingerollt, der durch Anbraten etwas Crunch bekommen hatte. Alen Radic sprach später von einer Art Tramenzzino; ich dachte eher an einen Grießteig. Geschmacklich sehr gelungen im Zusammenspiel, aber auch jeder einzelne Protagonist. Die sündige Schnitte wurde - schon fast puristisch - nur auf dem Spiegel einer dunklen, kräftigen Sauce gereicht, die ihre Taubenherkunft nicht verleugnete. Vielleicht war auch etwas Blut mit im Spiel. Jedenfalls noch ein wenig einer zweiten Sauce, vielleicht Pflaume.
Damit war für mich klar die Aufnahmefähigkeit erreicht. Was ich wirklich bedauerte, denn der Fleischteller vom US-Beef glänzte durch tolle Produkte (Flank-Steak, Schmorschulter, Pulled-beef-Praline mit Trüffelmayo), abwechslungsreich deklinierten Beilagen - Trüffel, Karotte, und Kartoffel (u.a. Millefuille) und einer bestechend intensiven Pflaumen-Sauce. Doch beim besten Willen konnte ich zu diesem Zeitpunkt nur noch an allem ein wenig knabbern; das war’s dann aber auch.
Während sich meine Begleitung tapfer durch zwei Desserts „kämpfte“,
plauderte ich vor der Tür bei einem magenberuhigenden Bénédictine angeregt mit Chef Radic, der einräumte, selbst schon an eine Verkleinerung des Menüs gedacht zu haben. Aber höchstens auf 9 bis 10 Gänge, denn „Hier soll keiner hungrig rausgehen!“
Die Worte noch im Ohr, entdeckte ich zurück im Gastraum eine schöne Käseplatte und wie es der Zufall so will, fanden sich kurz darauf auf meinem Teller (kleine!) Stücke von Brillat Savarin, Reblochon, Brie de Meaux und Blue Stilton. Gereift genug, angenehm temperiert und mit dem selbst hergestellten, reichhaltigen Früchtebrot ein genialer Abschluss.
Bei den Petit Fours und Pralinés streikte selbst meine disziplinierte Kollegin. Aber natürlich überreichte ihr unsere charmante Service-Fee sechs kleine Schmuckstücke „to-go“. Sie schmeckten auch noch am nächsten Morgen…
Übrigens nicht das einzigen Mitbringsel aus dem Limbourg: Durften wir uns doch beide ein gar nicht so kleines Fläschchen aus den verschiedenen Obstbränden und -Likören aussuchen, abgezapft und originalverkorkt nicht von Pahlgruber&Söhne sondern von Vater Radic in der Heimat. Welch nette, großzügige Geste, die so perfekt zu unserem sympathisch-geradlinigen Gastgeber passte, der uns an diesem Abend auf das Reichhaltigste verwöhnte. Es wird mit Herz und Seele gekocht; prononcierte Aromen oder intellektuelle Spielereien stehen hier nicht im Fokus. Auch bemerkenswert: Dem Zwei-Mann-Team in der kleinen Küche unterlief nicht ein einziger handwerklicher Fehler im überreichen Best-of-Potpourri.
Bravo, lieber Alen und Team, und sehr gerne À bientôt!
Die gastronomische Entwicklung in Köln ist dynamisch; zumindest aus der Sicht eines nur gelegentlichen Besuchers der Domstadt. Mir kommt es vor, als ob bei jedem meiner zwei bis drei Aufenthalte im Jahr wieder ein neues, ambitioniertes Restaurant seine Pforten geöffnet hat.
Da müssen die arrivierten Anbieter sehen, wie sie das genussgeneigte Publikum halten oder zurückgewinnen.
