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NO ORDINARY ITALIAN
OSTERIA PARMA
FOOD. WINE. BISTRO.
auch wenn ein Start mit ausschließlich Take-away und Lieferservice sicherlich ganz schön holperig ist. Drinnen sieht es aber schon sehr nett und modern aus, weit entfernt von der angestaubten „Gemütlichkeit“ der Schwarzwaldstuben, die vorher in diesen Räumen arglosen Touristen aufgelauert hatten, die aber schon in vorpandemischen Zeiten den Kochlöffel abgegeben hatten. Die Osteria Parma ist also gerüstet für den Moment, wo auch in Baden-Württemberg zumindest die Außengastronomie ihre Gartentore öffnet. (Wenn ich allerdings gerade zum Fenster rausschaue, beneide ich die Saarländer nicht.)
Die Betreiber haben sich nichts Geringeres vorgenommen, als Kultur und Küche der Emilia Romagna nach Deutschland zu bringen. Auf der ansprechend gestalteten Website findet man eine Speisekarte, die für ein Take-away ausgesprochen üppig und vielfältig ist. Fast alles ist da, Antipasti, Pasta e Risotto, Secondi di Carne (zur Enttäuschung meiner Frau leider kein einziger Pesce), Insalate, Pizza, Pizza Gourmet (tatsächlich eine eigene Sektion!), Sandwich Gourmet und Dessert. Die Preise eher gehoben, aber es soll ja auch kein ordinärer Italiener sein.
Ein repräsentativer Querschnitt durchs Angebot, wie ihn sich der geschätzte Kollege Shaney jeden Freitagabend aus Solinger Küchen nach Hause bringen lässt, stand nicht zur Debatte, da fehlt uns schlicht die Kapazität, deshalb beschieden wir uns mit einem Osteria Caesar Salat (14,90), dem Pizza-Flaggschiff La Gran Pizza dell’Osteria (stolze 17,50, das Flaggschiff halt) und einem Tiramisù Foresta Nera (7,50), das alles bei kostenloser Lieferung.
Die Bestellung bei der freundlichen Restaurantleiterin war angenehm und die Lieferung (durch den ebenso freundlichen Chef persönlich) eine halbe Stunde später auf die Minute pünktlich. Es ist aber auch nur ein Kilometer, da sollte das klappen. Pizza im Styroporkasten, die kalten Sachen in einer Papiertüte, Dressing separat, bis hier also alles prima.
Die Gerichte wurden geteilt, wobei meine Frau den Schwerpunkt eher auf den Salat, ich eher auf die Pizza legte. Fangen wir mit der mal an.
Es ist kein Geheimnis, dass Pizza dann am besten ist, wenn sie gerade aus dem Ofen gezogen wurde, und sich deshalb zum Ausliefern eher nicht so eignet. Wegen der kurzen Distanz war ich trotzdem guter Hoffnung, dass sie einigermaßen heiß hier ankommen würde.
Das royale Stück war üppigst belegt mit einem schönen Tomatensugo, Mozzarella von der Kuh (fior di latte) und der Büffelin (bufala), einer unglaublichen Menge Culatello di Zibello (köstlicher roher Parmaschinken), eingelegten Artischocken und einer recht flüssigen Parmesanmousse. Ach, hätte ich sie vor Ort verspeist, der Genuss hätte wahrscheinlich nicht größer sein können. Leider war sie bei Ankunft auf nur noch knapp über Raumtemperatur abgekühlt und komplett durchgeweicht.
Flüssigpizza
Auf dem Foto kann man sehen, wie es unten raussuppt. Die Stücke in die Hand zu nehmen und abzubeißen, daran war nicht zu denken, auch der Transfer vom Karton auf einen Teller gestaltete sich schwierig und führte zu einer gewissen Beeinträchtigung der äußeren Erscheinung.
Leichte Transportschäden
Es war wirklich ein Jammer um die feinen Zutaten, man ahnte, wie gut alles hätte schmecken können, auch der Fior di Latte, der temperaturbedingt und im Gegensatz zum Boden deutlich an Aldentität zugenommen hatte.
