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Mit bettelndem Blick und entsprechendem Verhandlungsgeschick werden 3 Personen noch im Senzanome angenommen, allerdings mit dem strikten Hinweis, dass in 55 Minuten der Tisch für neue Gäste reserviert ist und man nicht mehr mehrgängig essen könne. Bis wir uns aus den Mänteln geschält und die Taschen verstaut haben, sind es schon weniger als 50 Minuten. Der Laden brummt und vor lauter geschäftigem Lärm und Hektik kommen auch wir kaum zur Ruhe. Hier sitzt man eng beisammen in einem weihnachtlich überdekorierten Raum, bei einem immensen Lärmpegel. Laut Homepage soll das Lokal 90 Sitzplätze haben, was man kaum glauben mag. In irgendeiner Ecke liegt die verglaste Küche, davor der Weinschrank und die Treppe zu den Toiletten im UG. Bis es uns gelingt, einen Ober heranzuwinken, liegen wir schon unter einer verbleibenden Dreiviertelstunde.
Ein Blick auf die Karte verrät, dass man hier auch glutenfrei essen kann. Für ein italienisches Restaurant eine besondere Herausforderung – von Seiten der Gäste vielleicht mit ein Grund für den grossen Andrang? Für uns kein Thema. Wir wählen 1x Insalata Senzanome (16,50 Euro) und 1x Insalata Vitello (16,50 Euro), die dritte Person beschränkt sich aufgrund des Zeitproblems lieber aufs Trinken. Eine gute Idee, denn der Primitivo (0,2 Liter für 7,50 Euro) ist tiefdunkel, vollmundig, aromatisch und wurde zudem generös eingegossen. Dafür wird das Weissweinschorle (5,50 Euro) deutlich zu eiskalt serviert, was die Geschmacksnerven einfrieren lässt. Schade. Beim Bestellen können wir kaum Augenkontakt zum Ober herstellen, der hektisch nach allen Richtungen schaut und nicht sehr konzentriert bei der Sache ist. Wen verwundert´s bei diesem Trubel? Trotzdem wird aber alles korrekt ausgeliefert.
Die Salate fallen üppig aus, sind sichtlich frisch arrangiert worden und schmecken hervorragend. Wir sind begeistert. Beim Insalata Senzanome entdecken wir unter einem mächtigen Berg von Rucola viel geraspelte Möhre, reichlich Garnelen, gegrillte Auberginen, Avocadostückchen, Zwiebelringe, Tomaten. Beim Insalata Vitello dachten wir eigentlich an hauchdünne Kalbfleischscheiben wie beim Vitello Tonnato, doch der Salat ist eine Überraschung, vor allem in der Kombination. Das Kalbfleisch eher stückig, dazu Erdnüsse, reichlich Parmesan und auch hier ein Berg von Rucola. Beim Anmachen entdecken wir ein noch jungfräuliches Fläschlein Aceto Balsamico auf dem Tisch, bei dem wir erst noch den Verschluss knacken müssen. Wird jeder Tisch so frisch ausstaffiert?
Ein letzter Blick auf die Karte lässt erahnen, was man essen könnte, wenn die Zeit nicht drängen würde. Das Lokal glänzt mit einer grossen Pasta-Auswahl, z.T. auch glutenfrei. Der neuen Sparsamkeit wird mit folgendem Hinweis vorgebeugt: „Pastagericht zum Teilen? Zzgl. 3,50 Euro Servicepauschale.“ Die Fleischgerichte liegen bei etwa 30 Euro, die Pizze variieren zwischen 10 und 17 Euro. Für 3,50 Euro Aufpreis gibt’s den Pizzateig auch glutenfrei. Das erscheint angemessen angesichts des verständlichen Mehraufwands. Ein umfangreiches Angebot an Antipasti und Nachspeisen locken all jene, die mehrgängig essen wollen.
Das Lokal in zentraler Innenstadtlage ist gut erreichbar – sowohl die S-Bahn-Haltestellen Stadtmitte als auch Hauptbahnhof liegen nur wenige Gehminuten entfernt. Theater, Kino, Museen, Shoppingmeile Königstrasse, Schlossplatz sind gleich ums Eck. Für eine Unterhaltung war es in diesem trubeligen Vorweihnachtsambiente leider zu laut, doch Speisen und Getränke haben uns gemundet.