So auch Alen Radic, der sympathische, kroatischstämmige Inhaber und Koch des Limbourg, der zwischen und vor den denkmalgeschützten roten Ziegelmauern im quirligen Belgischen Viertel vornehmlich klassisch-basierte Küche... mehr lesen
4.5 stars -
"Feuerwerk aus Alen Kanonen" DerBorgfelderDie gastronomische Entwicklung in Köln ist dynamisch; zumindest aus der Sicht eines nur gelegentlichen Besuchers der Domstadt. Mir kommt es vor, als ob bei jedem meiner zwei bis drei Aufenthalte im Jahr wieder ein neues, ambitioniertes Restaurant seine Pforten geöffnet hat.
Da müssen die arrivierten Anbieter sehen, wie sie das genussgeneigte Publikum halten oder zurückgewinnen.
So auch Alen Radic, der sympathische, kroatischstämmige Inhaber und Koch des Limbourg, der zwischen und vor den denkmalgeschützten roten Ziegelmauern im quirligen Belgischen Viertel vornehmlich klassisch-basierte Küche
Die Malzmühle liegt in der Nähe vom Heumarkt. Es ist ein bekanntes Brauhaus. Das Mühlen Kölsch wurde auch noch lange vor Ort gebraut. Die Besitzer-Familie übernahm jedoch einige weitere Brauhäuser und Gaststätten. Da wurde es etwas eng am Stammhaus.
Doch die Lösung: Man kaufte einfach die Sünner-Brauerei in Köln Kalk. Nun wird das Mühlen Kölsch dort hergestellt. Sünner Kölsch gibt es auch weiterhin; aber die Rezeptur wurde verändert. Sünner ist nun milder und hat weniger Ecken (für mich eigentlich schade; denn ich mochte die herben Töne vorher viel lieber.
Außer im Brauhaus am Heumarkt das Kölsch in rund 150 Kneipen und Gaststätten im Großraum Köln ausgeschenkt. Im März 2020 übernahm die Brauerei das Kölner Traditionsbrauhaus Em Kölsche Boor am Eigelstein auch noch.
Im Januar 2022 übernahm die Brauerei zur Malzmühle die Brauerei Gebr. Sünner in Köln-Kalk und verlagerte ihre ganze Produktion dorthin.
Vor der Übernahme der Brauerei Sünner prüfte die Brauerei ein Grundstück in Köln-Lövenich für einen Brauerei-Neubau, da aufgrund der innerstädtischen Lage am Heumarkt keine Erweiterung der Produktionskapazitäten möglich war.
Ambiente
Das Brauhaus hat mehrere Bereiche als Gastraum. Alles ist gediegen eingerichtet. Das Haus ist auch bei Touristen beliebt. Wenn man „sicher“ einen Platz am Tisch haben will, sollte man reservieren.
Wir (mein Kumpel und ich) kamen am Nachmittag vorbei. Es gab noch einige Tische, die nicht besetzt waren, aber Reservierungszettel hatten.
Der Köbes sagte, wenn wir bis 18 Uhr weg sein sollten, könnten wir Platz nehmen.
Das Angebot nahmen wir gerne an.
Wir wollten nicht lange essen, sondern ein paar Kölsch trinken und uns unterhalten.
Der Kellner bot die Karte zwar an, aber sagte auch gleich, dass wir natürlich auch nur Kölsch bekämen.
Und so geschah es auch – der gute Mann versorgte uns schnell und freundlich. Kaum war ein Glas nur noch halb voll, brachte er schon Nachschub vorbei.
Und ab kurz vor 6 wurden auch schon andere Tische im Raum zusammen geschoben. Kurz nach 18 Uhr strömten dann auch ganze Heerscharen von jungen Leuten herein und besetzten die Tischreihen.
Wir hatten schon bezahlt und machten pünktlich Platz.
Sanitär
Die Anlagen befinden sich im Keller. Und auch eine „Klofrau“ sorgt vor Ort für Sauberkeit (und erwartet auch Trinkgeld – aber als Gast wird man nicht „gezwungen“ - wir waren ja nicht so lange im Brauhaus, dass es zu einer „Belastung“ geworden wäre.
Service
Die Kellner (Köbes genannt in Köln) waren alle freundlich und aufmerksam.