Liebesgrüße aus Parma
Das Ärgerliche ist: Man hätte es sich denken können... In der Karte steht ja geschrieben, dass etliche der Beläge erst nach dem Backen draufkommen, nämlich Büffelmozzarella, Artischocken, Schinken und Mousse, sicher alles aus dem Kühlschrank. Das war eine solche Menge, dass die arme Pizza gar nicht anders konnte, als gemäß dem 2. Hauptsatz der Thermodynamik einen Temperaturausgleich zu erleiden. Im Restaurant mag das vielleicht funktionieren, wenn auch im Rahmen eines Wettessens gegen die Zeit, aber im außer-Haus-Service nicht. Keine Ahnung, weshalb die Artischocken nicht mitgebacken wurden, denen hätten der Ofen sicher nicht geschadet, aber zumindest hätte man sie vorwärmen können, und den Schinken auch. Hätte, hätte, Lieferkette...
Wenn das der Caesar wüsste...
Der Caesar-Salat war eine Variation mit Rucola, Tomaten und einer respektablen Menge zarten, gut gewürzten Hähnchens. Keine Sardellen, was meiner Frau aber sehr recht war, da ihr empfindlicher Magen zur Zeit nicht nach Salzigem verlangt, und, o Schreck, keine Croûtons, obwohl sie bei den Zutaten aufgeführt waren. Die hatte man vergessen. Das hausgemachte Dressing war allerdings ein Traum. Zeit für ein Tellerfoto gab es nicht, da der Verzehr der Pizza keinen Aufschub zuließ. Aufzuhübschen gab es da ohnehin nicht viel.
Ein Tiramisù, das ein besseres Foto verdient hätte
Eigentlich waren wir danach so satt, dass wir einstimmig beschlossen, das Tiramisù auf den Nachmittag zu vertagen. Nur ein bisschen probieren... Zehn Minuten später war es weg. Die aromatischen Kirschen, die herrliche Mascarponecreme und das in reichlichen Mengen vom Biskuit absorbierte Kirschwasser machten jeden Widerstand zwecklos. Ein schönes Finale eines durchweich..., sorry, durchwachsenen Mittagsmahls, bei dem ebenfalls die Löffel schneller waren als die Kamera.
Einen erfreulichen Epilog gab es am nächsten Tag, als ich im Restaurant anrief, um ein Feedback zu unserer Erfahrung zu geben. Wenn ich je den Eindruck hatte, dass Kritik und Anregungen auf offene Ohren fielen, dann war es diesmal. Und so kann auch ein nicht so tolles Essen am Ende ein gutes Gefühl hinterlassen und den Gast darin bestärken, es wieder zu versuchen.
Ein Fazit zu ziehen, fällt bei so einer ambivalenten Performance nicht leicht. Die Pizza, die frisch aus dem Ofen ein Festmahl hätte sein können, war eigentlich keine Pizza mehr. Der Salat war sehr lecker, allerdings nicht richtig caesarenhaft. Der Nachtisch schließlich war ein perfektes italienisch-schwarzwälderisches Crossover, wie es sich für ein italienisches Restaurant im Schwarzwald gehört - 3,5 Punkte fürs Essen.
Am Service – dazu zähle ich auch das Feedbackgespräch – gab es überhaupt nichts auszusetzen, schon gar nicht an der kostenlosen Lieferung – volle 5 Punkte.
Das Tiramisù sehr günstig, voll ausreichend für zwei, der feine, wenn auch brotlose Salat normal, die Pizza gemessen an dem, was den Ofen verließ, preislich gerechtfertigt, gemessen an dem, was auf den Tisch kam, natürlich nicht – 3,5 Punkte fürs PLV.
Wenn SARS-CoV-2 uns eines Tages aus dem Würgegriff entlässt, werden wir auf jeden Fall auf der schönen Außenterrasse die anderen Pizzen der Osteria probieren. Bis dahin würden wir eher was Sicheres bestellen, das die Anfahrt gut übersteht. Aber jetzt wird sowieso erst mal wieder selber gekocht.
Als anspruchsvolles italienisches Restaurant, vor allem eines mit regionalem Fokus, wird die Osteria Parma eine schöne Bereicherung für die Gastroszene Bad Herrenalbs. Möge sie unter diesen haarigen Bedingungen so lange durchhalten, bis ein normaler Geschäftsbetrieb möglich ist.