Die Karte(n)
Wir hatten ja keinen Hunger, weil wir mittags essen waren, aber die Preise für Kleinigkeiten könnten einem schon etwas Angst einjagen:
Halve Metthappen - Halbes Brötchen mit Mett und Zwiebeln - 4,10 €
Halve Hahn - Mittelalter Gouda mit Röggelchen und Butter - 7,80 €
Currywurst mit hausgemachter Sauce und Pommes frites - 16,00 €
Haxe met Röggelche (1200 g) Knusprige Schweinshaxe mit Röggelchen - 28,50 €
Getränke
Mühlen Kölsch 0,2 l – 2,30 €
Preis-Leistungs-Verhältnis
Mir erscheinen die Preise in den Brauhäusern für Essen zu hoch – da gehe ich lieber zum Bäcker oder speise in einem Restaurant zu Mittag.
Aber das frische Kölsch vom Fass schmeckt einfach zu gut, dass ich darauf verzichten möchte.
Fazit
3 – wenn es sich ergibt – es macht einfach Freude mit Freunden ein paar Gläser zu trinken und zusammen zu quatschen. Darauf will ich zur Zeit noch nicht verzichten.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Allgemein
Die Malzmühle liegt in der Nähe vom Heumarkt. Es ist ein bekanntes Brauhaus. Das Mühlen Kölsch wurde auch noch lange vor Ort gebraut. Die Besitzer-Familie übernahm jedoch einige weitere Brauhäuser und Gaststätten. Da wurde es etwas eng am Stammhaus.
Doch die Lösung: Man kaufte einfach die Sünner-Brauerei in Köln Kalk. Nun wird das Mühlen Kölsch dort hergestellt. Sünner Kölsch gibt es auch weiterhin; aber die Rezeptur wurde verändert. Sünner ist nun milder und hat weniger Ecken (für mich eigentlich schade; denn... mehr lesen
Brauerei zur Malzmühle
Brauerei zur Malzmühle€-€€€Restaurant, Brauhaus022192160613Heumarkt 6, 50667 Köln
4.0 stars -
"Das Brauhaus hat Charme" kgsbusAllgemein
Die Malzmühle liegt in der Nähe vom Heumarkt. Es ist ein bekanntes Brauhaus. Das Mühlen Kölsch wurde auch noch lange vor Ort gebraut. Die Besitzer-Familie übernahm jedoch einige weitere Brauhäuser und Gaststätten. Da wurde es etwas eng am Stammhaus.
Doch die Lösung: Man kaufte einfach die Sünner-Brauerei in Köln Kalk. Nun wird das Mühlen Kölsch dort hergestellt. Sünner Kölsch gibt es auch weiterhin; aber die Rezeptur wurde verändert. Sünner ist nun milder und hat weniger Ecken (für mich eigentlich schade; denn
Nach einem Einkauf in Köln habe ich mich mit einem alten Kumpel in Kalk getroffen. Gegessen hatte ich vorher schon und wir wollten uns über alte Zeiten unterhalten (ich habe auch ein paar Jahre in Kalk gewohnt – und es hat sich vieles verändert – aber nicht das GMG).
Diese Eckkneipe gibt es wohl schon „ewig“. Der Name kommt wohl von einer Brauerei in Bayern (aber seit 2010 geschlossen).
In Köln wurde früher nämlich viel Bier aus dem Ruhrgebiet (Pils, Export) und auch aus Bayern (Weizen, Helles) getrunken.
Erst nach dem 2. Weltkrieg kam langsam das Kölsch in der Stadt wieder auf und wurde dann zu einem Erfolgsmodell.
Viele Brauereien im Rheinland und Umgebung stellten „plötzlich“ „Kölsch“ her (Grenadier Kölsch, Frankfurt; Knappen Kölsch, Königshoven; Küppers Kölsch, Wuppertal; Cramer Kölsch Wollersheim; Bürger Kölsch Euskirchen etc.).
Aber durch die Kölsch-Konvention wurde das grundsätzlich auf das Kölner Stadtgebiet beschränkt (Ausnahmen: Zunft Kölsch, Wiehl; Peters Kölsch Monheim etc.).
Ambiente
Die Bläck Fööss haben bereits 1977 im Song „En unserem Veedel“ gesungen: "Wie soll dat nur wigger jon, wat bliev dann hück noch ston, die Hüsjer un Jasse die Stündcher beim Klaafe, es dat vorbei? ...
En d'r Weetschaff op d'r Eck ston die Männer an d'r Thek'... ."
Die Eckkneipe, die an einer Straßenmündung steht, tägliche Öffnungszeiten hat und sich das ganze Veedel dort trifft, gibt es schon lange – nur noch ganz selten! Früher fast an jeder Ecke.
Aber in Köln Kalk (Ecke Breuerstraße – Kalker Hauptstraße) gibt es so ein „Goldstück“ tatsächlich doch noch:
Nur Barzahlung - Hunde erlaubt! Täglich von 10 bis in die Nacht geöffnet.
An der Theke eine Reihe Hocker und im kleinen Gastraum ein paar Tische.
An einer Säule hängt ein Spielautomat – früher Groschengrab genannt.
Etwas weiter befindet sich eine Dartscheibe an der Wand.
Und die Kiste (Sparschrank) vom Sparverein ist auch noch vorhanden und wird aktiv genutzt.
Wer also einfach sein Kölsch trinken möchte und es gerne urig bzw. traditionell hat, ist im GMG genau richtig.
Das Personal ist freundlich, die Gäste stehen an der Theke oder sitzen an Tischen und unterhalten sich.
Nur die Musik aus Boxen an den Wänden ist mir zu laut – aber schon sehr gut z.B. „Smoke on the water“ von Deep Purple (1972) und andere Klassiker aus den Jahren laufen pausenlos vom „Band“.
Getränke
Sion Kölsch 0,2 l – 1,60 €.
Ich kenne kein Lokal, wo so preiswert Kölsch serviert wird!!!
Im Brauhaus Sion in der Altstadt sind zum Beispiel 2,30 € fällig.
Und – ich mag Sion recht gerne – mein Lieblingskölsch ist jedoch Gaffel – ein paar andere (Mühlen, Schreckenskammer, Päffgen) finde ich auch ganz gut. Früh und Reissdorf stehen hingegen bei mir eher unten auf der Liste.
Das Sion Brauhaus In Köln Innenstadt wurde im 2. Weltkrieg (1942/43) völlig zerstört. Nach dem Wiederaufbau (1951) durfte aber nicht mehr in der Altstadt gebraut werden.
So ließ Hans Sion sein Kölsch bei anderen Herstellern (Lohnsud) machen. Er erkannte auch die Chancen ein regionales Bier (Kölsch) zu vermarkten, denn damals waren unter anderem Pils-Marken auch in Köln beliebt.
Nach und nach erkannten auch die meisten anderen Kölner Brauer, dass das der richtige Weg sei und setzen alle auf das helle Regionalbier (seit 1985 mit geschützter Herkunftsbezeichnung).
Seit 1994 gehört Sion zum Haus Kölscher Brautradition und ist dort eine Premiummarke (Sester Kölsch | Sion Kölsch | Peters Kölsch | Küppers Kölsch | Gilden Kölsch | Dom Kölsch). Damit gehört Sion zur Radeberger Gruppe und schließlich dadurch zum Oetker-Konzern.
Fazit
3 – wenn es sich ergibt. Ich wohne nicht in Kalk und besonderes Essen gibt es dort auch nicht. Aber wenn ich vor Ort bin, ist es sicher ein interessanter Punkt (vielleicht ist die Musik etwas leiser und ich kann mich mit alten Bekannten dort dann gut unterhalten. Reden und trinken stehen dabei sicher im Vordergrund - vielleicht auch ein Mettbrötchen oder ein Halve Hahn).
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Allgemein
Nach einem Einkauf in Köln habe ich mich mit einem alten Kumpel in Kalk getroffen. Gegessen hatte ich vorher schon und wir wollten uns über alte Zeiten unterhalten (ich habe auch ein paar Jahre in Kalk gewohnt – und es hat sich vieles verändert – aber nicht das GMG).
Diese Eckkneipe gibt es wohl schon „ewig“. Der Name kommt wohl von einer Brauerei in Bayern (aber seit 2010 geschlossen).
In Köln wurde früher nämlich viel Bier aus dem Ruhrgebiet (Pils, Export) und... mehr lesen
4.0 stars -
"Urige Kneipe" kgsbusAllgemein
Nach einem Einkauf in Köln habe ich mich mit einem alten Kumpel in Kalk getroffen. Gegessen hatte ich vorher schon und wir wollten uns über alte Zeiten unterhalten (ich habe auch ein paar Jahre in Kalk gewohnt – und es hat sich vieles verändert – aber nicht das GMG).
Diese Eckkneipe gibt es wohl schon „ewig“. Der Name kommt wohl von einer Brauerei in Bayern (aber seit 2010 geschlossen).
In Köln wurde früher nämlich viel Bier aus dem Ruhrgebiet (Pils, Export) und
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Da müssen die arrivierten Anbieter sehen, wie sie das genussgeneigte Publikum halten oder zurückgewinnen.
So auch Alen Radic, der sympathische, kroatischstämmige Inhaber und Koch des Limbourg, der zwischen und vor den denkmalgeschützten roten Ziegelmauern im quirligen Belgischen Viertel vornehmlich klassisch-basierte Küche serviert. Schon seit längerem gibt es einmal im Monat den Dimanche de grand-mêre: Ein üppiges Mittagsbuffet „wie bei Oma“ - auch, aber nicht nur mit dem klassischen Sonntagsbraten. Günstige 40€ sind auch der Kurs für das aus 5(!) kleinen Gängen bestehende Mittagsangebot von Montag bis Donnerstag. Neu ist das Dinner au Champagner am ersten Sonntag im Monat. Mir war dagegen eine Neuigkeit aufgefallen, als ich auf der Suche nach einem ebenso kuscheligen wie hochwertigen Abendangebot für eine „verdiente“ Kollegin und mich war: Erstmals bietet Radic ein großes Degustations-Menü an, das mit sage und schreibe 12 Tellern nur „Highlights“ der vergangenen Jahre beinhaltet. Die dafür aufgerufenen 190€ weckten entsprechende Erwartungen zusammen mit leichten Befürchtungen bzgl. der Menge. Nun denn!
Nach einem feinen Aperitif in Seiberts Cocktail-Bar wurden wir im gut besuchten, aber nicht ausreservierten Limbourg von der bestens gelaunten Sommelière empfangen, die zusammen mit einem ebenso freundlichen Kollegen entspannt und aufmerksam den Abendservice wuppte. Angenehm und fehlerlos - volle Punktzahl.
Neben dem obligatorischen Mineralwasser (Taunusquelle 8€) kam bei einem gereiften, fantastisch frisch gebliebenen Jahrgangs-Champagner (Feuillatte, Palmes d‘Or, 2006) und einem mächtigen kalifornischen Chardonnay (Grgich Hills, 2014) niemals Durst, dafür große Begeisterung auf. Kleine, aber wirklich interessante und fair kalkulierte Weinkarte.
Schon vor dem Start des Menüs wurde Sauerteigbrot in Muffin-Form gereicht, mäßig knusprige Kruste, kompakte Krume. Spannend die drei Dips: Eine Fisch-Muschel-Krustentier-Mousse überraschend süß, die aufgeschlagene Butter startete mit deutlichem Erbsengeschmack und ging dann zu Rucola-Bitterkeit über. Ob zu salzig, blieb am Tisch streitig. Nicht dagegen, dass der leichte Frischkäse mit angenehm zitrischer Yuzu-Note am meisten überzeugte.
Tatsächlich wurde vor dem eigentlichen Start noch ein pochiertes (Wachtel?)-Ei in süffiger Hollandaise mit gehobeltem Trüffel serviert. Klassischer Schmackofatz-Happen.
In einem Holzkistchen edel präsentiert, begann das Menü augenzwinkernd: Anchovis-Pulver in die Form einer Fischgräte gepresst war natürlich ein Hingucker. Sehr knusprig. Der Fischgeschmack blieb gewollt hinter einem kräftigen, fast zu dominanten Piperaden-Gel von gelber Paprika und einer ausgleichenden Burrata-Crème zurück, so dass der Kaviar nicht nur als teure Deko diente. Dass ich mich zudem aus dem Salzbett hätte bedienen können, in dem die kleine Spielerei präsentiert wurde, fiel mir erst nach einem Hinweis des Service auf.
Beim nächsten Teller wurde es erneut kräftig: Mittelfetter Thunfischbauch (chu-toro) gebraten und von einer angegossenen Yuzu-Vinaigrette frisch aufgefangen. Das funktionierte, allerdings hätten wir uns die Jalapeño-Salsa etwas prononcierter gewünscht. Das längliche Kräuterblatt wurde uns als Popcorn-Kresse vorgestellt und schmeckte tatsächlich nach (frischem) Mais. Dass Mexiko auch ein großer Pazifik-Anrainer ist, wurde mit der Kombi kulinarisch in Erinnerung gerufen.
Im Wechsel war jetzt wieder vegetarische Leichtigkeit an der Reihe: In einem Melonensud erfreute Manuka-Honig in Form einer akkuraten Gel-Rolle mit Shiso-Frischkäse gefüllt. Auch die Blüte (und vielleicht die Blätter?) als Topping schien mir von der gesunden Myrtenart zu stammen. Fruchtsüße erhielt hier einen starken, ätherische Kräuter-Twist, der meiner Begleiterin ausnehmend gut gefiel, meinen Geschmack nicht besonders traf. Ich fremdle aber auch mit Anis, Salbei und Konsorten. Kleine Chips aus Tempurateig sorgten für Crunch, waren nur etwas zu hart geraten.
Alen Radic verwöhnte uns dann mit Carabinero in Texturen: Fester Schwanz vom Binchotan-Grill, typischer Rotgarnelengeschmack ohne die oftmals sehr dominanten Rauchnoten sonstiger Holzkohle.
Dann ein „Cappuccino“, dessen sahnige Haube die intensive Bisque etwas zu gefällig werden ließ. Und ein sehr fein gearbeitetes Cornetto aus Plankton, gefüllt mit gezupftem Carabinero, begleitet von Melonen-Gel und getoppt mit Kaviar - quasi ein Shrimps-Cocktail de luxe.
Mein Favorit an diesem Abend!
„Natürlich“ ging es süffig weiter: Gegrillter zarter Oktopus badete zusammen mit confierten Kartoffelstücken in einer Chorizo-Aioli, der trotz des Piment d‘Espelette etwas mehr Wumms gut getan hätte. Etwas gepickelter Fenchel und Brunoise von Nashi-Birne sorgten für Crunch, aber wir hätten uns auch ein ausdrucksstärkeres Obst vorstellen können.
Warum nun erneut ein ähnlich „molliger“ Teller folgte, konnten wir nicht nachvollziehen. Natürlich ist ein mit Trüffelfarce gefüllter, handwerklich fein gearbeiteter Dumpling in würziger Miso-Veloute mit frisch gehobeltem Edelpilz ein durch und durch lippenleckender Genuss.
Aber definitiv ein „problematischer“ Menü-Aufbau zu diesem Zeitpunkt.
Wir waren jedenfalls dankbar, dass der Service eine Pause anbot, die wir tatsächlich für den Gang „einmal um den Pudding“ nutzten, um Atem zu schöpfen.
Nachdem wir durch kalte Luft und Bewegung wieder aktiviert waren, wurde auch der Gaumen erfrischt - Aber wie: Nicht mit erwarteter Säure, sondern Umami, Bitterkeit und Salzigkeit!
Das Wakame-Champagner-Sorbet mit (reichlich) Kaviar war ein kleiner Geniestreich und eine Augenweide. Bravo!
Der letzte (reine) Fischgang brachte eine kleine gegrillte Tranche Kabeljau, schön saftig, die einerseits klassisch mit Spinat, andererseits mit kräftigen Shitake-Pilze und einem wohltarierten Passionsfrucht-Schaum kombiniert war. Das war intelligent zusammen gestellt und „einfach“ lecker!
Spätestens ab jetzt hatte ich doch arg zu „kämpfen“ und die Fleischgänge kamen ja noch...
Auf den ersten war ich sehr gespannt: Die Kombination Foie gras, Aal und Taube war der Papierform nach absolutes Luxusvergnügen, „drohte“ aber erneut mit viel Geschmacksträger (aka Fett). Schon optisch geriet die Portion angenehm überschaubar. Die drei Hauptdarsteller waren intelligent in Teig eingerollt, der durch Anbraten etwas Crunch bekommen hatte. Alen Radic sprach später von einer Art Tramenzzino; ich dachte eher an einen Grießteig. Geschmacklich sehr gelungen im Zusammenspiel, aber auch jeder einzelne Protagonist. Die sündige Schnitte wurde - schon fast puristisch - nur auf dem Spiegel einer dunklen, kräftigen Sauce gereicht, die ihre Taubenherkunft nicht verleugnete. Vielleicht war auch etwas Blut mit im Spiel. Jedenfalls noch ein wenig einer zweiten Sauce, vielleicht Pflaume.
Damit war für mich klar die Aufnahmefähigkeit erreicht. Was ich wirklich bedauerte, denn der Fleischteller vom US-Beef glänzte durch tolle Produkte (Flank-Steak, Schmorschulter, Pulled-beef-Praline mit Trüffelmayo), abwechslungsreich deklinierten Beilagen - Trüffel, Karotte, und Kartoffel (u.a. Millefuille) und einer bestechend intensiven Pflaumen-Sauce. Doch beim besten Willen konnte ich zu diesem Zeitpunkt nur noch an allem ein wenig knabbern; das war’s dann aber auch.
Während sich meine Begleitung tapfer durch zwei Desserts „kämpfte“,
plauderte ich vor der Tür bei einem magenberuhigenden Bénédictine angeregt mit Chef Radic, der einräumte, selbst schon an eine Verkleinerung des Menüs gedacht zu haben. Aber höchstens auf 9 bis 10 Gänge, denn „Hier soll keiner hungrig rausgehen!“
Die Worte noch im Ohr, entdeckte ich zurück im Gastraum eine schöne Käseplatte und wie es der Zufall so will, fanden sich kurz darauf auf meinem Teller (kleine!) Stücke von Brillat Savarin, Reblochon, Brie de Meaux und Blue Stilton. Gereift genug, angenehm temperiert und mit dem selbst hergestellten, reichhaltigen Früchtebrot ein genialer Abschluss.
Bei den Petit Fours und Pralinés streikte selbst meine disziplinierte Kollegin. Aber natürlich überreichte ihr unsere charmante Service-Fee sechs kleine Schmuckstücke „to-go“. Sie schmeckten auch noch am nächsten Morgen…
Übrigens nicht das einzigen Mitbringsel aus dem Limbourg: Durften wir uns doch beide ein gar nicht so kleines Fläschchen aus den verschiedenen Obstbränden und -Likören aussuchen, abgezapft und originalverkorkt nicht von Pahlgruber&Söhne sondern von Vater Radic in der Heimat. Welch nette, großzügige Geste, die so perfekt zu unserem sympathisch-geradlinigen Gastgeber passte, der uns an diesem Abend auf das Reichhaltigste verwöhnte. Es wird mit Herz und Seele gekocht; prononcierte Aromen oder intellektuelle Spielereien stehen hier nicht im Fokus. Auch bemerkenswert: Dem Zwei-Mann-Team in der kleinen Küche unterlief nicht ein einziger handwerklicher Fehler im überreichen Best-of-Potpourri.
Bravo, lieber Alen und Team, und sehr gerne À bientôt!